13.01.2013 Aufrufe

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8<br />

<strong>Der</strong> g-eometvische <strong>Stil</strong>.<br />

tausenden begegnen, behauptet, so müssen wir uns damit begnügen,<br />

darzuthun, dass in dieser Frage eine zuverlässige Entscheidung heut-<br />

zutage nicht getroffen werden kann, und daher die autoritäre, Allge-<br />

meingiltigkeit beanspruchende Fassung, in welcher der besagte Lehrsatz<br />

heute vorgetragen wird, zumindest eine verfrühte genannt werden<br />

muss. Wie lineare Motive bei einem Volke spontan in die Ornamentik<br />

eingeführt werden, lässt sich heutzutage wohl nirgends mehr beobachten.<br />

Die spontane Entstehung an mehreren verschiedenen Punkten lässt<br />

sieh somit nicht mehr unmittelbar beweisen, allerdings auch nicht das<br />

Gegentlieil. Das Material, auf Grund dessen man ein zuverlässiges<br />

Urtheil schöpfen könnte, ist einfach nicht mehr vorhanden, und es liegt<br />

daher dermalen auch kein genügender Grund vor, um die Verbreitung<br />

des <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong>s von einem einzigen Punkte aus zu behaupten.<br />

Es muss sogar zugestanden werden, dass es Völkerschaften mit<br />

sehr respektablem ornamentalem Kunstschaffen giebt, deren nachweis-<br />

liche, des bei ihnen beobachteten gänzlichen Mangels an Metall und<br />

Metallwaaren halber unabsehbar weit zurückreichende Isolirtheit eine<br />

Abhängigkeit von anderen Kunstvölkern geradezu auszuschliessen<br />

scheint ; dem interessantesten dieser Völker, den Maori auf Neuseeland,<br />

werden auch wir späterhin mehrfach Beachtung zu schenken Veran-<br />

lassung finden.<br />

So viel wird man aber immerhin sagen dürfen, dass die Ergebnisse<br />

der letztjährigen Forschungen (łer Annahme allzuvieler selbständiger Ent-<br />

stehungsherde keineswegs günstig scheinen. Die Zeiten, in welche die<br />

bezüglichen Funde in den Mittelmeerländern zurückgehen, rücken uns<br />

immer näher und entfernen sich in dem gleichen Maasse vom supponirten<br />

Urzustände, und das Gleiche gilt von den Überbleibseln der sogen, nord-<br />

und mitteleuropäischen Bronzezeit. Ferner wird es immer klarer, dass die<br />

friedlichen Beziehungen selbst sehr entfernter Völker zu einander, ihr<br />

Verkehr zur See und zu Lande, wenn auch durch zahlreiche Zwischen-<br />

glieder vermittelt, in überaus frühe Zeiten zurückgehen; an Gelegen-<br />

heiten, welche den stets wachen Nachahmungstrieb der Menschen reizen<br />

mochten, hat es somit seit unvordenklichen Zeiten nicht gefehlt. Min-<br />

destens zwischen den das Mittelmeerbecken umwohnenden Völkern<br />

werden vielfache causale Zusammenhänge auch in Betreff des geome-<br />

trischen <strong>Stil</strong>s nicht abzuweisen sein. Und was die anscheinend primi-<br />

tive <strong>geometrische</strong> Ornamentik bei den modernen Naturvölkern betrifft,<br />

so erscheint da doppelte Vorsicht geboten zu einer Zeit, da selbst die<br />

chinesische Mauer bedenkliche Risse zeigt, wie insbesondere die Nach-<br />

http://rcin.org.pl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!