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Der geometrische Stil.

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1. Egyptisches. 81<br />

über den ganzen Erdball Verbreitung gefunden haben. Uebrigens wird<br />

Niemand, der sich für die Geschichte des <strong>geometrische</strong>n Ornaments<br />

interessirt, den Stübel'schen Aufsatz ohne Interesse und Nutzen lesen.<br />

Von anderer Seite hat Prof. A. R. Hein in Wien in einer jüngst<br />

erschienenen Schrift über „Mäander, Kreuze, Hakenkreuze und ur-<br />

motivische Wirbelornamente in Amerika" (Wien, A. Holder, 1891) den<br />

in Rede stehenden Gegenstand berührt, indem er darauf hinwies, dass<br />

einer ganzen Reihe weitverbreiteter primitiver Ornamentformen (z. B.<br />

dem Hakenkreuz) die Tendenz innezuwohnen scheint, den Begriff des<br />

Rotirens, d. h. Siclibewegens im Kreise sinnfällig zu machen. Diese<br />

Tendenz liegt augenscheinlich auch der Spirale zu Grunde, und es ist<br />

völlig denkbar, dass der Symbolismus gewisser Völker und Zeiten ähn-<br />

liche Vorstellungen mit der Spirale verknüpft hat. Dass aber der An-<br />

stoss zur ersten Entstehung des Spiralenmotivs nach dieser Seite zu<br />

suchen wäre, glaubt wohl auch A. R. Hein (der übrigens die Spirale<br />

als solche in seine Betrachtung nicht einbezogen hat) nicht annehmen<br />

zu sollen, da er es (S. 28) ausdrücklich als seine Ueberzeugung be-<br />

zeichnet, class die Symbolik die schon vorhandenen (<strong>geometrische</strong>n)<br />

Formen lediglich für ihre Zwecke adoptirt hat 39 ).<br />

Uni also das Vorhandensein des Spiralenmotivs in der altegyptischen<br />

Kunst zu erklären, bedarf es keineswegs des Volutenkelchs der Lotus-<br />

blüthe als Ausgangspunktes, sondern wir dürfen dasselbe ebenso wie<br />

das Zickzack, die koncentrischen Ringe (welche Motive Goodyear aller-<br />

dings beide auf die Lotusblüthe zurückführt), das Schachbrettmuster<br />

u. s. w. als <strong>geometrische</strong> Motive einer von friiherher überkommenen<br />

Schmückungskunst ansehen, als welche dieselben Motive in den<br />

zweifellos <strong>geometrische</strong>n Ornamentstilen anderer, bei rudimentären<br />

Kunstzuständen verbliebener Völker, insbesondere der Maori auf Neu-<br />

seeland entgegentreten. Und das Gleiche gilt von dem Postulat der<br />

Zwickelfüllung, das wir in der Kunst der Neuseeländer in ähnlicher<br />

Weise beobachtet sahen, wie in der altegyptischen Kunst. Zum Beweise<br />

dessen wurde bereits auf die äusserste Windung in Fig. 28 hingewiesen.<br />

Man beobachte ferner in Fig. 31 und 32 die Tätowirungen der Nase;<br />

зэ ) Auch darin ist diesem Autor zuzustimmen, wenn er die „Erfindung<br />

der Formen zunächst in der künstlerischen Anlage des Menschen und in dem<br />

Dränge nach einer Bethätigung des Kunsttriebes begründet" ansieht, doch<br />

geräth derselbe wenige Zeilen darauf in Widerspruch mit dem eben Gesagten<br />

wenn er das Citat; „geometrie ornament is the offspring of technique" in<br />

seiner absoluten Fassung sich zu eigen macht.<br />

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