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Der geometrische Stil.

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В. Das Pfianzenornament in der griechischen Kunst.<br />

naturalisirende Tendenz, welche die freie Entfaltung der Pflanzenranke<br />

so mächtig gefördert hat, auch an den vegetabilischen Einzelmotiven<br />

geltend. Es drückt sich dies aus erstens in gewissen Umbildungen der<br />

Palmette, die als solche von Niemandem verkannt werden können und<br />

auch — soweit mir bekannt — allseits als solche aufgefasst worden sind;<br />

zweitens in dem Aufkommen eines ornamentalen Typus von ausgesprochen<br />

vegetabilischem Habitus, den man als unmittelbare Nachbildung<br />

einer leibhaftigen botanischen Species, des Akanthus (Bärenklau) zu befrachten<br />

sich längst allgemein gewöhnt hat.<br />

Die Umbildungen der Palmette in der 2. Hälfte des 5. Jahrlu<br />

betreffen sowohl den bekrönenden Fächer, als auch die unteren Theile:<br />

Volutenkelch und Zapfen. Diese letzteren beiden werden nämlich entweder<br />

unmittelbar akanthisirend gegliedert, (Fig. 110), oder sie treten<br />

in Verbindung mit dem Akanthus, weshalb sie ihre Besprechung besser<br />

im Zusammenhange mit der Erörterung des Akanthus selbst linden<br />

werden. <strong>Der</strong> Fächer der Palmette hingegen behält im Allgemeinen<br />

die Selbständigkeit der einzelnen langen und schmalen Blätter, aus<br />

denen er sich zusammensetzt, bei; aber die Richtung dieser Blätter<br />

die an den egyptischen Vorbildern eine streng radiant-centrale (gleich<br />

dem Ausschnitt einer Rosette) gewesen war, wurde nun allmälig eine<br />

schwungvollere. Die Blattspitzen starren nicht mehr streng radiant in<br />

die Höhe, sondern wiegen sich in leiser Wellenlinie empor und neigen<br />

die Spitzen sanft seitwärts, die einen nach rechts, die anderen nach<br />

links von dem senkrechten Mittelblatte (Fig. 109 28 ); wir wollen diese<br />

Bildung die überfallende Palmette nennen. Noch charakteristischer für die<br />

zu Grunde liegende Tendenz, weil nicht so in der natürlichen Entwicklungslinie<br />

liegend, ist die gesprengte Palmette (Fig. HO 29 ), an welcher<br />

die Blätter der Fächers in wellenförmigem Schwünge mit den Spitzen<br />

gegen die Mitte des Fächers gekehrt sind.<br />

Diese zweite Form, die mit ihrer geschweiften Spitze der Ausgangspunkt<br />

für spätere bedeutungsvolle Fortbildungen im Osten des Mittelmeeres<br />

geworden ist, scheint erst im 4. Jahrhundert zu häufigerer An-<br />

28 ) Von der Rinnleiste des Parthenon-Giebels. Die Anfänge dieser Gestaltung<br />

des Blattfächers gehen aber bis in die Zeit vor den Perserkriegen<br />

zurück. Vergl. u. a. Ant. Denkm. I. Taf. 38, A 2.<br />

29 ) Bekrönung einer Grabstele, nach Quast Erechtheion II. 17. 3. Unter<br />

Hinweglassung des grossen unteren Akanthuskelchs. — Das Beispiel zählt<br />

nicht zu den frühesten und soll nur dazu dienen, das reife Produkt zu<br />

veranschaulichen.<br />

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