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Der geometrische Stil.

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G. Das Rank engeschlinge. 189<br />

geschlinge hat nichts von beiden, sondern ist eine nach rein dekorativen<br />

Grundsätzen erfolgte Verschlingung von gefällig geschwungenen Linien.<br />

Die assyrischen Palmetten sind überdies, wie wir gesehen haben, nicht<br />

bloss anders im Detail gestaltet, sondern am heiligen Baum auch selbständige<br />

Ansätze, etwa gleich Früchten, an Fig. 88 dagegen grösstenteils<br />

offenbare Zwickelfüllungen. Noch weniger lässt sich der phönikische<br />

Palmettenbaum in Parallele setzen, der eine Ineinanderschachtelung<br />

von Kelchen in der vertikalen Richtung des Baumwuchses darstellt,<br />

wogegen an Fig. 88 jede Betonung einer bestimmten Richtung<br />

vermieden ist.<br />

Eher Hessen sich Analogien für das Geschlinge auf egyptischem<br />

Boden finden. Es sind dies die bei Prisse d'Avennes abgebildeten Plafonds<br />

(Fig. 27) ; das grundlegende Muster bilden schmale Bänder und Schnüre,<br />

die sich zumeist spiralig einrollen, aber auch vielfach verschlingen.<br />

Daneben spielt das zwickelfüllende Lotusblumenornament die entscheidende<br />

Rolle. Unmittelbare Parallelen zu dem chalkidischen<br />

Muster sind zwar keineswegs nachzuweisen; die Möglichkeit will ich<br />

übrigens nicht schlankweg bestreiten, dass diese egyptischen Plafondmalereien<br />

im Allgemeinen auf die Schaffung des chalkidischen Musters<br />

von Einfiuss gewesen sein könnten 1 ). <strong>Der</strong> Geist aber, in dem es<br />

durchgeführt erscheint, ist griechisch, die Ranke ist griechisch, die<br />

Blüthenmotive sind gräcisirt.<br />

Das in Rede stehende Muster wurde bisher stets als chalkidiscli<br />

bezeichnet; in der That hat es über diese Yasenklasse hinausgegriffen.<br />

Fig. 88 bezeichnet nur den Typus; das Muster wurde aber vielfach<br />

variirt. Ja man hat es sogar mittels Reihung zur Musterung von Bordürestreifen<br />

herangezogen, wie z. B. an dem „protokorinthischen" Salbgefäss<br />

Arch. Zeit. 1883 Taf. X. I, allerdings in weniger glücklicher Weise. Es<br />

war eben eine lebhaft aufstrebende Zeit, die sich in den verschiedensten<br />

Combinationen versuchte.<br />

Die geschichtliche Bedeutung des chalkidischen Rankengeschlinges<br />

beruht darin, dass hier die Ranke zum ersten Male<br />

verwendet erscheint, um der Füllung einer neutralen Fläche<br />

zum Grundmuster zu dienen. Im mykenischen <strong>Stil</strong> geschah dies bloss<br />

mit der Spirale; die Ranken w r aren beschränkt auf Bordürestreifen.<br />

Die Vorstufen des Gebrauches von Fig. 88 begegneten uns auf meli-<br />

Dies könnte auch von den durchgeschlungenen Bändern in Fig. 83<br />

und 84 gelten, da dieselben nicht zum intermittirenden Grundschema gehören.<br />

Riegl, <strong>Stil</strong>fragen. 14<br />

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