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Der geometrische Stil.

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Die Arabeske. 271<br />

der nachfolgenden Untersuchung bilden. Nur auf einen Umstand soll<br />

noch gleich hier ausdrücklich hingewiesen werden, da derselbe in be-<br />

sonderem Maasse geeignet erscheint, das eben skizzirte Verhältniss<br />

zwischen den antiken zwickelfüllenden Palmetten und den Blumen-<br />

motiven der Arabeske verständlich zu machen : die der Natur zuwider-<br />

laufende unfreie Behandlung der Blüthen findet sich in der Arabeske<br />

in der Regel wohl an den Halbpalmetten und Gabelranken, verhältniss-<br />

mässig selten dagegen und erst in einem vorgeschritteneren Stadium<br />

der Entwicklung an den vollen Palmetten.<br />

Die Arabeske treffen wir an in sämmtlichen Ländern, die sich<br />

der Islam im Laufe der Jahrhunderte unterworfen hat. Hauptsächlich<br />

kommen hier in Betracht: Nordafrika mit Unteregypten, Syrien, Klein-<br />

asien, Mesopotamien und Persien, also im Allgemeinen jene Länder,<br />

die einstmals zum grossen römischen Universalreiche gehört hatten,<br />

und wie die Denkmäler ausnahmslos beweisen, sich durchweg die<br />

Formensprache der hellenistisch - römischen Universalkunst angeeignet<br />

hatten. In dieser Kunst spielte, wie wir gesehen haben, für die deko-<br />

rativen Aufgaben das Pflanzenrankenornament die weitaus wichtigste<br />

und tonangebende Rolle. Sehen wir nun im Mittelalter in den gleichen<br />

geographischen Gebieten abermals ein Pflanzenrankenornament, wenn<br />

auch anscheinend von verschiedener Beschaffenheit, als maassgebendstes<br />

Dekorationselement verwendet, so erscheint — wie schon auf S. 259 be-<br />

tont wurde — der Gedanke an eine genetische Abhängigkeit des zweiten<br />

von dem ersteren unabweislich. . Es möchte doch mindestens der Mühe<br />

verlohnen, dem wechselseitigen Verhältnisse etwas nachzugehen; — um<br />

so unbegreiflicher und wohl wieder nur aus der unglückseligen kunst-<br />

materialistischen Bewegung mit allen ihren Konsequenzen zu erklären<br />

bleibt der Umstand, dass man selbst von vielerfahrenen Kunstkennern<br />

der heutigen Tage noch kurz aburtheilen hört: zwischen klassischer<br />

Antike und orientalischer Arabeske gäbe es keinen Zusammenhang,<br />

weil es — nun weil es eben zwischen Feuer und Wasser keinen solchen<br />

geben könne.<br />

Die bisher verschmähte Untersuchung des Verhältnisses zwischen<br />

dem antiken und dem saracenischen Rankenornament wollen nun wir<br />

im Nachfolgenden anstellen. Was wir unter Arabeske verstehen, was<br />

den hervorstechendsten Charakterzug dieses für die saracenische Kunst<br />

typischen Ornaments bildet, haben wir soeben einleitungsweise ausein-<br />

http://rcin.org.pl<br />

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