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Der geometrische Stil.

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<strong>Der</strong> g-eometvische <strong>Stil</strong>.<br />

Schranken und Vortheile, die die verschiedenen der Ausführung<br />

sich darbietenden Stoffe für formales Schaffen mit sich führen und ge-<br />

statten."<br />

So vorsichtig drückte sich der Autor aus, der, Künstler und Ge-<br />

lehrter zugleich, in höherem Maasse als irgend Einer seines Jahrhunderts<br />

die technischen Proceduren des Kunstschaffens in ihrer Gesammtheit<br />

und ihren Wechselbeziehungen überblickte und umfasste. Es geht auch<br />

aus seinen obcitirten Worten hervor, dass er sich die formenbildende<br />

Thätigkeit der „Technik" im Wesentlichen erst in vorgerücktere Zeiten<br />

der Kunstentwicklung verlegt denkt, und nicht in die ersten Anfänge<br />

des Kunstschaffens überhaupt. Und dies ist auch meine Überzeugung.<br />

Nichts liegt mir ferner als die Bedeutung der technischen Proceduren<br />

für die Um- und Fortbildung gewisser Ornamentmotive zu läugnen.<br />

Uns in dieser Beziehung die Augen geöffnet zu haben, wird immer ein<br />

unvergängliches Verdienst Gottfried Semper's bleiben. Wenn dieser<br />

Punkt im Folgenden nicht besonders verfolgt oder öfter betont sein wird,<br />

so mag man dies aus dem Umstände erklären, dass ich mir eben die<br />

besondere Aufgabe gestellt habe, die von der Technik unverdienter-<br />

maassen in Anspruch genommene schöpferische Bedeutsamkeit auf<br />

anderem Gebiete, auf demjenigen der ältesten erstgeschaffenen Kunst-<br />

formen, zu brechen. Es fällt mir darum nicht bei, der kunstmateria-<br />

listischen Bewegung der letztep 20 Jahre allen Werth und alle Bedeutung<br />

abzusprechen, oder gar damit eine Kritik der Lehre Darwin's und seiner<br />

Nachfolger zu beabsichtigen. Dass die Theorie von der technisch-<br />

materiellen Entstehung aller künstlerischen Urformen eine Phase der<br />

archäologischen Wissenschaft bedeutet die, wie die Verhältnisse lagen,<br />

nothwendigermaassen einmal durchgemacht werden musste, dafür bürgen<br />

schon die Namen ihrer ersten Bahnbrecher, Semper's und Conze's, und<br />

dafür zeugt nicht minder die schrankenlose Verbreitung, die dieselbe<br />

sofort in Alldeutschland und weit darüber hinaus gefunden hat. Nun<br />

scheint es mir aber an der Zeit sich einzugestehen, dass wir uns in<br />

Sachen der Kunst in der angedeuteten Richtung viel zu weit vorgewagt<br />

haben, und dass gewichtige Bedenken, die ich im Nachfolgenden ent-<br />

wickeln werde, es uns nahelegen, mit der Tendenz, die elementarsten<br />

Kunstschöpfungen des Menschen aus stofflich-t echnischen Prämissen zu<br />

erklären, den Rückzug anzutreten.<br />

Es wird sich in den folgenden Capiteln dieses Buches wiederholt<br />

Gelegenheit ergeben, die Stichhaltigkeit der bisher versuchten tech-<br />

nisch-materiellen Erklärungen und Ableitungen einzelner Ornamente zu<br />

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