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Der geometrische Stil.

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Die Arabeske.<br />

Zeiten ganz andere, und zwar künstlerischere Wege gegangen ist, als<br />

diejenigen des Kopirens bestimmter botanischer Species nach der Natur.<br />

Bisher haben wir bloss von den Veränderungen im ornamentalen<br />

Blattwerk gesprochen ; dasselbe erscheint aber am Architrav in Fig. 142<br />

in ein fortlaufendes Wellenschema gebracht. Es obliegt uns daher noch<br />

die Behandlung der Ranke auf diesem frühen byzantinischen Beispiele<br />

zu erörtern.<br />

Darf man im vorliegenden Falle überhaupt von einer fortlaufenden<br />

Wellenranke sprechen? Vermissen wir doch für's Erste die Rankenstengel<br />

oder Linien selbst, ferner die Abzweigung der Schösslinge in<br />

dem charakteristischen, kreisförmigen Schwünge nach rückwärts. Es<br />

bedarf einer Erinnerung an den Entwicklungsgang, den das ganze<br />

Motiv genommen hat, um auf dem Architrav in Fig. 142 eine fortlaufende<br />

Wellenranke zu erkennen.<br />

Ausgangspunkt war die blosse Ranke (Fig. 50); in die Zwickel<br />

der spiraligen Abzweigungen kamen füllende Halbpalmetten (Fig. 70).<br />

In der naturalisirenden Zeit krümmten sich die Fächer der Halbpalmetten<br />

(Bordüre von Fig. 122) oder sie wurden plastisch-perspektivisch<br />

ausgeführt als Akanthushalbblätter (Fig. 129, 130). Diese letzteren<br />

trugen aber immer noch Sorge, ihre Spitzenden auswärts zu krümmen,<br />

damit an ihrer selbständigen Individualität kein Zweifel übrig bleibe;<br />

die Ranken selbst liefen unter den Enden der Halbpalmetten hinweg<br />

weiter. An mehrfachen Beispielen (Fig. 133—136) konnten wir deutlich<br />

wahrnehmen, wie die Rankenstengel zusehends schwanden und<br />

ihre Function auf die Blätter selbst übertragen wurde. Als nun das<br />

Akanthushalbblatt seine Individualität schon darum verlor, weil es in<br />

eine Anzahl Theilglieder aufgelöst wurde, fiel vollends jeder weitere<br />

Grund hinweg, an der Fiction eines selbständig abzweigenden Blattes<br />

festzuhalten. Auf dem Architrav in Fig. 142 ist es sozusagen eine<br />

einzige Akanthusrippe, von welcher fortlaufend einzelne Zacken abzweigen.<br />

Die fortlaufende Wellenranke, die in Fig. 142 in eine Bordüre gebannt<br />

ist, dient an Fig. 144 20 ) dazu, eine grössere Fläche in freien<br />

Schwingungen auszufüllen. <strong>Der</strong> hellenistischen und früheren römischen<br />

Zeit wäre eine blosse Ranke 21 ), ohne eingestreutes figürliches u. dgl.<br />

20 ) Arkadenverzierung aus der Hagia Sophia, nach Salzenberg Taf. XV.<br />

21 ) Ebenso wie das Flechtband Vgl. S. 268. Es ist einer der entscheidendsten<br />

Punkte, in denen klassische unii spätantik-mittelalterliche Ornamentik<br />

aus einander gehen.<br />

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