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Der geometrische Stil.

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Die Arabeske. 261<br />

Die Konturen dieser Motive bewegen sieli gleichfalls in Kurven. Wir<br />

unterscheiden darunter einige wenige Haupttypen, die in mehrfachen<br />

Varianten 2 ) immer wiederkehren:<br />

a, b, ein zweispaltiges Motiv;<br />

c, d, ein in seiner einfachsten Form fast tropfenähnliches, öfter<br />

aber mit einem oder selbst mehreren Ansätzen versehenes Motiv, in<br />

welch letztem Falle es sich in der Grundform dem Motiv a nähert;<br />

e, f, g, reicher gegliederte Gebilde, zum Theil (f, g) streng sym-<br />

metrisch. Das Motiv g erscheint im Allgemeinen als Verdoppelung<br />

von d 3 ).<br />

Welche Grundbedeutung haben wir den Motiven a-g beizumessen?<br />

Naturalistische Nachbildungen realer Wesen oder Dinge sind es gewiss<br />

nicht ; die <strong>Stil</strong>isirung giebt sich vielmehr als eine ausgesprochen und be-<br />

wusst abstrakte. Dies geht aber doch wieder nicht so weit, dass wir<br />

die Motive dem Bereiche des <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong>s zuzählen dürften.<br />

In solchem Falle wäre streng symmetrische Bildung oberstes Gesetz,<br />

das wir aber bloss an f und g befolgt sehen. <strong>Der</strong> Schluss ist somit<br />

unabweisbar, dass ein Bezug zu gewissen realen Dingen als Vorbildern<br />

dennoch obwalten muss.<br />

Vergleichen wir mit dem gegebenen Beispiel aus dem 19. Jahrh.<br />

ein solches etwa aus der Mitte der Entwicklung. Fig. 139 giebt die<br />

Randleiste einer Miniaturhandschrift 4 ) wieder, die laut inschriftlicher<br />

Datirung im Jahre 1411 am Hofe eines der egyptischen Mameluken-<br />

Sultane vollendet worden ist. Die geschwungenen Linien, die hier<br />

ebenso wie in Fig. 138 das Gerippe des Gesammtornaments bilden, sind<br />

in diesem Falle etwas stärker gezeichnet. Die kreisfönnigen Ein-<br />

2 ) Nur die wichtigsten und am meisten charakteristischen unter diesen<br />

Varianten finden sich oben in Zeichnung reproducirt. Die übrigen lassen sich<br />

hiernach leicht feststellen.<br />

3 ) Die Kugeln, in welche die meisten Enden auslaufen, sind als solche<br />

nur für das vorliegende Beispiel charakteristisch. Sie sind entweder als kleine<br />

Spiralschösslinge oder als schematische Umschreibungen von kleinen Blatt-<br />

figuren in Vollansicht (auf das Dreiblatt reducirte Palmetten) oder in Profil<br />

(Halbpalmetten) aufzufassen, wie nebenstehende Beispiele aus einem kairenischen<br />

Manuskript vom J. 1411 beweisen, woraus auch unsere Fig. 139 mit den gleichen<br />

kugeligen Rankenenden genommen ist.<br />

4 ) Bourgoin, Précis de l'art arabe IV, 27.<br />

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