Naturwissenschaftliche Belegarbeit Premioro
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<strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong><br />
<strong>Premioro</strong> ®<br />
-<br />
Eine Form- und Gießmasse<br />
und ihre ergänzungsmedialen Möglichkeiten<br />
in der Keramikrestaurierung<br />
Fachprofessor: Prof. Dr. rer. nat. Meinhard Landmann<br />
Verfasser: Sandro Welsch<br />
Ortsstrasse 50<br />
96515 Neuenbau<br />
Matrikelnr.: 141070204<br />
Abgabe: März 2010<br />
boticelli-creationi@web.de<br />
Fachhochschule Erfurt / University of Applied Sciences<br />
Fakultät Bauingenieurwesen und<br />
Konservierung/ Restaurierung
II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 9 / Versuch I. Textverweis: I./ S. 22ff. u. II./ S. 2f.<br />
Nr. Maße 17<br />
I./1<br />
I./2<br />
I./3<br />
in mm<br />
Vorzustand Endzustand<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
13<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
270x277 2,69 272x279 2,91 270x277 2,69 272x279 2,91<br />
Geringe Penetration des Aufstrichmaterials.<br />
Veränderung der optischen Eigenschaften,<br />
wie Brechungsindize und Farbigkeit. Premio<br />
® (1) wirkt geringfügig gelbstichiger.<br />
Gegenüber der ursprünglichen Farbigkeit<br />
sind leicht gelbstichige Vergrauungen des<br />
Epoxidharzes festzustellen. Diese Tendenz<br />
ist an Premio ® (1) deutlich intensiver.<br />
270x272 2,85 266x266 2,66 270x272 2,85 266x266 2,66<br />
Auch hier sind die durch EPO-TEK ® 301-2<br />
beschriebenen Einflüsse sichtbar. Der gelbstichige<br />
Charakter an Premio ® (1) resultiert<br />
wohl auch aus der Eigenfarbe der Masse.<br />
In ähnlicher, jedoch abgeschwächter Weise,<br />
sind grau- bis gelbfarbene Veränderungen 18<br />
festzustellen. Im Bezug auf die Epoxidharze<br />
erzielt hier Pamio ® (2) das beste Ergebnis.<br />
273x265 2,64 272x272 2,68 273x265 2,64 272x272 2,67 19<br />
Aufgrund der niedrigen Viskosität des Aufstrichmaterials<br />
ist eine hohe Penetration gegeben.<br />
Außer dem Brechungsindex sind optische<br />
Veränderungen nicht wahrnehmbar.<br />
Optische Beeinträchtigungen ergeben sich<br />
lediglich an Premio ® (1) durch eine wahrnehmbare<br />
Vergrauung. Vielleicht eine Reaktion<br />
zwischen Masse, Aufstrich und Licht.<br />
17 Die nachstehenden Maße ergeben sich aus Längenmessungen an jeweils zwei Außenkanten der einzelnen Probanten.<br />
Die Lokalisierung und Reihenfolge der Messungen ist in der Abbildung 25 auf der Seite 51 dieses Anhanges verdeutlicht.<br />
18 Gegenüber EPO-TEK ® 301-2 erscheint der Vergilbungsgrad an Araldit 2020 ® aus farbenmetrischer Sicht etwas reiner.<br />
Anhaltspunkte zu Reaktion zwischen den Modifikationen und den Epoxidharzen waren augenscheinlich nicht eruierbar.<br />
19 Der Verlust von 0,01g ist vermutlich auf die Beschädigung des Probanten zurückzuführen. Diese entstand vor dem Versuch<br />
durch eine punktuelle Druckbelastung, welche während des Einspannens in den vorgesehenen Probenträger auftrat.<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
Fach: <strong>Naturwissenschaftliche</strong>s Arbeiten Student: Sandro Welsch
II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Nr. Maße<br />
in mm<br />
I./4<br />
I./5<br />
I./6<br />
Vorzustand Endzustand<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
14<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
272x272 2,81 272x277 2,75 272x272 2,81 272x277 2,73<br />
Das Verhalten des Aufstrichmaterials als<br />
auch dessen Auswirkungen auf die Oberfläche<br />
der Massen, können als ident zum vorherigen<br />
Probanten I./3 eingestuft werden.<br />
Die optischen Veränderungen sind ähnlich<br />
dem Versuch I./3 zu werten. 20 Als stabil erweist<br />
sich wiederum die Modifikation Pamio<br />
® (2).<br />
265x274 2,69 271x273 2,63 265x274 2,68 271x273 2,62<br />
Auch hier entspricht das Verhalten den Probanten<br />
I./2 und I./3. Durch Verdunsten 21 des<br />
Acetons dickte das Aufstrichmaterial ein;<br />
ein blasiges Erscheinungsbild ist die Folge.<br />
An diesem Aufstrichmaterial wiederholen<br />
sich die vorangegangenen Beobachtungen.<br />
22 Die Pamio ® (2)-Modifikation bewährt sich<br />
auch in diesem Zusammenhang.<br />
273x275 3,00 272x271 2,62 273x275 3,00 272x271 2,61<br />
Aufgrund der hohen Viskosität des Aufstrichmaterials<br />
kommt es zu einer Blasenbildung<br />
unter kaum feststellbarer Penetration.<br />
Die dem Aufstrichmaterial eigene Farbigkeit<br />
hat sich an beiden Modifikationen deutlich<br />
verstärkt. Als Klebemittel ist dieses Produkt<br />
nur geringfügig Lichteinflüssen ausgesetzt.<br />
20 Die Aufstrichmaterialien dieser und der vorherigen Probe I./3 werden in der Fachliteratur als stabil eingestuft, wobei leichte<br />
Vergilbungserscheinungen grundsätzlich nicht auszuschließen sind. Siehe HORIE 1999, S. 182f. u. DOWN 1996, S. 38 u.<br />
40f. - Da die Bindemittelkomponente der Modifikationen chemisch der Grundkomponente von Paraloid B72 entspricht, ist<br />
davon auszugehen, dass wahrscheinlich die photochemische Vergrauung auf die Beteiligung der weiteren Basiskomponenten<br />
wie Zuschlagstoffe oder Konservierungsmittel zurückzuführen ist.<br />
21 Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass das zur Aufbewahrung verwendete Behältnis nicht luftdicht zu verschließen<br />
war. Infolgedessen wurde, mit Bezugnahme auf die niedrige Verdunstungszahl des Acetons von 2,1, die ungewollte Verdunstung<br />
dieses Lösemittels befördert.<br />
22 Das hier verwendete Aufstrichmaterial weist ebenfalls eine hohe Alterungsbeständigkeit auf. Siehe HORIE 1999, S. 182.<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Nr. Maße<br />
in mm<br />
I./7<br />
I./8<br />
I./9<br />
Vorzustand Endzustand<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
15<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
273x274 2,94 272x272 2,75 273x274 2,93 272x272 2,74<br />
Für das vorliegende Aufstrichmaterial sind<br />
kaum optische Veränderungen oder eine<br />
Penetration feststellbar. Partielle Blasenbildungen<br />
bestehen durch die hohe Viskosität.<br />
Das Aufstrichmaterial ist spröde, jedoch stabil<br />
und hat ein Craquelenetz ausgebildet.<br />
Dieses Schadbild ist wahrscheinlich unabhängig<br />
von den Modifikationen zu werten.<br />
276x274 3,02 271x273 2,76 276x274 3,02 271x273 2,76<br />
Der Cyanacrylatkleber verhält sich ähnlich<br />
den Epoxidharzen. Die Gelbstichigkeit lässt<br />
sich auf die Eigenfarben des Aufstrichmaterials<br />
und ggf. der Massen zurückzuführen.<br />
Auch dieses Aufstrichmaterial hat ein leichtes<br />
Craquelenetz ausgebildet. Optisch auffällig<br />
ist die Vergrauung an der Modifikation<br />
Premio ® (1).<br />
270x270 2,90 270x277 2,64 270x270 2,88 23<br />
270x277 2,64<br />
Es zeigt sich eine geringe Penetration des<br />
Aufstrichmaterials. Außer dem Brechungsindex,<br />
der Premio ® Das vorliegende Ergebnis orientiert sich in<br />
(1) gelblich erscheinen<br />
lässt, unterbleiben optische Veränderungen.<br />
ähnlicher Weise an den Proben I./3, I./4 und<br />
I./5. Premio ® (1) zeigt eine Vergrauung, wohingegen<br />
Pamio ® (2) stabil bleibt. 24<br />
23 Im Gegensatz zu dem, in Fußnote 19 beschriebenen Substanzverlust des Probanten, sind die Ursachen des vorliegenden<br />
Masseverlustes anderer Art. Vermutlich dürfte die Porosität der Modifikationen eine Rolle spielen. So können bspw.<br />
Massenverluste durch das Verdunsten von lösemittelhaltigen Stoffen der Aufstriche erklärt werden; obwohl anzumerken ist,<br />
dass die Probanten vor Versuchsbeginn eine Woche unter Werkstattbedingungen lagerten. Die Massenzunahmen sind<br />
vermutlich im Zusammenhang mit Poreneinlagerungen von absorbierten Lösemitteln oder in Gasphase befindlichem Wasser<br />
zu sehen. Auch die Massenverluste bzw. -zunahmen an anderer Stelle dürften in ähnlicher Weise einzuordnen sein. Siehe<br />
ergänzend im Teil I. die Fußnote 70 auf der Seite 14.<br />
24 Zwar kann die Vergilbung dieses Produktes eine Verringerung des Transmissionsgrades von 3% bis 6% bewirken, jedoch<br />
dürfte die Vergrauung ebenfalls auf Reaktionen mit der Modifikation Premio ® (1) zurückzuführen sein. Siehe die Fußnote 20<br />
auf der vorhergehenden Seite und zum beschriebenen Vergilbungsgrad WUEST 2000, S. 52.<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Nr. Maße<br />
in mm<br />
I./<br />
10<br />
I./<br />
11<br />
Vorzustand Endzustand<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
16<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
270x271 2,89 271x275 2,71 270x271 2,89 271x275 2,71<br />
Das Aufstrichmaterial penetriert besonders<br />
stark an Pamio ® (2). 25 Optische Veränderungen<br />
wie sie bereits beschrieben wurden<br />
können nicht nachgewiesen werden.<br />
Die natürliche Eigenfarbe des Aufstrichmaterials<br />
ist verblichen. 26 Weitere Beeinträchtigungen<br />
sind an beiden Modifikationen nicht<br />
zu beobachten.<br />
277x267 2,61 275x269 2,80 277x267 2,61 275x269 2,80<br />
Auch hier ist eine starke Penetration des<br />
Aufstrichmaterials zu verzeichnen. Eine Optische<br />
Beeinflussung ergibt sich nur aus der<br />
gelblichen Eigenfarbe des Aufstriches.<br />
Optische und strukturelle Veränderungen<br />
des Aufstrichmaterials sind nicht feststellbar.<br />
27 Weiterhin fehlen Anhaltspunkte auf<br />
Reaktionen zwischen den Komponenten.<br />
25 Die Ursachen liegen auch hier in der Porosität des Untergrundes. Ist an Premio ® (1) eine offene Porosität von >66%<br />
nachweisbar, liegt diese mit
II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Abbildung 12 / Versuch I. Textverweis: I./ S. 22ff.<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
relative Luftfeuchte in %<br />
Phase 1 (45 %) Phase 2 (30 %) Phase 3 (45 %) Phase 4 (60 %) Phase 5 (45 %)<br />
1200 2400 3600 4800 6000 min<br />
17<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Abbildung 13 / Versuch I. Textverweis: I./ S. 22ff.<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
19<br />
18<br />
17<br />
16<br />
15<br />
Temperatur in °C<br />
Phase 1 (20°C) Phase 2 (20°C) Phase 3 (20°C) Phase 4 (20°C) Phase 5 (20°C)<br />
1200 2400 3600 4800 6000 min<br />
18<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Abbildung 14 / Versuch I. Textverweis: I./ S. 22ff.<br />
105<br />
95<br />
85<br />
75<br />
65<br />
55<br />
45<br />
35<br />
25<br />
15<br />
Strahlungsintensität in %<br />
Phase 1 (100 %) Phase 2 (100 %) Phase 3 (100 %) Phase 4 (100 %) Phase 5 (100 %)<br />
1200 2400 3600 4800 6000 min<br />
19<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Abbildung 15 / Versuch III. Textverweis: I./ S. 22ff.<br />
UV-VIS Spektroskopie an Pamio ® (2)<br />
20<br />
Probe III./2b vor der künstlichen Alterung<br />
Probe III./2b nach der künstlichen Alterung<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Abbildung 16 / Versuch III. Textverweis: I./S. 22ff.<br />
UV-VIS Spektroskopie an Premio ® (1)<br />
21<br />
Probe III./1b vor der künstlichen Alterung<br />
Probe III./1b nach der künstlichen Alterung<br />
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Tabelle 10 / Versuch I. Textverweis: I./ S. 21ff.<br />
gesuchter Faktor Rechenfaktoren Berechnung<br />
Strahlungsintensität<br />
des Versuches<br />
x<br />
(in Wh/m 2 )<br />
Mittelwert der<br />
Sonneneinstrahlung<br />
eines Jahres<br />
_<br />
x<br />
(in Wh/m 2 )<br />
reeller Zeitfaktor<br />
des Versuches<br />
t<br />
(in Jahre)<br />
Leistung der Xenolampe<br />
bei 100%: 81,9 W/m 228<br />
Laufzeit des Versuches<br />
in Stunden: 500 h<br />
minimale Sonneneinstrahlung 29<br />
eines Jahres: 850 Wh/m 2<br />
maximale Sonneneinstrahlung<br />
eines Jahres: 1250 Wh/m 2<br />
durchschnittliche Sonneneinstrahlung<br />
30 eines Jahres:<br />
1175 Wh/m 2<br />
Strahlungsintensität:<br />
40950 Wh/m 2<br />
Mittelwert der durchschnittlichen<br />
Sonneneinstrahlung:<br />
1092 Wh/m 2<br />
22<br />
x = 81,9 W/m 2 × 500 h<br />
x = 40950 Wh/m 2<br />
_ x1 + x2 + x3<br />
x = -------------------------<br />
n<br />
_ 850 + 1175 + 1250<br />
x = ---------------------------------------<br />
3<br />
_<br />
x = 1091,66 ≈ 1092 Wh/m 2<br />
40950 Wh/m 2<br />
t = ---------------------------- = 37,5 Jahre<br />
1092 Wh/m 2<br />
28 Das Prüfgerät Xenotest ® 150S+ wurde am 22.06.2007 dem damaligen Fachbereich Konservierung und Restaurierung<br />
übergeben. Die damals im Gerät befindliche Xenolampe wies bereits eine Betriebsdauer von 23h auf und erzielte während<br />
einer Strahlungsleistung von 100% den Wert von 81,9 W/m 2 . Für die stattgefundene Untersuchung stand eine Xenolampe<br />
ohne vorherige Benutzung zur Verfügung. Da in beiden Fällen der IR7-Glasfilter eingesetzt wurde, ist von nahezu gleichwertigen<br />
Bedingungen auszugehen, weshalb die Berechnungen mit dem genannten Strahlungswert von 81,9 W/m 2 erfolgten.<br />
Siehe begleitend die Abbildungen 9 u. 26 auf den Seiten 25 sowie 51. Letztere in diesem Anhang befindlich.<br />
29 Der Minimal- und Maximalwert der Sonneneinstrahlung bezieht sich auf Messwerte innerhalb Deutschlands, binnen eines<br />
Jahres. Siehe URL: www.dena.de/fileadmin/user_upload/Download/Dokumente/Publikationen. 12.02.2009, 17.30Uhr.<br />
30 Die hier angegebene durchschnittliche Sonneneinstrahlung bezieht sich auf die Gebietsfläche Westeuropas und versteht<br />
sich als errechneter, jährlich festgestellter Wert und wurde der folgenden Quelle entnommen:<br />
URL: www.solaraccess.de/solarstrom/sonneneinstrahlung-und-ertrag. 12.02.2009, 17.32Uhr.<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 11a / Versuch II. Textverweis: I./ S. 26ff.<br />
PREMIO ® (1)<br />
Versuchsverlauf Zustand<br />
°C Beschreibung Beschreibung Abbildung<br />
150<br />
leichter Farbumschlag<br />
ins gelbbeige<br />
200 zunehmende<br />
Beigefärbung<br />
240<br />
250<br />
260<br />
270<br />
275<br />
280<br />
285<br />
300<br />
350<br />
380<br />
400<br />
partieller Farbumschlag<br />
der Spitzenbereiche ins<br />
Ockerfarbene<br />
vollständige<br />
Beigefärbung und vermehrte<br />
Ockerfärbung der<br />
Spitzenbereiche<br />
Umschlagen des<br />
Ockertones ins rötliche<br />
Zunahme der Verfärbungen<br />
der Spitzenbereiche<br />
merklich hellbraune<br />
Färbung der gesamten<br />
Substanz<br />
Verfärbung der Spitzenbereiche<br />
ins dunkelbraune<br />
partielle Verfärbung der<br />
Spitzenbereiche ins<br />
schwarzfarbene<br />
die Materialstruktur wirkt<br />
leicht verbacken<br />
partieller Zerfall der<br />
Materialstruktur in den<br />
schwarzfarbenen Spitzenbereichen<br />
zunehmende<br />
Braunfärbung der gesamten<br />
Materialsubstanz<br />
keine Zunahme der<br />
Schwarzfärbung in den<br />
Spitzenbereichen / spektraler<br />
Glanz bleibt trotz<br />
der Verbackung erhalten<br />
Vorzustand<br />
Endzustand<br />
makroskopisch<br />
mikroskopisch<br />
makroskopisch<br />
mikroskopisch<br />
Die Probensubstanz liegt<br />
zu Beginn der Untersuchung<br />
als weißfarbenes,<br />
lockeres und trockenes<br />
Pulver vor.<br />
Unter dem Mikroskop erscheint<br />
das Pulver in unterschiedlichenTeilchengrößen.<br />
Es zeigen sich<br />
Gebilde ähnlich dem gewachsener<br />
Kristalle. Vereinzelt<br />
lassen sich Teilchen<br />
mit transparentem<br />
Charakter erkennen. Diese<br />
dürften sich aus den<br />
acrylatischen Bindemitteln<br />
zusammensetzen.<br />
Nach dem Versuch lässt<br />
sich die Probensubstanz<br />
noch immer als ein lockeres<br />
und trockenes Pulver<br />
erkennen. Visuell ergeben<br />
sich Veränderungen<br />
der Eigenfarbe von weißfarben<br />
nach rotbraun. Der<br />
Grad der Verfärbung ist<br />
auf die erweiterte Temperung<br />
auf ca. 400°C zurückzuführen.<br />
Nachweisbar sind die<br />
Gründe für diese Farbigkeit<br />
unter dem Mikroskop.<br />
So zeigen die Teilchen<br />
beigebraune, bis braune<br />
Farbnuancen. Eine Verdunkelung<br />
dieser Verfärbung<br />
ergibt sich aus den<br />
schwarzfarbenen Spitzenbereichen.<br />
Diese sind<br />
bereits ein Zeichen des<br />
strukturellen Zerfalls der<br />
Substanz durch Wärme.<br />
23<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 11b / Versuch II. Textverweis: I./ S. 26ff.<br />
PAMIO ® (2)<br />
Versuchsverlauf Zustand<br />
°C Beschreibung Beschreibung Abbildung<br />
150<br />
200<br />
250<br />
260<br />
270<br />
280<br />
290<br />
300<br />
leichter Farbumschlag<br />
ins gelbbeige<br />
zunehmende Beigefärbung<br />
/ partieller Farbumschlag<br />
der Spitzenbereiche<br />
ins Ockerfarbene<br />
vollständige<br />
Beigefärbung und vermehrte<br />
Ockerfärbung der<br />
Spitzenbereiche<br />
Umschlagen des<br />
Ockertones ins rötliche<br />
merklich hellbraune<br />
Färbung der gesamten<br />
Substanz<br />
Verfärbung der Spitzenbereiche<br />
ins dunkelbraune<br />
partielle Verfärbung der<br />
Spitzenbereiche ins<br />
schwarzfarbene<br />
die Materialstruktur wirkt<br />
leicht verbacken<br />
Vorzustand<br />
Endzustand<br />
makroskopisch<br />
mikroskopisch<br />
makroskopisch<br />
mikroskopisch<br />
Im Unterschied zu Premio<br />
® (1) weißt die Probensubstanz<br />
Pamio ® (2)<br />
einen reineren Weißgrad<br />
auf und liegt ebenfalls in<br />
einem lockeren und trockenem<br />
Pulver vor.<br />
Ähnlich der Modifikation<br />
Premio ® (1) erscheint unter<br />
dem Mikroskop das<br />
Pulver durch unterschiedliche<br />
Teilchengrößen. Die<br />
kristallähnlichen Strukturen<br />
lassen vereinzelt Teilchen<br />
mit transparentem<br />
Charakter erkennen. Diese<br />
dürften sich aus den<br />
acrylatischen Bindemitteln<br />
zusammensetzen.<br />
Auch Pamio ® (2) lässt<br />
sich nach dem Versuch<br />
noch immer als ein lockeres<br />
und trockenes Pulver<br />
erkennen. Visuell ergeben<br />
sich Veränderungen<br />
der Eigenfarbe von weißfarben<br />
nach gelbbraun.<br />
Da die Probe lediglich auf<br />
300°C getempert wurde,<br />
ist die Verfärbung wesentlich<br />
heller.<br />
Die Gründe für diese Farbigkeit<br />
liegen auch hier in<br />
der Oxidation der Probensubstanz.<br />
So zeigen<br />
die Teilchen beigebraune<br />
bis braune Farbnuancen.<br />
Die Spitzenbereiche lassen<br />
schwarzfarbene Verdunkelung<br />
erkennen.<br />
Diese sind bereits Zeichen<br />
eines strukturellen<br />
Zerfalls.<br />
24<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 12a / Versuch IV. Textverweis: I./ S. 29ff.<br />
Vorzustand<br />
Endzustand<br />
Kupfer<br />
Blei<br />
Kupfer<br />
Blei<br />
Vorversuch ohne Beteiligung der Modifikationen<br />
Abbildung Beschreibung<br />
25<br />
Das Kupferblättchen wurde mit Micromesh<br />
® (Feingrad 2400) aufpoliert, um eine<br />
glatte und einheitliche Oberfläche zu<br />
erhalten. Damit boten sich den evt. auftretenden<br />
korrosiven Reaktionen gleichwertige<br />
Angriffsbedingungen über die gesamte<br />
Metalloberfläche.<br />
Aufgrund der geringen materialspezifischen<br />
Härte konnte die Bleioberfläche<br />
nicht wie beschrieben aufpoliert werden.<br />
Die Präparierung der Oberfläche erfolgte<br />
deshalb durch Abschaben mit einem feststehenden<br />
Skalpell, was eine oxidationsfreie<br />
Metalloberfläche gewährleistete.<br />
Auch ohne Beteiligung der beiden Modifikationen<br />
zeigte sich abschließend ein<br />
korrosives Erscheinungsbild, was auf atmosphärische<br />
Oxidationsreaktionen zurückzuführen<br />
ist. 31 So bildete sich eine<br />
vollflächige, hellbraune Anlaufpatina aus.<br />
Das Blei erhielt eine irisierend schillernde<br />
Oberfläche, dessen farbliches Spektrum<br />
an zentraler Stelle in gelb- bis braunfarbenen<br />
Nuancen überwog. 32 Die charakteristische<br />
graufarbene Anlaufschicht konnte<br />
dagegen nur partiell ermittelt werden.<br />
31 Für nähere Hinweise zu der beschriebenen Korrosionsstufe sei nochmals im Teil I. auf die Fußnote 142 auf der Seite 30f.<br />
verwiesen.<br />
32 Es bleibt an dieser Stelle nicht ausgeschlossen, dass sich während des Versuchszeitraumes bereits Schadstoffe unbekannter<br />
Provenienz im Prüfbehältnis befanden. Einen möglichen Emittenten stellt bspw. die verwendete Baumwollwatte dar.<br />
Weiterhin kann angenommen werden, dass ggf. die im Behältnis befindliche Luft mit Schadstoffen angereichert war, da das<br />
Experiment nicht in einer diesbezüglich günstigen Labor-, sondern in Werkstattatmosphäre stattfand.<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 12b / Versuch IV. Textverweis: I./ S. 29ff.<br />
Vorzustand<br />
Endzustand<br />
Kupfer<br />
Blei<br />
Kupfer<br />
Blei<br />
Premio ® (1) Pamio ® (2)<br />
Die Vorbehandlung der Kupferoberflächen beider Metallblättchen erfolgte wie im Vorversuch<br />
beschrieben mit Micro-mesh ® (Feingrad 2400). Somit boten sich auch hier<br />
gleichwertige Angriffsbedingungen für auftretende Korrosionsreaktionen. 33<br />
Auch für den Versuch mit den beiden Modifikationen wurde die Bleioberfläche lediglich<br />
mit einem feststehenden Skalpell aufbereitet, um möglichst eine oxidationsfreie<br />
Metalloberfläche zu erhalten.<br />
Unter Beteiligung der beiden Modifikationen konnten zwei charakteristische Korrosionsstufen<br />
des Kupfers festgestellt werden. Es bildete sich eine rötliche gefolgt von<br />
einer braun- bis schwarzfarbene Schicht heraus. 34 Zwar sind diese Korrosionsstufen<br />
bereits durch oxidative Reaktionen erreichbar, jedoch lässt die Intensität der vorliegenden<br />
Schichten auf weitere Reaktionskomponenten schließen. Deren Art und Umfang<br />
bleibt hypothetisch, da sich aus der visuellen Betrachtung der Korrosionsschichten<br />
keine weiteren Schlüsse ziehen lassen. 35<br />
Der im Vorversuch festgestellte irisierende Charakter ist einer vollflächigen Vergrauung<br />
der Metalloberfläche gewichen. Diese dürfte nicht nur unter dem Aspekt einer<br />
atmosphärischen Oxidation durch Sauerstoff zu betrachten sein. Vielmehr lässt die<br />
Oberfläche einen Angriff schädigender Exhalate erkennen. Auch hier bleibt eine nähere<br />
Betrachtungsweise spekulativ, da der gebildeten Korrosionsschicht unterschiedliche<br />
Ursachen zugrunde liegen können. Möglich wäre u.a. das Auftreten organischer<br />
Säuren, da insbesondere Blei empfindlich auf derlei Einwirkungen reagiert. 36 Die in<br />
den Randbereichen partiell auftretenden weißfarbenen Ausblühungen dürften dagegen<br />
auf materialeigene Verunreinigungen des Metallgefüges zurückzuführen sein. 37<br />
33 Die textliche Beschreibung der Prüfmodifikationen wurde in dieser Tabelle jeweils zusammengefasst, da die gewonnenen<br />
Ergebnisse als ident angesehen werden können.<br />
34 Siehe dazu nochmals im Teil I. die Fußnote 142 auf der Seite 30 u. 31.<br />
35 Detailreichere Angaben sind nur durch technisch auswertbare Analysen möglich. Diese waren weder Basis noch Bestandteil<br />
