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Der geometrische Stil.

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106<br />

A. Altorieiitalisches.<br />

geschichtliche Erörterung ausdrücklich für diese Gelegenheit vorbehalten<br />

haben. Die assyrische Palmette zeigt nämlich eine Vereinigung der<br />

beiden in Rede stehenden Motive: der egyptischen Lotuspalmette und<br />

des sogen, phönikischen Bouquet (oder Palmettenbaums), in der Weise,<br />

dass dem aufwärts gerollten oberen Volutenkelch ein einfacher Pal-<br />

mettenfächer aufgesetzt erscheint. Eine solche Vereinigung ist uns<br />

weder in der egyptischen noch in der phönikischen Kunst vorgekommen.<br />

Die assyrische Palmette ist trotz des aufwärts gerichteten Volutenkelches<br />

ein vegetabilisches Einzelmotiv wie die egyptische Lotuspalmette, mit<br />

der sie in allem üebrigen übereinstimmt. Dagegen sind die egyptischen<br />

und phönikischen Gebilde mit aufwärts gerolltem Volutenkelch baum-<br />

artig emporstrebende zusammengesetzte Motive, Uebereinanderstellungen<br />

mehrfacher Blüthenkelche mit abzweigenden Zwickelblumen. Ein<br />

inniger Zusammenhang der assyrischen Palmette mit den beiden egyp-<br />

tischen Palmettenmotiven scheint mir unzweifelhaft; aber die vermit-<br />

telnde Zwischenstellung der phönikischen Palmetto wird man nicht als<br />

so ausgemacht ansehen dürfen, wie z. B. Furtwängler 74 ) anzunehmen<br />

geneigt ist. Man müsste dann auch den einfachen Fächer der assy-<br />

rischen Palmette als eine Schematisirung der bekrönenden Lotusbündel<br />

des Palmettenbaums ansehen, während alle Wahrscheinlichkeit für den<br />

entgegengesetzten Process spricht: für eine dekorative vegetabilische<br />

Ausgestaltung des einfachen Fächers zu Gruppen von Lotusstengeln<br />

und Blüthen. Das Gleiche gilt doch auch von der Rosette, deren ein-<br />

fachere Formen gewiss älter sind als diejenigen, an denen die einzelnen<br />

Blätter etwa durch Lotusblüthen ausgedrückt sind (Goodyear Taf. XX.<br />

No. 13). Die Erklärung, wie die Mesopotamier dazu gekommen sein<br />

mögen, die von den Egyptern entlehnte gewöhnliche Palmette durch<br />

einen aufwärts gerollten Kelch, den sie übrigens gleichfalls auf egyp-<br />

tischen Kunstgegenständen vorgebildet sahen, zu erweitern, bleibt somit<br />

erst noch zu liefern.<br />

Im äusseren Aufbau erinnert der egyptisch-phönikische Palmetten-<br />

baum, — was wir schon durch die gewählte Bezeichnung angedeutet<br />

haben — an den „heiligen Baum" der assyrischen Kunst. Auch an<br />

diesem begegneten wir 75 ) einem System von Volutenkelchen, mittels<br />

derer die den Stamm zusammensetzenden Einzelschäfte unter einander<br />

verbunden waren. Die Bekrönung des Ganzen bildet aber wiederum<br />

u ) Samml. Sabouroff, Einl. 10.<br />

7ä ) S. 99 Fig. 89.<br />

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