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Der geometrische Stil.

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Die Arabeske.<br />

Zeit gestellt waren, vermitteln. Eine neue religiöse Vorstellungswelt,<br />

ein neuer Kultus hatten neue künstlerische Bedürfnisse und Aufgaben<br />

geschaffen. Wie wenig zwar dieselben ursprünglich ein Heraustreten<br />

aus der klassisch-antiken Dekorationswelt nothwendig erscheinen Hessen,<br />

wissen wir sattsam aus der Katakombenkunst. Erst allmälig verliess<br />

man die Orpheus- und Hermes-Typen und schuf sich selbständige, na-<br />

türlich in klassisch-traditioneller Pose und Gewandung. Aber all dies<br />

war zunächst nur sozusagen Nothbau, ermangelte der wahrhaft künstle-<br />

rischen Durchbildung und Behandlung. Es ist ein charakteristisches<br />

Merkmal der altchristlichen Bildwerke, dass an ihnen gerade auf die<br />

eigentlich künstlerischen Momente nur geringer Werth gelegt erscheint.<br />

Man suchte irgend eine testamentarische Figur, den Träger irgend<br />

einer der neuen religiösen Ideen zu verkörpern: auf Schönheit, Wohl-<br />

laut, Ebenmaass wurde wenig Gewicht gelegt. Die Form wurde von<br />

der Idee todtgeschlagen, — soweit dies nämlich bei einem Künstler, der<br />

wenigstens äusserlich noch unter dem Einflüsse der klassischen Tradition<br />

stand, eben möglich war.<br />

Freilich musste späterhin eine Zeit kommen, wo der unversieg-<br />

bare Drang nach Pflege des Formschönen wieder rege wurde und sich<br />

an den christlichen Bildwerken und Malereien zu bethätigen suchte.<br />

Auch dieser Drang wurde im byzantinischen Reiche nahezu im Keime<br />

erstickt durch den Bildersturm. Und nachdem auch die letztere Be-<br />

wegung ausgetobt hatte, war doch soviel in der Stimmung der Ge-<br />

müther zurückgeblieben, dass das Kunstschaffen auf religiösem Gebiete<br />

durch Regeln und Satzungen eng umgrenzt wurde. Wie weit sich da<br />

Schönheitsdrang und wahrer Kunstschaffenstrieb noch bethätigen konnten,<br />

ist es geschehen: dass nicht viel Raum hiezu übrig blieb, lag in der<br />

Natur der Verhältnisse. Ja diese Wiederaufnahme-der religiösen Kunst<br />

wurde — von einem gewissen Gesichtspunkt betrachtet — sogar zum<br />

Verhängnisse für die Byzantiner: das Höchste darin zu erstreben, wie<br />

es die Abendländer thaten, verwehrten ihnen ihre Satzungen, aber da<br />

doch figürlich-religiöse Darstellungen den Hauptgegenstand künstleri-<br />

schen Schaffens bilden sollten, kam man anderseits auch nicht dazu,<br />

die Kunst entschieden auf rein dekorativen Boden, auf die Befriedigung<br />

blosser menschlicher Schmuckfreudigkeit zu stellen, welchen Schritt<br />

bekanntlich die Saracenen zu ihrem Vortheile gethan haben. Schwan-<br />

kend in der Mitte zwischen dem Ringen nach dem Höchsten in der<br />

religiösen Kunst und dem Streben nach Schaffung einer möglichst voll-<br />

kommenen dekorativen Augenblicks-Augenweide, beides aber niemals<br />

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