der Zielsetzung für den vorgenommenen Versuch. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass Acryl- und Methacrylsäureesther,<br />
welche als Bindemittel eine Basiskomponente von <strong>Premioro</strong> ® bilden, im Bezug auf Schadstoffemissionen als<br />
unproblematisch gelten (Vgl. HILBERT 2002, S.257 u. DOWN 1996, S. 29f.). Demnach wären weitere, an dieser Stelle noch<br />
nicht genannte, Schadstoffemittenten von ausschlaggebender Bedeutung.<br />
36 STAMBOLOV 1988, S. 8; vgl. WALLER 2010 o.S.<br />
37 Siehe dazu nochmals im Teil I. die Fußnote 143 auf der Seite 31.<br />
26<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
3. Begleitende Referenzrestaurierungen<br />
Um die gesammelten Erkenntnisse der vorangegangenen Untersuchungen auf einen<br />
praktischen Nutzwert hin zu prüfen, wurde eine restauratorische Umsetzung an zwei ke-<br />
ramischen Erzeugnissen angestrebt. Dementsprechend bestand die Aufgabenstellung<br />
nicht nur in der Bewältigung restauratorischer Problematiken und deren Umsetzung an<br />
den Objekten, sondern auch in der Betrachtung von Verhaltensweisen des keramischen<br />
Materials gegenüber der Form- und Gießmasse. Aus diesem Grund wurde eine kategori-<br />
sche Auswahl vorgenommen, die sowohl poröse Keramiken, vertreten durch ein Objekt<br />
aus Feinsteingut, als auch gesinterte Keramiken in Form eines Hartporzellans einschloss.<br />
Als Ergänzungsmedium fand, bedingt durch seine positiv in Erscheinung getretenen Ei-<br />
genschaften, jeweils die Modifikation Pamio ® (2) Verwendung.<br />
Auf ausführliche Angaben, im Sinne einer umfassenden Objektdokumentation, wurde<br />
an dieser Stelle verzichtet. Nachfolgend sind deshalb lediglich die durchgeführten Maß-<br />
nahmen bezüglich der Ergänzungen in tabellarischer Form aufgeführt und in aller Kürze<br />
textlich erläutert.<br />
3.1 Ergänzung an Feinsteingut<br />
Aufgrund seiner Zusammensetzung und Endbrandtemperatur weist Steingut einen gewis-<br />
sen Grad an Porosität auf. Bedingt durch diese Eigenschaft bewahrt sich das Material eine<br />
entsprechende Wasserdurchlässigkeit, verbunden mit einer physikalischen Bruchanfällig-<br />
keit. Als Schadursachen ließen sich diese Charakteristiken in Form von Teil- und Vollver-<br />
lusten auch am vorliegenden Objekt einer Pferdegruppe feststellen. 38<br />
Die Ausführung der Ergänzungen geschah nach praktischen Erwägungen der Effizienz.<br />
Demnach wurde differenziert zwischen einer direkten Applizierung der gießfähigen Dis-<br />
persion bzw. einer Vormodellage des plastifizierten Ergänzungsmaterials und dessen an-<br />
schließende Anschlickerung. Letzterer Arbeitsschritt und die direkte Applizierung erschie-<br />
nen aufgrund der Wasseraufnahme des Scherbens als durchführbar. Im Fall der Ergän-<br />
zung per Anschlickerung reichten jedoch die Adhäsionskräfte nicht aus, so dass eine an-<br />
schließende Klebung unvermeidlich war. Die abrasive Oberflächenbearbeitung der Ergän-<br />
zungen stellte jeweils kein Problem dar, da sie in noch feuchtem Zustand als auch nach<br />
abgeschlossener Trocknung möglich blieb. Ein erneutes Anlösen und Bearbeiten der O-<br />
berfläche mit Wasser wirkt sich daneben ebenso hilfreich aus wie der positiv zu bewerten-<br />
de Umstand einer jederzeit durchführbaren schadfreien Abnahme.<br />
38 Der Vor- und Endzustand des Objektes ist fotografisch durch die Abbildung 29 auf der Seite 53 im Anhang A dokumen-<br />
tiert.<br />
27<br />
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Tabelle 13a / Referenzrestaurierung (Feinsteingut) Pferdegruppe<br />
Arbeitsbereich: Rechtes Ohr des Hengstes<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Vorzustand<br />
der Fehlstelle<br />
Modellierung des<br />
Ohres<br />
Anfügen<br />
des Formlings<br />
Ankleben<br />
der Ergänzung<br />
Die Fehlstelle zeigt die freigelegte<br />
keramische Substanz. Aufgrund ihrer<br />
Porosität kann Feuchtigkeit eindringen<br />
und das Gleichgewicht des<br />
keramischen Feuchtehaushaltes<br />
nachhaltig beeinflussen. Eine Maßnahme<br />
restauratorischer Art kann<br />
auch gleichzeitig als konservatorischer<br />
Eingriff angesehen werden.<br />
Um die Form des Ohres zu modellieren,<br />
wurde Pamio ® (2) in plastischer<br />
Konsistenz, ähnlich der eines<br />
Modelliertones verwendet. Nach<br />
grober Vorformung erfolgte das Ansetzen<br />
des Formlings und ein weiters<br />
Ausarbeiten mit einem Modellierholz.<br />
Nachdem die Masse etwas<br />
anziehen 39 konnte, gestaltete sich<br />
die Nachbearbeitung als besonders<br />
effektiv.<br />
Pamio ® (2) in gießfähiger Form half<br />
den Formling an die betreffende<br />
Fehlstelle anzuschlickern. Nach<br />
dem Antrag wurde die Nahtstelle<br />
mit der Gießmasse retuschiert und<br />
anschließend mit einem Modellierholz<br />
verputzt. Die Nachbearbeitung<br />
der Formlingsoberfläche erfolgte<br />
mit einem Korundstift und Sandpapier<br />
von 180iger Körnung, nach einer<br />
24stündigen Trocknungsphase.<br />
Durch die Bearbeitung der Oberfläche<br />
hielt die Anschlickerung nicht<br />
stand, weshalb sich die Ergänzung<br />
wieder vom Objekt löste. Archäocoll<br />
® mittels Pinsel auf beide Klebeflächen<br />
aufgetragen, schuf eine erneute<br />
Verbindung. Das Verputzen<br />
der Nahtstelle war wiederum nötig,<br />
wofür die betreffenden Bereiche<br />
der Ergänzung mit einem Pinsel<br />
angefeuchtet werden mussten.<br />
39 Gemeint ist damit der einsetzende Feuchtigkeitsentzug durch Lufttrocknung.<br />
28<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Arbeitsbereich: Rechtes Ohr des Hengstes<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Retouche<br />
der Ergänzung<br />
Auftrag des Kunstharzüberzuges<br />
Nach der neuerlichen Trocknungsphase<br />
von 24 Stunden 40 wurde die<br />
Oberfläche der Ergänzung abgesperrt,<br />
um die Farbretouche durchführen<br />
zu können. Als Absperrlösung<br />
fand Paraloid B72 zu 5% in<br />
Aceton Verwendung. Die anschließende<br />
Retouche erfolgte mittels<br />
Acrylfarben der Marke Daler Rowney<br />
in mehreren abgestuften Farblagen.<br />
Um die Oberfläche der Ergänzung<br />
zu versiegeln und parallel den visuellen<br />
Eigenschaften der Glasur<br />
zu entsprechen, wurde ein Kunstharzüberzug<br />
aufgetragen. Die Applizierung<br />
erfolgte einmalig mittels<br />
Fehhaarpinsel. Mit der 24stündigen<br />
Härtung des verwendeten Kunstharzes<br />
Torlife ®41 endeten die restauratorischen<br />
Maßnahmen.<br />
Tabelle 13b / Referenzrestaurierung (Feinsteingut) Pferdegruppe<br />
Arbeitsbereich: Linker Vorderlauf der Stute<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Vorzustand<br />
des Vorderlaufes<br />
Auch an der vorliegenden Extremität,<br />
einen Vorderlauf darstellend,<br />
liegt durch Absplitterungen die keramische<br />
Substanz frei. Im Folgenden<br />
sollen die Fehlstellen mit Pamio<br />
® (2) ergänzt und das Teilstück<br />
wieder mit dem Gesamtkomplex<br />
verbunden werden.<br />
40 Die Trocknungsphase bezieht sich in diesem Fall auf die Anschlickerung sowie den Antrag von Masse an der Nahtstelle.<br />
Aufgrund der geringen Mengen an feuchter Masse ist eine 24stündige Durchtrocknung nicht notwendig. Das Zeitfenster<br />
wurde aus Kontinuitätsgründen gewählt und in gleicher Weise für ähnliche Arbeitsbezüge verwendet.<br />
41 WUEST 2000, Seite 71: Die Torlife ® -Kunstharzglasur gehört zu der Gruppe der Polyurethanlacke und wurde speziell für<br />
Retouchearbeiten an Keramiken entwickelt. Neben Produkten wie SpiesHecker ® 8040 hat sich Torlife ® in Versuchen hinsichtlich<br />
des Verarbeitungs- und Alterungsverhaltens behaupten können, weshalb es an dieser Stelle zum Einsatz kam. Siehe<br />
dementsprechend die Ergebnisse der Lichtalterung in der Tabelle 9 auf der Seite 15 im Anhang A - Bereits vor der Vorlage<br />
dieser <strong>Belegarbeit</strong> war die Torlife ® -Kunstharzglasur im Handel nicht mehr erhältlich.<br />
29<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Arbeitsbereich: Linker Vorderlauf der Stute<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Aufbau<br />
der Ergänzung<br />
Oberflächenbearbeitung<br />
der Ergänzung<br />
Retouche<br />
der Ergänzung<br />
Auftrag des Kunstharzüberzuges<br />
Der Bereich der Fehlstelle sollte mit<br />
der Gießmasse tropfenförmig aufgebaut<br />
werden. Unter Zuhilfenahme<br />
eines Pinsels erfolgte die Applizierung<br />
in mehreren Schichten bis<br />
zum Erhalt einer entsprechenden<br />
Höhe.<br />
Nach einer 24stündigen Lufttrocknung<br />
war die Masse ausgehärtet<br />
und konnte eine Nacharbeitung erfahren.<br />
Ein mit Wasser befeuchtetes<br />
Wattestäbchen reaktivierte die<br />
Masse und half die Ergänzung in<br />
Form zu bringen und analog dazu<br />
die Oberfläche zu glätten.<br />
Die leicht unter Niveau gehaltene<br />
Ergänzung wurde nach einer neuerlichen<br />
Trocknungsphase mit Paraloid<br />
B72 zu 5% gelöst in Aceton<br />
abgesperrt. Dem schloss sich die<br />
Retouche in Trattegiomanier an. In<br />
mehreren lasierenden Strichlagen<br />
erfolgte mit Acrylfarben der Marke<br />
Daler Rowney der Farbauftrag bis<br />
zu einer entsprechenden Verdichtung.<br />
Auch in diesem Bereich sollte die<br />
Ergänzung mit einem entsprechenden<br />
Überzug an die Glasur des keramischen<br />
Materials angepasst<br />
werden. Aus diesem Grund wurde<br />
ebenfalls das Kunstharz Torlife ®<br />
verwendet und in entsprechender<br />
Weise mit einem Fehhaarpinsel<br />
appliziert.<br />
30<br />
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3.2 Ergänzung an Hartporzellan<br />
Im Gegensatz zu Steingut ist die Gruppe der Porzellane dicht gesintert und auf diese Wei-<br />
se auch ohne einen Glasurüberzug wasserundurchlässig. Dies ist vor allem auf die hohen<br />
Brenntemperaturen zurückzuführen, die für Hartporzellan bis zu 1460°C betragen können.<br />
Ein weiterer Vorteil dieser brenntechnischen Besonderheit liegt in einem gewissen Grad<br />
an chemischer und mechanischer Beständigkeit. Letztere beruht auf einen hohen Härte-<br />
grad 42 durch den das Material einer bestimmten Sprödigkeit unterliegt. Dadurch splittern<br />
Brüche an der Substanz oftmals kleinteilig und muschelig aus. Besonders deutlich ließ<br />
sich dieses Schadbild am Objekt des Durchbruchkorbes feststellen, der aufgrund physika-<br />
lischer Einwirkungen in einem fragmentarischen Zustand vorlag. 43<br />
Im Vordergrund der durchgeführten Maßnahmen stand für dieses Objekt weniger die<br />
visuell erlebbare Ergänzung mit der Form- und Gießmasse. Als Hauptbestandteil des Ver-<br />
suches VIII. 44 bestand die Aufgabe vielmehr darin die reversiblen Eigenschaften des Mate-<br />
rials nutzbringend in die restauratorische Arbeit einfließen zu lassen. Aus oberflächenäs-<br />
thetischen Erwägungen heraus finden Ergänzungen im Bereich der Porzellanrestaurierung<br />
primär ihre Ausführung durch Kunststoffe wie Epoxidharze. Deren Reversibilität kann ge-<br />
rade an feingliedrigen Objekten Probleme bereiten. Um eine spätere Abnahme zu erleich-<br />
tern, wurde deshalb mittels Pamio ® (2) ein Grundgerüst der zu ergänzenden Bereiche er-<br />
stellt, mit der Maßgabe ohne zusätzliche Klebstoffe auszukommen. Darauf folgte nach ei-<br />
ner isolierenden Sperrschicht eine Ummantelung mit einem Zweikomponenten-<br />
Epoxidharz, welches die eigentliche Ergänzung bildete. Infolgedessen blieb der ästheti-<br />
sche Ausdruck der Ergänzung gewahrt mit einer parallelen Verbesserung der reversiblen<br />
Voraussetzungen. In vorgenannter Ausführung ließe sich die Abnahme der Kunststoffum-<br />
mantelung erleichtern, indem diese durch vereinzelte Bohrungen aufgebrochen und an-<br />
schließend die Gerüstkonstruktion durch Wasserzufuhr reaktiviert wird. Die Grundlage<br />
dieser theoretischen Überlegungen basiert auf den praktisch ermittelten Erfolg, welcher<br />
sich im Versuch XI. zeigte. 45<br />
42 FRIEDL 1993, S. 12: Nach Mohs ist die Härte von Hartporzellan mit einem Wert von 8 einstufbar.<br />
43 Der Vor- und Endzustand des Objektes ist fotografisch durch die Abbildung 28 auf der Seite 52 im Anhang A dokumen-<br />
tiert.<br />
44 Das Resultat der Voruntersuchungen ist in der Abbildung 27 auf der Seite 52 im Anhang A festgehalten.<br />
45 Die Ergebnisse des Versuches XI. liegen fotografisch vertreten durch die Abbildung 23 auf der Seite 50 im Anhang A vor.<br />
31<br />
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Tabelle 14a / Versuch VIII. - Referenzrestaurierung (Hartporzellan) Durchbruchkorb<br />
Arbeitsbereich: Flechtwerk<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Zustand<br />
vor den Ergäzungsmaßnahmen<br />
Herstellung<br />
der Querstege<br />
Herstellung<br />
der Längsstege<br />
Bearbeitung der<br />
Ergänzungsstücke<br />
Noch nach der Klebung des zerscherbten<br />
Objektes lag es aufgrund<br />
der vielfachen Substanzverluste in<br />
einem fragmentarischen Zustand<br />
vor. Zwar war der Korb durch sein<br />
repetitives Flechtwerk in seiner potenziellen<br />
Einheit erlebbar, jedoch<br />
sollten aus Substanzprotektion und<br />
ästhetischen Gründen Ergänzungen<br />
vorgenommen werden.<br />
Für die Herstellung der Querstege<br />
boten sich zwei effektive Möglichkeiten<br />
an. Einerseits ließ sich Pamio<br />
® (2) in plastifizierter Form auf<br />
eine Gipsplatte flachdrücken. Andererseits<br />
konnte die Dispersion<br />
flächig auf die Platte aufgegossen<br />
werden. In beiden Fällen geschah<br />
anschließend die Unterteilung der<br />
Stegbreiten mittels Skalpell.<br />
Pamio ® (2) in plastifizierter Form,<br />
fand auch für die Herstellung der<br />
Längsstege Verwendung, da diese<br />
eine höhere Stärke gegenüber den<br />
Querstegen aufweisen mussten.<br />
Zunächst wurde die Masse wulstartig<br />
ausgeformt, anschließend mit<br />
einem Modellierholz flachgedrückt<br />
und danach zum Trocknen auf der<br />
Gipsplatte belassen.<br />
Nach der 24stündigen Trocknung<br />
erfolgte jeweils die Präparation der<br />
Längs- und Querstege in Form und<br />
Größe. Dafür wurde die Oberfläche<br />
mit einem feststehenden Skalpell<br />
angeritzt und nachfolgend die Stege<br />
mit einer Kneifzange durchtrennt.<br />
Die entsprechende Anpassung<br />
an die Fehlstelle und das nötige<br />
Handling geschah mittels einer<br />
Pinzette.<br />
32<br />
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Arbeitsbereich: Flechtwerk<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Einsetzen der Stege<br />
Oberflächenbearbeitung<br />
der Ergänzungen<br />
Absperren der<br />
Grundkonstruktion<br />
und<br />
Applizierung des<br />
Ergänzungsmantels<br />
Grobschliff des<br />
Ergänzungsmantels<br />
Die Enden der Stege wurden punktuell<br />
mit flüssigem Pamio ® (2) versehen,<br />
um sie mit der keramischen<br />
Substanz zu verbinden. Die während<br />
der Trocknung einsetzende<br />
Längenschwindung führte partiell<br />
zum Lösen der geschaffenen Verbindungen.<br />
Die so entstandenen<br />
Schwundrisse fanden durch eine<br />
neuerliche Applizierung der flüssigen<br />
Disperison eine Schließung.<br />
Um die Oberfläche verfüllter Fehlstellen<br />
zu glätten, wurden diese<br />
nach einer 24stündigen Lufttrocknung<br />
mit einem Wattestäbchen bearbeitet.<br />
Möglich wurde dies durch<br />
die Anfeuchtung mit Wasser, was<br />
eine Reaktivierung der Ergänzungsmasse<br />
zur Folge hatte.<br />
Nach der Trocknung 46 der aus Pamio<br />
® (2) bestehenden Grundkonstruktion,<br />
folgte das Absperren der<br />
Oberfläche mit Paraloid B72, zu<br />
20% gelöst in Aceton. 47 Dies sollte<br />
einen direkten Kontakt zwischen<br />
dem Erfindungsmaterial und dem<br />
aufzutragenden Kunststoffmantel<br />
vermeiden. 48<br />
Nach dem schichtweisen Auftrag<br />
und der vollständigen Aushärtung<br />
des Epoxidharzes EPO-TEK ® 301-<br />
2 war die formale Angleichung der<br />
Stege notwendig. Dies geschah mit<br />
einer biegsamen Welle sowie adäquaten<br />
Aufsätzen.<br />
46<br />
Das vollständige Entweichen der Restfeuchte war von Bedeutung, da diese die Aushärtung des Epoxidharzes negativ<br />
beeinflussen kann. Vgl. WITTIG 1984, S. 30.<br />
47<br />
Die genannte Konzentration der Absperrlösung folgt damit der Präparation des Probanten 3. im Versuch I. Zusätzlich sollte<br />
einer genügenden Isolierschicht entsprochen werden, um Reaktionen zwischen Pamio ® und dem Epoxidharz minimieren<br />
oder im besten Falle ausschließen zu können. Ähnliche Absperrmedien wie Mowital ® reagieren möglicherweise mit dem<br />
Zweikomponenten-Epoxidharz und führen zu unerwünschten Reaktionen. Vgl. die Produktinformationen zu Mowital ® im Anhang<br />
B.<br />
48<br />
Siehe dazu auch die betreffenden Ergebnisse des Versuches I. der Tabelle 9 auf der Seite 13ff. im Anhang A.<br />
33<br />
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Arbeitsbereich: Flechtwerk<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Feinschliff des<br />
Ergänzungsmantels<br />
Auftrag des Kunstharzüberzuges<br />
Um die Oberflächen der ergänzten<br />
Bereiche dem keramischen Material<br />
anzupassen, mussten zunächst<br />
die Bearbeitungsspuren des vorhergehenden<br />
Grobschliffes entfernt<br />
werden. Die Durchführung dieses<br />
Arbeitsschrittes geschah durch eine<br />
weitere Abrasion des Kunststoffmantels<br />
mittels Flachfeilen und<br />
einem Skalpell.<br />
Für die Angleichung der unter Niveau<br />
gehaltenen Ergänzungen an<br />
die Glasur des Hartporzellans erfolgte<br />
ein Auftrag in Form eines Polyurethanlackes.<br />
Die dafür verwendete<br />
Kunstharzglasur Torlife ® wurde<br />
mit einem Fehhaarpinsel in bis<br />
zu zwei Arbeitsgängen appliziert.<br />
Tabelle 13b / Versuch VIII. - Referenzrestaurierung (Hartporzellan) Durchbruchkorb<br />
Arbeitsbereich: Astwerk<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Zustand<br />
vor den Ergäzungsmaßnahmen<br />
Herstellung der<br />
Grundkonstruktion<br />
Die Blütenbeläge des Korbes sollten<br />
nicht ergänzt werden. Lediglich<br />
drei der vier, an den beiden Henkeln<br />
befindlichen Seitenäste, fanden<br />
zur Beruhigung des formalen<br />
Gesamteindruckes eine Ergänzung.<br />
Der reversible Aspekt stand<br />
auch hier im Vordergrund, weshalb<br />
ebenfalls eine Grundkonstruktion<br />
mit Pamio ® (2) in Betracht gezogen<br />
wurde.<br />
Für die feingliedrige Grundkonstruktion<br />
musste die Masse einen<br />
hohen Grad an Bildsamkeit aufweisen.<br />
Dies war nur mit einer guten<br />
Durchfeuchtung möglich. Anschließend<br />
wurde die Masse auf einer<br />
Gipsplatte per Hand ausgewalzt,<br />
die Enden mit Gießmasse versehen<br />
und auf diese Weise an der keramischen<br />
Substanz befestigt.<br />
34<br />
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Arbeitsbereich: Astwerk<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Applizierung des<br />
Ergänzungsmantels<br />
Oberflächenbearbeitung<br />
des<br />
Ergänzungsmantels<br />
Retouche<br />
der Ergänzung<br />
Auftrag des Kunstharzüberzuges<br />
Auch an dieser Stelle folgte nach<br />
der vollständigen Durchtrocknung<br />
der Grundkonstruktion das Absperren<br />
der Oberfläche mit Paraloid<br />
B72 zu 20% in Aceton gelöst. Danach<br />
schloss sich die Applizierung<br />
des Kunststoffmantels mit dem Epoxidharz<br />
EPO-TEK ® 301-2 an.<br />
Nach dem schichtweisen Auftrag<br />
und der vollständigen Aushärtung<br />
des Epoxidharzes erschien es notwendig,<br />
die partiell unebene Oberfläche<br />
der Ergänzungen zu glätten.<br />
Aufgrund der Feingliedrigkeit war<br />
dies lediglich mit der Skalpellklinge<br />
möglich.<br />
Zunächst wurde die Epoxidharzoberfläche<br />
mit Paraloid B72 zu 5%<br />
gelöst in Aceton abgesperrt. Dem<br />
schloss sich eine Vollretouche in<br />
lasierender Form an. In Schichtlagen<br />
erfolgte der Farbauftrag mit<br />
Acrylfarben der Marke Daler Rowney.<br />
Mehrere Farblagen führten zu<br />
einer Verdichtung und schufen auf<br />
diese Weise partiell dunklere Partien.<br />
Auch für diesen Arbeitsgang erfolgte<br />
eine Angleichung der Ergänzungen<br />
an die Glasur des Hartporzellans<br />
durch einen Auftrag mit Polyurethanlack.<br />
Die dafür verwendete<br />
Kunstharzglasur Torlife ® wurde mit<br />
einem Fehhaarpinsel bis zu zweimal<br />
appliziert.<br />
35<br />
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I. Teil<br />
<strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong>
I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 1. Die keramische Restaurierungsgeschichte und -ethik<br />
1. Die keramische Restaurierungsgeschichte und -ethik<br />
Die heutige Sichtweise der Restaurierungspraxis ist ein vielschichtiges Ergebnis, geprägt<br />
von historischer Prägnanz in menschlichen Denken und Handeln. Über Generationen er-<br />
mittelte Erfahrungswerte, verbunden mit ethischen Denkansätzen, bilden inhaltlich den<br />
Maßstab für den Erhalt historischer Substanz. Dieser Anspruch darf auch für die Keramik<br />
gelten, ist sie doch einer der ältesten Zeugnisträger gesellschaftlicher Kunst- und Kultur-<br />
entwicklung. Als Basis und Stütze ist dieser <strong>Belegarbeit</strong> ein historischer Abriss vorange-<br />
stellt. Die darin enthaltenen Betrachtungen sollen helfen, die erwähnten Überlegungen im<br />
Gleichgewicht mit gewonnenen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu sehen.<br />
1.1 Vom Gebrauchs- zum Sammlungsgut<br />
Die 1 Keramik 2 wurde seit ihrer Entdeckung vor etwa 23/22000 v. Chr. einer vielseitigen<br />
Verwendung zugeführt. Wie kaum ein anderes Medium verstand sie sich bereits in den<br />
Anfängen als ein bedeutendes Ausdrucksmittel menschlicher Kreativität und Intelligenz. 3<br />
Waren die ersten Erzeugnisse aus gebranntem Ton für kultische Zwecke bestimmt,<br />
schloss sich mit der Sesshaftigkeit des Menschen und seinen fortschreitenden Bemühun-<br />
gen um die Kultivierung von Nahrungspflanzen, sowie die Domestizierung von Tieren, die<br />
Entwicklung der Gefäßkeramik an. Vermutlich aus praktischen Erwägungen heraus erfuhr<br />
die so entstandene Gebrauchskeramik schon frühzeitig formale als auch dekorative Ges-<br />
taltung. 4 Die Anfänge der auf diese Weise einsetzenden Zierkeramik gipfelten im Altertum<br />
schließlich in den Keramikschöpfungen der Griechen.<br />
Waren die Übergänge zwischen Gebrauchs- und Zierkeramik bis dahin fließend, voll-<br />
zog sich mit der beginnenden Neuzeit eine Trennung beider Klassen. So wurde bereits in<br />
der Renaissance zwischen keramischen Objekten unterschieden, welche einerseits dem<br />
Gebrauch 5 , andererseits der reinen Dekoration bzw. Repräsentation 6 dienten. Die Argu-<br />
1 Vgl. zu dem folgenden Abschnitt KUEHN 1981, S. 155.<br />
2 HEUSCKEL 1990, S. 238: Die Wortschöpfung Keramik leitet sich vom griechischen Wort keramos ab, was soviel wie Ton<br />
