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Der geometrische Stil.

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3. Phönikisches. 109<br />

egyptischen Ornamentik des Neuen Reiches zum Ausdruck gelangte<br />

Postulat der Zwickelfüllung an den zahlreichen sphärischen Winkeln<br />

zur fanatischen Anwendung gebracht hat.<br />

Wenn wir also auf Grund des Vorgebrachten die Stellung der<br />

phönikischen Kunst innerhalb der Entwicklungsgeschichte des Pflanzen-<br />

ornaments kennzeichnen wollen, so ist Zu sagen, dass das phönikisclie<br />

Pflanzenornament in der Hauptsache in egyptischem Kunstboden wurzelt :<br />

dies beweisen insbesondere die Palmettenbildungen mit ihren Zwickel-<br />

füllungen. Aber der phönikische Kunsthandwerker und Exporteur<br />

schaltete frei und skrupellos mit den Motiven, die dem Egypter in<br />

ihrer gegenständlichen Bedeutung geheiligt gewesen waren. Diese<br />

Motive werden unter den Händen der Phöniker erst zu rechten Orna-<br />

menten von rein oder doch überwiegend schmuckzweeklicher Daseins-<br />

berechtigung. Aber auch von den Mesopotamiern entlehnten die Phö-<br />

niker, Avas ihnen gut und brauchbar dünkte : von Einzelmotiven das zu<br />

Einfassungszwecken so überaus geeignete Flechtband, und im Allge-<br />

meinen — was das Allerwichtigste ist — eine schärfere Trennung<br />

zwischen Füllung und Rahmen, wobei freilich schwer zu entscheiden<br />

ist, in wiefern den Phönikern diesbezüglich nicht ein selbständiges<br />

Eigenverdienst zuzuerkennen wäre.<br />

4. Persisches.<br />

Mehr der Vollständigkeit halber als um ihrer Bedeutung willen,<br />

muss hier noch der altpersischen Kunst der Achämeniden gedacht<br />

werden. Diese Kunst ist nämlich bis zum heutigen Tage vielfach<br />

überschätzt werden. Schon der Umsta^, dass die Altperser die tech-<br />

nische Errungenschaft der Steindecke'lf(mittels Wölbung) ihrer meso-<br />

potamischen Vorfahren preisgegeben haben und an ihren Palastbauten<br />

zur flachen Holzdecke zurückgekehrt sind, lässt erwarten, dass die Kunst<br />

in diesem Reiche keinen aufsteigenden Gang genommen hat 79 ). Inder<br />

That ermangeln die in der altpersischen Ornamentik beliebten Motive<br />

fast aller Originalität; sie zeigen aber auch nicht die Vorzüge einer<br />

79 ) Im Moment, da sie die orientalische Weltherrschaft antraten, waren<br />

die Perser sicher kein Kunstvolk. Dass sie es späterhin nicht geworden sind,<br />

dafür mag auch der Umstand mitbestimmend gewesen sein, dass dem siegreichen<br />

Fortschreiten des Hellenenthums gegenüber der Orient bereits im<br />

6. Jahrb. sich so ohnmächtig fühlen musste, dass er gar nicht mehr ernstlich<br />

daran denken mochte, die Rivalität auf künstlerischem Gebiete aufzunehmen.<br />

Riegl, <strong>Stil</strong>frageu. 9<br />

http://rcin.org.pl

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