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Der geometrische Stil.

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9. Das Aufkommen des Akanthus-Ornaments. 219<br />

krümmt, weil es in solchem Falle die plastische Ausführung - ermöglichte,<br />

und die allgemeine Kunsttendenz es erforderte. Dieselbe Neigung zur<br />

schwungvollen Ausbiegung der Spitzen liegt übrigens auch der gesprengten<br />

Palmette zu Grunde, und liiemit haben wir meines Erachtens<br />

der Berührungspunkte genug, die das Gekrümmtsein des Akanthusornaments<br />

bei der versuchten Ableitung von der Palinette erklären.<br />

Parallel mit Vollpalmetten und Halbpalmetten lassen sich Akanthusvollblä<br />

tter und Akanthushalbblätter unterscheiden. In<br />

Fig. 113 haben wir es bloss mit letzteren zu thun. Sind dieselben<br />

nichts Anderes als plastisch-vegetabilische Umbildungen von Halbpalmetten;<br />

so werden wir sie auch an der gleichen Stelle, in der gleichen<br />

Function innerhalb des Bankenornaments angebracht erwarten müssen.<br />

Und dies ist in der That der Fall. Man fasse einmal in Fig. 113 die<br />

Ranke in's Auge die links von der grossen Palmette sich wellenförmig<br />

in die Höhe windet. Ueberall wo eine Gabelung statthat — und nur<br />

dort -— erscheint ein Akanthushalbblatt eingezeichnet. Nur befindet es<br />

sich nicht gleich dem Halbpalmettenfächer in dem Zwickel zwischen den<br />

beiden sich gabelnden Ranken, sondern noch unmittelbar vor der Gabelung<br />

um den Rankenstengel herum geschlagen. Es handelte sich eben<br />

um eine Umsetzung des Palmettenfächers in ein plastisch-vegetabilisches<br />

Gebilde. Die lebendig spriessende Pflanzennatur kennt aber kein Postulat<br />

der Zwickelfüllung. Man muste daher darauf bedacht sein, den im<br />

Flachornament zwickelfüllenden Fächer nunmehr bei der Umsetzung<br />

in's Plastisch-Vegetabilische auf eine andere, dem Pflanzenhabitus natürlichere<br />

Weise anzubringen, als im Wege einer Einschiebung zwischen<br />

die beiden Ranken. Und in der That kann man sich kaum eine bessere<br />

und glücklichere Lösung denken, als die Verhülsung, wodurch sowohl<br />

ein durch die künstlerische Tradition gleichsam kanonisch gewordenes<br />

Ornamentmotiv beibehalten, als auch eine gefällige Gliederung der<br />

Ranke selbst herbeigeführt erscheint. Schon am Ereehtheion wurde dann<br />

diese Verhülsung mittels Akanthushalbblattes an Stellen übertragen, wo<br />

eine ausgesprochene Rankengabelung nicht statthatte: so unten an den<br />

S-Spiralen sowie an den Kelchblättern der Lotusblüthe in Fig. 113.<br />

Zum Wesen einer Palmette gehört nebst dem Fächer auch der<br />

Zapfen und vor Allem der Volutenkelch. Ist der Akanthus in der<br />

That ein <strong>Der</strong>ivat von der Palmette, so werden wir auch nach diesen<br />

beiden Theilen zu fragen haben. Wie wurden dieselben in's Plastische<br />

übertragen? Für den Volutenkelch weise ich hin auf die hülsenartige<br />

Anschwellung der Rankenstengel an allen jenen Stellen, wo die Akan-<br />

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