bzw. Topf bedeutet. Diese Bezeichnung wurde im modernen Sprachgebrauch im Jahre 1768 durch den Geologen Passeri<br />
(Der vollständige Namenszug als auch die Lebensdaten waren dem Verfasser nicht bekannt.) eingeführt. Er kategorisierte<br />
unter diesem Oberbegriff keramische Erzeugnisse aus Irdengut, Steingut, Steinzeug und Porzellan.<br />
3 Ein beredtes Zeugnis hierfür ist die Erfindung der Töpferscheibe, welche den Mesopotamiern und Ägyptern bereits 4000 v.<br />
Chr. bekannt war. Siehe KUEHN 1981, S. 158; vgl. HEUSCHKEL 1990, S. 479; folglich auch DENNINGER 1986, S. 86.<br />
4 LUIDL 1990, S. 8: Beispielsweise dürfte der Ursprung des zierenden Ornamentes im pragmatischem Symbol zu suchen<br />
sein. Zwar ist es geschichtlich nicht erwiesen, doch durchaus vorstellbar das Gebrauchsgefäße mit Symbolen versehen<br />
wurden, um deren Inhalt kenntlich zu machen. Auf diese Weise entstanden durch repetierende Anordnung und Kombination<br />
dekorative Elemente, welche symbiotisch zum Ornament und augenscheinlich zur Entwicklung der Zierkeramik führten.<br />
5 RICHTER 2006, S. 27: Als Beispiel sei an dieser Stelle auf die Verwendung von Tafelgeschirr verwiesen. Noch im 17.Jh.<br />
beherrschte eher metallenes Tafelgeschirr aus Gold, Vermeil oder Silber die höfische Tafel. Fayence und Zinn hingegen<br />
1<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 1. Die keramische Restaurierungsgeschichte und -ethik<br />
mente hierfür dürften nicht nur in den gesellschaftspolitischen Entwicklungen, sondern<br />
auch in der humanistischen Auffassung begründet sein, die sich am antiken Kunst- und<br />
Gedankengut orientierte. Die Auseinandersetzung und Verbreitung des antiken Geistes<br />
führte nicht nur zu dessen Einzug in der bildenden Kunst 7 , sondern auch zum Anlegen von<br />
privaten Sammlungen mit antiken Gegenständen 8 . In der Folgezeit entstanden die so ge-<br />
nannten Kunst- und Wunderkammern, die als Statussymbol fürstlicher Lebensart den Ur-<br />
typus des eigentlichen Museums begründeten. 9 Dieser Sammelleidenschaft schloss sich<br />
im 18. und 19.Jh. die zu Wohlstand gelangte Gesellschaftsschicht des Großbürgertums<br />
an. Die im Historismus einsetzende Phase der künstlerischen Stagnation und Neuorientie-<br />
rung führte schließlich zu Gründungen öffentlich zugänglicher Vorbildersammlungen 10 für<br />
das Kunstgewerbe.<br />
1.2 Die Entstehungsgeschichte der Keramikrestaurierung<br />
Die Erhaltung historischen Kunst- und Kulturgutes setzte nicht erst mit den Gründungen<br />
der öffentlichen Museen im 19.Jh. ein. Bemühungen historische Substanz zu bewahren,<br />
entwickelten sich weit vorher, wenn auch unter anderen Beweggründen. 11 War die In-<br />
standsetzung oder Umnutzung schadhafter Gebäudekomplexe und Raumkonzeptionen<br />
Aufgabe von Architekten und Künstlern 12 , verblieben die Versuche beschädigte kerami-<br />
fanden für die zeremonielle Tafel keine Verwendung. Ihr Gebrauch beschränkte sich auf ein weniger formelles Reglement<br />
im privateren Bereich, zur Speisung in den Land- und Lusthäusern. - Zwangen gesellschaftspolitische und wirtschaftliche<br />
Ereignisse immer wieder zum Einschmelzen des wertvollen Tafelsilbers, so wurde das im 18.Jh. aufgekommene Porzellan,<br />
trotz seiner Wertschätzung, zunächst nur für die Desserttafel eingesetzt. Für den kaiserlichen Hof in Wien wurde Tafelporzellan<br />
als keramisches Erzeugnis erst ab den Jahren 1810/11 hoffähig. Vgl. WINKLER 1996, S. 19.<br />
6 MONTENEGRO 1997, S. 47.<br />
7 BRUNNER 2003, S. 31: So dienten bspw. die in Kupfer gestochenen Werke Raffael Santi´s (*1483-†1520), aber auch die<br />
weiterer italienischer und deutscher Künstler der Renaissance den zeitgenössischen Majolika-Malern als wesentliche Bildquellen<br />
ihrer eigenen Arbeiten. Siehe auch MONTENEGRO 1997, S. 52 und ergänzend die Abbildung 17 im Anhang A auf<br />
Seite 47 - Dass die keramische Kunst auch in ihren eigenen Reihen kreative Köpfe fand, beweisen z.B. die Arbeiten der<br />
italienischen Künstlerfamilie della Robbia. Besonders hervorzuheben sind die qualitätvollen Tondo-Madonnen von Luca<br />
della Robbia (*1399-†1482) und die seines Neffen Andrea della Robbia (*1432-†1525), welche nicht frei von antiken Bezügen<br />
sind. Wiederum von humanistischer Natürlichkeit und wissenschaftlichen Forscherdrang getrieben, fertigte der Franzose<br />
Bernard Palissy (*1510-†1589) Naturabgüsse von Reptilien, Insekten, Blättern etc. an, um sie für seine Zierschüsseln zu<br />
verwerten. Vgl. WEISS 1970, S. 62f. u. 98ff.; folglich auch MONTENEGRO 1997, S. 62.<br />
8 BRUNNER 2003, S. 6: Beispielsweise gelangten unter Papst Julius II. (*1443-†1513) antike Skulpturen im Hof der vatikanischen<br />
Villa Belvedere zur Aufstellung. Darunter befanden sich neben dem Apollo Belvedere und der Venus Felix, auch die<br />
Gruppen des Laocoon und des Hercules und Antaeus.<br />
9 RICHTER 2006, S. 44ff.: Das herausragendste Beispiel auf dem Gebiet der keramischen Sammelleidenschaft dürfte das<br />
ehemals Japanische Palais in Dresden darstellen. Ab dem Jahre 1717 ließ dort der Kurfürst von Sachsen und in Personalunion<br />
auch König von Polen, August der Starke (*1670-†1733), keramische Kunstgegenstände zusammentragen und durch<br />
glanzvolle Raumkonzeptionen zur Schau stellen. Neben kostbaren ostasiatischen und Meißener Porzellanen, bildeten auch<br />
Majoliken einen Sammlungsschwerpunkt. Siehe weiterführend auch die Abbildung 1 auf der Seite 4.<br />
10 Als erste Institution dieser Art entstand 1852, als Resultat der ersten Weltausstellung von 1851, das heutige Victoria &<br />
Albert Museum in London. Auf dem Kontinent folgte 1864 das heutige Museum für angewandte Kunst/ Gegenwartskunst in<br />
Wien nach.<br />
11 TOMANN 2004, S. 33 u. 74f.: Um etwa seine Nachfolge in der christlich-kaiserlichen Tradition zu untermauern, ließ Kaiser<br />
Karl der Große (*747 o. 748-†814) die Pfalzkapelle in Aachen nicht nur nach dem Vorbild der kaiserlichen Kirche S.Vitale<br />
in Ravenna errichten, sondern brach dort befindliche Säulen ab, um diese als Spolien (Siehe dazu die Fußnote 15 auf der<br />
Seite 3.) in der Pfalzkapelle zu integrieren. Vgl. KOCH 1990, S. 69.<br />
12 O.V. 1994/1995, S. 2211: Bis in das 18.Jh. hinein beteiligten sich auch namhafte Künstler an Restaurierungsarbeiten.<br />
Beispielsweise nahm im Jahre 1731 der französische Maler Jean-Baptiste-Siméon Chardin (*1699-†1779), aufgrund seiner<br />
2<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 1. Die keramische Restaurierungsgeschichte und -ethik<br />
sche Erzeugnisse wieder herzustellen meist in den Händen der Kunsthandwerker. Im Be-<br />
reich der Gebrauchskeramik war zunächst der funktionale Aspekt des Objektes entschei-<br />
dend. Die daraufhin ausgeführten Reparaturen 13 dienten dem Zweck die erneute Benut-<br />
zung des Gegenstandes zu ermöglichen. Darüber hinaus erhebt die Zierkeramik einen<br />
ästhetischen Anspruch. Dieser begründet sich durch die zugedachte Aufgabe der Dekora-<br />
tion bzw. Repräsentation.<br />
Ausgelöst durch die Entdeckung und Ausgrabung der antiken Städte Herculaneum 14<br />
und Pompeji, begann in der ersten Hälfte des 18.Jh. ein Wendepunkt in der keramischen<br />
Restaurierungsgeschichte. Das einsetzende Interesse und die europaweite Nachfrage an<br />
so genannten „Antiken“ ließ einen Antiquitätenmarkt aufblühen, welcher das gesamte<br />
19.Jh. hindurch bestimmend sein sollte. Der Wunsch nach einem intakten Erscheinungs-<br />
bild und der zu erwartende Verkaufserlös, förderte die Bemühungen ein Objekt möglichst<br />
unversehrt wirken zu lassen. Durch die Verwendung ambivalenter Originalteile, wie dies<br />
seit Jahrhunderten in der Architektur durch den Einsatz von Spolien 15 üblich war, wurde<br />
dem Betrachter ein verzerrtes Bild des ursprünglichen Zustandes vermittelt. Waren keine<br />
passenden antiken Bruchstücke vorhanden, griffen Kunsthändler und Künstler-Restaura-<br />
toren auf eigens angefertigte Teilstücke zurück. 16 Entsprechend präpariert und eingepasst<br />
erhielten die so behandelten Gegenstände eine abschließende Retouche, um letztendlich<br />
den tatsächlichen Erhaltungszustand zu negieren. 17 Diese Entwicklung betraf archäologi-<br />
sche, wie kunsthandwerkliche Objekte gleichermaßen. Der Drang nach qualitätsbetonten<br />
Perfektionismus innerhalb des keramischen Herstellungsprozesses, dürfte wohl auch ein<br />
Pate solcher Denk- und Handlungsweisen gewesen sein. 18 Erst mit den Denkanstössen<br />
und Reformbewegungen gegen Ende des 19.Jh. setzte ein Wandel im Umgang mit histo-<br />
rischen Kunst- und Kulturgütern ein, der insbesondere die bis dahin üblichen Konservie-<br />
rungs- und Restaurierungsmethoden in Frage stellte.<br />
finanziellen Situation einen Auftrag im königlichen Schloss Fontainebleau an. Er folgte damit dem Ruf des Malers Jean-<br />
Baptiste van Loo (*1684-†1745), welcher mit Restaurierungsarbeiten an der dortigen Galerie Franz I. betraut war.<br />
13 WIHR 1977, S. 256ff.: Bereits in der Antike wurden Keramiken durch Verkleben mit Erdpech und/ oder Anbringen von<br />
Metalldrähten bzw. Bronze-, Blei-, oder Eisenklammern zusammengesetzt. Zum Schließen von Fehlstellen dienten eingegossene<br />
Bleiblomben. Vgl. ANDRÉ 1976, S. 8. und ergänzend die Abbildung 18 auf der Seite 47 im Anhang A.<br />
14 BRUNNER 2003, S. 8: Die Ausgrabungen der Stadt Herculaneum begannen 1738, während die Freilegungsarbeiten des<br />
Stadtareals von Pompeji erst im Jahre 1748 folgten. Siehe erweiternd dazu die Abbildung 1 auf der Seite 4.<br />
15 KOCH 1990, S. 449: Die Spolie bezeichnet ein wiederverwertetes Bauteil aus einem älterem Gebäudekomplex. Vgl.<br />
TOMANN 2004, S. 468.<br />
16 Siehe hierzu die Abbildung 2 auf der Seite 5.<br />
17 WIHR 1977, S. 259f.: Eine herausragende Persönlichkeit auf diesem Gebiet war der am K.u.K. Münz- und Antikenkabinett<br />
in Wien tätige Peter Fendi (*1776-†1842). Manche seiner Restaurierungsarbeiten galten als intakte Originale, auch<br />
wenn sie größtenteils aus Gips bestanden. Noch weit in das 20.Jh. hinein waren solche Arbeitsweisen bis hin zu spekulativen<br />
Retouchen üblich, wie sie bspw. ANDRÉ empfiehlt: „…Fügen sich diese „Erfindungen“ logisch in den originalen Dekor<br />
ein, erhält man auf diese Weise eine vollkommen unsichtbare Reparatur. …“ Vgl. ANDRÉ 1976, S. 109.<br />
18 WELSCH 2009, S. 65.<br />
3<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 1. Die keramische Restaurierungsgeschichte und -ethik<br />
1.3 Die Ergänzung zwischen Ethik und Ästhetik<br />
Die gegen Ende des 19.Jh. stattfindenden Grundsatzdiskussionen bezüglich einer tragfä-<br />
higen Denkmalpflege sahen den Wert eines kunst- und kulturgeschichtlichen Objektes<br />
nicht alleine im Ideellen und Materiellen begründet. Der Maßstab eines Denkmals wurde<br />
vielmehr an seinen Alterspuren gemessen. Dieser materielle Beleg von Authentizität un-<br />
terstreicht die Originalität eines jeglichen Gegenstandes als ein einmaliges geschichtliches<br />
Zeugnis. Als solches weist das Original einen Quell- und Dokumentationswert auf, der als<br />
unveränderbar gelten darf. 21 Parallel zu diesen Informationswerten von geistes- und na-<br />
turwissenschaftlicher Art existiert der subjektiv erfahrbare Erlebbarkeitswert. 22 Ein weiter-<br />
führendes Merkmal dieser ästhetischen Prägung ist z.B. das Anbringen einer Ergänzung.<br />
Abgesehen von statischen Überlegungen dient eine Ergänzung vorrangig zum Schlie-<br />
ßen von Fehlstellen bzw. der visuellen Vervollständigung eines verloren gegangenen For-<br />
menverständnisses. Bestimmend für die Ausführung sind verschiedene Parameter, deren<br />
19 Der vollständige Namenszug als auch die Lebensdaten waren dem Verfasser nicht bekannt.<br />
20 BRUNNER 2004, S. 10.<br />
21 Vgl. LEITHNER 2007, S. 6.<br />
Ergänzend sei an dieser Stelle auf das Nachbrennen von keramischen Objekten zum Zweck des Reinigens, Ergänzens, Re-<br />
Restaurierens, etc. verwiesen. Erhöhte Temperaturen bewirken Ausdehnungs- bzw. Schrumpfungsprozesse, die zu Spannungsentlastungen<br />
im Materialgefüge führen. Hinzu tritt für ursprünglich ungebrannte bzw. schwach gebrannte Tonerzeugnisse<br />
das signifikante Schwindungsverhalten. Diese irreversiblen Vorgänge werden von Farbveränderungen innerhalb der<br />
Matrix bzw. der Dekoration begleitet, die letztendlich ein derartiges Vorgehen ethisch fragwürdig erscheinen lassen. Siehe<br />
WIHR 1977, S. 78 u. 97f.; folglich auch KUEHN 1981, S. 210f u. WELSCH 2009, S. 65.<br />
22 HUBER 2007, S. 120.<br />
4<br />
Abbildung 1<br />
Dieses in einer Privatsammlung befindliche<br />
Bild zeigt die Marchesa Gentili Boccapaduli 19<br />
in der Umgebung ihrer Antiken- und Naturaliensammlung.<br />
Das von Laurent Pécheux<br />
(*1729-†1821) geschaffene Porträt zeigt eindrucksvoll<br />
die Sammelleidenschaft privater<br />
Personen gegen Ende des 18.Jh. Die Phase<br />
der Aufklärung beförderte nicht nur die Entwicklung<br />
eines Naturalismus. Die 20 einst göttliche<br />
Weisheit wurde Gegenstand mystischer<br />
Betrachtungen. So ist es zu verstehen, dass<br />
auch die ägyptische Geisteswelt bereits vor<br />
dem Ägyptenfeldzug Napoleon Bonapartes<br />
(*1769-†1821) eine wesentliche Rolle für die<br />
Geheimbünde der Freimaurer spielte. Das<br />
Kabinett der Marchesa nimmt auf diese Weise<br />
nicht nur Bezug auf Ihren Stand, sondern<br />
führt demnach auch den Bildungs- und Geistesgehalt<br />
der Zeit vor Augen.<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 1. Die keramische Restaurierungsgeschichte und -ethik<br />
Pro und Contra in der jeweiligen Abhängigkeit zu verbindlichen Richtlinien, didaktischen<br />
Gründen und subjektiven Entscheidungen stehen. Des Weiteren sind die Intension des<br />
Künstlers 23 als auch die ästhetische Empfindung des Betrachters mit einzubeziehen.<br />
In der Kontroverse zwischen Ethik und Ästhetik spiegelt sich die Wahl des geeigneten<br />
Ergänzungsmaterials wieder. Dessen chemische und physikalische Eigenschaften müs-<br />
sen sich dem zu ergänzenden keramischen Material unterordnen bzw. anpassen. Dies<br />
trifft nicht nur für eine farbliche Anpassung oder nachträglichen Retouche 24 , sondern im<br />
besonderen Maße auf die Veränderungsfaktoren der Reversibilität und Alterungsbestän-<br />
digkeit zu. Letztendlich minimiert die Eignung und Verwendung des entsprechenden Er-<br />
gänzungsmaterials nicht nur potenzielle Gefährdungen des historischen Bestandes; nach-<br />
folgend dokumentiert sie den ethischen und ästhetischen Anspruch des Ausführenden.<br />
Abbildung 2<br />
Als damaliges Fundobjekt lag diese Majolikaschüssel des 15.Jh. bereits in einem schadhaften Zustand<br />
vor und wurde im 19.Jh. für den Kunsthandel „aufgearbeitet“. Die dafür verwendeten Mariageteile<br />
25 und materialgerechten Ergänzungsscherben waren Bestandteil der im Jahr 2007 durchgeführten<br />
Restaurierung. Harmonisch fügen sich die ergänzten Bereiche formal als auch farblich ein.<br />
23 Die Restaurierung kann als körperlicher Eingriff an einem Kunstwerk dessen geistigen Gehalt berühren. Ist dies unter<br />
irreversiblen Maßnahmen, wie z.B. der Ausführung einer Ergänzung der Fall, kann von einer Verletzung nach § 14 des<br />
Urheberpersönlichkeitsrechts gesprochen werden. Diese Gesetzesgrundlage bestimmt in Deutschland die Rechte von<br />
Künstlern, Eigentümern und Verwertern, zu denen beispielsweise Museen zählen. Vgl. BROZIO 2007, S. 422 u. 425.<br />
24 Siehe hierzu die Abbildung 19 auf der Seite 48 im Anhang A.<br />
25 Der Begriff Mariage (franz. Hochzeit) umschreibt ein Objekt, welches im Laufe der Geschichte aus Teilen zweier oder<br />
mehrerer ursprünglich eigenständiger Gegenstände zusammengesetzt wurde.<br />
5<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 2. Die Spezifikation von <strong>Premioro</strong> ®<br />
2. Die Spezifikation von <strong>Premioro</strong> ®<br />
Wie viele andere Produkte ist die Form- und Gießmasse <strong>Premioro</strong> ® kein speziell für die<br />
Konservierung und Restaurierung entwickeltes Erzeugnis. Die Erfindung basierte anfäng-<br />
lich im Wunsch, der als Puppenkünstlerin wirkenden Diplomdesignerin Regina Trutzl 26 , ein<br />
Alternativmaterial 27 für die Herstellung von Puppenkörpern zu finden. Entsprechend dieser<br />
Verwendungsform bestand die Maßgabe darin, ein variabel einstell- und anwendbares<br />
Produkt zu erhalten, das zukunftsorientierten ökonomisch wie ökologischen Ansprüchen<br />
genügen sollte. Die dahingehenden Erprobungs- und Findungsphasen konnten mit der<br />
erfolgreichen Patentanmeldung im November 2006 abgeschlossen werden. Seither er-<br />
möglichten übergreifende Projekte eine kontinuierliche Weiterentwicklung, die eine Ver-<br />
besserung des praktischen und künstlerischen Nutzens bewirkte und neue Anwendungs-<br />
möglichkeiten erschloss. 28 Aufgrund der positiven Eigenschaften 29 von <strong>Premioro</strong> ® soll im<br />
Folgenden dessen allgemeiner praktischer Nutzen eruiert und für den Bereich der kerami-<br />
schen Konservierung und Restaurierung aufgezeigt werden.<br />
2.1 Die Zusammensetzung<br />
Chemisch 30 gesehen handelt es sich bei dem Erfindungsmaterial <strong>Premioro</strong> ® um eine Co-<br />
polymerisat-Dispersion auf der Basis von Acryl- und Methacrylsäureestern. Dispersionen<br />
bzw. Acrylharze ähnlicher Grundlage finden in der Keramikrestaurierung bereits seit Län-<br />
gerem vielfache Anwendung. 31 Die Gründe hierfür beruhen neben der Vielzahl an förderli-<br />
26 An dieser Stelle möchte ich Frau Trutzl nochmals auf das Herzlichste für die nachfolgenden Informationen danken.<br />
27 Primär finden in der Spielzeugindustrie für die Herstellung von Puppenkörpern Kunststoffe wie Polyvinylchlorid Verwendung.<br />
Für hochwertige Künstlerpuppen kommen neben Naturmaterialien wie Holz, Wolle oder Filz auch Porzellane in Betracht.<br />
28 Neben sozialpädagogischen Projekten mit Kindern und Erwachsenen wurde <strong>Premioro</strong> ® an Bildungseinrichtungen getestet.<br />
Ein diesbezügliches Beispiel stellt die exemplarische Verwendung des Erfindungsmaterials innerhalb künstlerischer<br />
Schaffensprozesse im Johann-Friedrich-Böttger-Institut in Selb dar. An dem dortig integrierten Staatlichen Beruflichen<br />
Schulzentrum für Produktdesign und Prüftechnik stellte im Juli 2008 der Absolvent für Produktdesign, Herr Reiko Groß, eine<br />
mit <strong>Premioro</strong> ® ausgeführte Abschlussarbeit öffentlich vor. Es handelt sich um ein dreidimensional gestaltetes Pferd, welches<br />
in Gusstechnik hergestellt und anschließend oberflächenveredelt wurde. Eine Abbildung befindet sich auf der Seite 48 im<br />
Anhang A, während weitere Referenzen der Verwendung im Anhang B zusammengetragen wurden.<br />
29 Nähere Angaben zu spezifischen Eigenschaften sind in einer von Frau Trutzl verfassten Kurzbeschreibung im Anhang B<br />
einsehbar.<br />
30 Mit freundlicher Genehmigung und Weitergabe stellte Frau Trutzl dem Verfasser die nachfolgenden Informationen bezüglich<br />
der Zusammensetzung der Form- und Gießmasse <strong>Premioro</strong> ® zur Verfügung.<br />
31 KUEHN 1981, S. 217; WIHR 1977, S. 119 u. ANDRÉ 1976, S.68: Der für Ergänzung vorgesehene Gips kann bspw. anstatt<br />
mit Wasser mit einer wässrigen Dispersion von Polyvinylacetat (z.B. Mowilith ® ) versehen werden, um ein langsameres<br />
Aushärten zu gewährleisten und Rissbildungen vorzubeugen. Die traditionelle Methode die Topfzeit des Gipses zu verlängern<br />
wäre die Beigabe von tierischen Leimen. Siehe dazu BINDER 1955, S. 46 u. vgl. HERING 2000, S. 110. - Die auf der<br />
Basis von Acryl- und Methacrylsäure beruhenden Harze, wie bspw. die Paraloid ® -B-Typen, werden in der Keramikrestaurierung<br />
vornehmlich als Festigungs- (LEITHNER 2004, S. 2; HUCKE 1990, S. 13; WITTIG 1984, S. 50 u. 56; KUEHN 1981, S.<br />
210) und Überzugsmittel (WUEST 2000, S. 37), seltener als Klebemittel (LEITHNER 2004, S. 2 u. HUCKE 1990, S. 14)<br />
verwendet.<br />
6<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 2. Die Spezifikation von <strong>Premioro</strong> ®<br />
chen Eigenschaften, vorrangig in den guten Ergebnissen hinsichtlich der Alterungsbestän-<br />
digkeit und Reversibilität. In Kombination mit weiteren Materialeinheiten entstand unter<br />
dem Oberbegriff <strong>Premioro</strong> ® ein vielseitig verwert- und modifizierbarer Werkstoff.<br />
Für die vorliegende Arbeit standen vier gießfähige 32 Modifikationen zur Verfügung. De-<br />
ren Basiskomponenten waren zwar gleich, unterschieden sich aber jeweils in der Men-<br />
genverteilung der acrylatischen Bindemittel und mineralischen Hilfsstoffe 33 . Während die<br />
mit der Ziffer 1 gekennzeichnete Modifikation Premio ® eine standardisierte Mischung dar-<br />
stellte, wurde die mit 2 versehene Modifikation Pamio ®34 unter der Maßgabe einer konser-<br />
vatorisch wie restauratorischen Verwendung für die vorliegende Arbeit entwickelt. Die<br />
Pamio ® -Modifikationen mit den Ziffern 3/1 bzw. 3/2 stellen Untergruppen dar, welche sich<br />
aufgrund ihrer starken Reduzierung der Bindemittelanteile durch einen weicheren Härte-<br />
grad auszeichneten. 35 Für die nachfolgenden Betrachtungen und Testreihen sind sie nur<br />
bedingt relevant und eher von vergleichender Bedeutung.<br />
7<br />
Abbildung 3<br />
Die nebenstehende Grafik verdeutlicht<br />
den komplexen Aufbau<br />
des Erfindungsmaterials <strong>Premioro</strong><br />
® . Durch ihr Zusammenwirken<br />
verleihen fünf Basiskomponenten<br />
der Form- und Gießmasse<br />
ihr charakteristisches Erscheinungsbild.<br />
Die unterschiedliche<br />
Verteilung führt zur Ausbildung<br />
weiterer Eigenschaften, welche<br />
helfen die einzelnen Modifikationen<br />
und deren Untergruppen zu<br />
klassifizieren. Als Kopfkomponenten<br />
sind die Wasser- und<br />
Füllstoffkomponente anzusehen.<br />
Darauf folgen in prozentual absteigenden<br />
Massenverhältnissen<br />
die Komponenten der Bindemittel,<br />
Hilfsstoffe und Konservierungsmittel.<br />
32 Um die Modifikationen gießfähig zu gestalten, wurde ihnen jeweils ein Anteil von über 50 Masse-% Wasser beigegeben.<br />
33 Die Basiskomponente der mineralischen Hilfsstoffe besteht überwiegend aus einer Reihe von weißfarbenen Pigmenten,<br />
wie Titandioxid (TiO2). Obwohl diese Gruppe, nach der Basiskomponente der Bindemittel, einen kleinen Teil des Gesamtkomplexes<br />
bildet, können seine Bestandteile entscheidenden Einfluss auf bestimmte Verhaltensweisen der Masse haben<br />
(Siehe am Beispiel von Titandioxid die Fußnote 114 auf der Seite 24.). Die zweitgrößte Basiskomponente nach Wasser<br />
besteht in der Gruppe der Füllstoffe, unter der sich bspw. Aluminiumsilicathydrat (K/NaAl2[(OH, F)2Si3O10]), befindet.<br />
