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Der geometrische Stil.

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232 В- Das Plianzenornament in der griechischen Kunst.<br />

überaus bedeutsames Element in die Dekoration einzuführen, darüber<br />

wird man mindestens verschiedener Ansicht sein können. Aber die<br />

Voraussetzung, auf welche Brückner seine Vermuthung aufbaut, ist<br />

nachweisslich eine unzutreffende: Was Brückner als wuchernden<br />

Akanthus auf den Lekythosmalereien ansieht, ist in der That ein<br />

Akanthus-Ornament, das zur „tektonischen" Hervorhebung des unteren<br />

Säulenansatzes dient 44 '). Diese Funktion entspricht dem auf S. 65 aus-<br />

führlich erörterten Postulat, und ist völlig identisch mit der Funktion des<br />

Blattkelches am unteren Ansatz der Vasenkörper 4411 ). Es findet sich näm-<br />

lich ausschliesslich an dieser Stelle (Fig. 118), oberhalb der Basis, und am<br />

allerdeutlichsten an dem von Brückner citirten Beispiel bei Benndorf<br />

a. a. 0. Taf. 14. <strong>Der</strong> Akanthus am unteren Säulenschafte ist da voll-<br />

kommen gleichwerthig mit dem krönenden auf den „Akroterien", d. h.<br />

als blosses Ornament, nicht als Darstellung einer Pflanze gemeint.<br />

Damit soll nun keineswegs bestritten werden, dass schon im 5. Jahrh.<br />

der Akanthus um Tempel und Gräber gewuchert hat: aber dass das<br />

Vorhandensein dieses Unkrauts den Athenern so sehr aufgefallen wäre,<br />

dass sie es für würdig erachtet hätten, zur Dekoration ihrer Grabstelen<br />

ausdrücklich herangezogen zu werden, das scheint durch die Lekytlios-<br />

Malereien mit Nichten bewiesen. Auch in diesem Falle hat man moderne<br />

Verhältnisse auf Vorgänge aus antiker Zeit zu übertragen versucht:<br />

die Suche nach „neuen" Ornamenten in der natürlichen Flora ist ein<br />

echtes Produkt modernster Kunstempfindung, zum Theil auch moderner<br />

Kunstratlilosigkeit. Das ornamentale Kunstschaffen in der Antike ging<br />

ganz andere, wesentlich künstlerischere Wege, als ein mehr oder<br />

minder geistloses Abschreiben der Natur.<br />

<strong>Der</strong> entwickelte Akanthus mit fortgeschrittener Blattgliederung<br />

lässt sich also gerade auf den ältesten Denkmälern, die hier in Betracht<br />

kommen, nirgends nachweisen. Was am Akanthus-Ornament Aehnlicli-<br />

keit mit der Acanthus spinosa begründet, ist erst im Verlaufe der<br />

weiteren Entwicklung dazu gekommen. Freilich hat sich diese Ent-<br />

wicklung wie die Akroterien der Grabstelen beweisen, verhältnissmässig<br />

rasch vollzogen, und zwar — was kaum .zufällig sein wird — in der<br />

Plastik und nicht in der Malerei. Diesen Umstand hat auch Brückner<br />

44 ") Flache Palmetten der traditionellen Form in der gleichen Funktion<br />

z. B. Mon. ined. VIII. 10. In Stein plastisch bei Perrot und Chipiez III. 79,<br />

Fig. 28.<br />

44 b ) Akanthus an einer Vase in gleicher Funktion (bezeichnendermaassen<br />

plastisch!) bei Stephani, Compte rendu 1880, Taf. IV. 8.<br />

http://rcin.org.pl

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