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Der geometrische Stil.

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27 <strong>Der</strong> g-eometvische <strong>Stil</strong>.<br />

Stelle 2 ) wenigstens lässt sich Semper über die Entstehung des Musters<br />

aus der Flechterei und Weberei in einer so bestimmten Weise vernehmen,<br />

dass hinsichtlich seiner Meinung über den technisch-materiellen Ursprung<br />

der <strong>geometrische</strong>n Ornamentik schliesslich doch kein Zweifel<br />

übrig bleibt.<br />

Semper's Theorie fand in den Kreisen der Kunstforschung bereitwilligste<br />

Aufnahme. Schon der historisch-naturwissenschaftliche Sinn<br />

unseres Zeitalters, der für alle Erscheinungen die Causalzusammenliänge<br />

nach rückwärts zu ergründen sucht, musste sich befriedigt fühlen von<br />

einer Hypothese, die für ein so eminent geistiges. Gebiet wie es dasjenige<br />

des Kunstschaffens ist, eine durch ihre Natürlichkeit und verblüffende<br />

Einfachheit so bestechende Entstehungsursache anzugeben<br />

wusste. Besonders eifrig wurde sie von der klassischen Archäologie<br />

aufgegriffen,. die sich eben in die Lage versetzt fand, sich mit den auf<br />

griechischem Boden gefundenen vorklassischen Kunstschöpfungen auseinandersetzen<br />

zu müssen. Entscheidend liiefür war das Vorgehen<br />

Conze's, der vor 20 Jahren Semper's Hypothese für die sogen. Vasen<br />

des <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong>s vervverthete: Conze ist auch bis zum heutigen<br />

Tage der vornehmste Vertreter der vorhin entwickelten beiden Lehrsätze<br />

vom <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong> geblieben. So gross erschien diese Errungenschaft,<br />

dass man sich vorerst mit einer allgemeinen Fassung der<br />

Lehrsätze begnügte, eine nähere Untersuchung des Processes, eine Erörterung<br />

der Fragen, welche von den verschiedenen textilen Techniken<br />

hiebei in Frage käme, welche die ihr entsprechendsten <strong>geometrische</strong>n<br />

Motive wären u. s. w., für überflüssig hielt. Erst in neuester Zeit wurde<br />

der Versuch gemacht, auf diese Fragen etwas näher einzugehen, worauf<br />

noch zurückzukommen sein wird; die Lehrsätze von der spontanen<br />

Entstehung des <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong>s auf verschiedenen Punkten aus<br />

einer textilen Technik wurden aber auch von dieser Seite nicht<br />

bloss nicht in Zweifel gestellt, sondern vielmehr erst recht zu beweisen<br />

gesucht.<br />

Wir wollen nun die heute allgemein geltenden Anschauungen vom<br />

Ursprung des <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong>s einer Prüfung auf ihre Stichhaltigkeit<br />

unterziehen. Was zunächst den ersten der erwähnten beiden Lehrsätze<br />

betrifft, der die Spontaneität der Entstehung des <strong>geometrische</strong>n<br />

<strong>Stil</strong>s an allen oder doch an den meisten jener Punkte, wo wir ihn<br />

sei es noch heute antreffen, sei es seinen Spuren aus früheren Jahr-<br />

3 ) <strong>Stil</strong> I. 213, worauf noch zurückzukommen sein wird.<br />

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