34 Die Namensbezeichnungen Premio ® und Pamio ® verstehen sich als Wortschöpfungen von Frau Trutzl. Als Weiterentwicklungen<br />
des Erfindungsmaterials sind sie dem Oberbegriff <strong>Premioro</strong> ® untergeordnet.<br />
35 Im Vergleich sollte der Härtegrad des zu ergänzenden Stoffes über dem des Ergänzungsmaterials liegen, um Gefährdungen<br />
an der originalen Substanz durch Bearbeitung und eventueller späterer Entfernung zu minimieren. Da parallel der Härtegrad<br />
von Keramiken mit sinkender Brenntemperatur abnimmt, ist ein adäquat abgestimmtes Ergänzungsmaterial wünschenswert,<br />
dessen Härtegrad variabler einstellbar ist, als der des häufig verwendeten Gipses (Die Mohssche Härte von<br />
Gips liegt zwischen 1,5-2, nach HERING 2000, S. 109.). Siehe auch den Punkt 2.5 Der Härtegrad ab der Seite 16ff.<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 2. Die Spezifikation von <strong>Premioro</strong> ®<br />
2.2 Die Verarbeitung<br />
Ein wesentlicher Faktor für die Verarbeitung eines Materials nach ökonomischen, ökologi-<br />
schen und auch ergonomischen Gesichtspunkten liegt in seiner Zusammensetzung und<br />
Ausgangsform begründet. Im Erfindungsmaterial <strong>Premioro</strong> ® sind diese beiden Charakteris-<br />
tiken durch das Element Wasser vereint. Als Dispersionsmittel des grobdispersen Sys-<br />
tems 36 finden die dispergierten Feststoffe eine feine Verteilung, weshalb das Produkt als<br />
eine Suspension zu verstehen ist. 37 In diesem Stoffsystem setzen sich die Schwebeteil-<br />
chen der dispergierten Phase durch Sedimentation ab, wodurch ein Aufrühren der Form-<br />
und Gießmasse vor der Verarbeitung notwendig wird. Die Verarbeitung selbst ist ähnlich<br />
der keramischen Formgebung durch Gießen oder bildsamen Formgebung möglich. 38 In<br />
beiden Fällen dominiert Wasser als Aktivator den Prozess der formgebenden Verarbei-<br />
tung, welche schließlich mit dem Entzug des Wassers endet. Dieser Entzug ist für die<br />
Gießmasse wesentlich, da die Bildung eines ausgeprägten Formlings, bzw. Ergänzungs-<br />
stückes, nur durch ein wassersaugendes Formenmaterial wie Gips möglich ist. Für den<br />
direkten Antrag am Objekt selbst kommt die niedrig viskose Gießmasse für kleinere Fehl-<br />
bereiche ebenso in Betracht. 39 Im größeren Umfang erscheint die bildsame Formgebung<br />
jedoch interessanter zu sein. Dafür war es notwendig, den vorhandenen gießfähigen Pre-<br />
mioro ® -Modifikationen einen Großteil ihres Wassergehaltes zu entziehen. Die effektivste<br />
Methode ist das Aufgießen der jeweiligen Masse auf eine Gipsplatte. 40 Dadurch entstehen<br />
bildsame Massen, die individuell geformt und durch Anschlickern rissfrei mit dem Objekt<br />
verbunden werden können. 41<br />
Der anschließende Trocknungsprozess beginnt mit dem Verdampfen des Wassers,<br />
was in der Folge zu einer allseitigen Schwindung des Formlings und parallel zu einer Ver-<br />
dichtung des Materialgefüges führt. Negativ wirken sich diese Veränderungen für den Di-<br />
rektantrag am Objekt aus, da sich an den Grenzflächen Risse unterschiedlichen Ausma-<br />
ßes bilden können, so dass eine ausreichende Haftung nicht mehr gewährleistet ist. Ein<br />
Nacharbeiten oder unterstützendes Kleben ist in diesen Fällen nicht auszuschließen. 42<br />
36 NEUMUELLER 2003, S. 190: Im grobdispersen System liegt der Durchmesser von Feststoffteilchen zwischen 10µm-<br />
1mm. - Nach Aussage von Frau Trutzl weisen die Feststoffteilchen von <strong>Premioro</strong> ® einen Durchmesser
I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 2. Die Spezifikation von <strong>Premioro</strong> ®<br />
Das Phänomen der Schwindung trifft sowohl für die Modifikationen Premio ® (1) als auch<br />
Pamio ® (2) zu und beträgt in beiden Fällen um die 6%. 43 Die in der Keramikrestaurierung<br />
traditionell und bis heute gebräuchlichen Ergänzungsmedien wie Gips und Kreide, welche<br />
mit oder ohne modifizierende Zusätze 44 verarbeitet werden, weisen einen Material-<br />
schwund dieses Umfanges nicht auf. 45<br />
Für die Durchführung der nachfolgenden Versuchsreihen war es notwendig, geeignete<br />
Testkörper herzustellen. 46 An den in einer Gipsform gegossenen Testkörpern bis hin zu<br />
den abschließend durchgeführten Referenzrestaurierungen konnten die vorhergehenden<br />
Betrachtungen eingehend beobachtet werden.<br />
Abbildung 4<br />
Die <strong>Premioro</strong> ® -Massen lassen sich von dünnwandiger Stärke im Hohl- bis hin zum Vollgussverfahren<br />
rissfrei verarbeiten (a). Sehr detailgetreue Ausformungen sind auf diese Weise möglich, verlieren<br />
jedoch durch Wasserentzug an ursprünglicher Größe (b). Auch ohne Wasser aufnehmende<br />
Formen sind Ausformungen durch zeitintensives Verdunsten des Wassers erreichbar, wie am<br />
Rückstand des Gießbechers ersichtlich (c). Die Schwindung bleibt davon unberührt.<br />
43 ®<br />
Nach Frau Trutzl beträgt die Schwindungsrate der Standardmasse Premio (1) ca. 2%. Siehe dementsprechend die<br />
Kurzbeschreibung zu <strong>Premioro</strong> ® im Anhang B.<br />
44<br />
Um die Verarbeitung der Ergänzungsmaterialien zu verbessern, wird ihnen bspw. ein entsprechender Anteil von Cellulose<br />
beigegeben (Siehe WIHR 1977, S. 118 u. KUEHN 1981, S. 216.). Produkte dieser Art sind z.B. Moltofill ® und Ceracell ® . - Im<br />
Materialaufbau von <strong>Premioro</strong> ® wirkt Cellulose als Gerüstbildner unterstützend und ist unter der Basiskomponente der Hilfsstoffe<br />
einzuordnen. Siehe die Abbildung 3 auf der Seite 7.<br />
45<br />
Entgegen der Schwindung dehnt sich Gips während des Abbindens aufgrund der stattfindenden strukturellen Neuordnung<br />
um ca. 1% aus. Die damit verbundenen Spannungen können bewirken, dass bereits gefügte Keramiken, die mit Gips ergänzt<br />
werden, erneut auseinander brechen können. Siehe LATSCHA 1994, S. 1/298; vgl. WIHR 1977, S. 115f.<br />
46<br />
Siehe dazu den Punkt 1. Die Herstellung und Präparation der Testkörper ab der Seite 1f. und die Tabelle 1 auf der Seite<br />
4f. im Anhang A.<br />
9<br />
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2.3 Die Einfärbung<br />
Soll das Ergänzungsmaterial nicht in seiner „neutralen“ Eigenfarbigkeit erhalten bleiben<br />
oder durch eine nachträgliche Retouche verdeckt werden, findet in den meisten Fällen<br />
eine Einfärbung statt, welche die Farbigkeit des Scherbens oder der Glasur berücksichtigt.<br />
Verwendung finden anorganische Erd- und Oxidpigmente 47 , die zur besseren Homogeni-<br />
sierung den pulvrigen Ergänzungsmassen, wie Gips oder Kreide, bereits vor der Verarbei-<br />
tung beigefügt werden. 48<br />
Da die <strong>Premioro</strong> ® -Modifikation eine elfenbein- bis weißfarbene Eigenfarbigkeit aufwei-<br />
sen, ist der Zusatz färbender Bestandteile grundsätzlich möglich. 49 Jedoch liegen die Mo-<br />
difikationen, wie bereits im vorhergehenden Punkt 2.2 Die Verarbeitung erwähnt, als nied-<br />
rig viskose Gießmasse vor. Eine Einfärbung ist demnach nicht durch eine Trockenmi-<br />
schung, sondern nur durch Einrühren von Pigmenten möglich. Unter Umständen er-<br />
schwert sich aufgrund der Oberflächenspannung der Gießmasse eine homogene Vertei-<br />
lung, da die Pigmentteilchen nur ungenügend benetzt werden. Hinzu kommt das nur alka-<br />
libeständige Pigmente eingesetzt werden können. 50 Relevanz für Untersuchungen zeigten<br />
demnach folgende Punkte:<br />
1. Verteilung der färbenden Bestandteile<br />
2. Intensität der Färbung bei proportional steigendem Mengenanteil<br />
3. Erreichen eines eventuellen Sättigungsgrades<br />
4. Einfluss der färbenden Bestandteile auf die Verarbeitung der Grundmasse<br />
Für die Untersuchung dieser Kriterien wurde lediglich die Pamio ® -Modifikation Nr. 2 he-<br />
rangezogen, da sie in vorangegangenen Testläufen bereits gute Ergebnisse erzielte. 51 Im<br />
Bezug auf den färbenden Zusatz wurde eine Mischung von drei Braunpigmenten, beste-<br />
hend aus 25g Goldocker, 25g roten Bolus und 50g hellen Braunocker, ausgewählt. 52 Wie<br />
bereits oben beschrieben, wurde diese Trockenmischung vor ihrer Verwendung durch<br />
Schütteln in einem verschlossenen Glas homogenisiert. Anschließend erfolgte eine pro-<br />
zentuale Zugabe dieser Mischung, beginnend mit 5%. Um eine entsprechende Benetzung<br />
47 HEROLD 1990, S. 109 u. WIHR 1977, S. 117.<br />
48 Vgl. GURTNER 2006, S. 445; HEROLD 1990, S. 109 u. ANDRÉ 1976, S. 56 u. 68.<br />
49 Aufgrund des höheren Bindemittelanteiles hat Premio ® (1) ein elfenbeinfarbenes Erscheinungsbild, wohingegen sich die<br />
Eigenfarbe der Pamio ® -Modifikationen (2; 3/1; 3/2) aus den höheren Anteilen an weißfarben Pigmenten ergibt. Siehe den<br />
Punkt 2.1 Die Zusammensetzung auf der Seite 6f., sowie die Fußnote 33 auf der Seite 7.<br />
50 Siehe dazu den Punkt 3.1 Der pH-Wert ab der Seite 19ff.<br />
51 Die Kapitel der vorliegenden Arbeit folgen nicht immer der chronologischen Reihenfolge der durchgeführten Versuche.<br />
52 Die Anteile der Pigmente in Gramm sind ungleich dem Volumenverhältnis, da den Pigmentpulvern eine jeweilige Schüttdichte<br />
eigen ist. Für Goldocker beträgt die Dichte (ρ) zwischen 2,6-2,9g/cm 3 , für roten Bolus zwischen 2,6-4,2g/cm 3 und<br />
schließlich für Braunocker zwischen 2,6-2,8g/cm 3 . Siehe SCHRAMM 1995, S. 35, 46 u. 66, sowie HERING 2000, S. 19.<br />
10<br />
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der Pigmentteilchen mit der Gießmodifikation zu erreichen, wurde das Pigmentpulver suk-<br />
zessive beigegeben, durch einen Spatel mit der Gießmasse verrieben und anschließend,<br />
möglichst klumpenfrei, untergerührt. Die auf diese Weise erzielte Dispersion wies eine<br />
höhere Viskosität auf, blieb jedoch gießfähig. Der Einguss geschah ähnlich der Herstellung<br />
der Testkörper 53 , wobei statt fünf nur drei aufbauende Eingüsse notwendig waren. 54 Dies<br />
lässt sich vermutlich mit der Volumenvergrößerung der Farbpigmente durch Wasserauf-<br />
nahme erklären 55 , weshalb mit steigendem Zusatz an Pigmenten eine mengenmäßig<br />
gleichwertige bis höhere Zugabe von Wasser nötig wurde, um die Gießfähigkeit zu halten.<br />
Neben der erhöhten Viskosität zeigte sich mit fortschreitender Einfärbung eine Magerung<br />
des Ergänzungsmaterials. Das heißt, dass sich der Anteil der Hilfsstoffe gegenüber dem<br />
der Bindemittel deutlich verstärkte. 56 Seinen Niederschlag fand diese Veränderung zum<br />
einen in einer nachlassenden Bildsamkeit der Masse. So riss die zu bearbeitende Oberflä-<br />
che der Testkörper während des Verputzens schnell auf. Zum anderen zeigte sich eine<br />
Verringerung der Haftvermittlung zwischen den Komponenten, da sich die Testkörper<br />
während der Trocknungsphase unvollständig von der Gipsform lösten. Da die Gefahr be-<br />
stand, dass sich diese Entwicklungen fortsetzen und eine Übermagerung stattfindet, wur-<br />
de die Testreihe ab einen Pigmentzuschlag von 30% beendet. 57 Eine Übersättigung durch<br />
Pigmentüberschuss war bis dahin nicht feststellbar. Ebenso wenig waren Beeinträchtigun-<br />
gen im Hinblick auf die Schwindung oder das Trocknungsverhalten zu beobachten.<br />
Bedingt durch chemische und physikalische Abbauprozesse 58 der für die Ausformung<br />
verwendeten Gipsform bildete sich an der Oberfläche der Testkörper eine diesbezügliche<br />
Reaktionsschicht aus. Um die tatsächliche Färbung der Masse zu eruieren, war die Reak-<br />
tionsschicht abzutragen. 59 Dies geschah nach einer 24stündigen Trocknungsphase durch<br />
eine halbseitige Bearbeitung der Probanten mit einem Sandpapier von 180iger Körnung.<br />
Auf diese Weise konnte eine Verbesserung der Oberflächenqualität durch Glättung er-<br />
53 Siehe dazu die Tabelle 1 auf der Seite 4f. im Anhang A.<br />
54 Siehe hierzu die Tabelle 2 auf der Seite 6 im Anhang A.<br />
55 Die angegebenen Pigmente gehören durch ihre Bestandteile zur Gruppe der Tonminerale. Somit sind sie in Wasser<br />
unlöslich, weisen jedoch gegenüber diesem Medium eine hohe Adsorptionsneigung auf, was zu einer Vergrößerung der<br />
Oberfläche durch Hüllenwasser führt. Vgl. HEUSCHKEL 1990, S. 50 u. 520.<br />
56 Demnach verringert sich der Bindemittelanteil auf ein grenzwertiges Maß, da die Pamio ® -Modifikationen bereits in einer<br />
reduzierten Form der Bindemittel vorlagen. Siehe dazu erinnernd den Punkt 2.1 Die Zusammensetzung ab der Seite 6ff.<br />
57 Dagegen schwächen Zuschläge von über 10% maßgeblich die mechanische Festigkeit von Gips. Die Ausnahme bilden<br />
Hartgipse, die aufgrund ihrer hohen Druckfestigkeit auch Zuschläge bis zu 30% vertragen und damit die Härte unvermischter<br />
anderer Gipse aufweisen. Siehe WIHR 1977, S. 117; vgl. KUEHN 1981, S. 217 u. ergänzend LEITHNER 2004, S. 11.<br />
58 HEUSCHKEL 1990, Seite 180: Die Abbauprozesse von Gipsformen werden durch mechanische Erosionen des Ein- und<br />
Ausgießens der Gießmasse, weiterhin durch chemische Reaktionen, wie Ausblühungen von Salzen und durch die Wasserlöslichkeit<br />
des Gipses mit etwa 0,2g/ 100ml bestimmt. Gerade die letzte Ursache dürfte im vorliegenden Fall von Bedeutung<br />
sein.<br />
59 Vgl. auch den Punkt 1. Die Herstellung und Präparation der Testkörper ab der Seite 1f. im Anhang A.<br />
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reicht und die jeweiligen Farbabstufungen kenntlich gemacht werden. Um die Verteilung<br />
der färbenden Bestandteile auch im Inneren der Formlinge zu beurteilen, wurden diese mit<br />
einer biegsamen Welle mittig zerteilt. Das im Anschluss erfolgte Ebnen des entstandenen<br />
Längsschnittes geschah auf die vorher beschriebene Weise und half, eine aussagefähige<br />
und auswertbare Oberfläche zu erhalten. Die mit bloßem Auge durchgeführte Auswertung<br />
erbrachte für die gesamten sechs Testkörper ein zufrieden stellendes und gleich bleiben-<br />
des Ergebnis. 60 So waren die einzelnen Farbabstufungen unter einer gleichmäßigen Ver-<br />
teilung der Farbkörper sichtbar, ohne einen merklichen haptischen Verlust 61 .<br />
Mögliche Fehlerquellen:<br />
fehlerhafte Eichung der Waage / ungleichmäßige Verteilung der Farbkörper in der Tro-<br />
ckenmischung / unzureichende Reinigung der Gipsform / Verringerung der Haftvermittlung<br />
durch Lufteinschlüsse / chemische Reaktionen der Gießmasse mit der Gipsform / unkalku-<br />
lierte Verdunstung des Massenwassers / ungleichmäßiges Trocknungsverhalten der Prob-<br />
anten / Verfärbung der Pigmente durch Wärmeentwicklung während des Schleifens<br />
Abbildung 5<br />
Zur Verbesserung der Oberflächenqualität wurden die Formlinge halbseitig mit Sandpapier geschliffen<br />
(a). Das Zerteilen der Probanten (b) und die Bearbeitung des Längsschnittes (c) dienten<br />
der Untersuchung von Verteilung und Wanderung der eingebrachten färbenden Zusätze.<br />
60 Die Ergebnisse sind in der Tabelle 3 auf der Seite 7 im Anhang A einsehbar.<br />
61 Sind Pigmente nicht vollständig in eine Masse eingebunden, besteht die Gefahr des Abfärbens. Dieses Phänomen lässt<br />
sich am Beispiel pigmentierter Kreide beobachten. Ist der Kreide ungenügend Bindemittel zugegeben oder baut sich dieses<br />
durch Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit im Laufe der Zeit ab, verringert sich die Haftfestigkeit der Pigmente, so dass sie<br />
sich von der Oberfläche ablösen lassen. Vgl. HERING 2000, S. 131 und die Abbildung 22 auf der Seite 49 im Anhang A.<br />
12<br />
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2.4 Die Reaktivierbarkeit<br />
Wie bereits im Punkt 1.3 Die Ergänzung zwischen Ethik und Ästhetik 62 erwähnt, ist die<br />
Reversibilität, also die Rückführung jedweden konservatorischen und restauratorischen<br />
Handelns, die Voraussetzung eines evidenten Eingriffes an einem Objekt. Oftmals wird die<br />
Abnahme einer ergänzenden Zutat mit Alterungserscheinungen des verwendeten Materi-<br />
als und daraus resultierenden Gefahren für die ursprüngliche Substanz oder mit dem Ver-<br />
lust des ästhetischen Anspruches begründet. Eine möglichst schadensfreie und wirtschaft-<br />
liche Lösung ist dann nicht nur im konzeptionellen Ansatz der ausgewählten Methode zu<br />
suchen, sondern sollte bereits durch die Eigenschaften des gealterten Ergänzungsmateri-<br />
als gegeben sein.<br />
In der keramischen Restaurierungspraxis ist die Abnahme ergänzten Materials auf phy-<br />
sikalischen wie chemischem Wege möglich, wobei oftmals eine Kombinationen beider<br />
Varianten als notwendig erscheint. Diese Wahrscheinlichkeit ist aufgrund seiner guten<br />
Haftungseigenschaften und dem gezeigten Härtegrad auch für das Erfindungsmaterial<br />
<strong>Premioro</strong> ® zu erwarten. 63 Erleichternd wirkt sich die Reaktivierbarkeit der Form- und Gieß-<br />
masse aus. Das heißt, dass sich das Material jederzeit mit Wasser anlösen und auf diese<br />
Weise abnehmen bzw. abtragen oder auf sonstige Art erneut bearbeiten lässt. 64 Aufgrund<br />
ihrer Bedeutung gegenüber der Reversibilität soll die Reaktivierbarkeit der Modifikationen<br />
Premio ® (1) und Pamio ® (2) unter folgenden Gesichtspunkten näher untersucht werden:<br />
1. Auflösen oder Anquellen der Masse als Feststoff<br />
2. Wasseraufnahmefähigkeit<br />
3. Auftreten von Deformationen oder anderweitigen Veränderungen<br />
4. Zeitfenster der erneuten Trocknung<br />
Die Versuchsanordnung 65 beschränkte sich auf zwei Glasbehältnisse. Diese boten den<br />
beiden Testkörpern lediglich an ihren Eckpunkten einen entsprechenden Halt, so dass die<br />
Auflagefläche minimiert und eine verbesserte Benetzung mit Wasser realisiert werden<br />
konnte. Das anschließende Befüllen der Gefäße mit Leitungswasser erfolgte bis auf ca.<br />
3mm Abstand zur Gefäßhöhe, so dass sich in etwa die gleichen Mengen des Reaktivators<br />
unter- und oberhalb der Testkörper befand.<br />
62 Siehe Seite 4f., sowie die Fußnote 23 auf der Seite 5.<br />
63 Siehe hierzu den nachfolgenden Punkt 2.5 Der Härtegrad ab der Seite 16ff., sowie die von Frau Trutzl verfasste Kurzbe-<br />
schreibung zu den spezifischen Eigenschaften von <strong>Premioro</strong> ® im Anhang B.<br />
64 Neben einer abrasiven Arbeitsweise ist auch eine erneute Applizierung des Gieß- und Formenmaterials möglich. Soll die<br />
Reaktivierung der weiteren Bearbeitung des Materials dienen, ist eine mäßige Benetzung mit Wasser empfehlenswert.<br />
65 Es sei für die nachfolgenden Erläuterungen auf die Abbildung 6 auf der Seite 15 verwiesen.<br />
13<br />
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Nachdem sich die Testkörper etwa 2min im feuchten Milieu befanden, zeigten sich an<br />
der Oberfläche von Pamio ® (2) blasenförmige Erhebungen. Diese rissen wenig später seit-<br />
lich 66 auf, woraufhin die angestaute Luft blasenförmig entwich. Aus diesen Beobachtungen<br />
ergab sich eine rasche Penetration, denn mit einer Verzögerung 67 von etwa 5min wieder-<br />
holten sich die Vorgänge an der Oberfläche des Premio ® (1)-Testkörpers.<br />
Die Penetrationszeit von 24h erbrachte weitere Veränderungen dieser Art. 68 So zeigte<br />
der aus Pamio ® (2) bestehende Testkörper Risse, wobei sich der eine längsseitig, der an-<br />
dere auf der Rückseite befand. Beide erstreckten sich jeweils über die Länge des Testkör-<br />
pers und wiesen eine Breite von bis zu 0,5mm auf. Vermutlich sind sie eine weitere Folge<br />
von Luftdruck und Materialerweichung. Letztere ließ sich durch leichten Druck mit einer<br />
Kugelschreibermiene an beiden Testkörpern nachweisen. 69 Ein weiteres Indiz für die Er-<br />
weichung der Modifikationen waren Verluste an den Kantenbereichen, verursacht durch<br />
das Handling mit den Testkörpern. Ausschlaggebend für die Erweichung war die graduelle<br />
Menge an aufgenommenem Wasser bis hin zu einer vollständigen Sättigung. Diese äu-<br />
ßerte sich in einer Quellung, hervorgerufen durch die Einlagerung des Wassers in den<br />
Poren 70 der Feststoffsubstanz. Die Reaktivierung der Testkörper führte demnach zu einer<br />
erneuten Wasserbindung, wie sie in ähnlicher Form bereits während der Herstellung vor-<br />
handen war, was wiederum die These der Reversibilität 71 bestätigt.<br />
Mathematisch 72 fanden die obigen Betrachtungen ihren Ausdruck in der Ermittlung der<br />
Wasseraufnahme (WA), welche für Premio ® (1) 55% betrug.<br />
Weiterhin konnte über die Rohdichte (ρR) die offene Porosität (OP) errechnet werden. Die<br />
hier ermittelten Werte lagen für Premio ® (1) bei >66%, hingegen für Pamio ® (2) bei
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Bedingt durch diese Werte kann eine Unterscheidung der Modifikationen um ≥10% hin-<br />
sichtlich ihrer Porosität und der daraus resultierenden Wasseraufnahme getroffen werden.<br />
Die Differenz dürfte eine Folgeerscheinung des unterschiedlichen Bindemittelzuschlages<br />
sein, welcher augenscheinlich eine Wasseraufnahme verhindern oder begünstigen kann.<br />
Aus der Porosität lässt sich nicht nur die Wasseraufnahmefähigkeit ableiten, sondern sich<br />
auch ein gewisser Grad an Wasserdampfdiffusion vermuten. Diese Schlussfolgerung wür-<br />
de sich günstig auf die keramische Substanz auswirken, da auf diese Weise die natürliche<br />
„Atmungsaktivität“ poröser Scherben erhalten bliebe.<br />
Mit dem erneuten Wasserentzug nach einer 24stündigen Lufttrocknung konnte an bei-<br />
den Modifikationen eine Rückformung in den ursprünglichen Zustand beobachtet werden.<br />
Mögliche Fehlerquellen:<br />
evt. abweichende Ausformungsmaße der Probanten / herstellungsbedingte Lufteinschlüs-<br />
se in der Matrix / fehlerhafte Eichung der Waage / zeitverminderte Aufnahme bzw. Abgabe<br />
des Wassers / Rechenfehler / Ergebnislage aus einem Versuchsgang<br />
Abbildung 6<br />
Um die Probanten einer gleichmäßigen Wasserumgebung auszusetzen, wurden sie in geeigneten<br />
Glasschalen positioniert (a/b). Aufgrund des eintretenden Wassers in die Matrix der Testkörper<br />
entwich die in den Poren enthaltende Luft, was zu Deformationen und Rissen führte (b/c). Dem<br />
wirkte nach einer neuerlichen Lufttrocknung eine Rückformung entgegen (d).<br />
15<br />
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2.5 Der Härtegrad<br />
Die mechanische Festigkeit eines Ergänzungsmateriales ist für ein keramisches Objekt<br />
unter verschiedenen Aspekten von Bedeutung. Im Hinblick auf die Auswahlkriterien sollte<br />
jedoch primär der Schutz der historischen Substanz stehen, erst dann sind ästhetische<br />
und ökonomische Gesichtspunkte etc. zu berücksichtigen. Ein Material geringerer Härte<br />
als die der keramischen Kernsubstanz ist daher vorzuziehen. 73 Darüber hinaus wirkt sich<br />
ein diesbezüglich gewähltes Ergänzungsmaterial positiv auf abrasive Nachbearbeitungen<br />
bzw. auf reversible Eingriffe aus. Entscheidend für die Endhärte einer Ergänzung ist letzt-<br />
endlich die Veredelung und/ oder Versiegelung in Form von Retouchen und Überzügen.<br />
