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Der geometrische Stil.

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1. Das Pflaiizenvankenornameiit in der byzantinischen Kunst. 295<br />

Giebels ist mit einer nicht eben fein ausgeführten Gruppe von zwei<br />

Personen geschmückt, worin Gayet David und Bathseba erkennen wollte.<br />

Uns interessirt hier bloss das Ornament, das sich in dem zweimal spitz-<br />

winklig gebrochenen Bordürenbande befindet. Dieses Ornament besteht<br />

aus zwei ineinander verschlungenen Wellenranken. Die Blätter — drei-<br />

teilige Ableger des Akanthusblattes, wo nicht direkte Epigonen der<br />

flachen Halbpalmetten — zweigen nicht frei an selbständigen Stielen<br />

von der Ranke ab, sondern durchsetzen die letztere. Eines der drei<br />

Blättchen,, aus denen jedes grössere Blatt besteht, ist nach rückwärts<br />

gekrümmt, und somit als Kelchblatt aufzufassen; die beiden anderen<br />

Blätter weisen in der Richtung der Ranke. Man braucht bloss diese<br />

beiden letzteren nicht in selbständiger Ausladung zu belassen, sondern<br />

in eine feste, glatte Umrisslinie zu bannen, und wir haben eines der<br />

allergebräuchlichsten saracenischen Streifenmuster, namentlich für<br />

pilasterförmig aufsteigende Füllungen. Zu Grunde liegt wiederum<br />

nichts anderes, als die neue emancipirte Weise, die Ranke von den<br />

Spitzen der unfreien Akanthushalbblätter oder Halbpalmetten weiter zu<br />

führen. Wo aber die Ranken endgiltig auslaufen, dort bilden Voll-<br />

blätter (oder Vollpalmetten, was bei der nunmehrigen schematischen<br />

<strong>Stil</strong>isirung schwer zu entscheiden ist) die freie Endigung.<br />

Wie es das spätere häufige Vorkommen dieser Art von Ranken-<br />

verzierung in der ausgebildet saracenischen <strong>Stil</strong>isirung erwarten lässt,<br />

ist dasselbe in der byzantinischen Uebergangsfassung an Skulpturen<br />

egyptischer Provenienz noch wiederholt nachzuweisen: so bei Gayet<br />

Taf. 4 und Taf. 93. Gayet allerdings will die figürlichen Darstellungen,<br />

die damit auf Taf 4 und 6 verbunden sind, als Zeugnisse für byzan-<br />

tinischen Ursprung geltend machen und die Stücke daher für importirt<br />

ansehen. Wir, die wir Gayet's Unterscheidung zwischen einer byzan-<br />

tinischen und einer national-egyptischen Kunst im 6. und 7. Jahrhundert<br />

n. Ch. keineswegs für begründet erachten, werden auch die erwähnten<br />

Denkmäler ohne Bedenken egyptischem Ursprünge zuweisen. Aber<br />

wenn dem selbst so wäre, wie Gayet möchte, würde dies für unseren<br />

Gegenstand kein wesentlich anderes Resultat bedeuten: der zur sara-<br />

cenischen Einverleibung des Profilblattes in die Ranke treibende Zug,<br />

der sich als dem Schema von Fig. 159 zu Grunde liegend erwiesen hat,<br />

wurde ja von uns bereits an so vielen anderen Denkmälern aus dem<br />

oströmischen Reiche, auch solchen lokal konstantinopolitanischer Her-<br />

kunft, festgestellt. Es ist nur ein recht unzweideutiger und entschiedener<br />

Schritt nach der angedeuteten Richtung, den uns Fig. 159 repräsentirt,<br />

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