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Der geometrische Stil.

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9. Das Aufkommen des Akanthus-Ornaments. 217<br />

erklären uns das von der Natur abweichende Aussehen der ältesten<br />

Beispiele durch Unbehilflichkeit, weitgehende <strong>Stil</strong>isirung o. dgl., oder<br />

Avir geben die Vorbildlichkeit der Acanthus spinosa preis und suchen<br />

nach einer anderen Entstehungsursache, einem anderen Ausgangspunkte<br />

für die Ausbildung des Akanthusornaments.<br />

Fassen wir zuerst kurz die erstere Möglichkeit in's Auge. Wem<br />

der Buchstabe der Ueberlieferung über Alles gilt, dem wird es vielleicht<br />

nicht sehr schwer fallen, einen solchen Erklärungsgrund für die<br />

in zwei wesentlichen Punkten von der Natur abweichende <strong>Stil</strong>isirung<br />

des Akanthusornaments gelten zu lassen. <strong>Der</strong> Künstler müsste hienach<br />

sozusagen ein abbreviates Akanthusblatt geschaffen haben, bei dem<br />

nicht bloss die einzelnen vorspringenden Glieder in Wegfall gekommen<br />

sind, sondern auch die scharf ausgezackten Konturen unterdrückt<br />

wurden. Denn diese scharf ausgezackten Konturen wie sie z. B. an<br />

Fig. 114 zu bemerken sind, waren an den frühesten plastischen Akanthus-Darstellungen,<br />

wie wir noch im Besonderen sehen werden, gar<br />

nicht vorhanden, und machen sich bloss an den Abbildungen geltend,<br />

Avas mit der zeichnerischen Projektion zusammenhängt. <strong>Der</strong> gemalte<br />

Akanthus der attischen Lekythen (Fig. 114) . zeigt daher die spitzen<br />

Zacken am schärfsten ausgeprägt; man vergleiche damit den plastischen<br />

Akanthus, Fig. 113, wo die spitzen Zacken als solche gar nicht hervortreten,<br />

die einzelnen Glieder oder „Rippen" rundlich endigen, und<br />

nur durch die eingekerbten Furchen zwischen je zwei Rippen in der<br />

Perspektive des Beschauers eine Spitze im Kontur des Blattes entsteht.<br />

Die Kelchblätter der Lotusblüthe links in Fig. 113 machen dies anschaulich<br />

33 ). Unten endigen sie in halbrunden Konturen, oben dagegen,<br />

wo sie sich überschlagen, zeigen sie in der Perspektive spitze<br />

Zacken, wie die seitlichen Blätter an Fig. 114.<br />

Die <strong>Stil</strong>isirung der Akanthuspflanze wäre hienach mindestens in<br />

einer eigenthümlichen, von den naturalisirenden Neigungen jener Zeit<br />

wenig berührten Weise durchgeführt worden. Erst allmälicli wäre man<br />

auf die Wahrnehmung der charakteristischen Eigenschaften der Acanthus<br />

spinosa gelangt und hätte dieselben im bezüglichen Ornament zum<br />

Ausdrucke gebracht. Zuerst hätten die „Rippen" ihre plastische Gestalt<br />

verloren, Avären zu Hohlkehlen geAvorden, zwischen denen die trennenden<br />

Grate (nicht mehr Furchen) in spitzen Zacken vorsprangen. Dann<br />

Aväre man vollends daran gegangen, diese einzelnen spitzen Zacken<br />

аз ) Noch besser der perspektivische Blattkelch in Fig. 116.<br />

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