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Der geometrische Stil.

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A. Altorieiitalisches.<br />

diesen in den nächstinneren und so weiter überzuschleifen, um dann<br />

vom Mittelpunkte heraus wieder in die nächstfolgende Tangente über-<br />

zugehen. Freilich ist diese Entwicklungsreihe a priori konstruirt und<br />

bedarf erst des Beleges an der Hand von erhaltenen Denkmälern.<br />

Aber die Uebersicht von Taf. VIII bei Goodyear, welche diese Reihe<br />

— freilich leider ohne eine gesicherte chronologische Ordnung — lückenlos<br />

herstellt, wird manchem Beschauer den geschilderten Entwicklungsgang<br />

weit natürlicher erscheinen lassen, als den umgekehrten, welchen Good-<br />

year annimmt, wonach die Spirale als vegetabilisches Motiv (der Voluten-<br />

kelch der Lotusblüthe) das Ursprüngliche gewesen wäre, und im Wege<br />

der schrittweisen Denaturirung und Geometrisirung allmälig zum blossen<br />

linearen Kreise mit mittlerem Punkte zusammengeschrumpft wäre.<br />

Um nun kein Missverständniss aufkommen zu lassen, will ich gleich<br />

ausdrücklich erklären, dass ich die eben versuchte Ableitung der Spirale<br />

aus dem Kreisornamente keineswegs für die einzig mögliche, und darum<br />

für eine zwingende halte. Es war mir auch nicht so sehr darum zu<br />

thun, die überzahlreichen im Schwange befindlichen Erklärungsversuche<br />

für die Spirale und dergleichen allgemeine und uralte Ornamente um<br />

einen neuen zu vermehren. Meine Absicht ging vielmehr dahin, dar-<br />

zuthun, dass eine solche Erklärung — wenn sie schon geliefert werden<br />

soll — nicht bloss an eine primitive Technik, oder an bestimmte, wenig<br />

bedeutsame Naturvorbilder anzuknüpfen braucht, sondern, dass dieselbe<br />

auch auf ornament-entwicklungsgeschichtlichem Wege durchgeführt<br />

werden kann, womit wir wenigstens weit mehr auf dem ureigenen Boden<br />

der Kunst bleiben, als mit der Citirung irgend einer todten Technik<br />

oder einer leeren Abschreibung der Natur, und zwar von solchen<br />

Erzeugnissen der Natur, die bei ihrer geringen Bedeutsamkeit dem<br />

primitiven Menschen gar nicht aufgefallen sein können 38 ).<br />

<strong>Der</strong> Vollständigkeit halber muss hier auch der St übel'sehen Hypo-<br />

these (Ueber altperuanische Gewebemuster etc., in der Festschrift des<br />

Vereins f. Erdkunde in Dresden 1888) gedacht werden, die insofern der<br />

vorhin versuchsweise gegebenen Ableitung des Spiralenmotivs nahe<br />

kommt, als auch Stübel hiebei von den koncentrischen Kreisen ausge-<br />

gangen ist, Aber auf so zufällige Weise wie das Zusammenbringen von<br />

bemalten Thonscherben oder das Zusammennähen gemusterter Stoffe,<br />

pflegen Ornamente nicht zu entstehen, und am allerwenigsten solche, die<br />

3S ) Die ihnen gefährlichen oder nützlichen Thiere haben die Troglodyten<br />

wohl nachgebildet, aber keine spiraligen Rebranken, und gewiss auch nicht<br />

Geflechte, wenn sie deren überhaupt besessen hätten.<br />

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