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Der geometrische Stil.

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В. Das Pfianzenornament in der griechischen Kunst.<br />

scheidenden Einfluss dabei geübt haben dürfte, wird man kaum bestreiten<br />

können angesichts der grundlegenden Bedeutung, die gerade<br />

die Gabelung innerhalb der griechischen Rankenornamentik gehabt<br />

hat. Durch die Gabelung charakterisirt sich ja schon die mykenische<br />

fortlaufende Wellenranke (Fig. 50) eben als Ranke und nicht mehr als<br />

egyptisirende <strong>geometrische</strong> Spirale 30 ).<br />

Noch weit wichtiger aber als die bisher geschilderten Umbildungen<br />

der Palmette war das Aufkommen des Akanthus. Insbesondere<br />

wenn man gemäss der allgemein herrschenden Meinung die<br />

Entstehung des Akanthusornaments in der That auf die bewusste Nachahmung<br />

eines natürlichen Pflanzenvorbildes zurückführt, wird man sich<br />

gezwungen sehen, den Moment, in welchem der Akanthus zum ersten<br />

Male aufgetreten ist, seiner Bedeutung nach unmittelbar neben denjenigen<br />

zu stellen, in welchem die Lotustypen der altegyptischen Kunst<br />

geschaffen worden sind. Und selbst wenn wir — das Resultat der nachfolgenden<br />

Untersuchung vorwegnehmend — den Akanthus nicht als<br />

ein auf Grund der Naturnachahmung neu geschaffenes Dekorationsmotiv,<br />

sondern als Produkt eines ornamentgeschichtlichen Fortbildungsprocesses<br />

ansehen, werden wir den Moment nicht geringschätzen wollen,<br />

in welchem das seither allezeit weitaus zur grössten Bedeutung gelangte<br />

vegetabilische Motiv in die Welt gekommen ist.<br />

In der Ueberlieferung der Alten ist der Akanthus aufs Engste<br />

verknüpft mit der Entstehung des korinthischen Kapitals. Dies<br />

geht wenigstens aus der Erzählung hervor, worin uns Vitruv (IV. lg. ю)<br />

schildert, wie sich seine Zeitgenossen die Entstehung des korinthischen<br />

Kapitals dachten. Hienach soll die zufällige Kombination eines Korbes<br />

und einer unter demselben dem Boden entsprossenen Akanthuspflanze<br />

und die Wahrnehmung des zierlichen Effekts dieser Kombination durch<br />

den Bildhauer Kallimachos in Korinth die Veranlassung zur Schaffung<br />

des korinthischen Kapitals gegeben haben. Die begleitenden Umstände<br />

der Erzählung sind so bekannt, dass ich sie mir ebenso wie die Citirung<br />

der ganzen Stelle in extenso ersparen kann. <strong>Der</strong> ganzen Erzählung<br />

ist der Stempel des Fabulirens — eines, wie man zugestehen<br />

30 ) Auch im Vasenornament des 4. Jahrh., das im Wesentlichen bei der<br />

ursprünglichen orientalisirenden Form der Palmette, mit mehr oder minder<br />

überfallenden Blattfächern, stehen geblieben ist, äussert sich eine unverkennbare<br />

Neigung, die im Rankenwerk verstreuten Palmetten in Halbpalmetten<br />

zu zerlegen.<br />

http://rcin.org.pl

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