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Der geometrische Stil.

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266<br />

Die Arabeske.<br />

mit fast allen anderen, die die obersten Principien einer jeweiligen<br />

Ornamentik betreffen: absolute Geltung sclileehtweg darf man ihr nicht<br />

beimessen. Auch das antike Ran к en ornament kennt gewisse Durchsclmeidungen:<br />

zum Beweise dessen braucht bloss auf das Rankengeschlinge<br />

(Fig. 83) rückverwiesen zu werden, von den naturalisirenden<br />

Blumenranken der augusteischen Zeit ganz zu geschweigen 8 ). Anderseits<br />

werden wir Beispiele von Arabesken-Füllungen kennen lernen<br />

(Fig. 197), an denen die Rankenlinien nicht minder wie in der strengen"<br />

hellenischen Ornamentik klar und selbständig, ohne alle Durchschneidungen,<br />

nebeneinander gelegt erscheinen. Aber in allen diesen Fällen<br />

handelt es sich um Ausnahmen, denen gegenüber die weitaus überwiegende<br />

Mehrzahl der Denkmäler unsere oben gegebene Definition<br />

rechtfertigt.<br />

Mit der wechselseitigen Durchkreuzung der Rankenlinien hängt<br />

die bereits vordem (S. 262) bei Besprechung von Fig. 139 betonte Eigentümlichkeit<br />

der Arabeskenranken zusammen, innerhalb des Gesaiumtmusters<br />

in regelmässiger Folge bestimmte abgeschlossene Kompartimente<br />

in Form von sphärischen Polygonen zu bilden, die für<br />

den darin befindlichen Inhalt (natürlich ebenfalls Blumenranken)<br />

gleichsam den Rahmen bilden. Eine solche Verwendung der Rankenlinien<br />

hat zur Voraussetzung, däss denselben eine selbständige und<br />

bedeutsame Stellung gegenüber den Blüthenmotiven eingeräumt wurde.<br />

Soll die Ranke vollständige Kompartimente bilden, so muss ihr auch<br />

von vornherein die Möglichkeit gegeben sein, sich entsprechend zur<br />

Geltung zu bringen. Nun haben wir als Leitmotiv des Ausbildungsprocesses<br />

der klassisch-antiken Ranke das Bestreben gekennzeichnet,<br />

die daran zu Tage tretenden Palmetten von blossen Zwickelfüllungen<br />

zwischen den Rankengabelungen zu wirklichen und selbständigen<br />

Blüthenmotiven zu emaneipiren, d. h. die Bedeutung dieser letzteren<br />

gegenüber der verbindenden Ranke zu stärken. Uns schien dieses<br />

Bestreben offenbar zusammen zu hängen mit der naturalisirenden Tendenz,<br />

die sich in der griechischen Pflanzenornamentik mindestens seit<br />

dem 5. Jahrh., vielleicht sogar schon seit viel früherer Zeit, übermächtig<br />

geltend gemacht hat. Wenn wir nun an der Arabeske das entgegen-<br />

8 ) An der fortlaufenden Wellenranke römischen Charakters Fig. 130<br />

zweigen lange blüthenbekrönte Rankenstengel ab, die die Hauptranke mehrfach<br />

durchschneiden; dies geschieht aber in freier, bewusst naturalistischer,<br />

weil asymmetrischer Weise, wogegen die Durchschneidungen der saracenischen<br />

Ranken stets nach einein streng symmetrisch-ornamentalen Grundplan erfolgen.<br />

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