13.01.2013 Aufrufe

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1(50 В. Das Pfianzenornament in der griechischen Kunst.<br />

Verwendung der Spirale finden wir ferner auf der steinernen Grabstele<br />

bei Schliemann Mykenä, Fig. 140, in diesem Falle aber bezeichnender-<br />

maassen ohne Zwickelfüllung. Es ergiebt sich daraus der Schluss, dass<br />

die „Mykenäer" das Postulat der Zwickelfüllung nicht als ein absolutes<br />

angesehen haben. Das Gleiche bestätigt der Rückverweis auf Fig. 59<br />

und die hiezu citirten verwandten Beispiele.<br />

1st es nach all dem Gesagten nothwendig anzunehmen, dass die<br />

Mykenäer das Ornamentmotiv der Spirale von den Egyptern über-<br />

nommen haben? Die Nachahmung egyptischer Spiralmuster ist zwar<br />

durch die Decke von Orcliomenos über jeden Zweifel hinaus erwiesen;<br />

genügt dies aber, um das Aufkommen des Motivs selbst in der my-<br />

kenischen Kunst auf Anlernung aus egyptischen Vorbildern zurückzu-<br />

führen? Es ist überaus schwierig, eine entscheidende Antwort auf diese<br />

Frage zv geben. Ich muss mich daher darauf beschränken, meine<br />

Bedenken dagegen zu äussern, dass man heute schon, auf Grund der<br />

blossen Vergleichung der vorliegenden beiderseitigen Denkmäler, eine<br />

vollständige Abhängigkeit der mykenischen von der egyptischen Spiral-<br />

ornamentik behauptet, wie sie z. B. Goodyear über alle Zweifel erhaben<br />

ansieht.<br />

Ich denke dabei keineswegs an die vielfach beliebte Ableitung<br />

der Spirale aus materiell-technischen Notliwendigkeiten, am wenigsten<br />

an die Drahtspirale, die zu diesem Bchufe am häufigsten herangezogen<br />

wird. Weit eher könnte man diesbezüglich an die textile Schnur<br />

denken, die auf einen Untergrund aufgelegt und mit Ueberfangstichen<br />

befestigt erscheint. Die fortlaufende Schnur führt in solchem Falle<br />

sehr natürlich zu spiraligen Einrollungen, aus denen sie den Ausgang<br />

selber finden muss. Diese spiraligen Schnürchenstickereien bilden noch<br />

heute die Hauptverzierung der Tracht der Balkanbewohner und weiter<br />

in Kleinasien und Syrien, d. h. in solchen Ländern, die sämmtlich<br />

wenigstens in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausend v. Chr., dem<br />

Hellenismus anheimgefallen waren. Wir werden später sogar Beispiele<br />

kennen lernen (Fig. 87), dass specifiscli altgriechische Ornamentmotive<br />

mittels der Schnürchenstickerei bis auf den heutigen Tag auf der<br />

Balkanhalbinsel dargestellt werden. Dies Alles berechtigt uns noch<br />

keineswegs, den Ursprung der Spirale auf die Technik der Schnürchen-<br />

stickerei zurückzuführen. Die Schnürchenstickerei mochte sich des<br />

Motivs der Spirale als des ihr zusagendsten gern bemächtigt haben:<br />

die erste Schaffung desselben kann trotzdem auf das freie menschliche<br />

Kunstwollen zurückgehen. Dasjenige, Avas mich vor Allem zögern<br />

http://rcin.org.pl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!