13.01.2013 Aufrufe

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

90<br />

A. Altorieiitalisches.<br />

linearen Compositionen nach den alleinigen formgebenden Gesetzen<br />

von Symmetrie und Rhythmus zu zählen, brauche ich nach all dem<br />

Gesagten kaum ausdrücklich zu erwähnen. Weit wichtiger für die<br />

besonderen Zwecke unserer Untersuchung sind die das Flechtband in<br />

Fig. 33 besäumenden Pflanzenmotive. Wir erkennen darin dreierlei<br />

verschiedene Motive: eine Knospe, eine Palmette und eine dreispaltige<br />

Blüthe. Und zwar ist die rhythmische Reihenfolge, in welcher die<br />

drei Motive wiederkehren, folgende: Palmette, Knospe, Palmette, Blüthe,<br />

Palmette, Knospe u. s. f. Es ist dies dieselbe Art der gruppenweisen<br />

Alternirung dreier Elemente, die wir bereits in der egyptischen Orna-<br />

mentik (Fig. 22) angetroffen haben, nur mit dem Unterschiede, dass<br />

dort die Lotusblüthe und hier die Pjilmettc das doppelt wiederkehrende,<br />

also das Hauptmotiv bildet, und das palmettenfächerartige Blüthen-<br />

motiv jener egyptischen Borde hier durch das unzweifelhafte Palmetten-<br />

motiv selbst ersetzt erscheint.<br />

Diskutiren wir nun die Formen im Einzelnen, wobei wir die Art<br />

ihrer Verbindung untereinander vorläufig ausser Acht lassen wollen.<br />

Am wenigsten ist über die Form der Knospe zu sagen; auffällig gegen-<br />

über den egyptischen Seitenstücken ist hier nur die schuppenförmige<br />

Musterung 47 ). Die Palmette zeigt dagegen schon grössere Abweichungen<br />

vom egyptischen Schema des Lotus in halber Vollansicht (der egyp-<br />

tischen Lotus-Palmette (Fig. 16)). Während an letzterer Kelch und<br />

Fächer sieh proportionell ziemlich die Wage halten, ja eher der Kelch<br />

überwiegt, ist an dem assyrischen Beispiel der Fächer das weitaus<br />

Ueberwiegende geworden. <strong>Der</strong> Kelch zeigt nicht mehr die starken<br />

Voluten des egyptischen Motivs, sondern ist aus zwei schwachen<br />

nach abwärts umgebogenen Hörnchen gebildet. Ferner hat sich<br />

zwischen Kelch und Fächer ein zweiter ausgeprägterer Kelch einge-<br />

schoben, dessen stark betonte Voluten sich nach aufwärts einrollen.<br />

Trotz dieser Verschiedenheiten erscheint mir der Zusammenhang mit<br />

der egyptischen Palmette doch unabweislich. Es ist eine ganz eigen-<br />

tümliche Projektion, die dem einen wie dem anderen Motiv zu<br />

Grunde liegt und kaum beiderseits selbständig erfunden sein kann.<br />

Man hat auch Zwischenformen, die vom egyptischen Lotus zu der<br />

assyrischen Palmette führen sollen, in gewissen Erscheinungen der<br />

phönikischen Kunst zu erkennen geglaubt, über welchen Erklärungs-<br />

versuch weiter unten bei Betrachtung der phönikischen Pflanzenorna-<br />

47 ) Möglicherweise haben die Mesopotamier in der That, wie man meint,<br />

dem Knospenmotiv die Bedeutung des Pinienzapfens untergelegt.<br />

http://rcin.org.pl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!