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Der geometrische Stil.

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1. Mykenisches. 127<br />

Formschönen in der denkbar gefälligsten Weise umgebildet hat, so hat<br />

er auch die vollkommenste Weise der Verbindung zwischen diesen<br />

Blüthen gefunden: die im wohllautenden Rhythmus verfliessende Ranke.<br />

Kein Vorbild in der Natur konnte auf das Zustandekommen der Wellen-<br />

ranke unmittelbaren Einfluss üben, da sie sich in ihren beiden typischen<br />

Formen, insbesondere in der intermittirenden, in der Natur nirgends<br />

findet : sie ist ein frei aus der Phantasie heraus geschaffenes Produkt des<br />

griechischen Kunstgeistes.<br />

Von diesem Gesichtspunkte aus gewinnen wir aber eine neue,<br />

fundamentale Anschauung von der geschichtlichen Stellung der my-<br />

kenischen Kunst überhaupt: die mykenische Kunst erscheint uns<br />

hiernach als der unmittelbare Vorläufer der hellenischen<br />

Kunst der hellen historischen Zeit. Das Dipylon und was sonst<br />

dazwischen lag, war nur eine Verdunkelung, eine Störung der ange-<br />

bahnten Entwicklung. Und wenn es einen Zusammenhang giebt zwischen<br />

kunstgeschichtlichen Beobachtungen und ethnographischen Verhältnissen,<br />

so werden wir den Rückschluss wagen dürfen, dass das Volk, welches<br />

die mykenische Kunst gepflegt hat, mögen es nun die Karer oder sonst-<br />

weichen Namens gewesen sein, — dass dieses Volk eine ganz wesent-<br />

liche Componente des späteren griechischen Volksthums gebildet haben<br />

muss. Die zweite grosse Staffel der Kunstgeschichte, welche die vor-<br />

alexandrinische Kunst der Hellenen repräsentirt, — die „mykenischen"<br />

Künstler haben sie bereits erklommen. Wenn Puchstein in den Säulen<br />

des Atridenschatzhauses die wahren protodorischen Säulen erblickt hat,<br />

so werden wir in der Ornamentik der mykenischen Vasen und Gold-<br />

sachen die wahre protohellenische Ornamentik sehen dürfen, ebenso<br />

wie in .der Kriegervase, dem Becher von Vaphio u. s. w. die unmittel-<br />

baren Vorläufer jener Darstellungen rein menschlicher Thaten und Vor-<br />

gänge, wie sie die reife hellenische Kunst auch auf gewöhnlichen All-<br />

tagswerken dem Auge vorzuführen gesucht hat.<br />

Die erörterte Bedeutung des Rankenornaments, insbesondere > der<br />

Wellenranke, in der mykenischen Kunst ist, wie es scheint — bisher<br />

nicht genügend erkannt worden. <strong>Der</strong> einzige, dem meines Wissens das<br />

Vorkommen der Wellenranke in den vor- und frühgriechischen <strong>Stil</strong>en<br />

Anlass zu einigen Bemerkungen gegeben hat, ist J. Bölilau 24 ) gewesen,<br />

der das Schema der fortlaufenden Wellenranke, wie es sich an einigen<br />

von ihm untersuchten böotischen Vasen findet, ganz richtig mit dem<br />

2ł ) Jahrb. des deut. archäol. Inst. 1888, S. 333.<br />

http://rcin.org.pl<br />

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