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Der geometrische Stil.

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Die Arabeske. 269<br />

wieso die Saraeenen schliesslich zu einer von der klassisch-antiken<br />

anscheinend so grundsätzlich abweichenden Behandlung der Rankenführung<br />

gekommen sind, aus dem Gesammtcharakter der saracenischen<br />

Kunst heraus geliefert.<br />

Betraf der besprochene erste Punkt, in dem sich die Arabeske<br />

vom klassisch-antiken Rankenornament fundamental unterscheidet, die<br />

Führung der Rankenlinien, so beruht der zweite, nicht minder wesent-<br />

liche Differenzpunkt in der Behandlung der an die Rankenlinien<br />

angesetzten Blüthenmotive. Und zwar sind es nicht so sehr die<br />

Motive selbst, die den wesentlichen Unterschied begründen: wir werden<br />

im 14. Jahrh. Beispiele saracenischer Rankenmuster (Fig. 189 b, c)<br />

kennen lernen, die den griechischen der besten Zeit überaus nahe<br />

stehen; andererseits werden uns bereits im 5. Jahr. n. Chr., also noch<br />

unter voller Herrschaft der späten Antike, Blüthenformen von einer so<br />

weitgediehenen Rückstilisirung in's Abstrakte (Fig. 142) begegnen, wie<br />

sie auch an den gegebenen Beispielen aus dem 15. (Fig. 139) und<br />

19. Jahrh. (Fig. 138) nicht übertroffen erscheinen. Es ist vielmehr das<br />

Verhältniss der Blume zu der Ranke, an welcher sie haftet, wodurch<br />

sich das Arabeskenornament vom klassisch-antiken abermals in ganz<br />

grundsätzlicher Weise unterscheidet.<br />

In der antiken Rankenornamentik setzen die Blüthenmotive der-<br />

maassen an die Hauptranke an, dass von letzterer kleine Schösslinge<br />

abzweigen, an deren Ende dann die Blume versetzt wird. Das Ver-<br />

hältniss ist somit das gleiche wie in der Natur: der Stiel, der Schaft<br />

ist das untere; die Blume ist die Bekrönung, die freie Endigung.<br />

Betrachten wir dagegen das Motiv a in Fig. 139 12 ). Die beiden<br />

Theile, in welche sich dieses Motiv von zweifellos vegetabilischer Be-<br />

deutung gabelt, bilden nicht die freien Endigungen der ihnen zur Basis<br />

dienenden Rankeneinrollung, sondern sie verdünnen sich gegen clas<br />

Ende zu in neuerliche Ranken: die eine endigt schliesslich in eine<br />

Kugel, welcher, sei es eine kleine spiralige Einrollung, sei es ein frei<br />

auslaufendes Drei- oder Halbblatt, zu Grunde liegt; die andere bildet<br />

mit einem zweiten gleichfalls von einer Gabelranke herkommenden<br />

Schössling einen Kielbogen, an den sich ein grösseres, die freie Eck-<br />

lösung bildendes Dreiblatt ansetzt. Gemäss früheren Ausführungen<br />

werden wir die Gabelranke a als unfrei bezeichnen.<br />

1S ) An Fig. 138 aus dem 19. Jahrh. ist das bezügliche Verhältniss natürlich<br />

nur ein womöglich noch entschiedeneres und vorgeschritteneres.<br />

Biegi, <strong>Stil</strong>fragen. 19<br />

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