Deren mechanische Festigkeit sollte die restaurierte Oberfläche zu einem gewissen Grad<br />
vor äußeren Einwirkungen, wie sie durch Handling, Verpacken und Transport auftreten<br />
können, schützen. 74<br />
In Vorbereitung auf einen konservatorischen und restauratorischen Eingriff ist in der<br />
Regel die kategorische Einordnung 75 als auch die Beschaffenheit der Keramik zu ermit-<br />
teln. Dementsprechend werden für poröse und archäologische Keramiken meist minerali-<br />
sche Ergänzungsmaterialien verwendet, wohingegen für gesinterte und damit mechanisch<br />
stabilere Keramiken synthetische Kunstharze zum Einsatz kommen. 76 Das Erfindungsma-<br />
terial <strong>Premioro</strong> ® vereint aufgrund seiner Zusammensetzung beide Materialkomponenten<br />
und scheint somit auch für beide Anwendungsgebiete nutzbar zu sein. Entscheidend dürf-<br />
te sich in diesem Zusammenhang der Härtegrad der Masse auswirken, weshalb dieser<br />
anhand aller vorliegenden Modifikationen 77 untersucht und nach folgenden Kriterien aus-<br />
gewertet werden soll:<br />
1. Einstufung des Härtegrades<br />
2. Vergleiche zu anderen keramischen Ergänzungsmitteln bzw. deren Grundstoffe<br />
3. Einfluss auf den Härtegrad nach einer Reaktivierung und Trocknung<br />
4. Einfluss auf den Härtegrad an wiederverwerteten, durchfärbten Massenmaterial<br />
73 Siehe dementsprechend die Fußnote 35 auf der Seite 7. - Dient die Ergänzung im weitesten Sinne dem Abfangen und<br />
Verlagern physikalischer Kräfte, bspw. aus statischen Gründen, erscheint eine Entscheidungsfindung bezüglich des Härtegrades<br />
als notwendig, mit Berücksichtigung auf die oben genannten Forderungen. Im Zweifelsfall sind restauratorische<br />
Lösungen zu finden, die eine Koexistenz des ergänzten Materials und der keramischen Substanz erlauben, ohne eine direkte<br />
und feste Verbindung zwischen den Komponenten zu schaffen. Vgl. WELSCH 2008, S. 13ff.<br />
74 WUEST 2000, S. 27.<br />
75 Siehe die Fußnote 2 auf der Seite 1.<br />
76 Mineralische Ergänzungsmaterialien sind, wie bereits mehrfach erwähnt, Gipse und Kreiden in reiner und modifizierter<br />
Form. Unter der Gruppe der synthetischen Harze finden Epoxid-, Polyester- und Acrylharze, wie EPO-TEK ® , Araldit ® 2020<br />
oder Paraloide der B-Gruppe Verwendung. Siehe GURTNER 2006, S. 445 u. HEROLD 1990, S. 108f.; vgl. dazu KUEHN<br />
1981, S. 216f. u. WIHR 1977, S. 114-119 u. 135ff.; daneben WITTIG 1984, S. 21-30, etc.<br />
77 Dies betrifft die Modifikationen Premio ® (1) und Pamio ® (2; 3/1; 3/2) gleichermaßen.<br />
16<br />
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Die Härte dient der Ermittlung des Widerstandes eines Materials gegenüber dem Eindrin-<br />
gen eines Körpers aus einem härteren Werkstoff. Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher<br />
Messverfahren stellt der durch Messung festgestellte Härtewert keine feste Kenngröße<br />
dar. Erscheint für Polymere aufgrund ihrer signifikanten Glasübergangstemperatur 78 die<br />
Härtemessung durch Widerstand gegen Verformung als sinnvoll, erfolgt die Bestimmung<br />
des Härtegrades für mineralische Stoffe meist durch den Widerstand gegen Zerspannung.<br />
Bedingt durch den höheren Anteil acrylatischer Bindemittel gegenüber den mineralischen<br />
Hilfsstoffen, bot sich die erstere Messmethode an. Um jedoch ein vergleichbares Bild ge-<br />
genüber der keramischen Substanz zu schaffen, wurde die Bestimmung der mechani-<br />
schen Festigkeiten mit Hilfe der Mohsschen Härtegradskala vorgenommen. 79 Dazu wur-<br />
den die unbehandelten Oberflächen der Testkörper mit seitlichem Daumennagel geschabt<br />
und angeritzt. Weitere Ritzversuche erfolgten je nach Ergebnislage mit der Außenkante<br />
einer 1 Centmünze aus Kupfer und der Spitze eines Eisennagels.<br />
Wie zu erwarten ergab die Versuchsreihe unterschiedliche Resultate 80 , die sich aus der<br />
differenten Bindemittel-Hilfsstoff-Gewichtung der einzelnen Modifikationen ableiten ließ.<br />
Mit fallendem Bindemittelanteil und umgekehrt proportional steigender mineralischer Hilfs-<br />
stoffmenge ließ die mechanische Festigkeit merklich nach. So waren bspw. die Oberflä-<br />
chen der aus den Pamio ® -Untergruppen (3/1 u. 3/2) hergestellten Testkörper bereits mit<br />
dem Daumennagel schabbar. Die sich daraus abzeichnende Oberflächenhärte war nach<br />
Grad 1 der Mohsschen Härtegradskala einzuordnen. Schlussfolgernd ergaben sich für<br />
Pamio ® (2) und Premio ® (1) höhere mechanische Festigkeiten, die jeweils mit dem Grad 2<br />
bzw. 3 bis ca. 3,5 zu beurteilen waren. Mit dieser Ergebnislage können die <strong>Premioro</strong> ® -<br />
Modifikationen im direkten Vergleich zu mineralischen Ergänzungsmitteln betrachtet wer-<br />
den. Wie bereits erwähnt erfahren für ergänzende Maßnahmen in der Keramikrestaurie-<br />
rung die mineralischen Ergänzungsmittel Gips und Kreide eine häufige Verwendung. De-<br />
ren Härtegrade nach Mohs weisen vergleichbare Werte zu <strong>Premioro</strong> ® auf. So sind im All-<br />
gemeinen für Gips Werte zwischen 1,5 bis 2 und für Kreide ein höherer Wert von 3 festzu-<br />
stellen. 81<br />
78 Die Glasübergangstemperatur (Tg) überführt amorphe oder teilkristalline Polymere innerhalb eines bestimmten Temperaturintervalls<br />
von einen weich- oder gummielastischen, plastischen, in einen glasartig harten Zustand und umgekehrt. Im<br />
ersteren Fall können sich die Polymerketten leichter gegeneinander bewegen. Unterhalb der Tg sind die Ketten in ihrer Lage<br />
unbeweglich, was eine höhere Härte zur Folge hat. Vgl. NEUMUELLER 2003, S. 276 u. WUEST 2000, S. 41.<br />
79 NEUMUELLER 2003, S. 296, 444 u. 596: Neben der von Friedrich Mohs (*1773-†1839) entwickelten Methode für die<br />
Bestimmung der Ritzhärte, durch eine 10stufige Skala von Standardsubstanzen (Siehe die Tabelle 7 auf der Seite 11 im<br />
Anhang A.), ist die nach August Karl Rosiwal (*1860-†1923) benannte Methode zur Ermittlung der Schleifhärte durch Anschleifen<br />
in der Mineralogie üblich. - Parallel dazu gibt es eine Reihe von genormten Methoden für die Messung der Härte,<br />
wie bspw. die Rockwell-, Brinell-, Vickershärte etc. Siehe HERING 2000, S. 17 u. HEUSCHKEL 1990, S. 205.<br />
80 Die Testergebnisse sind in der Tabelle 8 auf der Seite 12 im Anhang A zusammengefasst.<br />
81 HERING 2000, S. 109 u. 130.<br />
17<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 2. Die Spezifikation von <strong>Premioro</strong> ®<br />
Die oben beschriebenen Beobachtungen beziehen sich auf den restauratorisch erstre-<br />
benswerten Endzustand der <strong>Premioro</strong> ® -Modifikationen in getrockneter Form. Andere Ver-<br />
haltensweisen zeigten die Massen durch Reaktivierung mit Wasser oder Einfärbung mit<br />
Pigmenten. Bedingt durch die Wasseraufnahme um ca. 50% nehmen die Massen an Vo-<br />
lumen zu, lösen sich jedoch durch den Bindemittelgehalt nicht auf, sondern erweichen und<br />
bilden eine membranähnliche Oberfläche aus. 82 Dies ließ sich anhand einer Kugelschrei-<br />
bermiene nachweisen, die mit leichtem Druck über die noch feuchte Oberfläche der Test-<br />
körper geführt wurde. Andere Ursachen ergeben sich aus der Pigmentierung der Mas-<br />
sen 83 . Die geringe mechanische Festigkeit ist hierbei auf schwindende Bindungskräfte zu-<br />
rückzuführen, hervorgerufen durch prozentual sinkenden Bindemittelanteil.<br />
Mögliche Fehlerquellen:<br />
herstellungsbedingte ungleichmäßige Verdichtung der Materialmatrix / ggf. abweichende<br />
Zusammensetzung der geforderten Prüfmittel / jeweils differente Druckbelastung / Ergeb-<br />
nislage aus einem Versuchsgang / technisch nicht auswertbare Ergebnislage<br />
Abbildung 7<br />
Mit der Miene eines Kugelschreibers ließ sich das Erweichen der <strong>Premioro</strong> ® -Modifikationen nach<br />
der Reaktivierung mit Wasser demonstrieren (a). Der Garant für einen entsprechenden Grad an<br />
mechanischer Festigkeit liegt in der Komponente der Bindemittel begründet. Sinkt deren Anteil in<br />
der Zusammensetzung, wie bspw. durch Pigmentierung, sinkt parallel dazu der Härtegrad (b).<br />
82 Siehe dazu nochmals den Punkt 2.4 Die Reaktivierbarkeit ab der Seite 13ff. sowie die obige Abbildung 7.<br />
83 Getestet wurde in diesem Zusammenhang lediglich die Pamio ® (2)-Modifikation. Siehe den Punkt 2.3 Die Einfärbung ab<br />
der Seite 10ff. als auch die obige Abbildung 7 bzw. die Tabelle 4 ab der Seite 8f. im Anhang A.<br />
18<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 3. Weiterführende Untersuchungen<br />
3. Weiterführende Untersuchungen<br />
Im Allgemeinen verlangt die moderne Restaurierungswissenschaft nach produktbezoge-<br />
nen Angaben, welche für die Umsetzung künstlerischer Ambitionen keine oder nur eine<br />
geringfügige Rolle spielen. Wesentliche Forderungen bestehen nach der Reversibilität im<br />
Alterungsverhalten eines Materials und seiner Vermittlung als Katalysator im Bezug auf<br />
Umwelteinflüsse sowie deren Auswirkungen auf die historisch erhaltenswerte Substanz.<br />
Aus der Vielzahl diesbezüglicher Untersuchungen soll im Folgenden ein relevanter Teil<br />
herausgegriffen werden, um die genannten Maßgaben im Bezug auf die <strong>Premioro</strong> ® -Modi-<br />
fikationen zu erproben. Auch hier schließen sich die vorgenommenen Tests nicht immer<br />
der chronologischen Reihenfolge ihrer Ausführung an.<br />
3.1 Der pH-Wert<br />
Die Schadursachen an Keramiken sind geprägt von physikalischen Einwirkungen. Im Ge-<br />
gensatz zu anderen Werkstoffen unterliegen sie begrenzten chemischen und biologischen<br />
Verfallsprozessen. 84 Die Gründe hierfür liegen im formgebenden Brand. In Abhängigkeit<br />
zur Temperatur versintern die Ausgangsstoffe, was zu deren Umwandlung führt. Die neu<br />
entstandenen Strukturen sind quasi inert und damit nahezu chemisch stabil. Mit zuneh-<br />
menden Versinterungsgrad erhöht sich die chemische und biologische Stabilität und findet<br />
ihre Vollendung in der keramischen Gruppe der Porzellane. 85<br />
Anders können sich dagegen keramische Glasuren verhalten, da sie nach ihrer Genese<br />
Gläser darstellen, jedoch im Gegensatz ein geregeltes Säure-Basen-Verhältnis der Oxid-<br />
bestandteile aufweisen. 86 Analog zu den korrosiven Grundmechanismen an Gläsern sind<br />
in Abhängigkeit zum Versinterungsgrad und der Säure-Basen-Gewichtung vergleichbare<br />
Reaktionsweisen an den Oberflächen von keramischen Glasuren vorstellbar, die vor allem<br />
84 KUEHN 1981, S. 202; vgl. HEROLD 1990, S. 96.<br />
85 ROTTLAENDER 1995, S. 61f.: An keramischen Bodenfunden ließen sich Auflösungserscheinungen der Quarz-Silikat-<br />
Ordnungen beobachten. So ergaben sechsmonatige Langzeitversuche in Einzelfällen einen Schwund von 15% und 20%.<br />
Die sowohl im basischen, neutralen und sauren Milieu vorgenommenen Beobachtungen wiesen zudem Veränderungen<br />
hinsichtlich des pH-Wertes auf. Somit zeigt sich ein vergleichbares Verhalten zur Glaskorrosion (siehe Fußnote 90). - An<br />
Porzellanen konnten nach bisherigem Kenntnisstand, trotz sorgfältigster Untersuchungen und Prüfungen, keine Alterungen<br />
festgestellt werden. Somit bleiben sämtliche Eigenschaften wie Härte, Dichte, Festigkeit und Transluzens ohne Beeinträchtigungen<br />
erhalten. Die genannten Eigenschaften beschränken sich jedoch weitgehend auf die Matrix des keramischen Materials.<br />
Korrosive Abbauprozesse sind dagegen an anderer Stelle, wie bspw. der zur Dekoration verwendeten Farbe zu erwarten.<br />
So weisen einige Metalloxidfarben für Weichporzellan einen hohen Anteil an alkalischen Flüssen auf, welche gemäß<br />
dem Material leicht schmelzbar gestaltet sind und demnach einen geringeren Sinterintervall aufweisen. Diese an Weichporzellanen<br />
anzutreffen Alkalifarben, dürften vermutlich in wässriger Lösung, ähnlich der Glaskorrosion, Zersetzungsprozesse<br />
durch Hydrolyse und Auslaugung der Alkaliionen erfahren. Siehe FRIEDL 1993, S. 12. u. D´ALBIN 2000, S. 179.<br />
86 HEUSCHKEL 1990, S. 406f.: Die Zusammensetzungen von Glasuren werden unter Zuhilfenahme der von Hermann<br />
August Seger (*1839-†1893) entwickelten Segerformel ermittelt. Diese umfasst ein dreispaltiges Molekular-Formelschema<br />
aus basischen, amphoteren und sauren Oxiden. In der Formel wird die Summe basischer Oxid-Mole auf den Wert 1 gesetzt<br />
und den sauren Oxid-Molen gegenüber gestellt, so dass der Anteil der sauren Glasurbestandteile in Bezug auf die basischen<br />
ersichtlich ist. Folglich auch DENNINGER 1986, S. 89.<br />
19<br />
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an Bodenfunden zu irrreversiblen Schäden führen können. 87 Die Korrosion wird in diesen<br />
Fällen durch das Ampholyt Wasser befördert. Der damit verbundene Ionenaustausch in<br />
wässriger Lösung findet dann nicht nur Bedeutung für das in der Herstellung eingesetzte<br />
Rohmaterial. 88 Treten an bereits gebrannten keramischen Glasuren die Grundmechanis-<br />
men der Glaskorrosion in wässriger Lösung in Kraft, wirkt sich der pH-Wert 89 entscheidend<br />
auf den Korrosionsverlauf aus. 90 Da die Ergänzungsmasse in direktem Kontakt zur Origi-<br />
nalsubstanz steht, ist die Ermittlung der pH-Werte für die vorliegenden Modifikationen<br />
empfehlenswert, zumal für deren Verarbeitung ein hoher Anteil an Wasser notwendig ist.<br />
Für die Ermittlung der Werte standen die im Punkt 2.1 Die Zusammensetzung auf der<br />
Seite 7 aufgeführten vier Modifikationen zur Verfügung. Augrund des hohen Wassergehal-<br />
tes der gießfähigen Massen boten sich Feuchtmessungen mit pH-Indikatorstreifen an. Um<br />
eine deutliche Lesbarkeit der Ergebnisse zu erzielen, wurden die Streifen bei Raumtempe-<br />
ratur 91 in das abgesetzte Massenwasser getaucht, bis sich keine Veränderungen mehr<br />
einstellten. 92 In noch feuchtem Zustand erfolgte das anschließende Ablesen der Indikator-<br />
streifen, wobei die sich zeigenden Verfärbungen auf ein basisches Milieu mit differenzier-<br />
ten Ausprägungen verwiesen. 93 Vermutlich lassen sich die Ergebnisse u. a. auf die unter-<br />
schiedlichen Versatzkonzentrationen an Bindemitteln zurückführen. 94 Da diese Konzentra-<br />
tionen von der Modifikation 1 zu 3/2 hin abnehmen, kann gesagt werden, dass sie sich<br />
umgekehrt proportional zum jeweiligen pH-Wert verhalten. Parallel dazu sinkt zwar nicht<br />
die Haft-, jedoch die Druckfestigkeit der Massen im ausgehärteten Zustand. 95<br />
87<br />
KUEHN 1981, S. 202f. u. 307: Nach KUEHN unterliegen Glasuren, in Ähnlichkeit zu Gläsern, in feuchter Umgebung der<br />
Verwitterung. So tritt bspw. die an archäologischen Gläsern zu beobachtende Lamellen- oder Häutchenverwitterung auf.<br />
Durch Interferenzerscheinungen des Lichtes irisiert die Oberfläche und kann zur Unkenntlichkeit farbiger Glasuren oder des<br />
darunter befindlichen Dekors führen. Mit fortschreitender Verwitterung blättern die einzelnen Schichten ab. Folglich auch<br />
WIHR 1977, S. 96 u.181; bzw. HEROLD 1990, S. 123.<br />
88<br />
HEUSCHKEL 1990, S. 226: Der Ionenaustausch, also die Menge der wandernden, positiv geladenen Kationen im keramischen<br />
Masseversatz, spiegelt sich in technischen Parametern wieder. Beispielsweise besteht ein direkter Zusammenhang<br />
zwischen der Austauschkapazität und der Bildsamkeit oder der Trockenbruchfestigkeit alkalihaltiger Tonminerale. Die Bestimmung<br />
der Austauschkapazität wird durch die Verfahren der Elektrodialyse, Auslaugung oder durch die Behandlung des<br />
Ausgangsrohstoffes mit konzentrierter Lösung eines Salzes ermittelt. Vgl. auch D´ALBIN 2000, S. 179.<br />
89<br />
Die Abkürzung pH steht für die lateinische Wortgruppe potentia oder pondus hydrogenii, was der Bedeutung von Kraft,<br />
Stärke bzw. dem Gewicht des Wasserstoffs entspricht. Siehe NEUMUELLER 2003, S. 519; vgl. LATSCHA 1994, S. 3/238.<br />
90<br />
HOMOLKA 1989, S. B/9: In wässriger Lösung kennt die Korrosion von Glas zwei Grundmechanismen: Die Netzwerkhydrolyse<br />
im basischen und die Auslaugung im neutralen und sauren Milieu.<br />
91<br />
Die während der Ermittlung vorherrschende Raumtemperatur wurde nicht berücksichtigt, jedoch kann von Werten zwischen<br />
20°C und 22°C ausgegangen werden. Für eine ne utrale Lösung mit dem pH-Wert 7 liegt die Temperatur in der Regel<br />
bei 22°C. Vgl. LATSCHA 1994, S. 3/238.<br />
92<br />
Frau Trutzl bemerkte, dass sie eigenständige pH-Wert-Messungen nicht im abgesetzten Massenwasser, sondern stets im<br />
aufgerührten Zustand der Massen vorgenommen habe. Ihre Ermittlungen ergaben für Premio ® ein pH-Wert von 8,3. Demnach<br />
müssten die Resultate für die Pamio ® -Modifikationen (2; 3/1;3/2) unter diesem Wert liegen. Verantwortlich dafür dürften<br />
weitere Bestandteile der Masse sein, deren pH-Werte niedriger ausfallen, also im neutralen oder sauren Milieu liegen.<br />
93<br />
Die einzelnen Indikatorstreifen und deren pH-Werte sind in der Abbildung 8 auf der kommenden Seite 21 ersichtlich.<br />
94 DOWN 1996, S. 25: Copolymerisate aus Acryl- und Methacrylsäureestern können in Abhängigkeit von Licht und Temperatur<br />
unterschiedliche pH-Werte aufweisen. Je nach Zusammensetzung bzw. Produkt sind Verschiebungen der Werte zwischen<br />
3,8 bis 9,6 feststellbar. Weitere Faktoren für die ermittelte Alkalität sind im Bereich der Füllstoff- und Hilfsstoffkomponenten<br />
mit ihren mineralischen Pigmenten als auch dem Anmachwasser zu vermuten.<br />
95 Siehe dazu nochmals den Punkt 2.5 Der Härtegrad ab der Seite 16ff. sowie die Tabelle 8 auf der Seite 12 im Anhang A.<br />
20<br />
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Mögliche Fehlerquellen:<br />
evt. Überlagerung der Massekomponenten / Messung im Massenwasser, nicht im Ge-<br />
samtkomplex / Ergebnislage aus einem Versuchsgang / visuell erarbeitete Auswertung<br />
Abbildung 8<br />
Die Abbildung zeigt die Ergebnisse der pH-Wert-Ermittlungen. Der Wert für Premio ® (1) lag um die<br />
10, wohingegen die für die Restaurierung entwickelten Modifikationen von Pamio ® (2; 3/1; 3/2) pH-<br />
Werte zwischen 9,5 bis 9,0 aufwiesen. Sollten auch nur bedingt die Grundmechanismen der Glaskorrosion<br />
in wässriger Lösung für die keramische Glasur gelten, wären diese im basischen Milieu<br />
angesiedelten Ergebnisse zu hoch. 96<br />
3.2 Die Alterungsbeständigkeit<br />
Die Alterung eines Materials, sei es integrierter oder solitärer Bestandteil eines Kunstwer-<br />
kes, wird parallel zur unmittelbar menschlichen Einwirkung durch Umwelteinflüsse wie<br />
Licht und Klima bestimmt. Vollziehen sich damit verbundene Veränderungen an makromo-<br />
lekularen organischen Stoffen auch langsam, gehen sie dennoch unaufhaltsam vonstat-<br />
ten. Ein eingesetztes Konservierungs- und Restaurierungsmedium sollte den Erhalt eines<br />
Kunstwerkes befördern, indem es selbst eine gewisse Alterungsbeständigkeit aufweist<br />
bzw. durch negativ aufzufassende Veränderungen Schädigungen am Kunstgut vermeidet.<br />
Um diese Maßgaben zum Teil für das Produkt <strong>Premioro</strong> ® in Erfahrung zu bringen, wurden<br />
die nachfolgenden Versuche im Bezug auf die Lichtalterung und Wärme vollzogen.<br />
96 :Die Netzwerkhydrolyse von Glas nimmt oberhalb des pH-Wertes von 9,0 sehr schnell zu. Allgemeine Akzeptanz finden in<br />
der Konservierung und Restaurierung Werte zwischen 5,5 und 8,0. Vgl. HOMOLKA 1989, S. B/9 u. DOWN 1996, S. 27.<br />
21<br />
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3.2.1 Die Lichtalterung<br />
Ist Keramiken ein hohes Potenzial an Resistenz hinsichtlich materialeigener Abbauprozes-<br />
se 97 beizumessen, trifft diese Spezifität in besonderer Weise auf die sonst so schädigende<br />
Wirkung durch Lichteinstrahlung zu. Aufgrund des anorganischen Aufbaues ergeben sich<br />
weder an materialeigenen Strukturen noch an Dekorationen 98 Gefährdungen. Ein dem<br />
entgegen gesetztes Verhalten zeigen meist jene Materialien, welche für die Konservierung<br />
und Restaurierung Benutzung finden. So neigt der überwiegende Teil, der als Ergän-<br />
zungs-, Schutz- und Überzugsmittel eingesetzten Polymere, zum Vergilben. Die Ursachen<br />
hierfür liegen in photochemischen Reaktionen, welche in Abhängigkeit von der spektralen<br />
Empfindlichkeit der betreffenden Materie durch sichtbares Licht und UV-Strahlung 99 her-<br />
vorgerufen werden. Lange bevor sich weitere physikalische Eigenschaften wandeln, setzt<br />
dieser als Alterungsprozess zu verstehende Vorgang ein und verändert durch implizierte<br />
Lichtenergien die Struktur der Makromoleküle. Infolgedessen verschiebt sich das vormali-<br />
ge Absorptionsverhalten des Polymers, indem vermehrt die blauen Anteile des Lichtspekt-<br />
rums absorbiert werden, was wiederum das wahrnehmbare, gelbfarbene Erscheinungsbild<br />
der Vergilbung erklärt. 100 Da neben weiteren organischen Verbindungen Polymere in Form<br />
von Acryl- und Methacrylsäureestern eine Basiskomponente von <strong>Premioro</strong> ®101 bilden, liegt<br />
es nahe, dass für dieses Produkt ebenfalls Vergilbungserscheinungen zu erwarten sind.<br />
Da die Lichtalterung von Materie in der Regel über längere Zeiträume, wie Jahre oder<br />
Jahrzehnte, stattfindet, können für neuartige Produkte meist keine entsprechenden Aus-<br />
sagen im Hinblick auf materialverändernde Erscheinungen getroffen werden. Dem wird in<br />
der industriellen, wie restauratorischen Praxis mit künstlich durchgeführten Alterungsver-<br />
läufen begegnet. Deren Sinn besteht darin, durch intensivierte Lichtbestrahlung innerhalb<br />
eines kurzen Zeitraumes, eine vergleichbare Veränderung am Prüfmaterial hervorzurufen,<br />
wie dies durch eine natürliche Alterung mit geringer Strahlungsintensität über einem län-<br />
geren Zeitraum der Fall wäre. Allerdings lassen sich mit solchen technisierten Simulatio-<br />
nen nur annähernde Werte reeller Materialalterung vermitteln, da eine Vielzahl begleiten-<br />
97 Vgl. den vorangegangenen Punkt 3.1 Der pH-Wert ab der Seite 19ff. insbesondere die Fußnote 85 auf derselben Seite.<br />
98 Keramische Dekorationen finden meist durch Farbaufträge Umsetzung, deren Zusammensetzung sich nach Art und Brennintervall<br />
der jeweiligen Keramik richtet. In der Regel bestehen die Farben aus oxidischen Farbkörpern metallenen Ursprungs<br />
und in der Mehrzahl aus einer bestimmten Menge an niedrig schmelzenden Glasflüssen, welche die Haftung mit<br />
dem keramischen Untergrund ermöglichen. Für den Malprozess werden die Farben mit organischen Mal- und Bindemitteln<br />
versehen. Während bspw. in der klassischen Tafelmalerei gerade die Letztgenannten optische Veränderungen durch Lichteinstrahlung<br />
erfahren können, verbleiben nach dem Einbrand keine organischen Verbindungen in den keramischen Farben,<br />
