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Der geometrische Stil.

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282 Die Arabeske.<br />

Auch der Umstand, dass bereits in der früheren römischen Kaiser-<br />

zeit Lockerungen des griechischen Princips, die Blätter selbständig an<br />

eigenen Stielen abzweigen zu lassen, vorgekommen sind, ist Owen<br />

Jones nicht entgangen: „Die römischen Ornamente kämpften beständig<br />

gegen dieses scheinbar unbewegliche Gesetz an, ohne es zu beseitigen."<br />

Aber im Wesentlichen erschien ihm der endgiltige Schritt in justinia-<br />

nischer Zeit doch als eine spontane Erfindung, die eine ganz neue<br />

Entwicklungsreihe des Pflanzenornaments geschaffen hat. Wir waren<br />

im Stande, die frühesten Anfänge und Grundlegungen dieses Processes<br />

bis in die griechische Zeit hinauf zu verfolgen, wofür es Owen Jones<br />

hauptsächlich schon an der nöthigen Kenntniss und Uebersicht des<br />

seither durch die Forschung beigebrachten Materials gefehlt hat. Ferner<br />

glaubte Owen Jones das Wesen der ganzen Veränderung darin zu er-<br />

blicken, dass nunmehr von byzantinischer Zeit an die Blätter sich un-<br />

mittelbar von einer fortlaufenden Ranke, ohne Vermittlung selbständiger<br />

Stengel entwickeln. Darin liegt aber doch nicht der Kern der Sache.<br />

Dieser ist vielmehr in dem Umstände zu suchen, dass das Blatt seine<br />

selbständige Existenz, wie sie ihm in der Natur eigen ist, in der Dekora-<br />

tion verliert. Das Blatt zweigt nicht mehr von der Ranke ab, son-<br />

dern es durchsetzt die Ranke, verwächst mit derselben. An<br />

den byzantinischen Ornamenten von St. Johannes und der Hagia Sophia<br />

ist dieses Verhältniss noch nicht so deutlich ausgesprägt, weil die ein-<br />

zelnen Theilglieder des ursprünglichen Akanthushalbblatts der Reihe<br />

nach scheinbar selbständig von einer Ranke abzweigen. Insofern er-<br />

scheint der Process an den beiden gegebenen Beispielen erst auf halbem<br />

Wege angelangt. Das in der Arabeske ausgeprägte Schlussresultat, die<br />

Ranken von den Spitzenden der unfreien Blätter wiederum weiter<br />

laufen zu lassen, findet sich an den byzantinischen Beispielen noch<br />

nicht völlig unzweideutig zum Ausdruck gebracht. Dennoch ist es<br />

— wie wir später sehen werden — für die frühere byzantinische Kunst<br />

schon über alle Zweifel hinaus nachzuweisen.<br />

Wenden wir uns nochmals zurück zur Betrachtung von Fig. 142,<br />

wo uns noch zwei Ornamentstreifen des Kapitals zu besprechen bleiben.<br />

<strong>Der</strong> eine zieht sich zwischen den zwei krönenden Voluten des Kapitals<br />

hin und zeigt eine intermittirende Wellenranke in ihrem nackten<br />

Schema. Hier bemerken wir keine Spur von naturalistischen Bildungen :<br />

eine blosse glatte Wellenlinie schlängelt sich von Blüthe zu Blüthe.<br />

Diese letzteren zeigen den Volutenkelch der flachen Palmette in einer<br />

Reducirung, wie sie das oben erörterte Dreiblatt in Fig. 143 aufweist.<br />

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