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Der geometrische Stil.

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В. Das Pfianzenornament in der griechischen Kunst.<br />

Die fortlaufende Wellenranke ist in der hellenischen<br />

Kunst eines der allergewöhnliclisten Motive geworden, und<br />

ist es durch alle folgenden <strong>Stil</strong>e hindurch bis auf den heutigen Tag ge-<br />

blieben. Und doch ist dieselbe in der altorientalischen Kunst<br />

nicht nachweisbar. Angesichts der Einfachheit cles Schemas ist<br />

man versucht an das Ei des Columbus zu denken. Blicken wir aber<br />

zurück auf die altorientalischen <strong>Stil</strong>e, wie diese sich zu analogen Auf-<br />

gaben verhalten haben, so sehen wir deutlich ein, wie nach mannig-<br />

fachem Tasten und Versuchen erst die „mykenischen" Künstler die<br />

erlösende Formel gefunden haben. An der reciproken Gegenüberstel-<br />

lung gereihter Pflanzenmotive haben sich schon die Egypter versucht.<br />

Ihre reifste Schöpfung nach dieser Richtung war der Bogenfries (Fig. 22),<br />

dem sie einen zweiten gegenüberstellten (Fig. 23), um dem Postulat der<br />

Reciprocität, des Aus- und Einwärtsweisens eines Bordürenmusters Genüge<br />

zu leisten. Die Asiaten sind ebenfalls über diese Lösung nicht hinaus-<br />

gekommen 18 ). Erst den „mykenischen" Künstlern gelang es durch die<br />

Erfindung des Schemas der fortlaufenden Wellenranke einerseits die<br />

Einseitigkeit des einfachen Bogenfrieses (Fig. 22), anderseits die unschöne<br />

Steifheit des gedoppelten, sozusagen reciproken Bogenfrieses (Fig. 23)<br />

zu brechen, und die Motive abwechselnd nach oben und unten weisend<br />

auf eine durchlaufende Verbindungslinie aufzureihen. Dagegen hat<br />

man höchst bezeichnendermaassen bis jetzt kein einziges Beispiel eines<br />

vegetabilisch charakterisirten Bogenfrieses in der mykenischen Kunst<br />

gefunden. Es ist dieser Umstand um so bezeichnender, als die Mykenäer<br />

sowohl den Rundbogen als den Spitzbogen in fortlaufender Friesform<br />

sehr wohl gekannt und insbesondere an getriebenen Metallbechern zur<br />

publicirt hat. Löschcke glaubt das Ornament von den Nautilus-Darstellungen<br />

ableiten zu sollen. Ich sehe eine Wellenlinie, in deren Buchten mandelförmige,<br />

seitwärts geschwungene Knospen oder Blätter sitzen, ohne gleichwohl durch<br />

einen Stengel mit der Wellenlinie verbunden zu sein; die kleinen Schlangenlinien<br />

mit Punkt dienen offenbar zum Abschlüsse der Zwickel.<br />

18 ) Bei Perrot und Chipiez a. a. О. III. Fig. 576 D ist ein mit der Wellenranke<br />

verziertes Geschmeide abgebildet, das aus Curium stammt und von<br />

Perrot phönikischem Ursprung zugewiesen wird. Dieses Beispiel hat wohl<br />

auch Böhlau im Auge, wenn er (Jahrb. 1888 S. 333) zum böotischen Beispiel<br />

einer Wellenranke (siehe Fig. 80) von kyprisch-griechischen Goldschmiedesachen<br />

spricht, die das in Rede stehende Motiv zur Schau tragen. In Anbetracht<br />

der Vereinzelung und des dem allgemeinen Charakter nach gewiss späten<br />

Entstehungsdatums dieses Geschmeides kann man dasselbe in der That nur<br />

mit Böhlau griechischem Ursprünge zuweisen.<br />

http://rcin.org.pl

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