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Der geometrische Stil.

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270<br />

Die Arabeske.<br />

Das Gleiche gilt von der Halbpalmette c. Das spitz zulaufende<br />

Ende derselben setzt sich fort in einer Ranke, aus der sich im weiteren<br />

Verlaufe eine Gabelranke entfaltet. Aber selbst auf die vollen Pal-<br />

metten erstreckt sich diese eigenthümliche Verquickung der Ranke mit<br />

der Blüthe. In Fig. 139 tritt diese zwar nicht besonders augenfällig zu<br />

Tage, da die zwei Gabelranken, die von dem mittleren Dreiblatt in<br />

dem schwarz grundirten sphärischen Polygon abzweigen, nicht an das<br />

spitze Ende, sondern an die Seiten des kielbogenförmigen Blattes an-<br />

setzen. Deutlicher ist es an Fig. 138 an dem Dreiblatt etwas rechts<br />

von der Mitte zu sehen 13 ).<br />

Ob wir uns nun unter den bezüglichen Motiven Blumen oder<br />

Blätter oder Knospen vorzustellen haben: die Eigentümlichkeit, von<br />

der krönenden Spitze derselben die Ranken weiter laufen zu lassen,<br />

verstösst in jedem Falle wider die Natur. Es offenbart sich darin<br />

zweifellos wiederum jener ausgesprochen antinaturalistische Zug, den<br />

wir schon als für die Behandlung der Rankenlinien so wesentlich<br />

maassgebend befunden haben. Die klassisch-antike Ornamentik hat<br />

sich diese Freiheit anscheinend nicht erlaubt. Anscheinend, sofern<br />

man nämlich bloss die vollen und wirklichen Blumenmotive (Pal-<br />

metten u. s. w.) im Auge hat. Erinnern wir uns aber an den Schluss-<br />

punkt unserer Betrachtungen über den Entwicklungsprocess des flach<br />

stilisirten griechischen Palmettenrankenornaments in hellenistischer<br />

Zeit, den wir bereits ausdrücklich (S. 243 f.) als den Ausgangspunkt für<br />

das Aufkommen der unfreien Halbpalmetten bezeichnet haben; ferner<br />

an das Resultat unserer Untersuchungen über die Akanthusranke in<br />

römischer Zeit (S. 255), an der wir ein Uebergreifen der gleichen Ten-<br />

denz auf das plastisch-naturalistische Rankenornament feststellen konnten.<br />

Wenn wir dortselbst noch Bedenken gehabt haben, ob die in der un-<br />

freien Behandlung der Halbpalmetten zum Ausdruck gelangte anti-<br />

naturalistische Tendenz den antiken Künstlern zum klaren Bewusstsein<br />

gekommen ist, so dürfen wir diese Bedenken der Arabeske gegenüber<br />

völlig fahren lassen. Wir haben daher die betreffenden Motive in<br />

Fig. 139 schlankweg als saracenische Halbpalmetten bezeichnet. <strong>Der</strong> Sache<br />

und der Herkunft nach sind sie (sowie die Gabelranken) nichts Anderes<br />

als die Zwickelfüllungen der klassisch-antiken Ranke. Den Uébergangs-<br />

process zwischen beiden im Einzelnen aufzuzeigen, wird den Gegenstand<br />

13 ) <strong>Der</strong> Rankenschöesling, der rechte von der Spitze dieses Dreiblattes abzweigen<br />

soll, erscheint infolge eines Fehlers in der Kopie unterhalb der Spitze<br />

angesetzt.<br />

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