die dies ermöglichen würden. Vgl. HEUSCHKEL 1990, S. 32, 288 u. 496; sowie SANDNER 1990, S. 89.<br />
99 Nähere Informationen zum sichtbaren Licht sind in der Fußnote 124 auf der Seite 27 wiedergegeben. - Die optische<br />
Strahlung beinhaltet neben dem sichtbaren Licht auch die angrenzenden Spektralbereiche der Infrarotstrahlung (IR) oberhalb<br />
von 770nm, sowie der ultravioletten Strahlung (UV) unterhalb von 390nm. Neben der Sonne werden diese drei Strahlungsarten<br />
auch in unterschiedlichen Intensitäten von künstlichen Lichtquellen erzeugt. Vgl. HILBERT 2002, S. 2.<br />
100 WUEST 2000, S. 45.<br />
101 Gemäß den Angaben von Frau Trutzl, liegt der Anteil der als Bindemittel verwendeten Acryl- und Methacrylsäureester<br />
bei ≤15 Masse-%≥. Dies trifft im Besonderen für die Standardmasse Premio ® (1) zu. Vgl. die einzelnen Massen im Punkt 2.1<br />
Die Zusammensetzung auf der Seite 6.<br />
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der und schwer nachvollziehbarer Umweltfaktoren und -einflüsse Vernachlässigung fin-<br />
det. 102 Um dennoch Vergleichswerte gegenüber herkömmlichen keramischen Ergän-<br />
zungsmaterialen zu erhalten, soll eine künstliche Lichtalterung in Betracht gezogen wer-<br />
den. Diese ist an den Modifikationen Premio ® (1) und Pamio ® (2) durchzuführen und nach<br />
folgenden Gesichtspunkten zu betrachten:<br />
1. photochemische Veränderungen im Farbwert der Massen<br />
2. Einfluss wechselnder Luftfeuchtigkeiten bei konstanter Lichteinstrahlung<br />
3. umgerechnetes, natürliches Zeitfenster des Alterungsprozesses<br />
Im Allgemeinen setzt sich eine keramische Ergänzung aus dem dafür verwanden Grund-<br />
material und einer oberflächenästhetisch angepassten Retouche bzw. Versiegelung zu-<br />
sammen. Hinzu treten Adhesive, welche Verklebungen ermöglichen. Zwangsläufig kommt<br />
es im Laufe der Zeit zu Wechselwirkungen zwischen diesen Einzelkomponenten. Da die<br />
Mehrzahl dieser in Anwendung befindlichen Produkte der Gruppe synthetischer Harze an-<br />
gehört, soll in Verbindung zur Lichtalterung der Modifikationen eine in Frage kommende<br />
Auswahl 103 getestet und somit die Möglichkeit eingeräumt werden evt. Wechselwirkungen<br />
nachzuweisen. In erforderlicher Weise mussten die Testkörper präpariert und für den Ver-<br />
such einsatzfähig gestaltet werden. 104<br />
Für die Durchführung des Versuches stand das Bewitterungsgerät Xenotest ® 150S+<br />
zur Verfügung. 105 Dessen technische Funktionen erlauben neben einer variierenden Licht-<br />
bestrahlung auch die Simulationen der klimatischen Faktoren von Luftfeuchte und Tempe-<br />
ratur. Deren potenzielle Einbeziehung war nur unter Berücksichtigung adäquater Ver-<br />
gleichswerte statthaft, wie sie gewöhnlich in unmittelbarer Nähe von Gebrauchs- und Zier-<br />
keramiken herrschen. Infolgedessen wurde einer kontinuierlich angenommenen Raum-<br />
temperatur von ca. 20°C der Vorzug erteilt. 106 Die relative Luftfeuchte (rF) sollte sich hin-<br />
gegen in einem Intervall bewegen, wie er aus ähnlicher Sicht zu Glas als annehmbar er-<br />
schien. 107 Eine dementsprechende Festlegung bestand im Intervall von 30%
I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 3. Weiterführende Untersuchungen<br />
Den angesehenen Ideal- und somit angenommenen Mittelwert bildeten 45% rF. 108 In drei<br />
von fünf gleichlangen Zeitphasen herrschte dieser Faktor vor, während die Grenzwerte<br />
von 30% und 60% rF jeweils einmalig in Erscheinung traten. Zusammen ergaben die fünf<br />
Phasen eine Gesamtlaufzeit von 500h. Mit einer Intensivbestrahlung von 100%, entspricht<br />
dies in Umrechnung einem natürlichen Zeitfenster von etwa 37,5 Jahren. 109 Mithilfe eines<br />
elektrodigitalen Überwachungs- und Datenerfassungssystems fand die Kontinuität und<br />
grafische Auswertung der genannten Parameter ihre Gewährleistung. 110<br />
Keinen direkt wahrnehmbaren Einfluss schienen die alternierenden Luftfeuchtigkeiten<br />
auf die Gesamtheit der Probanten zu haben. Deutlich trat dagegen das Phänomen der<br />
Vergilbung in Erscheinung. Um einen technischen Beleg des visuell gleichwertig erfahrba-<br />
ren Eindruckes zu erhalten, wurden beide Modifikationen, vertreten durch jeweils einen<br />
ungealterten, wie gealterten Testkörper, mittels UV/VIS-Spektroskopie untersucht. 111 Die-<br />
se, auf die Reflexion des Lichtes festgelegte Messung, erfolgte primär im Spektralbereich<br />
des sichtbaren Lichtes zwischen 400nm bis 800nm. 112 Drei getrennt voneinander durchge-<br />
führte Versuchsläufe pro Modifikation bestätigten die visuell erkannte Differenzierung der<br />
jeweiligen Eigenfarbigkeit. 113 So drückte sich Pamio ® (2) gegenüber Premio ® (1) in höhe-<br />
ren Reflexionsraten aus, was sein heller wirkendes Erscheinungsbild erklärt. Weiterhin<br />
war festzuhalten, dass Pamio ® (2) ein größeres Alterungsgefälle aufweist, wobei der ge-<br />
messene Vergilbungsgrad gegenüber Premio ® (1) geringer ausfällt. Aufgrund des, an Pa-<br />
mio ® (2) herabgesetzten Bindemittelanteiles, dürften die Vergilbungserscheinungen nicht<br />
wie erwartet durch die Polymere, sondern primär durch andere Basiskomponenten verur-<br />
sacht werden. 114 Deren Eruierung bedarf im Einzelnen einer fortführenden Untersuchung.<br />
108 Die hier angegebene relative Luftfeuchte von 45% kann lediglich als ein versuchstechnischer Idealwert bezeichnet werden,<br />
da sich der Kristallisationspunkt des im Glas oftmals enthaltenen Kaliumcarbonates (= Pottasche - K2CO3) um diesen<br />
Wert bewegt. Daher empfiehlt es sich korrosiv geschädigte Gläser bzw. glasartige Substanzen unterhalb dieses Grenzwertes<br />
aufzubewahren. Wohingegen ungeschädigte Glasmaterie bis zu einer relativen Luftfeuchte von 60% Verwahrung findet.<br />
Somit stellt der gewählte Luftfeuchte-Intervall von 30%
I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 3. Weiterführende Untersuchungen<br />
Reaktionen zwischen den beiden Testmodifikationen und den applizierten Aufstrichma-<br />
terialien lassen sich derzeit nur vermuten. 115 Die an einigen Probanten auftretenden Ver-<br />
grauungseffekte können zwar als Hinweise dienen, bleiben aber dennoch aufgrund feh-<br />
lender Referenzen spekulativ. 116 Abschließend bleibt festzuhalten, dass sich hinsichtlich<br />
des Alterungsverhaltens und der Verträglichkeit sehr gute und anwendbare Ergebnisse<br />
erzielen lassen. Hervorzuheben sind die Kombinationen von Pamio ® (2) mit dem artver-<br />
wandten Harz Paraloid B72, sowie mit Mowilith ® 50 und Mowital ® B30H15.<br />
Mögliche Fehlerquellen 117 :<br />
Näherungswerte durch künstliche Alterung / Ergebnislage aus einem Versuchsgang /<br />
Überlagerung von Materialien und/oder fehlerhafte Mischungen / ggf. abweichende Vertei-<br />
lung der Massenkomponenten und Streureflexionen an den Oberflächen der Testkörper<br />
Abbildung 9<br />
Mit dem Xenotester ® 150S+ stand ein modernes Prüfgerät für die künstliche Alterung der Probanten<br />
zur Verfügung (a). Nach der gewünschten Fünf-Phasen-Programmierung (b) startete der Versuch<br />
mit einer Gesamtdauer von 500h, unter der Prämisse klimatische Bedingungen eines Innenraumes<br />
zu schaffen und Sonnenlicht hinter Fensterglas zu simulieren (c).<br />
115 Die einzelnen Ergebnisse sind ausführlicher in der Tabelle 9 ab der Seite 13ff. im Anhang A beschrieben.<br />
116 Nach der Auswertung des Versuches I. wurden die Probanten für 12 Monate in einem lichtdichten Behältnis verwahrt.<br />
Bedingt durch diese längerfristige Dunkellagerung schlugen die genannten Vergrauungen in eine deutliche Gelbfärbung um.<br />
Inwiefern die partielle Vergrauung ein Phänomen chemischer Reaktionen zwischen den Materialkomponenten oder den<br />
Auswirkungen der Lichtalterung ist, bleibt an dieser Stelle fraglich.<br />
117 Die nachfolgenden Angaben beziehen sich sowohl auf den Versuch I. der Lichtalterung, als auch auf den Versuch III. der<br />
Farbveränderung durch Vergilbung. Siehe dementsprechend das Versuchsverzeichnis auf der Seite 41 im Anhang A.<br />
25<br />
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3.2.2 Die Wärmeempfindlichkeit<br />
Der zweite schriftlich niedergelegte Punkt bezüglich des Alterungsverhaltens behandelt im<br />
nachfolgenden die Beständigkeit von <strong>Premioro</strong> ® gegenüber äußerlichen Wärmeeinwirkun-<br />
gen. An Bedeutung gewinnt diese Untersuchung insofern, da vereinzelt keramische Kle-<br />
bungen, vornehmlich auf dem Gebiet des Porzellans, unter Wärmeentwicklung vollzogen<br />
werden. 118 Darüber hinaus sind präventive Aspekte zu beachten, da bekanntlich thermo-<br />
dynamische Vorgänge chemische Reaktionen beschleunigen und letztendlich materialbe-<br />
zogene Abbauprozesse hervorrufen können. Demnach ergeben sich für das Kunst- und<br />
Kulturgut wie für das Ergänzungsmaterial Wechselwirkungen mit Schadpotenzial, welche<br />
in Abhängigkeit von Intensität und Höhenbemessung zu sehen sind. 119<br />
Das keramische Objekt mit seiner Ergänzung stellt innerhalb thermodynamisch wirken-<br />
der Vorgänge ein geschlossenes System dar. 120 Neben den physikalischen Faktoren von<br />
Wärmeleitfähigkeit 121 und Dilatation 122 der beteiligten Materialien treten ggf. farbliche und<br />
strukturelle Veränderungen hinzu. Gerade die letztgenannten, eher ästhetisch geprägten<br />
Parameter, bilden den Kernpunkt der nachstehenden Betrachtungen und sind anhand der<br />
Modifikationen Premio ® (1) und Pamio ® (2) wie folgt zu prüfen:<br />
1. Entstehung und Verlauf von Verfärbungen<br />
2. Art und Weise struktureller Abbauprozesse<br />
3. evt. Feststellung des Entzündungspunktes der Modifikationen<br />
Um die oben festgelegten Punkte einer annähernd genauen Betrachtungsweise unterzie-<br />
hen zu können, wurde eine Zerspannung der als Feststoff vorliegenden Modifikationen als<br />
notwendig erachtet. Auf diese Weise ließ sich nicht nur die jeweilige Materialoberfläche<br />
vergrößern, sondern erlaubte zudem eine mikroskopisch durchführbare Untersuchung und<br />
118 Es ist allgemein bekannt das chemische Reaktionen unter Wärmezufuhr eine Beschleunigung erfahren. Verdeutlichung<br />
findet dieser Umstand am Beispiel des in der Porzellanrestaurierung vielfach benutzten Zweikomponenten-Epoxidharzes<br />
EPO-TEK ® 301-2. Das zur Gruppe der Duroplaste gehörige Material härtet bei Raumtemperatur innerhalb von 2 Tagen aus.<br />
Die Vernetzung der Komponenten kann jedoch durch thermodynamische Vorgänge eine Beschleunigung finden, indem sie<br />
auf 80°C erwärmt werden. Auf diese Weise lässt sich eine Erhärtung bereits nach 3 Stunden erreichen. Siehe dazu die im<br />
Anhang B befindliche Produktinformation. Vgl. demnach auch WUEST 2000, S. 29.<br />
119 HILBERT 2002, S. 115-119: Schadursachen sind nicht nur in offensichtlichen Energiequellen wie bspw. der Beheizung<br />
von Räumlichkeiten oder einem Brandfall zu suchen. Weit intensivere Auswirkungen können unter Umständen indirekte<br />
Faktoren, wie die Ausleuchtung eines Kunstwerkes, mit sich bringen. Bereits die Erhöhung um 10°C kann zur Verdoppelung<br />
von Reaktionsgeschwindigkeiten führen, die eine Alterung bzw. einen Schaden begünstigen. Vgl. WUEST 2000, S. 46.<br />
120 LATSCHA 1994, S. 1/245: Geschlossene Systeme der Thermodynamik sind durchlässig für Energie, jedoch undurchläs-<br />
sig für Materie, also Masse.<br />
121 HEUSCHKEL 1990, S. 515ff.: Die Wärmeleitfähigkeit (λ) eines Stoffes resultiert aus einem Energietransport, hervorgerufen<br />
durch Molekülbewegungen. In dichten mehrphasigen keramischen Werkstoffen orientiert sich die Wärmeleitung an der<br />
von Kristallen. An porösen keramischen Werkstoffen lässt sich eine diesbezügliche Größe aufgrund der gasgefüllten Poren<br />
nur in Verbindung von Wärmeleitung, Konvektion und Strahlung ermitteln. Letzteres träfe auch für die Ermittlung der Wärmeleitfähigkeit<br />
an den <strong>Premioro</strong> ® -Modifikationen zu.<br />
122 Die Dilatation umschreibt eine messbare Längenzunahme oder Volumenvergrößerung eines Stoffes. An keramischen<br />
Werkstoffen erfährt die Dilatation eine geringe Gewichtung. So dehnt sich bspw. ein Porzellanstab von 1m Länge bei einer<br />
Erwärmung von 0°C auf 100°C lediglich um 0.36mm aus . Vgl. NEUMUELLER 2003, S. 184 u. FRIEDL 1993, S. 12.<br />
26<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 3. Weiterführende Untersuchungen<br />
analoge Auswertung. Infolgedessen erfolgte eine Zerspannung von Testkörpern mit einem<br />
Sandpapier, welches eine Körnung von 180 aufwies. Die so entstandenen pulverförmigen<br />
Probesubstanzen wurden vor der thermischen Behandlung mikroskopisch betrachtet, um<br />
deren Vorzustand festzuhalten. 123 Beide Pulver zeigten eine weißtonige Eigenfarbe und<br />
eine Oberflächenstruktur von kristallinem Charakter; nicht zuletzt bedingt durch einen iri-<br />
sierenden, spektralen Glanz 124 . Letztere Eigenart dürfte sich vornehmlich auf den Bestand-<br />
teil der acrylatischen Bindemittel gründen.<br />
Für die eigentliche Durchführung des Versuches stand ein Thermomikroskop der Firma<br />
Zeiss mit einem regelbaren Temperaturintervall von 40°C< x
I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 3. Weiterführende Untersuchungen<br />
Bedingt durch die einsetzende thermodynamische Belastung fand eine Oxidation der<br />
Probesubstanzen im Sinne einer Redoxreaktion statt. Da bis zu der vom Beprobungsgerät<br />
vorgegebenen Endtemperatur von 300°C kein Entzündun gspunkt feststellbar war, kann<br />
von einer stillen Verbrennung gesprochen werden. 128 Das heißt, dass sich der allmählich<br />
verlaufende Oxidationsprozess zunächst durch parallel auftretende Verfärbungserschei-<br />
nungen () an beiden <strong>Premioro</strong> ® -Modifikationen zeigte. In den wesentlich empfind-<br />
licheren Spitzenbereichen der Substanzen traten im Intervall von 200°C
I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 3. Weiterführende Untersuchungen<br />
3.3 Die Schadstoffemission<br />
Als exogene Schadstoffe bezeichnet stellen Schadstoffe der Außenluft ein nicht zu unter-<br />
schätzendes Schadpotenzial dar, das oftmals mit irreversiblen Zerfallsprozessen der histo-<br />
rischen Substanzen einhergeht. Hinzu treten an museal aufbewahrten Sammlungsgütern,<br />
zu denen in der Regel die Keramik zählt, endogene Schadstoffquellen. 129 Diese Art von<br />
Schadstoff-Emittenten und ihre Exhalate stammen sowohl von Bau- und Ausstattungs-,<br />
als auch von Konservierungs- und Restaurierungsmaterialien. Zumeist handelt es sich um<br />
gasförmige bzw. in Gasphase befindliche Schadstoffe aus flüchtig organischen Verbin-<br />
dungen. 130 Diese Gruppe von Schadgasen findet ihre Zusammenfassung unter dem inter-<br />
national geprägten Begriff der VOCs 131 . Als problematisch erweisen sich nicht nur an-<br />
schwellende Konzentrationen, sondern auch die jeweilige Art des Exhalats, aus denen<br />
sich letztendlich der Umfang und Grad der Schädigung ermisst. So reagieren organische<br />
Verbindungen die eine divalente =CO-Gruppe enthalten, wie bspw. Aldehyde, Ketone und<br />
Carbonsäuren, mit anorganischen Materialien wie Metall und Glas. 132<br />
Bekanntlich sind Keramiken, in Abhängigkeit ihrer Zusammensetzung und formgeben-<br />
den Brenntemperatur, nahezu chemisch resistente Substanzen. 133 Meist treten sie jedoch<br />
in Kombinationen mit artfremden als auch -verwandten Materialgruppen auf; allem voran<br />
der glasartigen Glasur. Daher erscheint es besonders für museale Präsentationen 134 von<br />
Bedeutung, im Sinne präventiven Denkens und Handelns, die zum Zwecke der Restaurie-<br />
rung eingesetzten Materialien auf evt. Schadstoffemissionen hin zu prüfen. Im besonderen<br />
Maße trifft dies auf ein neuartiges und daher unbekanntes Produkt wie <strong>Premioro</strong> ® zu, da<br />
hier die entsprechenden empirischen Werte fehlen. Vorrangig soll deshalb geklärt werden,<br />
ob und ggf. in welchem Umfang Schadstoffkonzentrationen vorhanden sind. Eine vorläufi-<br />
129 Exogene, wie endogene Schadstoffquellen wirken, auf eine Mehrzahl von Materialien, alterungsbeschleunigend. Da im<br />
Folgenden die Eventualität von Schadstoffemissionen durch <strong>Premioro</strong> ® im Mittelpunkt der Betrachtungen steht, können<br />
diese nicht als Bestandteil des vorangegangenen Punktes 3.2 Alterungsbeständigkeit angesehen werden.<br />
130 HILBERT 2002, S. 244: Zwar können die benannten Schadstoffkomponenten auch in fester oder flüssiger Substanz<br />
vorliegen, jedoch nimmt die gasförmige Phase den überwiegenden Raum ein. Neben den organisch flüchtigen Gasen treten<br />
anorganische Gase, wie Schwefeldioxid (SO2), Stickoxide (NOx), Ozon (O3), Schwefelwasserstoff (H2S) und Kohlendioxid<br />
(CO2) hinzu. Diese sind Bestandteil der Außenluft und somit als exogene Schadstoff-Emittenten anzusehen.<br />
131 Die Abkürzung VOC steht für die englische Bezeichnung Volatile Organic Compounds. Mit der Wortzusammenstellung<br />
„flüchtig organische Verbindungen“ findet die englische Bezeichnung im Deutschen ihre Übersetzung.<br />
132 HILBERT 2002, S. 245.<br />
133 Organische Säuren, als relevanter Bestandteil des Luftraumes, können an porösen Keramiken ebenfalls zu subversiven<br />
Schadbildern in Form von Ausblühungen führen. Betroffen sind jedoch meist Grabungsfunde, deren Poren mit Salpeter oder<br />
anderen hygroskopischen Salzen angereichert sind. Diese kristallisieren je nach Salz unterhalb der spezifisch zu sehenden<br />
relativen Luftfeuchte aus und ziehen Absprengungen der keramischen Matrix nach sich. Vgl. ANDRÉ 1976, S. 27; folglich<br />
KUEHN 1981, S. 202; HEROLD 1990, S. 98 u. WALLER 2010 o.S. Siehe zudem ergänzend die Fußnote 85 auf der S. 19.<br />
134 Museale Präsentationen von Kunst- und Kulturgütern beschränken sich im Regelfall auf geschlossene Systeme, im<br />
Sinne von Raumanordnungen und Vitrinenkomplexen. Deren Be-, Um- und Zulüftung wird unterschiedlich gehandhabt und<br />
steht in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren, wie bspw. technischen und klimatischen Gegebenheiten. Im Fall von<br />
unzureichender Belüftung kommt es zu erhöhten Schadstoffkonzentrationen; ungeachtet ihrer Herkunft. Die kontinuierliche<br />
Erneuerung der Raumluft durch Zuluft ist deshalb empfehlenswert. Zu diesem Zweck findet, vor allem aus hygienischen<br />
Gründen, Außenluft Verwendung. Diese kann durch geeignete technische Anlagen gefiltert werden, um den Eintrag exogener<br />
Schadstoffe zu minimieren oder im besten Fall zu verhindern. Vgl. HILBERT 2002, S. 189ff. u. 220ff.<br />
29<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 3. Weiterführende Untersuchungen<br />
ge Einschätzung dieser Art ermöglicht die Durchführung eines Oddy-Testes 135 , dessen<br />
Auswertung durch nachstehende Maßgaben vorzunehmen ist:<br />
1. Art und Umfang der entstandenen Korrosion an den Metallblättchen<br />
2. Verwendungsmöglichkeiten des Erfindungsmaterials nach Green und Thickett 136<br />
Der Oddy-Test beruht auf der Affinität von Metallen in Gegenwart von Feuchtigkeit mit den<br />
Bestanteilen der Luft zu reagieren. Bedingt durch die feuchte Atmosphäre bilden sich an<br />
der Metalloberfläche, in Abhängigkeit zu Konzentration und Reaktionsfreudigkeit der Luft-<br />
schadstoffe, mehr oder weniger starke Korrosionsschichten aus. 137 Als geeignete Testme-<br />
talle erweisen sich Blei, Kupfer und Silber, welche bis auf das Letztere auch für den vor-<br />
liegenden Versuch Verwendung fanden. Um annehmbare Ergebnisse zu erzielen mussten<br />
die Oberflächen der Metallblättchen entsprechend präpariert werden. Erfolgte das Aufpo-<br />
lieren der Kupferoberfläche durch Micro-mesh ® mit einem Feingrad bis zu 2400, wurde die<br />
Oberfläche des Bleis lediglich mit einem feststehenden Skalpell abgeschabt. 138<br />
Nach der Festlegung der Versuchsanordnung 139 sollte zunächst ein Versuchsgang oh-<br />
ne die zu prüfenden Testkörper der Modifikationen Premio ® (1) und Pamio ® (2) durchge-<br />
führt werden. Dies half im Umfeld befindliche Schadstoffimmissionen einzubeziehen und<br />
die gewonnene Ergebnislage für die abschließende Auswertung zu berücksichtigen. 140<br />
Erst nach Beendigung des 28tägigen Tests im Klimaschrank, mit einer konstanten Tempe-<br />
ratur von 60°C, folgten unter gleichwertigen Beding ungen die Versuche mit den bereits<br />
genannten Modifikationen. 141<br />
Erbrachte die gemeinsame Auswertung für den Vorversuch oxidische Anlaufschichten,<br />
zeigten sich unter dem Einfluss der Testkörper merklich korrosivere Erscheinungsbilder. 142<br />
135 HILBERT 2002, S. 248: Dieser Test wurde im Jahre 1975 erstmals von seinem Entwickler, dem Engländer Andrew Oddy<br />
(Die Lebensdaten lagen dem Verfasser nicht vor.) angewendet. Er prüfte auf diese Weise Materialien die für den Bau und<br />
die Ausstattung von Ausstellungsvitrinen gedacht waren.<br />
136 HILBERT 2002, S. 249: Das gegenwärtige Standardverfahren für den Oddy-Test wurde 1995 von den Mitarbeitern des<br />
British Museum, Lorna Green und David Thickett (Die Lebensdaten lagen dem Verfasser nicht vor.) beschrieben. Die Maßgaben<br />
für den Einsatz der geprüften Materialien im Bereich des Museums stellen sich demnach wie folgt dar:<br />
a) Keine Korrosion: Permanente Verwendung; b) Leichte Korrosion: Zeitlich begrenzter Einsatz (bis zu 6 Monate);<br />
c) Deutlich sichtbare Korrosion: Keine Verwendung<br />
137 STAMBOLOV 1990, S. 12: Bspw. verursacht unter den genannten Bedingungen Schwefelwasserstoff bereits in einer<br />
Konzentration von 1 Volumenanteil auf 600 Volumina Luft ein Anlaufen von Metalloberflächen.<br />
138 Im Gegensatz zu Kupfer konnte durch Schleifen bzw. Polieren keine oxydationsfreie, metallische Oberfläche am Blei<br />
erreicht werden. Die Ursachen dürften im geringen Härtegrad dieses weichen Metalls liegen, da sich bereits durch Abrasion<br />
entfernte Teilchen erneut in die Oberfläche einarbeiteten.<br />
139 Siehe dazu die Abbildung 11 auf der folgenden Seite 31.<br />
140 So ist u.a. die atmosphärische Oxidations-Reaktion durch Sauerstoff an den Metalloberflächen mit einzubeziehen.<br />
141 Der Zeitraum zwischen der Ausformung und der Durchführung des Versuches betrug für die Testkörper ca. 14 Tage. Es<br />
liegt die Vermutung nahe, dass sich bis dahin vorhandene Schadstoffkonzentration bereits minimiert haben könnten.<br />
142 In Verbindung mit atmosphärischen Sauerstoff bildete sich an der Kupferoberfläche das rot erscheinende Kupfer(I)-oxid<br />
(Cu2O) aus, welches bereits einer Wandlung zum chemisch stabileren bräunlich bis schwärzlichen Kupfer(II)-oxid (CuO)<br />
unterlag. An der Bleioberfläche lassen sich durch die Temperatur von 60°C augenscheinlich das gelbfarb ene Blei(II)-oxid<br />
30<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 3. Weiterführende Untersuchungen<br />
