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Der geometrische Stil.

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29 <strong>Der</strong> g-eometvische <strong>Stil</strong>.<br />

weise F. Hirth's von den intensiven Beziehungen Chinas zum römischen<br />

Kaiserreich ergeben haben 3 ).<br />

Aus alledem geht wenigstens das Eine hervor, dass die bedingungs-<br />

lose Proscription der Wenigen, die es gelegentlich wagen, historische<br />

Zusammenhänge in gewissen Varianten des <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong>s zu er-<br />

blicken,. mindestens ungerechtfertigt ist. Die absolute Primitivität des<br />

<strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong>s auf allen Punkten der Erdoberfläche und bei<br />

allen Völkern, bei denen wir ihn antreffen, ist aber schlechtweg ab-<br />

zuweisen. Das Dipylon z. B. ist gewiss ein <strong>geometrische</strong>r <strong>Stil</strong>, aber<br />

keineswegs ein primitiver, vielmehr ein raffinirter. Die Völker sind zu<br />

ungleich in ihrer Begabung für das Kunstschaffen, als dass nicht welche<br />

einen Vorsprung vor den übrigen gehabt hätten; dann war aber wieder<br />

der Nachahmungstrieb allzu mächtig, als dass die zurückgebliebenen<br />

nicht den vorgeschrittenen mit Entlehnungen gefolgt wären., Damit<br />

pflegt übrigens eine besonnene archäologische Forschung seit Langem<br />

zu rechnen.<br />

Kurz gefasst lässt sich somit über die geographische Seite der<br />

Frage nach. der Entstehung des <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong>s ungefähr Folgendes<br />

sagen. Es liegt kein zwingender Grund vor zur Annahme, dass die<br />

<strong>geometrische</strong>n Kunstformen von einem einzigen Schöpfungscentrmn aus<br />

Verbreitung gefunden haben; die Möglichkeit verschiedener selbstän-<br />

diger Entstehungspunkte bleibt vielmehr vorläufig unbestritten. Auf<br />

dem Gebiete der Künste bei den Mittelmeervölkern dürfte weitgehend»-<br />

wechselseitige Beeinflussung anzunehmen sein, was im Besonderen zu<br />

begründen hier überflüssig ist, da. es in einzelnen Punkten bereits auch<br />

von archäologischer Seite nachgewiesen und anerkannt erscheint. Was<br />

aber die <strong>geometrische</strong> Ornamentik bei den Naturvölkern betrifft, so ist<br />

das bezügliche Material dermalen noch weit davon entfernt , um die<br />

Frage als spruchreif erscheinen zu lassen.<br />

Wir gehen nun an die Erörterung des zweiten Lehrsatzes, der<br />

vom <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong> gilt: des Satzes vom Ursprung der charak-<br />

teristischen Motive dieses <strong>Stil</strong>s aus den textilen Techniken-der<br />

Flechterei und Weberei. Dieser Satz galt seit Semper und Conze<br />

als so unfehlbar, dass nicht bloss von keiner Seite ein auch nur be-<br />

scheidener Zweifel daran geäussert wurde, sondern auch bis auf die<br />

3 ) F. Hirth, China and the Roman Orient. — Bezeichnend ist es mit Bezug<br />

auf letzteren Umstand, dass trotz vielfacher zu Tage liegenden Analogien es<br />

bisher noch Niemand gewagt hat, die entsprechenden Schlüsse auf kunsthistorischem<br />

Gebiete zu ziehen.<br />

http://rcin.org.pl

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