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Der geometrische Stil.

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Die Arabeske.<br />

tłrasranke zu erblicken — selbständig abzweigende Schösslinge in<br />

einer der Rankenbewegung entgegengesetzten Richtung — das findet<br />

sich am Friese von El-Barah deutlich beibehalten. Und auch das<br />

alte klassische Akanthusblatt ist noch klar zu erkennen. Wenn auch<br />

die verbindenden Rankenstengel schon unterdrückt sind, gleichsam eine<br />

Blattrippe wellenförmig weiterläuft, so sind doch die an der Peripherie<br />

ausladenden Zacken noch subordinirte Bestandteile eines unfreien<br />

Akanthushalbblatts, und noch nicht selbständige dreispaltige bis vier-<br />

spältige Individuen wie zu Konstantinopel. Es leidet aber keinen<br />

Zweifel: der syrische Fries ist der Ausgangspunkt, aus dem sich mit<br />

dem nächsten Schritte der Fries von St. Johannes ergeben wird. Die<br />

Stengel sind bereits unterdrückt, die Schösslinge sind abgegabelte<br />

Akanthusblätter, und — was das Wichtigste ist — die Hauptrippe dieser<br />

abzweigenden Blätter setzt sich vom Ende des Blattes hinweg weiter<br />

fort in einem Stiele, der schliesslich eine zur eckigen Palmette stilisirte<br />

Blume als freie Endigung trägt. Wir haben es also bereits mit einer<br />

ausgesprochenen Gabelranke zu thun, an die sich weitere gestielte<br />

Blüthenmotive schliessen.<br />

Die Bedeutung, die diesem syrischen Beispiele innewohnt, beruht<br />

hauptsächlich darin, dass uns damit laut und eindringlich gesagt wird,<br />

wie diese ganze Bewegung auf dem Gebiete des ornamentalen<br />

Kunstschaffens keineswegs als eine lokal-byzantinische auf-<br />

gefasst werden darf, die von Konstantinopel ausgegangen wäre und<br />

ihren Weg in die Provinzen des Reiches gefunden hätte. Die Keime<br />

waren vielmehr überall vorhanden, weil sie eben mit der griechisch-<br />

römischen Universalkunst überall hin verstreut worden waren ; auch die<br />

Kulturlage, sowie die treibenden Kräfte nach Veränderung und Fort-<br />

bildung sind im ganzen Reiche die gleichen gewesen. Ferner beweist<br />

die vortreffliche flüssige Bildung des Frieses von El-Barah — falls der<br />

Zeichner sich nicht Willkürlichkeiten erlaubt hat — gegenüber der<br />

steifen, kriechenden an der konstantinopler Johanneskirche, dass man<br />

in Dingen der dekorativen Skulptur im 5. Jahrh. in Syrien gegen<br />

Byzanz mindestens nicht im Rückstände gewesen ist. Uebrigens steht<br />

das Beispiel in Syrien nicht vereinzelt da. Einmal zeigt Taf. 121 bei<br />

de Vogüe eine ähnliche Behandlung der fortlaufenden Akanthusranke.<br />

Ferner sind die Thürbogen an der bei de Vogüe, Temple de Jerusalem<br />

Taf. V abgebildeten Porte double sowie an der goldenen Pforte mit<br />

einer fortlaufenden Akanthusranke geschmückt, die geradezu als engeres<br />

Zwischenglied zwischen El-Baral und St. Johannes bezeichnet werden darf.<br />

http://rcin.org.pl

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