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Der geometrische Stil.

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В. Das Pfianzenornament in der griechischen Kunst.<br />

zu vielzackigen Vorspriingen auszugestalten, womit man endlich der<br />

natürlichen Erscheinung der Acanthus spinosa nahegekommen wäre.<br />

Das treibende Moment in diesem ganzen Processe könnte man in der<br />

wachsenden Tendenz auf Naturalismus erblicken. In dem angedeuteten<br />

Entwicklungsgange läge auch durchaus nichts Unwahrscheinliches; das<br />

Bedenkliche daran bleibt immer der Ausgangspunkt. Bevor man sich<br />

daher einer sagenhaften Tradition zuliebe zu einer solchen Annahme<br />

entschliesst, wird es geboten sein, alle übrigen begleitenden Umstände<br />

wohl zu erwägen, und nach etwaigen anderen Erklärungsgründen<br />

Umschau zu halten.<br />

Was erstlich diese begleitenden Umstände der Tradition von der<br />

Nachahmung des natürlichen Akanthus in der griechischen Kunst des<br />

5. Jahrhunderts betrifft, so wäre eine Untersuchung derselben zum<br />

grösseren Theile Sache der philologisch-historischen Forschung. Eine<br />

erschöpfende Erörterung dieser Umstände wäre ich ausser Stande zu<br />

liefern und will mich daher darauf beschränken, meine diesbezüglichen<br />

Bedenken in kurzen Worten am Schlüsse des ganzen Kapitels vorzubringen.<br />

Dagegen will ich ungesäumt daran gehen, meine Anschauung<br />

darüber zu entwickeln, wie das Akanthusornament — weitab von jeglicher<br />

unmittelbarer Naturnachahmung — aus rein ornamentalen Motiven<br />

heraus, wenn auch unter dem Einflüsse naturalisirender Tendenz<br />

— entstanden sein dürfte.<br />

Das Akanthusornament ist meines Erachtens ursprünglich<br />

nichts anderes als eine in's plastische ßundwerk übertragene<br />

Palmette, beziehungsweise Halbpalmette: in Fig. 113 und<br />

114 sind es durchweg Halbpalmetten. Die einzelnen Blätter, die den<br />

Fächer bilden, entwickeln sich in Fig. 113 nicht längs einer Mittelrippe,<br />

wie an der Acanthus spinosa, sondern von einer gemeinsamen unteren<br />

Basis wie an der Palmette; sie sind an der Wurzel schmal und verbreitern<br />

sich gegen das Ende, wo sie rundlich abschliessen: alles wie<br />

am Palmettenfächer. Was an dem Akanthusblatt gegenüber dem flachen<br />

Palmettenfächer eigentümlich erscheint, ist der elastische Schwung der<br />

nach auswärts gekrümmten Spitze. Dies ist eben an der flach projieirten<br />

Palmette nicht wohl möglich; inwieferne es dennoch wenigstens<br />

Andeutung gefunden hat, werden wir weiter unten bei Betrachtung<br />

des Rankenornaments in hellenistischer Zeit sehen. Uebrigens erscheint<br />

auch die herkömmliche geradblättrige Palmette (etwa nach dem Parthenonschema)<br />

an Grabstelen mit überhängender Spitze nach vorn ge-<br />

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