Diese äußerten sich am Kupfer durch einen flächendeckenden, schwarzfarbenen Überzug<br />
von Kupfer(II)-oxid, welcher tendenziell bereits im Vorversuch feststellbar war. Am Blei<br />
stellte sich eine dichte, graufarbene Korrosionsschicht ein, die partiell in den Kantenberei-<br />
chen der Metallblättchen mit weißfarbenen Ausblühungen einherging. 143 Schlussfolgernd<br />
lässt die Ergebnislage erkennen, dass beide zur Prüfung herangezogenen Modifikationen<br />
Schadstoffbelastungen aufweisen und nach den Richtlinien von Green und Thickett der-<br />
zeit nicht verwendbar sind. 144 Abschließend verbleibt die offene Frage nach der Menge<br />
und Zusammensetzung der Exhalate, was einer fortführenden Untersuchung bedarf.<br />
Mögliche Fehlerquellen:<br />
vernachlässigte Schadstoffmengen im Luftraum des Prüfgefäßes und in den Fasern der<br />
Baumwolle / eingelagerte Schadstoffelemente der Metallgefüge / Ergebnislage aus einem<br />
Versuchsgang / technisch nicht ausgewertete Ergebnislage<br />
Abbildung 11<br />
Eine vereinfachte Form des Versuchsaufbaues für den Oddy-Test vermittelt die links im Bild zu<br />
sehende Grafik (a). Nach deren Vorbild fand ein Vorversuch ohne beiliegende Testkörper statt (b).<br />
Anschließend erfolgte die Beprobung mit den Modifikationen Premio ® und Pamio ® (c), welche in<br />
beiden Fällen ein jeweils korrosives Erscheinungsbild an den Metallblättchen hervorrief (d).<br />
(PbO), als auch das braunfarbene Blei(IV)-oxid (PbO2) vermuten. Vgl. STAMBOLOV 1990, S. 35 u. 38; sowie STAMBOLOV<br />
1988, S. 8f. Die drei Testergebnisse sind in den Tabellen 12a u. 12b ab der Seite 25f. im Anhang A zusammengefasst.<br />
143 STAMBOLOV 1988, S. 8 u. 10: In der Häufigkeit lässt sich die graufarbene Korrosionsschicht auf die Bildung von Bleioxiden<br />
zurückführen, jedoch können in der Verbindung auch Bleicarbonat (PbCO3) und Bleisulfid (PbS) beteiligt sein. Dagegen<br />
lassen die weißfarbenen Ausblühungen auf nichtmetallische Verunreinigungen schließen, wie bspw. Chlor, Schwefel<br />
und Silizium. Diese bilden im Metallgefüge wasserlösliche Salze, die durch Einwirkung feuchter Luft extrahiert werden.<br />
144 Siehe die Fußnote 136 der vorhergehenden Seite 30 und weiterführend die Fußnote 35 auf der Seite 26 im Anhang A.<br />
31<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 4. Schlussbetrachtung<br />
4. Schlussbetrachtung<br />
Mit der vorliegenden Arbeit galt es neben der Vorstellung des neuartigen Produktes Pre-<br />
mioro ® , dessen Möglichkeiten und Nutzbarkeit für restauratorische Maßnahmen an histori-<br />
scher Keramik im theoretischen wie praktischen Sinne zu untersuchen. Die Verwirklichung<br />
der Aufgabenstellung war nach restaurierungswissenschaftlichen Aspekten im wün-<br />
schenswerten Umfang nicht möglich, da dies den Arbeitsrahmen nach Pensum und Vor-<br />
gabe deutlich überschritten hätte. Um einen themenbezogenen Überblick zu erarbeiten,<br />
beschränkte sich das konzipierte Auswahlkriterium auf die eklatanten Punkte der Verarbei-<br />
tungs- und Verwendungseigenschaften und weiterführend auf die Reversibilität, das Alte-<br />
rungsverhalten, als auch denkbare Schadstoffemissionen. Trotz dieser Beschränkungen<br />
können letztendlich keine intensivierten bzw. verbindlichen Aussagen getroffen werden.<br />
Vielmehr verstehen sich die durchgeführten Tests als Tastversuche, um eine vorläufige<br />
Einschätzung und Grundlage für umfangreichere Untersuchungen zu geben.<br />
Dass die Form- und Gießmasse <strong>Premioro</strong> ® ein Potenzial hinsichtlich ergänzungsmedia-<br />
ler Verwendbarkeit aufweist, konnte in exemplarischer Weise durch Referenzrestaurierun-<br />
gen dokumentiert werden. Jedoch ergeben sich auf Basis der gewonnen Erkenntnisse<br />
nach konservatorischen wie restauratorischen Gesichtspunkten ungünstige Dispositionen,<br />
welche einen derzeitigen Einsatz nicht bedenkenlos erlauben. Primär lassen sich die an<br />
allen Modifikationen gemessenen pH-Werte, die Resultate im Hinblick auf die Schadstoff-<br />
abgabe, als auch das signifikante Schwindungsverhalten bemängeln. Für die im basi-<br />
schen Milieu angesiedelten pH-Werte ergeben sich bereits durch die Wahl der Messweise<br />
bzw. der Modifikation differente Ergebnisse. 145 Ein Faktum bleibt hingegen, dass die ermit-<br />
telten Werte von über 8 außerhalb eines wünschenswerten Bereiches liegen und somit<br />
eine Anwendung an glasierter Keramik einschränken. 146 Dem schließt sich die Ergebnisla-<br />
ge des Oddy-Testes an. 147 Zwar konnte diese relativ einfache Messmethode nur einen<br />
ersten Eindruck vermitteln, doch sind die aufgetretenen Schadstoffentwicklungen für ge-<br />
schlossene Systeme bedenklich. 148 Im Einzelfall sind deshalb die genannten Versuche zu<br />
wiederholen bzw. durch ergänzende technische Möglichkeiten zu variieren und in ihrer<br />
Tiefgründigkeit auszubauen, um ggf. geeignete Lösungswege aufzuzeigen.<br />
145 Verwiesen sei auf den Punkt 3.1 Der pH-Wert ab der Seite 19ff., insbesondere auf die Fußnote 92 auf der Seite 20.<br />
146 Siehe dazu die Fußnote 96 auf der Seite 21. - Eine Ausnahme dürfte die Gruppe der Porzellane, insbesondere die des<br />
höher gebrannten Hartporzellans bilden. Vgl. dazu die Fußnote 85 auf der Seite 19.<br />
147 Siehe erinnernd den Punkt 3.3 Die Schadstoffemission ab der Seite 29ff. bzw. die Fußnote 136 auf der Seite 30.<br />
148 Als kleinste denkbare Einheit ist in diesem Zusammenhang das komprimierte Behältnis einer Vitrine zu verstehen. In<br />
Kombination befindliche Materialien, wie sie bspw. zwischen Keramiken mit Metallen vertreten sein können, erfahren unter<br />
Umständen in dieser Einheit korrosive Angriffe der Oberfläche. Vgl. die Fußnote 134 auf Seite 29.<br />
32<br />
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I. Teil, <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong> 4. Schlussbetrachtung<br />
Weitere Problematiken ergaben sich aus der praxisnahen Verarbeitung der Form- und<br />
Gießmasse. Das in der Anwendung gezeigte Schwindungsverhalten beruht auf den Ent-<br />
zug des Verflüssigungsmittels Wasser. Infolgedessen sind gießtechnische Umsetzungen<br />
nur unter der Mitwirkung von Formenmaterialien möglich, die einen Entzug des Wassers<br />
fördern. Daneben lösen sich angegossene Ergänzungen im Zuge der Trocknung von den<br />
Grenzflächen. Es entstehen Fehlbereiche, was die Notwendigkeit einer Nachbearbeitung<br />
erklärt. Adäquate Lösungen scheinen nur in Verbindung mit fortschreitenden Entwick-<br />
lungs- und Umsetzungsstrategien des Zusammensetzungskomplexes möglich zu sein. 149<br />
In diesem Zusammenhang sei noch kurz auf die im Masseversatz befindlichen Konser-<br />
vierungsmittel verwiesen, welche die Lagerfähigkeit und Haltbarkeitsdauer im gießfähigen<br />
Zustand erlauben. 150 Zwar bleiben die Auswirkungen von derlei Zusätzen im Rahmen die-<br />
ser Arbeit unberührt, jedoch bestünde die Aussicht deren Einsatz zu minimieren oder ent-<br />
fallen zu lassen. Beispielsweise könnte die Form- und Gießmasse in Pulverform individuell<br />
gelagert, durch Wasserzusatz gebrauchsfähig aufbereitet und anschließend verbraucht<br />
werden. Entsprechend modifiziert erscheint außer diesem die Zugabe färbender Bestand-<br />
teile ohne analog auftretende Magerung realisierbar. 151<br />
Gerade die Vielseitigkeit des Erfindungsmaterials, welche sich nicht nur aus den verar-<br />
beitungstechnischen Möglichkeiten, sondern ebenso aus der variabel einstellbaren Zu-<br />
sammensetzung seiner Einzelkomponenten erschließt, gibt Anlass zur Hoffnung, es in<br />
naher Zukunft für restauratorische Zwecke nutzbar zu gestalten. Die besten Vorausset-<br />
zungen dafür bieten nach derzeitigem Erkenntnisstand die Pamio ® -Modifikationen (2; 3/1;<br />
3/2). Deren weitere Entwicklung, unter Zuhilfenahme von naturwissenschaftlichen Grund-<br />
lagen, technisch auswertbaren Untersuchungen und Testläufen, bleibt erstrebenswertes<br />
Ziel. Auf der Basis verbesserter Resultate eröffnen diese Modifikationen nicht nur in der<br />
standardisierten Restaurierungspraxis von Keramiken neue Wege, sondern bieten diesbe-<br />
züglich alternative Lösungsansätze für komplexere Aufgabenstellungen. 152 Darüber hinaus<br />
verbleibt abschließend die Aussicht einer interdisziplinären Restaurierungsanwendung für<br />
die Form- und Gießmassen. 153<br />
149 Bezüglich der vorangegangenen Erläuterungen siehe nochmals den Punkt 2.2 Die Verarbeitung ab der Seite 8f.<br />
150 Vgl. begleitend die Abbildung 3 auf der Seite 7.<br />
151 Dementsprechend geringer dürfte der in der Masse vorhandene Anteil an Hilfsstoffen ausfallen, da färbende Zusätze wie<br />
Pigmente ebenfalls zu der Versatzkomponente der Hilfsstoffe zählen. Siehe nochmals den Punkt 2.3 Die Einfärbung ab der<br />
Seite 10ff., sowie die Abbildungen 3 u. 7 auf den Seiten 7 u. 18, bzw. die im Anhang A befindliche Abbildung 22 auf der<br />
Seite 49.<br />
152 Als Beispiel sind Porzellanobjekte zu nennen, deren Glasur eine komplette oder partielle Abarbeitung erfuhr, um sie<br />
anschließend nach dem Vorbild ostasiatischer Lackarbeiten zu überfassen. Die nachstehende Literatur beschäftigt sich<br />
konservatorisch wie kunsttechnologisch mit dieser Sonderproblematik: NIENSTEDT 1998 u. KORNTEUR-WARDAK 2004.<br />
153 Siehe die Abbildung 30 auf der Seite 53 im Anhang A.<br />
33<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
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Meiner Freundin und Künstlerkollegin Regina Trutzl gewidmet.<br />
Bernhard Palissy (*1510-†1589) Naturwissenschaftler und Keramiker<br />
„ Ich besaß kein anderes Buch als Himmel und Erde, das allen bekannt ist.<br />
Es ist jedem gegeben, dieses schöne Buch kennen zu lernen. “<br />
Hiermit bestätige ich die vorliegende Arbeit in praktischer, wie theoretischer Ausführung<br />
selbständig und von eigener Hand angefertigt zu haben. Es wurden keine anderen, als die<br />
von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet.<br />
Sandro Welsch Erfurt, den 29.03.2010
Danksagung<br />
Ohne die Mithilfe weiterer Personen hätte meine naturwissenschaftliche <strong>Belegarbeit</strong> keine<br />
Verwirklichung gefunden. Dafür meinen aufrichtigen Dank auszusprechen ist mir an dieser<br />
Stelle ein besonderes Bedürfnis.<br />
Für ihren Ratschlag und die tatkräftige Unterstützung danke ich folgenden Personen der<br />
Fachhochschule Erfurt auf das Herzlichste:<br />
Herrn Prof. Dr. rer. nat. Meinhard Landmann<br />
(Fachprofessor für Naturwissenschaften in der Restaurierung)<br />
Herrn Prof. Dr. phil. Sebastian Strobl<br />
(Fachprofessor für Glasmalerei und Glasfenster)<br />
Herrn Mucha<br />
(Diplom-Chemiker des Chemielabors)<br />
Frau Mag. art. Ute Lorenz<br />
(Technische Angestellte und Werkstattleiterin)<br />
Herrn Thorsten Stober<br />
(Tischler)<br />
Frau Sandra Walther<br />
(Studentin)<br />
Parallel dazu danke ich der Diplom-Designerin (FH) und Erfinderin von <strong>Premioro</strong> ® , Frau<br />
Regina Trutzl, für die begeisterte, vor allem aber fruchtbare Zusammenarbeit. Diesbezüg-<br />
lich möchte ich auch dem Diplom-Ingenieur (FH) für Werkstofftechnik, Herrn Jürgen Völker<br />
danken. Seine wertvollen Hinweise halfen oftmals über schwierige Aufgabenstellungen<br />
hinweg. Für die Anfertigung einer Gipsform zum Ausgießen von Testkörpern, sowie für die<br />
Bereitstellung von Informationen im Hinblick auf seine Abschlussarbeit an der Staatlichen<br />
Fachschule für Porzellan in Selb, möchte ich an den Produktdesigner Herrn Reiko Groß<br />
erinnern. Um die praktische Umsetzung restauratorischer Maßnahmen mit dem Erfin-<br />
dungsmaterial erproben zu können, waren entsprechende keramische Objekte notwendig.<br />
Mein herzlichster Dank richtet sich deshalb auch an die zahlreichen Leihgeber, allen voran<br />
an Herrn Josef Sellmair.<br />
Vergessen seien auch nicht meine liebevollen Eltern, welche mir jede erdenkbare Un-<br />
terstützung entgegenbrachten. Nicht zuletzt richte ich meinen tief verbundenen Dank für<br />
seine stete Bereitschaft in schwierigen Momenten und seine nie endende Geduld und<br />
vielseitige Stütze an meinen besten Freund Patrick Schleicher.
Zusammenfassung<br />
Zur Erlangung des Diplomgrades im Bereich Konservierung- und Restaurierung für Kunst-<br />
und Kulturgut kommt dem wissenschaftlichen Beleg an der Fachhochschule Erfurt eine<br />
gesonderte Rolle zu. So besteht für den Studierenden anhand einer selbst gewählten Pro-<br />
jektarbeit die Möglichkeit, das berufsrelevante Verständnis der im Studium vermittelten<br />
naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu vertiefen, im besten Falle spezifisch zu erweitern.<br />
Den Mittelpunkt bildet eine ausgedehnte Forschungstätigkeit, welche es gestattet, die<br />
praktischen Vorhaben unter Einbeziehung technischer Hilfsmittel und Gegebenheiten um-<br />
zusetzen. In diesem Rahmen entstand in einer Zeitspanne von November 2008 bis März<br />
2010 die vorliegende Arbeit.<br />
Die Restaurierung von keramischen Erzeugnissen weist eine ebenso wechselvolle Ver-<br />
gangenheit auf wie deren technologische und künstlerische Entwicklung. Die heutige Wahl<br />
des entsprechenden Ergänzungsmaterials ist von verschiedenen Parametern abhängig<br />
und obliegt der individuellen Entscheidung des jeweiligen Restaurators. Mit <strong>Premioro</strong> ®<br />
liegt dem Restaurator ein neuartiges Produkt vor, welches sich in positiver Weise durch<br />
seine ökonomischen und materialspezifischen Eigenschaften auszeichnet. Inwiefern sich<br />
diese für die Keramikrestaurierung als nutzbar erweisen, ist Gegenstand der vorliegenden<br />
Arbeit.<br />
Die Aufgabenstellung bestand zum einen darin zwei unterschiedliche Modifikationen<br />
des Produktes <strong>Premioro</strong> ® , unter konservatorischen Kriterien, relevanten Tests zu unterzie-<br />
hen. Deren Durchführung und Auswertung galt es zu vergleichen, um Rückschlüsse auf<br />
die konservatorisch wie restauratorische Verwendbarkeit der Form- und Gießmasse zu<br />
ermöglichen. Neben materialspezifischen Eigenschaften, wie sie bspw. unter dem Aspekt<br />
der Reversibilität und der Einfärbung von <strong>Premioro</strong> ® zu sehen sind, galt es weiterführende<br />
Testreihen durchzuführen. Diese beschäftigten sich mit der künstlichen Alterung, welche<br />
parallel die Verträglichkeit mit häufig in der Keramikrestaurierung verwendeten Klebe- und<br />
Beschichtungsmaterialien beinhaltete. Daneben sollten die Wärmebeständigkeit des Mate-<br />
rials und die Emission von Luftschadstoffen geprüft werden.<br />
Weitere Versuche an keramischen Referenzobjekten sollten die Anwendungsmöglich-<br />
keiten von <strong>Premioro</strong> ® in seiner Praxisnähe zeigen. Entsprechend der vorangegangenen<br />
Testreihen fanden die Materialgruppen von poröser und gesinterter Keramik Berücksichti-<br />
gung, wobei sich die Aufgabenstellungen des jeweils durchgeführten restauratorischen<br />
Eingriffes in Funktion und Komplexität unterschieden.
Inhaltsverzeichnis<br />
I. Teil<br />
<strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong><br />
1. Die keramische Restaurierungsgeschichte und –ethik<br />
1.1 Vom Gebrauch- zum Sammlungsgut…………………………………………..………1<br />
1.2 Die Entstehungsgeschichte der Keramikrestaurierung……………………………....2<br />
1.3 Die Ergänzung zwischen Ethik und Ästhetik…………………………………………..4<br />
2. Die Spezifikation von <strong>Premioro</strong> ®<br />
2.1 Die Zusammensetzung……………………………………………………………….….6<br />
2.2 Die Verarbeitung…………………………………………………………………….……8<br />
2.3 Die Einfärbung………………………………………………………………………..…10<br />
2.4 Die Reaktivierbarkeit……………………………………………………………………13<br />
2.5 Der Härtegrad…………………………………………………………………………...16<br />
3. Weiterführende Untersuchungen<br />
3.1 Der pH-Wert……………………………………………………………………………..19<br />
3.2 Die Alterungsbeständigkeit………………………………………………………….…21<br />
3.2.1 Die Lichtalterung…………………………………………………………………..22<br />
3.2.2 Die Wärmeempfindlichkeit……………………………………………………..…26<br />
3.3 Die Schadstoffemission……………………………………………………….………..29<br />
4. Die Schlussbetrachtung<br />
4. Die Schlussbetrachtung………………………………………………………………….32
Ergänzende Angaben<br />
II. Teil<br />
Anhang A<br />
1. Die Herstellung und Präparation der Testkörper……………….……………………....1<br />
2. Ergänzende Angaben zu den Versuchen…………………………………………….…3<br />
3. Begleitende Referenzrestaurierungen………………………………………………….27<br />
3.1 Ergänzung an Feinsteingut………………………………………………………....27<br />
3.2 Ergänzung an Hartporzellan……………………………………………………..…31<br />
Literaturverzeichnis……………………………………………………………………...36<br />
Abkürzungsverzeichnis…………………………………………………………………..40<br />
Versuchsverzeichnis………………………………………………………………………41<br />
Tabellenverzeichnis……………………………………………………………………….42<br />
Abbildungsverzeichnis……………………………………………………………………43<br />
Fotoanhang………………………………………………………………………………..46<br />
Kurzbeschreibung von <strong>Premioro</strong>®<br />
Auswahlliste von Medien-Referenzen<br />
II. Teil<br />
Anhang B<br />
Datenblätter und/ oder Produktinformationen
II. Teil<br />
Anhang A
II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Ergänzende Angaben<br />
Die nachfolgenden Angaben sind insofern Bestandteil der <strong>Naturwissenschaftliche</strong>n Beleg-<br />
arbeit, da sie helfen die vorangegangenen Aussagen zu stützen bzw. durch detaillierte In-<br />
formationen zu verstehen. Neben den tabellarischen und grafischen Auswertungen ein-<br />
zelner Versuchsreihen, schließen sich die bereits erwähnten Referenzrestaurierungen an.<br />
Diese sind aufgrund ihres Umfanges in relevanter Form verkürzt und tabellarisch zusam-<br />
mengefasst. Den Abschluss bildet ein Fotoanhang. Soweit als möglich wurden die Anga-<br />
ben entsprechend dem vorangegangenen Teil I. in chronologischer Reihenfolge und nicht<br />
nach der numerischen Folge der Versuche geordnet.<br />
1. Die Herstellung und Präparation der Testkörper<br />
Für die Mehrzahl aller Versuche war die Bereitstellung von geeigneten Testkörpern in un-<br />
terschiedlicher Anzahl pro Modifikation unumgänglich. Besondere Anforderungen bezüg-<br />
lich der Größe und Form ergaben sich nicht; lediglich die einheitliche Nutzung für die<br />
durchzuführenden Versuche stand im Vordergrund. Die Wahl fiel demgemäß auf einen<br />
zweckmäßigen, quadratischen Grundriss mit einer Kantenlänge von ca. 30mm und einer<br />
Höhe von ca. 4mm. Mit der Anfasung der Kanten sollte das rasche Abrinnen von evt. ap-<br />
plizierten Aufstrichen vermindert werden. Um die geforderten Mengen an Testkörpern in<br />
rascher Folge ihres Gebrauches herzustellen, wurde eine Gipsform angefertigt. 1 Mit deren<br />
Hilfe und unter Verwendung der jeweiligen <strong>Premioro</strong> ® -Modifikation bestand die Möglichkeit<br />
sechs Testkörper-Formlinge pro Arbeitsgang im Gießverfahren zu produzieren. 2<br />
Neben solitären Testläufen galt es die Modifikationen in Verbindung mit weiteren in der<br />
keramischen Restaurierungspraxis anzutreffenden Konservierungs- und Restaurierungs-<br />
medien zu untersuchen, um ggf. stattfindende Wechselwirkungen aufzuzeigen. Infolge-<br />
dessen erfuhren jene Testkörper eine entsprechende Präparierung, welche sich im pra-<br />
xisnahen Sinne an oberflächenästhetische Behandlungen wie abrasive Nachbearbeitung<br />
und abschließende tonale Annäherung zum Original bzw. einer Versiegelung orientierte. 3<br />
Einen besonders hohen Aufwand bereitete in dieser Richtung die Präparation der Test-<br />
körper des Versuches I., die in Kürze erläutert werden soll. 4<br />
1 An dieser Stelle möchte ich Herrn Reiko Groß nochmals auf das Herzlichste für die Anfertigung der Gipsform danken.<br />
2 Die Arbeitsschritte der Testkörper-Herstellung sind in der Tabelle 1 ab der Seite 4f. im hiesigen Anhang aufgezeigt.<br />
3 Dies betraf die Versuche I., III., VIII. u. IX. Siehe demnach das Versuchsverzeichnis auf der Seite 41 dieses Anhanges. -<br />
Explizite Versuche eines Retoucheaufbaues wurden in diesem Zusammenhang nicht unternommen, da bekannte Farbsysteme<br />
seit Jahren erfolgreich an <strong>Premioro</strong> ® zum Einsatz kommen. Siehe die Kurzbeschreibung des Materials im Anhang B.<br />
4 Siehe begleitend den Punkt 3.2.1 Die Lichtalterung ab der Seite 22ff. im Teil I. sowie die Tabelle 9 ab der Seite 13ff. in die-<br />
sem Anhang.<br />
1<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Bedingt durch die Herstellung der Testkörper im Gießverfahren bildete sich an deren<br />
Oberfläche eine Reaktionsschicht heraus. 5 Infolgedessen beeinträchtigte ein kaum wahr-<br />
nehmbarer weißfarbener Schleier das eigentliche Erscheinungsbild und gab Anlass die<br />
Versuchsergebnisse nachhaltig zu verfälschen. Deshalb wurden die Testkörper zunächst<br />
mittig durch eine Anritzung mit einem feststehenden Skalpell halbiert. Mit einem 320iger<br />
Schleifpapier erfolgte anschließend die Bearbeitung der rechten Flächenhälfte. Parallel<br />
zum Abtrag der Gießrückstände konnte auf diese Weise eine Glättung der Oberflächen-<br />
struktur verbunden mit einer Verbesserung des visuellen Erscheinungsbildes erzielt wer-<br />
den.<br />
Im Folgenden bestand die Maßgabe die Klebe- und Versiegelungsmaterialien sowohl<br />
auf die unbehandelte, als auch auf die behandelte Oberfläche des jeweiligen Testkörpers,<br />
zu applizierenden. Deshalb wurde mittig ein Streifen von etwa 10mm Breite angelegt, wel-<br />
cher auf der unbehandelten wie behandelten Hälfte jeweils 5mm Fläche einnahm. Zu bei-<br />
den Seiten bildete eine ebenfalls mit einem feststehenden Skalpell ausgeführte Ritzung<br />
die Begrenzung des Streifens. Dies bot unter anderem den Vorteil, dass die unterschied-<br />
lich viskosen Aufstrichmaterialien in den dafür vorgesehenen Begrenzungen verblieben.<br />
Insgesamt mussten im Versuch I. elf Materialien auf die Testkörper appliziert werden,<br />
um einen versuchsfähigen Probanten zu erhalten. Davon lagen die keramischen Klebstof-<br />
fe Archäocoll ® und Mecosan ® L-TR sowie der UHU ® -Sekundenkleber ohne weitere Aufbe-<br />
reitung gebrauchsfähig vor. Drei der Applizierungsmedien bestanden hingegen aus je zwei<br />
Stoffkomponenten von Binder und Härter, die einer Aufbereitung im vorgeschriebenen<br />
Mengenverhältnis bedurften. Betroffen hiervon waren die Epoxidharze EPO-TEK ® 301-2<br />
und Araldit ® 2020 als auch die Torlife ® Kunstharz-Glasur auf Basis von Polyurethan. Die<br />
übrigen Produkte lagen in Form von Feststoffen vor und mussten durch ein entsprechen-<br />
des Lösungsmittel gebrauchsfähig gestaltet werden. Waren für die Naturprodukte Kno-<br />
chenleim und Citronen-Schellack die Lösungsmittel 6 bereits vorgegeben, sollten für Para-<br />
loid B72, Mowilith ® 50 und Mowital ® B30H15 adäquate Lösemedien gefunden werden.<br />
Trotz ihrer differenten chemischen Basis sind diese thermoplastischen Harze in polaren<br />
