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Der geometrische Stil.

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1. Das Pflaiizenvankenornameiit in der byzantinischen Kunst. 279<br />

hinaus immer noch bekannt gewesenen flachen — insbesondere der<br />

gesprengten — Palmette mag gewiss auf die <strong>Stil</strong>isirung des Dreiblattes<br />

Einfluss ' geübt haben. Dazu kommt aber noch ein Zweites von ganz<br />

wesentlicher, weil unmittelbarer Bedeutung: der Volutenkelch des by-<br />

zantinischen Dreiblattes war schon an und für sich bedingt durch die<br />

scharfe Einziehung zwischen den einzelnen ausgezackten<br />

Gliedern, in welche eben das alte Akanthusblatt zu zerfallen im Begriffe<br />

stand. Um sich davon zu überzeugen, genügt ein Blick auf die Drei-<br />

blätter, in welche die Akanthusranke auf dem Architrav in Fig. 142<br />

aufgelöst ist.<br />

Am Dreiblatt ist ferner dieKielbogenform des krönenden Blätt-<br />

clieus zu vermerken. Diese Bogenform ist bekanntlich späterhin ganz<br />

besonders charakteristisch für die saracenische <strong>Stil</strong>weise geworden.<br />

Ihr Auftreten in der oströmischen Kunst des 5. Jahrh. wird uns aber<br />

gleichfalls nicht völlig unerwartet kommen: hat doch das Akanthus-<br />

halbblatt (sowie die gesprengte Palmette) in der ganzen römischen Zeit<br />

und schon früher die ausgesprochene Tendenz nach Führung in aus-<br />

wärts gekrümmten, ausgeschweiften Linien bekundet (S. 245.)<br />

Man vergleiche alle die einschlägigen Kapitale aus den Publika-<br />

tionen von Salzenberg und Pulgher, und man wird sich alsbald davon<br />

überzeugen, dass die Auflösung, die Zerpflückung des ursprünglichen<br />

individuellen Akanthusblattes und die willkürliche Verwendung und<br />

Zusammenstellung der einzelnen Theilglieder (Fig. 143) den wesent-<br />

lichen Unterschied der justinianischen Ornamentik gegenüber der<br />

griechisch-römischen begründen. Um so entschiedener muss eine Hypo-<br />

these abgewiesen werden, welche den vermeintlich so eigenartigen<br />

Blattschnitt, d. h. die „fette und zackige" Bildung des Blattrandes,<br />

wiederum mit der ostmittelländischen Acanthus spinosa, gegenüber der<br />

italischen Acanthus mollis, in Verbindung bringen wollte 19 ). Die Stein-<br />

metzen der Justinianischen Zeit hätten nach dieser Hypothese aber-<br />

mals Blattstudien nach der Natur gemacht, wie dies heutzutage in<br />

unseren Kunstgewerbeschulen zu geschehen pflegt; oder aber sollte die<br />

Gewohnheit solchen Naturstudiums, überhaupt seit Kallimachos in un-<br />

unterbrochener Uebung geblieben sein? Gerade die Auflösung des<br />

ehemaligen Akanthusblattes in spätrömischer Zeit beweist die Unmög-<br />

lichkeit einer solchen engen Anlehnung an bestimmte Naturvorbilder,<br />

und liefert aufs Neue den Beweis, dass die ornamentale Kunst zu allen<br />

I9 ) Mitth. des deut. arch. Instit. zu Athen XIV. 280.<br />

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