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Der geometrische Stil.

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234 В- Das Plianzenornament in der griechischen Kunst.<br />

Sofern dieses Ziel die Ausgestaltung der an deń Rankenlinien<br />

haftenden pflanzlichen Einzelmotive betraf, war dasselbe spätestens in<br />

perikleiseher Zeit thatsächlich erreicht. <strong>Der</strong> Akanthus bedeutet den<br />

äussersten Punkt, bis zu welchem sich das Pflanzenornament der Natur<br />

nähern durfte, ohne in kopistenhafte Abhängigkeit von dieser letzteren<br />

zu gerathen. 46 ) Die Veränderungen, Fort- und Umbildungen, die uns<br />

an den Blüthenmotiven des hellenistischen und römischen Ranken-<br />

ornaments entgegentreten, sind nicht als Krönungen des vorangegangenen<br />

Werdeprocesses, sondern als Keime, Ansätze für darauf folgende funda-<br />

mentale Neugestaltungen anzusehen. Was der hellenistischen Kunst<br />

für die Vervollkommnung de& Rankenornaments noch zu leisten übrig<br />

blieb, das betraf nicht die Behandlung der Einzelmotive, sondern das<br />

Maass, die Ausdehnung des Verwendungsgebietes, das man der Ranke<br />

überhaupt einzuräumen hatte.<br />

Die gleichsam physische Vorbedingung zu einer umfassenderen<br />

Verwendung — die freie künstlerische Handhabung des Rankenorna-<br />

ments — hatte eigentlich schon die schwarzfigurige Vasenmalerei er-<br />

füllt. Es handelte sich im Grunde nur mehr darum, dem Ranken-<br />

ornamente den erforderlichen Raum zur vollen Entfaltung<br />

seiner Qualitäten zur Verfügung zu stellen. Dies geschah in<br />

der hellenistischen Zeit. Nicht als ob es dieser Zeit um blosse Befrie-<br />

digung des Schmuckbedürfnisses, und nicht auch um die Lösung hoher<br />

künstlerischer Probleme zu thun gewesen wäre. Diese Probleme lagen<br />

aber überwiegend auf dem Gebiete der Architektur: den monarchisch-<br />

orientalisirenden Gedanken der Bauherren der Diadochenzeit genügte<br />

das einfach-edle Säulenhaus nicht mehr. <strong>Der</strong> Massenbau und die Wöl-<br />

bung beschäftigten die Phantasie dieses Zeitalters, ganze Städte wurden<br />

im Nu gegründet, und Prachtbauten gleich dem Sarapeion in Alexandrien<br />

aufgeführt, in denen der Skulptur und Malerei die bloss dienende Rolle<br />

des Schmuckbereitens zukam. Die Ziele der Skulptur und Malerei<br />

mussten daher vorwiegend dekorative werden, und damit war für die<br />

gefällige schmiegsame Ranke die richtige Zeit gekommen.<br />

Von den Prachtbauten und Dekorationen der Diadochen hat sich<br />

4C ) In pompejanischer Zeit hat man allerdings vereinzelt auch Blumen in fast<br />

völlig natürlichem Habitus und zwar anscheinend nicht um einer gegenständlichen<br />

Bedeutung willen, sondern zu rein dekorativen Zwecken an die Wände<br />

gemalt; aber dies war aug-enscheinlich bloss eine vorübergehende Episode: die<br />

natürlichen Blumenabbildungen verschwanden in der späteren Kaiserzeit<br />

wieder aus der Dekoration ; Palmetten und Akanthus dagegen sind geblieben.<br />

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