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Der geometrische Stil.

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1. Das Pflaiizenvankenornameiit in der byzantinischen Kunst. 285<br />

schiedenen Stengeln aus. Auch dies entspricht nicht dem Vorgänge<br />

in der Natur, wo jede Blüthe ihren eigenen einzigen Stengel besitzt.<br />

Wir haben somit einen neuerlichen antinaturalistischen Zug zu ver-<br />

zeichnen, der für die Arabeske geradezu charakteristisch geAvorden<br />

ist. Betrachten wir doch daraufhin noch einmal Fig. 139. Links sehen<br />

wir die Gabelranken wiederholt zu kielbogenartigen Konfigurationen<br />

zusammentreten, wie es eben der Bewegung der beiden Hälften einer<br />

gesprengten Palmette entspricht. Noch deutlicher prägt sich dies in<br />

der Ecklösung rechts unten in Fig. 139 aus. Hier laufen die Gabel-<br />

ranken von zwei verschiedenen Seiten her zusammen und bilden einen<br />

Kielbogen, an den sich erst noch ein Dreiblatt als freie Endigung an-<br />

schliesst. Haben wir es nun auch an Fig. 145 noch nicht mit Gabel-<br />

ranken zu thun, w r eil die Schematisirung der vegetabilischen Einzel-<br />

motive im G. Jahrh. noch nicht entsprechend fortgeschritten gewesen<br />

ist, so ist doch die Neigung, zwei selbständige Halbmotive zu einem<br />

Vollmotiv unter einem geschweiften Winkel zusammen treten zu lassen,<br />

bereits unverkennbar. Den Anknüpfungspunkt an das Frühere, Helle-<br />

nistisch-römische, bietet hinsichtlich der geschweiften Berührungswinkel<br />

die gesprengte Palmette, ferner pompejanische Beispiele gleich Fig. 152,<br />

hinsichtlich des Zusammenlaufens der (kelchbildenden) Rankenstengel<br />

von verschiedenen Seiten her schüchterne Vorläufer gleich der oberen<br />

centralen und den seitlichen umschriebenen Palmetten in Fig. 125.<br />

<strong>Der</strong> Volutenkelch der Halbpalmetten in Fig. 145 ist wiederum auf<br />

einen fleischigen Blattkelch reducirt; hiebei ist überaus bezeichnend<br />

für die folgende Entwicklung der Umstand, dass die Kelchbildung im<br />

Stein durch eine runde Vertiefung mittels des Bohrers erfolgt ist: ein<br />

technischer Process, den sich späterhin auch die Saracenen angeeignet<br />

haben.<br />

Das unter der beschriebenen Bogenleibung befindliche Kapital<br />

zeigt in der Mitte kreisrunde Einrollungen von Ranken, an die sich<br />

seitwärts lange gesclrwungene Halbpalmetten des gesprengten Typus,<br />

innen in den Einrollungen Ableger des Akanthusblattes ähnlich Fig. 143<br />

ansetzen. Die in einander verschlungenen Kreise als Flächenmuster,<br />

grosse mit kleinen alternirend, kennen wir aus der römisch-altchrist-<br />

lichen Kunst, wo sie in die Ornamentklasse der Bandverschlingungen<br />

einzureihen sind. Dass die Byzantiner dieses Ornament mit besonderer<br />

Vorliebe gepflegt haben, wurde schon erwähnt (S. 268). Die Fortbil-<br />

dung, die die Saracenen daran geknüpft haben, hatte zur Voraussetzung<br />

eine freiere Benutzung der Bänder. Sowie in der Rankenführung sind<br />

Kie gl, <strong>Stil</strong>fragen. 20<br />

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