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Der geometrische Stil.

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9. Das Aufkommen des Akanthus-Ornaments. 231<br />

als nicht auch von philologischer Seite diesbezügliche Untersuchungen<br />

gepflogen sein werden. Nur in allgemeinen Umrissen möchte ich an-<br />

deuten, dass mir wenigstens die Glaubwürdigkeit jener Ueberlieferung<br />

schon äusserlich wenig gestützt erscheint. Es sähe den Römern der<br />

Vitruvianischen Zeit — nach Analogie auf so vielen anderen Gebieten<br />

— ganz ähnlich, wenn sie sich auch die Entstehung des Akanthus so-<br />

zusagen in rationalistischer Weise zurecht gelegt hätten. Doch scheint<br />

in der That die äusserliche Verwandtschaft des ausgebildeten Akanthus-<br />

ornaments mit der Acanthus spinosa schon von den Griechen bemerkt<br />

worden zu sëin. Es ^ürde auch für die ursprüngliche Auffassung der<br />

Griechen vom Wesen des Akanthus noch sehr wenig besagen, wenn<br />

Theokrit, also ein Dichter des 3. Jalirh. v. Chr., in der viel citirten Stelle<br />

Jdyl. I. 55 in der That ein Ornament im Auge hätte, was mit Rücksicht<br />

auf seine Bezeichnung des Akanthus als eines feuchten nicht zwingend<br />

nöthig erscheint. Vor Allem aber werden wir fragen: welche schwer-<br />

wiegende Ursache mochte es gewesen sein, die veranlasst hat,<br />

gerade den Akanthus als Ornament in Stein nachzuahmen?<br />

Denn so ist der aufkeimende Naturalismus im griechischen Kunstsinn<br />

nach der Zeit der Perserkriege nicht zu verstehen, dass man sich zu<br />

unmittelbarer Imitation der Naturwesen gedrängt gefühlt haben sollte.<br />

Die überlieferten Kunstformen galt es zu beleben, aber nicht lebendige<br />

Naturformen in lebloses Material umzusetzen. Es hätte also ein äusserer<br />

Anstoss vorhanden gewesen sein müssen, der die Einführung der Akan-<br />

thuspflanze in die Zahl der vegetabilischen Kunstformen herbeigeführt<br />

hat, — ein Anstoss etwa gleich demjenigen, der die Egypter veranlasst<br />

hat zur Schaffung ihrer Lotustypen.<br />

Brückner ist der Einzige, der in offenbarer Erkenntniss der Not-<br />

wendigkeit eines solchen Nachweises eine bestimmte Erklärung dafür<br />

versucht hat. „Wie heute noch, wucherte um Tempel und Gräber der<br />

Akanthus; für die Gräber bezeugen dies die Darstellungen der weiss-<br />

grundigen Lekythoi (Benndorf II, Griech. und sicil. Vasenb. Taf. 14).<br />

Wenn also die Plastik des 5. Jahrhunderts den alten Palmettenschemata<br />

als belebendes Element den Akanthus hinzufügte, so trat die Stele mit<br />

der Landschaft, die sie umgab, in engere Beziehung; sie verwuchs<br />

geradezu mit ihr 44 )."<br />

Ob nun dieser von Brückner angeführte Umstand ein ausreichender<br />

Grund gewesen sein mochte, um daraufhin ein völlig neues, künstlerisch<br />

44 ) Brückner a. a. 0. 82.<br />

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