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Der geometrische Stil.

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XIV<br />

Einleitung*.<br />

Das diesen Ausführungen gewidmete 3. Kapitel glaube ich unter Er-<br />

wägung der also klargestellten Bedeutung des Gegenstandes als eine<br />

ganz wesentliche „Grundlegung" betrachten zu dürfen.<br />

Solange man in der Pflanzenornamentik an den überlieferten<br />

stilisirten Typen festhielt, ist der historische Gang als solcher unschwer<br />

festzustellen; dagegen müsste eine grosse Unsicherheit in den Schluss-<br />

folgerungen eintreten in dem Momente, wo der Mensch in der Zeich-<br />

nung der Ornamente der natürlichen Erscheinung einer vorbildlichen<br />

Pflanze möglichst nahe zu kommen trachten würde. Z. B. kann die<br />

Projektion der Palmette, die wir in Egypten und Griechenland an-<br />

treffen, kaum beiderseits selbständig erfunden sein, da dieses Motiv<br />

eine durchaus nicht in der natürlichen Erscheinung begründete Blüthen-<br />

form wiedergiebt: der Schluss ist unabweisbar, dass das Motiv nur an<br />

einem Orte entstanden sein kann und nach dem andern übertragen<br />

worden sein muss. Ganz anders, wenn wir an zwei ornamentalen<br />

Werken verschiedener Herkunft etwa eine Rose in ihrer natürlichen<br />

Erscheinung dargestellt fänden: die natürliche Erscheinung der Rose<br />

in den verschiedensten Ländern ist im Allgemeinen die gleiche; eine<br />

selbständige Entstehung jener Kopien da und dort wäre hienach sehr<br />

wohl denkbar. Nun ist es aber ein Erfahrungssatz, der sich uns ge-<br />

rade aus einer Gesammtbetrachtung des Pflanzenornaments ergeben<br />

wird, class eine realistische Darstellung von Blumen zu dekorativen<br />

Zwecken, wie sie heutzutage im Schwange ist, erst der neueren Zeit<br />

angehört. <strong>Der</strong> naive Kunstsinn früherer Kulturperioden verlangte vor<br />

Allem die Beobachtung der Symmetrie, auch in Nachbildungen von<br />

Naturwesen. In der Darstellung von Mensch und Thier hat man sich<br />

frühzeitig davon emancipirt, sich mit Anordnung derselben im Wappen-<br />

stil u. dergl. beholfen; ein so untergeordnetes, scheinbar lebloses Ding<br />

wie die Pflanze dagegen hat man noch in den reifesten <strong>Stil</strong>en ver-<br />

flossener Jahrhunderte symmetrisirt, stilisirt — namentlich, sofern man<br />

dem Pflanzenbilde nicht eine gegenständliche Bedeutung unterlegte,<br />

sondern in der That ein blosses Ornament beabsichtigt war. Von der<br />

<strong>Stil</strong>isirimg der ältesten Zeit zum Realismus der modernen ist man aber<br />

nicht mit einem Schlage übergetreten. Zu wiederholten Malen begegnen<br />

wir in der Geschichte des Pflanzenornaments einer Neigung zur Natura-<br />

lisirung, zur Annäherung der Pflanzenornamente an die reale perspek-<br />

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