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Der geometrische Stil.

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1. My kenisches. 133<br />

Zonen von Fig. 55 mit Strichen angegeben hat. Dagegen ist der Zwickel-<br />

lotus in Fig. 57 gegenüber Fig. 55 um den dreiblättrigen Ansatzkelch<br />

im innersten Spiralenwinkel vermehrt, Avas nach früheren Auseinander-<br />

setzungen (S. 65) wiederum einem echt egyptischen Postulat entspricht.<br />

Die gefiederten Lotusprofil-Blätter in Fig. 57 nun, die einerseits<br />

mit denjenigen von Fig. 55 aufs Engste zusammenhängen, dürfen<br />

anderseits wohl als die nächsten Verwandten jener gefiederten Drei-<br />

blätter angesehen werden, die uns an Fig. 54 begegnet sind. <strong>Der</strong><br />

naturalisirende Zug, der sich an den Goldblättchen gleich Fig. 54 aus-<br />

spricht, tritt auch an der Wandmalerei Fig. 57 zu Tage, deren egyp-<br />

tisches Vorbild ausser Zweifel stünde, auch wenn uns die Decke von<br />

Orchomenos nicht zu Hilfe käme. Diese letztere (Fig. 55) zeigt uns<br />

das egyptische Vorbild verhältnissmässig am reinsten kopirt; aber selbst<br />

hier konnten wir an der Schraffirung der seitlichen zwei Spitzblätter<br />

eines jeden Zwickellotus die beginnende Neigung zur naturalistischen<br />

Charakterisirung beobachten. Auch diese Neigung ist eine echt<br />

griechische, die durch Dipylon und orientalisirende <strong>Stil</strong>e lediglich ver-<br />

dunkelt wurde, und zwar so nachhaltig verdunkelt, dass sie erst in der<br />

perikleischen Zeit, die auch schon in so vielen anderen Beziehungen<br />

die unmittelbare Vorläuferin der hellenistischen gewesen ist, wiederum<br />

zu mächtiger und gestaltender Geltung gelangte. Zum Beweise dessen<br />

nenne ich, der weiteren Schilderung der Entwicklung vorgreifend, die<br />

gesprengte Palmette und den Akanthus.<br />

Also nicht so sehr die pflanzlichen Motive selbst, sondern<br />

ihre Behandlung ist es, wodurch sich ein selbständiges Kunst-<br />

schaffen an den Ueberresten der mykenischen Kultur kund-<br />

giebt. Gerade die in dieser Kunst gebräuchlichsten Blüthenmotive<br />

Hessen sich auf dem Wege der Vergleiehung auf die alten egyptischen<br />

Typen mit Volutenkeleh zurückführen. Wasserpflanzen darin zu er-<br />

blicken, wie bisher vielfach angenommen wurde, halte ich nicht für<br />

gerechtfertigt. Man hat dabei augenscheinlich die schmalen Schilf-<br />

blätter im Auge gehabt, wie sie z. B. an Fig. 49 vom undulirenden<br />

Hauptstamme abzweigen. Solche schilfartige Blätter finden sich aber<br />

auch an egyptischen Vorbildern, z. B. an Fig. 40 in der Bekrönung<br />

alternirend mit Lotus. <strong>Der</strong> Unterschied zwischen diesem egyptischen<br />

und jenem mykenischen Beispiel beschränkt sich im Wesentlichen bloss<br />

darauf, dass die Schilfblätter dort gerade und selbständig emporsteigen,<br />

hier dagegen von einem gemeinsamen Stamme abzweigen: es ist also<br />

wiederum eine verschiedene Behandlung der gleichen Grundmotive, die<br />

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