13.01.2013 Aufrufe

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2. Mesopotamisches. 87<br />

assyrischen Kunst zuerst die für die spätere Entwicklung<br />

der Künste bei den Mittelmeervölkern 40 ) so fundamentale<br />

Scheidung zwischen Bordüre und Decke, Rahmen und Fül-<br />

lung, statisch Funktionirendem und statisch Indifferentem<br />

in mehr oder minder bewusster Weise durchgeführt sehen.<br />

Auch bei den Egyptern gewahren wir die figürlichen Darstellungen in<br />

der Fläche von Säumen eingefasst, doch sind diese Säume, mit sehr<br />

geringen Ausnahmen, von höchst einfacher Musterung, die sieli im<br />

Wesentlichen bloss auf gereihte Stäbchen oder auf Zickzacklinien 41 )<br />

beschränkt. In ganz besonders bezeichnender Weise äussert sich diese<br />

schwache Seite des ornamentalen Sinnes bei den Egyptern an den-<br />

jenigen Stellen, wo zwei Säume unter einem rechten Winkel aufein-<br />

anderstossen, wo es sich also um eine Ecklösung handelt. Häufig<br />

sind beide auf einander stossende Säume ungleich gemustert und laufen<br />

sich einer an dem anderen todt 42 ). Bei den Assyrern gewahren wir<br />

dagegen zum ersten Male ein konsequent durchgeführtes System einer<br />

gleichmässigen Umrahmung, unter Berücksichtigung einer künstlerisch<br />

befriedigenden Ecklösung 43 ). Damit steht in engstem Zusammenhangt;<br />

der Umstand, dass die Assyrer jene Anläufe, die die Egypter mit dem<br />

vegetabilischen Element und mit den Versuchen einer gefälligen Ver-<br />

bindung desselben gemacht hatten, ihrerseits mit Entschiedenheit auf-<br />

genommen und in weit umfassenderer und bestimmterer Weise zur An-<br />

wendung gebracht haben.<br />

Die Elemente der assyrischen Pflanzenornamentik wurzeln in der<br />

egyptischen. Ich sehe wenigstens nirgends eine Nöthigung vorhanden,<br />

um mit Sybel annehmen zu müssen, dass das in der Kunst des Neuen<br />

40 ) Zu den Mittelmeervölkern in kulturhistorischem Sinne müssen wir<br />

auch die Bewohner Mesopotamiens und Irans zählen, da sie allezeit sowohl<br />

in ihren politischen als in ihren religiösen Beziehungen nicht nach dem Osten<br />

Asiens, sondern nach dem Mittelmeere gravitirten.<br />

41 ) Am besten gelingt es noch an Werken der sogen. Kleinkunst, z. B.<br />

an den bei Prisse d'Avennes, Boîtes et ustensiles de toilette abgebildeten hölzernen<br />

Löffeln, die von einer Zickzacklinie eingefasst sind.<br />

42 ) Anläufe zu Ecklösungen an Plafonddekorationen zeigen: Prisse<br />

d'Avennes, Guillochis et méandres, links oben in der Ecke, mit Zickzack;<br />

ebendas. postes et fleurs, links unten in der Ecke, mit dem Vorläufer des<br />

Eierstabs (Fig. 23). Diese Beispiele beweisen, dass das zu Grunde liegende<br />

künstlerische Postulat auch den Altegyptern bereits klar geworden war, aber<br />

von ihnen noch nicht zur absoluten Geltung iind konsequenten Durchführung<br />

gebracht worden ist.<br />

43 ) Vgl. z. B. die Steinschwelle Fig. 34 nach Layard, Ninive II. 56.<br />

http://rcin.org.pl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!