Lösemitteln löslich. Aufgrund dessen konnte die Wahl des geeigneten Lösemittels einge-<br />
schränkt und gleichwertige Bedingungen für den Versuch geschaffen werden. Aceton er-<br />
schien bezüglich seines mittelstarken Penetrationsvermögens und einer ebensolchen Re-<br />
tension als geeignet. 7 Eine Einflussnahme auf den Versuch war somit nicht zu vermuten.<br />
5 Siehe den Punkt 2.3 Die Einfärbung ab Seite 10ff. im Teil I. Von besonderem Interesse ist die Fußnote 58 auf der Seite 11.<br />
6 Für die Fertigung der Knochenleimlösung wurden 20 Masse-% der Knochenleim-Perlen in destilliertem Wasser gelöst. Dagegen<br />
wurde der blättrige Citronen-Shellack in Ethanol (reinst) gelöst, ebenfalls zu 20 Masse-%.<br />
7 Vgl. BANIK 1989, S. 125.<br />
2<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Die Applizierung des jeweiligen Aufstrichmaterials geschah mittels Pinsel. Eine Aus-<br />
nahme bildete der UHU ® -Sekundenkleber, da dieser unmittelbar über die Düse der Tube<br />
eine Portionierung fand. Aufgrund seiner porösen Struktur und den damit verbundenen<br />
Kapillarkräften wurden die Aufstrichmaterialien, in Abhängigkeit zu ihrer Viskosität, im dif-<br />
ferenten Grad von der Oberfläche des Erfindungsmaterials absorbiert. 8 Um in der Ge-<br />
samtheit einen gesättigten Auftrag für die Aufstriche zu erhalten, empfahlen sich Zweitap-<br />
plizierungen. Diese erfolgten nach Berücksichtigung einer, das Material betreffenden<br />
Trocknungs- bzw. Abbindungsphase, in gleicher Art und Weise bzw. Schichtstärke. Aus-<br />
nahmen bildeten die Epoxidharze EPO-TEK ® 301-2 und Araldit ® 2020, die Torlife ® Kunst-<br />
harz-Glasur sowie der UHU ® -Sekundenkleber, da deren erzielte Schichtstärken keiner<br />
Zweitapplizierung bedurften. Die anschließende Lagerung der fertig gestellten Probanten<br />
erstreckte sich, unter Berücksichtigung gebotener Trocknungs-, Abbinde- und Retensions-<br />
zeiten, über eine Woche, unter normalen klimatischen Raumverhältnissen 9 . Erst nach Ab-<br />
lauf dieser Frist wurden die Probanten dem Versuch zugeführt.<br />
Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass die Testkörper an der Rückseite eine<br />
Pressnummer erhielten, um sie im Verlauf der Untersuchungen der jeweiligen Modifikation<br />
zuzuordnen. 10 Nach der Aushärtung der Massen erfolgte außer diesem, in handschriftli-<br />
cher Form, die rückseitige Kennzeichnung von Versuchs- und Testkörpernummer mit ei-<br />
nem Bleistift des Härtegrades 2H.<br />
2. Ergänzende Angaben zu den Versuchen<br />
Aufgrund ihres Umfanges konnten nicht alle gesammelten Daten zu der Vielzahl an Ver-<br />
suchen niedergeschrieben und in aller Vollständigkeit ausgewertet werden. Die nachfol-<br />
genden Seiten schaffen einen zusammenfassenden Überblick zu den ermittelten Ergeb-<br />
nissen, welche entweder tabellarisch oder grafisch wiedergegeben sind und im Einzelfall<br />
die textlichen Ausführungen vertiefen bzw. ergänzen. Sofern vergleichende Konsultatio-<br />
nen zu entsprechenden Textstellen vorhanden sind, wurden diese in den Tabellen- bzw.<br />
Grafikköpfen durch Verweise der Seitenzahlen vermerkt.<br />
8 Dies ist besonders an den Lösemittelklebstoffen zu beobachten, die einheitlich mit Aceton versehen waren. Für diese polare<br />
Flüssigkeit sind, in Verbindung zum porösen Untergrund (Siehe die ermittelten Werte der offenen Porosität, der <strong>Premioro</strong><br />
® -Modifikationen in der Tabelle 6 auf der Seite 11 dieses Anhanges.), starke Kapillareffekte durch molekulare Wechselwirkungen<br />
zu erwarten. Vgl. BANIK 1989, S. 133f.<br />
9 Aufgrund der Lagerung in den Räumlichkeiten der Glaswerkstatt des Fachbereiches bestand die Möglichkeit von klimatischen<br />
Schwankungen. Deren Auswirkungen wurden als zu gering erachtet und fanden deshalb Vernachlässigung.<br />
10 Siehe dazu die entsprechende Abbildung in der Tabelle 1 auf der Seite 5 sowie die Abbildung 26 auf der Seite 51. Beide<br />
Abbildungen befinden sich in diesem Anhang.<br />
3<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 1 Textverweis: I./ S. 8f.<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
unbefüllte Gipsform<br />
1. Einfüllung<br />
2. Einfüllung<br />
3. Einfüllung<br />
Zum Herstellen der Testkörper<br />
diente eine Gipsform mit jeweils<br />
sechs quadratischen Vertiefungen.<br />
Diese wiesen eine Kantenlänge<br />
von ca 30mm und eine Tiefe von<br />
ca. 4mm auf. Um den anschließenden<br />
Produktionsablauf der Testkörper<br />
positiv zu beeinflussen,<br />
wurde die Gipsform auf einer Drehscheibe<br />
positioniert.<br />
Nach dem Aufrühren der niedrig<br />
viskosen Gießmasse erfolgte der<br />
erste Einguss. Kontinuierlich vorgenommene<br />
Drehbewegungen der<br />
Gipsform vermieden eventuell auftretende<br />
Lufteinschlüsse in der<br />
Matrix der Testkörper.<br />
Der zweite Einguss erfolgte in<br />
gleich bleibender Reihenfolge 11 ohne<br />
zeitliche Unterbrechung zum<br />
ersten Einguss. Da Wasser eine<br />
naturgegebene Oberflächenspannung<br />
aufweist, lässt sich diese<br />
auch als signifikantes Merkmal der<br />
Gießmasse feststellen. Um die<br />
Randzonen des Formlings ausreichend<br />
zu benetzen, wurde die Dispersion<br />
unter Zuhilfenahme eines<br />
Holzstäbchens zu den Randbereichen<br />
befördert.<br />
Die Eingüsse Drei, Vier und Fünf<br />
erfolgten nach gleich bleibender<br />
Schematik wie bereits unter dem<br />
zweiten Einguss beschrieben.<br />
11 Die jeweils vorgenommene Reihenfolge der Eingüsse ist auf den Abbildungen numerisch gekennzeichnet.<br />
4<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
4. Einfüllung<br />
5. Einfüllung<br />
Abnahme<br />
des Masseüberschusses<br />
Glättung der<br />
Oberfläche<br />
Kennzeichnung<br />
der Modifikation<br />
Abdecken der<br />
Eingussöffnungen<br />
Nach dem Absinken bzw. Abdampfen<br />
des überschüssigen Wassers<br />
wurde die überstehende Masse in<br />
kreuzförmiger Art und Weise mit<br />
einem Rakel entfernt.<br />
Das anschließende Verputzen und<br />
Glätten der Oberfläche des Formlings<br />
erfolgte mittels angefeuchteten<br />
Schwamm.<br />
Um die Testkörper der beiden Masse-Modifikationen<br />
Premio ® (1) und<br />
Pamio ® (2) nachfolgend unterscheiden<br />
zu können, wurden sie durch<br />
Pressnummern mit arabischen Ziffern<br />
in der noch feuchten Masse<br />
gekennzeichnet.<br />
Damit sich der Formling durch eine<br />
ungleichmäßige Trocknung nicht<br />
verziehen konnte, wurden die Eingussöffnungen<br />
mit einer Gipsplatte<br />
abgedeckt.<br />
5<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 2 / Versuch IX. Textverweis: I./ S. 10ff.<br />
Nr. Pamio ®<br />
IX./1<br />
IX./2<br />
IX./3<br />
Anteile in Masse-Prozent<br />
Pigmentmischung<br />
95% 5% -<br />
Die Zugabe der Pigmentmischung verursachte eine Eindickung<br />
der Gießmasse, so dass sie eine höhere Viskosität annahm.<br />
Es waren nur drei anstatt fünf Eingüsse notwendig. Die<br />
Schwindung der Gießmasse erfuhr keine Beeinträchtigung.<br />
82% (90%) 9% (10%) 9%<br />
Parallel zur weiteren Zugabe der Pigmentmischung erhöhte<br />
sich erneut die Viskosität der Gießmasse. Aus diesem Grund<br />
wurde eine gleichwertige Zugabe an Wasser beigegeben, um<br />
die Gießfähigkeit zu erhalten. Auch hier waren nur drei Eingüsse<br />
notwendig. Die Schwindung der Gießmasse blieb unberührt.<br />
74% (85%) 13% (15%) 13%<br />
Die Ausgangseigenschaften der Gießmasse veränderten sich<br />
wie vorher beschrieben. Mit der einsetzenden Schwindung<br />
begann sich der Formling unvollständig von der Gipsform zu<br />
lösen. Der Grund hierfür dürfte in der zunehmenden Magerung<br />
der Gießmasse liegen. Somit verringerte sich der Bindemittelanteil<br />
gegenüber den Hilfsstoffen.<br />
66% (80%) 17% (20%) 17%<br />
IX./4 Es waren keine weiteren Auffälligkeiten zu beobachten. Die<br />
Gießmasse verhielt sich ähnlich dem Einguss Nr. 3.<br />
IX./5<br />
IX./6<br />
55% (75%) 18% (25%) 27%<br />
Durch die fortschreitende Eindickung der Masse war die Gießfähigkeit<br />
stark eingeschränkt, so dass diese durch einen höheren<br />
Wasserzusatz wiederhergestellt werden musste. Anstatt<br />
dem bisherigen Pigment-Wasser-Verhältnis von etwa 1:1 erfuhr<br />
dieses eine Veränderung auf 2:3.<br />
44% (70%) 19% (30%) 37%<br />
Mit einem Pigmentzusatz von 30% nahm die Viskosität der<br />
Gießmasse sprunghaft zu. Neben dem neuerlichen Pigment-<br />
Wasser-Verhältnis von etwa 2:4, erschienen nur noch zwei<br />
Eingüsse als notwendig. Der Grund hierfür dürfte im hohen<br />
Anteil der Pigmente und deren Oberflächenvergrößerung<br />
durch Wasseraufnahme zu suchen sein (Siehe dazu auch die<br />
Fußnote 55 auf der Seite 11 im Teil I.).<br />
6<br />
Wasser Abbildung<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 3 / Versuch IX. Textverweis: I./ S. 10ff.<br />
Nr. ungeschliffen<br />
IX./1<br />
Oberfläche<br />
geschliffen<br />
Auftrag von<br />
Paraloid B72<br />
Der Auftrag erfolgte<br />
als imaginäre<br />
Sperrschicht<br />
für eine spätere<br />
Retouche und<br />
wurde einmalig<br />
mit dem Pinsel<br />
ausgeführt.<br />
IX./2 siehe oben<br />
IX./3 siehe oben<br />
IX./4 siehe oben<br />
IX./5 siehe oben<br />
IX./6<br />
Durch den Nasseffekt<br />
des Auftrages<br />
ist der fortschreitenddunkler<br />
erscheinende<br />
Färbungsgrad ersichtlich.<br />
7<br />
Pigmentanteil<br />
in Prozent<br />
Längsschnitt<br />
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5%<br />
10%<br />
Reibungskräfte<br />
des Schleifens<br />
führten durch<br />
Wärmeentwicklung<br />
partiell zu<br />
Farbverdunkelungen.<br />
15%<br />
Reibungskräfte<br />
des Schleifens<br />
führten durch<br />
Wärmeentwicklung<br />
partiell zu<br />
Farbverdunkelungen.<br />
20%<br />
Reibungskräfte<br />
des Schleifens<br />
führten durch<br />
Wärmeentwicklung<br />
partiell zu<br />
Farbverdunkelungen.<br />
25%<br />
Parallel zum abnehmendenAnteil<br />
des Bindemittels<br />
nehmen auch<br />
die Farbverdunkelungen<br />
ab.<br />
30%
II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 4 / Versuch X. Textverweis: o.A.<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
trockenes Granulat<br />
Wasserzugabe<br />
Standzeit von 24h<br />
gießfähige<br />
Aufbereitung<br />
Die Wiederverwendung des Erfindungsmateriales<br />
wurde anhand<br />
von Masseresten des Versuches<br />
IX. getestet. Dazu wurden die Reste<br />
der Modifikation Pamio ® (2) in<br />
ein Glas gegeben. Durch die unterschiedliche<br />
Pigmentierung und der<br />
resultierenden Magerung findet der<br />
Versuch ein Extrema.<br />
Die Zugabe des Wassers ergab<br />
sich aus den Erfahrungen des Versuches<br />
IX. 12 Demnach ergab sich<br />
ein Feststoff-Wasser-Verhältnis von<br />
1:2. Um das Verdampfen des Wassers<br />
zu minimieren, wurde das Gefäß<br />
anschließend verschlossen.<br />
Nach einer Penetrationsphase von<br />
24h zeigte sich eine gute Durchfeuchtung<br />
der Massereste. Ein Auflösen<br />
der Feststoffsubstanz war<br />
nicht feststellbar. Lediglich die Pigmentbestandteile<br />
lösten sich oberflächlich<br />
aus der Materialmatrix.<br />
Um die Masse gießfähig zu gestalten,<br />
musste die gesamte Mischung<br />
in einem Mörser gegeben und anschließend<br />
mit einem Stößel vermahlen<br />
werden. Es konnte trotz<br />
sorgsamer Vermahlung keine Homogenisierung<br />
des Gemisches erreicht<br />
werden, da die Feststoffanteile<br />
keiner vollständigen Auflösung<br />
unterlagen.<br />
12 Die Zugabe des Wassers richtete sich nicht nach den Herstellungswerten der ursprünglichen Gießmasse, sondern orientierte<br />
sich an den Ergebnissen des Versuches IX. Siehe dazu die Fußnote 32 auf der Seite 7 im Teil I. sowie die Tabelle 2<br />
auf der Seite 5 im Anhang A.<br />
8<br />
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Einguss<br />
Bearbeitung der<br />
Oberfläche<br />
Ermittlung des<br />
Härtegrades<br />
Das Ausgießen des Formlings geschah<br />
ähnlich der Herstellung der<br />
ungefärbten Testkörper in drei Eingüssen.<br />
13 Neben den verbliebenen<br />
Feststoffkonglomeraten erschwerte<br />
der hohe Pigmentanteil die Ausformung.<br />
14 Durch die Minderung<br />
der Bildsamkeit löste sich der<br />
Formling mit nur mit Beschädigungen<br />
von der Formenwand.<br />
Nach einer 24stündigen Trocknung<br />
wurde die rechte Seite der Probe<br />
mit einem Sandpapier von 180iger<br />
Körnung bearbeitet, um eine Verbesserung<br />
der Oberflächenqualität<br />
zu erhalten. Auch hier zeigten sich<br />
Einschlüsse verbliebener Feststoffteilchen<br />
in ihrer vorherigen Färbung.<br />
Trotz seiner ungleichmäßigen Ausformung<br />
und einigen Rissen waren<br />
keine Einbußen der allgemeinen<br />
Festigkeit festzustellen. Jedoch ließ<br />
sich die Oberfläche der Probe<br />
durch Schaben mit dem Daumennagel<br />
(a) abtragen, was eine Verringerung<br />
des Härtegrades auf den<br />
Wert 1 der Mohsschen Härtegradskala<br />
zur Folge hatte. 15<br />
13 Siehe dazu die Tabelle 1 auf der Seite 4f. im Anhang A.<br />
14 Siehe die Ergebnisse der Tabelle 2 auf der Seite 6 im Anhang A.<br />
15 Die in der Abbildung befindlichen Buchstaben kennzeichnen weiterhin die Untersuchungen des Ritzens mit dem Daumennagel<br />
(b) und des Ritzens mit einer Kupfermünze (c). Für weitere Informationen siehe die Tabellen 7 u. 8 auf der Seite<br />
11f. dieses Anhanges sowie den Punkt 2.5 Der Härtegrad auf Seite 16ff. im Teil I.<br />
9<br />
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Tabelle 5 / Versuch VI. Textverweis: I./ S. 13ff.<br />
Zustand<br />
Vorzustand<br />
Endzustand (nach Entnahme)<br />
Endzustand (nach 24h Trocknung)<br />
Maße 16<br />
in mm<br />
aD = 24,00<br />
h = 3,00<br />
aG = 27,00<br />
Vorderseite Rückseite<br />
PREMIO ® (1) PAMIO ® (2)<br />
Masse in g<br />
Volumen<br />
in mm 3<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse in g<br />
2,900 1953,00<br />
10<br />
aD = 24,00<br />
h = 3,00<br />
aG = 27,00<br />
Volumen<br />
in mm 3<br />
2,690 1953,00<br />
Nach der Herstellung der Testkörper wurden diese mehrere Tage bei 20°C gelagert und lagen<br />
in trockenem Zustand vor. Eine evt. enthaltene Restfeuchte blieb unberücksichtigt.<br />
aD = 26,00<br />
h = 3,55<br />
aG = 28,00<br />
4,190 2589,13<br />
aD = 26,00<br />
h = 3,55<br />
aG = 28,00<br />
4,175 2589,13<br />
Nach einem 24stündigen Kontakt mit Wasser nahmen die Testkörper an Volumen zu. Während<br />
sich für Premio ® (1) eine Wasseraufnahme von 55%. Die Volumenzunahme ließ Deformationen erkennen.<br />
aD = 24,00<br />
h = 3,00<br />
aG = 27,00<br />
2,955 1953,00<br />
aD = 24,00<br />
h = 3,00<br />
aG = 27,00<br />
2,725 1953,00<br />
Die anschließende 24stündige Lufttrocknung bei ca. 20°C ließ eine Rückformung der deformierten<br />
Bereiche in die jeweilige Ausgangform erkennen. Mit einsetzendem Wasserentzug<br />
nahm die Festigkeit erneut zu. Die gegenüber dem Vorzustand höheren Werte der jeweiligen<br />
Masse lassen auf eine bis dahin verbliebene Restfeuchte in den Poren schließen.<br />
16 Die Testkörper ähneln der geometrischen Figur eines Pyramidenstumpfes. Für die Berechnung des Volumens sind daher<br />
die folgenden Nenngrößen erforderlich: aD = Seitenlänge der Deckfläche, h = Höhe und aG = Seitenlänge der Grundfläche.<br />
Fachhochschule Erfurt <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong><br />
Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
Fach: <strong>Naturwissenschaftliche</strong>s Arbeiten Student: Sandro Welsch
II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 6 / Versuch VI. Textverweis: I./ S. 13ff.<br />
gesuchter<br />
Faktor<br />
Wasser-<br />
aufnahme<br />
WA<br />
(in Masse-%)<br />
Rohdichte<br />
ρR<br />
(in g/cm 3 )<br />
offene<br />
Porosität<br />
OP<br />
(in %)<br />
Formel PREMIO ® (1) PAMIO ® (2)<br />
mt = 100%<br />
mf = x (WA)<br />
mt = Masse trocken<br />
in g<br />
mf = Masse feucht in g<br />
m<br />
ρR = -------<br />
V<br />
m = mt = Masse<br />
trocken in g<br />
V = Volumen cm 3<br />
OP = WA × ρR<br />
WA = Wasseraufnahme<br />
in Masse-%<br />
ρR = Rohdichte<br />
in g/cm 3<br />
4,190g × 100%<br />
WA = ------------------------------<br />
2,900g<br />
WA = 144,482% - 100<br />
WA = 44,482 ≈ 44,5%<br />
2,900g<br />
ρR = --------------------<br />
1,953cm 3<br />
11<br />
ρR = 1,48489…<br />
≈ 1,485g/cm 3<br />
OP = 44,5% × 1,485g/cm 3<br />
OP = 66,08 ≈ 66,1%<br />
4,175g × 100%<br />
WA = ------------------------------<br />
2,690g<br />
WA = 155,204% - 100<br />
WA = 55,204 ≈ 55,2%<br />
2,690g<br />
ρR = --------------------<br />
1,953cm 3<br />
ρR = 1,37736…<br />
≈ 1,377g/cm 3<br />
OP = 55% × 1,377g/cm 3<br />
OP = 75,73 ≈ 76,0%<br />
Tabelle 7 / Härteskala nach Mohs Textverweis: I./ S. 16ff.<br />
Grad Typmineral Vergleichsminerale Untersuchung<br />
1 Talk<br />
Kaolin, Graphit,<br />
Limonit, Schwefel<br />
mit dem Fingernagel schabbar<br />
2 Steinsalz Gips, Chloritips, Sylvin mit dem Fingernagel ritzbar<br />
3 Calcit<br />
Kalkspat, Baryt,<br />
Glimmer, Bleiglanz<br />
mit einem Messingnagel oder<br />
einer Kupfermünze ritzbar<br />
4 Flussspat Malachit, Azurit mit einem Eisennagel ritzbar<br />
5 Apatit Limonit, Opal, Augit, Titanit mit Messerstahl noch ritzbar<br />
6 Orthoglas<br />
7 Quarz<br />
Feldspat, Rutil, Anatas,<br />
Türkis, Olivin, Pyroxen<br />
Turmalin, Andalusit,<br />
Granat, Olivin<br />
8 Topas Beryl, Spinell, Zirkon ritzt Quarz<br />
9 Korund Rubin, Saphir<br />
10 Diamant keine<br />
mit Feilstahl oder Glas ritzbar<br />
mit Widiastahl ritzbar,<br />
ritzt Glas<br />
mit synthetischem<br />
Siliciumcarbid ritzbar<br />
mit synthetischem<br />
Borcarbid ritzbar<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 8 / Versuch XII. Textverweis: I./ S. 16ff.<br />
Modifikation<br />
PREMIO ® (1)<br />
PAMIO ® (2)<br />
PAMIO ® (3/1)<br />
PAMIO ® (3/2)<br />
Untersuchung Beschreibung Abbildung<br />
a) Schaben (Daumennagel)<br />
kein Abtrag, sondern lediglich eine<br />
Oberflächenverdichtung feststellbar<br />
b) Ritzen (Daumennagel) Verdichtung der Oberfläche<br />
c) Ritzen (Kupfermünze)<br />
d) Ritzen (Eisennagel)<br />
a) Schaben (Daumennagel)<br />
b) Ritzen (Daumennagel)<br />
c) Ritzen (Kupfermünze)<br />
Verdichtung und Färbung der Oberfläche<br />
Vertiefen und Verdichten der Oberfläche<br />
kein Abtrag, sondern lediglich eine<br />
Oberflächenverdichtung feststellbar<br />
Vertiefen und Verdichten der Oberfläche<br />
weiteres Vertiefen, Verdichten und<br />
Färben der Oberfläche<br />
a) Schaben (Daumennagel) substantieller Abtrag der Oberfläche<br />
b) Ritzen (Daumennagel)<br />
c) Ritzen (Kupfermünze)<br />
Vertiefen und Verdichten der Oberfläche<br />
weiteres Vertiefen, Verdichten und<br />
der Oberfläche<br />
a) Schaben (Daumennagel) substantieller Abtrag der Oberfläche<br />
b) Ritzen (Daumennagel)<br />
c) Ritzen (Kupfermünze)<br />
Vertiefen und Verdichten der Oberfläche<br />
weiteres Vertiefen, Verdichten und<br />
der Oberfläche<br />
12<br />
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Tabelle 9 / Versuch I. Textverweis: I./ S. 22ff. u. II./ S. 2f.<br />
Nr. Maße 17<br />
I./1<br />
I./2<br />
I./3<br />
in mm<br />
Vorzustand Endzustand<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
13<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
270x277 2,69 272x279 2,91 270x277 2,69 272x279 2,91<br />
Geringe Penetration des Aufstrichmaterials.<br />
Veränderung der optischen Eigenschaften,<br />
wie Brechungsindize und Farbigkeit. Premio<br />
® (1) wirkt geringfügig gelbstichiger.<br />
Gegenüber der ursprünglichen Farbigkeit<br />
sind leicht gelbstichige Vergrauungen des<br />
Epoxidharzes festzustellen. Diese Tendenz<br />
ist an Premio ® (1) deutlich intensiver.<br />
270x272 2,85 266x266 2,66 270x272 2,85 266x266 2,66<br />
Auch hier sind die durch EPO-TEK ® 301-2<br />
beschriebenen Einflüsse sichtbar. Der gelbstichige<br />
Charakter an Premio ® (1) resultiert<br />
wohl auch aus der Eigenfarbe der Masse.<br />
In ähnlicher, jedoch abgeschwächter Weise,<br />
sind grau- bis gelbfarbene Veränderungen 18<br />
festzustellen. Im Bezug auf die Epoxidharze<br />
erzielt hier Pamio ® (2) das beste Ergebnis.<br />
273x265 2,64 272x272 2,68 273x265 2,64 272x272 2,67 19<br />
Aufgrund der niedrigen Viskosität des Aufstrichmaterials<br />
ist eine hohe Penetration gegeben.<br />
Außer dem Brechungsindex sind optische<br />
Veränderungen nicht wahrnehmbar.<br />
Optische Beeinträchtigungen ergeben sich<br />
lediglich an Premio ® (1) durch eine wahrnehmbare<br />
Vergrauung. Vielleicht eine Reaktion<br />
zwischen Masse, Aufstrich und Licht.<br />
17 Die nachstehenden Maße ergeben sich aus Längenmessungen an jeweils zwei Außenkanten der einzelnen Probanten.<br />
Die Lokalisierung und Reihenfolge der Messungen ist in der Abbildung 25 auf der Seite 51 dieses Anhanges verdeutlicht.<br />
18 Gegenüber EPO-TEK ® 301-2 erscheint der Vergilbungsgrad an Araldit 2020 ® aus farbenmetrischer Sicht etwas reiner.<br />
Anhaltspunkte zu Reaktion zwischen den Modifikationen und den Epoxidharzen waren augenscheinlich nicht eruierbar.<br />
19 Der Verlust von 0,01g ist vermutlich auf die Beschädigung des Probanten zurückzuführen. Diese entstand vor dem Versuch<br />
durch eine punktuelle Druckbelastung, welche während des Einspannens in den vorgesehenen Probenträger auftrat.<br />
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Nr. Maße<br />
in mm<br />
I./4<br />
I./5<br />
I./6<br />
Vorzustand Endzustand<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
14<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
272x272 2,81 272x277 2,75 272x272 2,81 272x277 2,73<br />
Das Verhalten des Aufstrichmaterials als<br />
auch dessen Auswirkungen auf die Oberfläche<br />
der Massen, können als ident zum vorherigen<br />
Probanten I./3 eingestuft werden.<br />
Die optischen Veränderungen sind ähnlich<br />
dem Versuch I./3 zu werten. 20 Als stabil erweist<br />
sich wiederum die Modifikation Pamio<br />
® (2).<br />
265x274 2,69 271x273 2,63 265x274 2,68 271x273 2,62<br />
Auch hier entspricht das Verhalten den Probanten<br />
I./2 und I./3. Durch Verdunsten 21 des<br />
Acetons dickte das Aufstrichmaterial ein;<br />
ein blasiges Erscheinungsbild ist die Folge.<br />
An diesem Aufstrichmaterial wiederholen<br />
sich die vorangegangenen Beobachtungen.<br />
22 Die Pamio ® (2)-Modifikation bewährt sich<br />
auch in diesem Zusammenhang.<br />
273x275 3,00 272x271 2,62 273x275 3,00 272x271 2,61<br />
Aufgrund der hohen Viskosität des Aufstrichmaterials<br />
kommt es zu einer Blasenbildung<br />
unter kaum feststellbarer Penetration.<br />
Die dem Aufstrichmaterial eigene Farbigkeit<br />
hat sich an beiden Modifikationen deutlich<br />
verstärkt. Als Klebemittel ist dieses Produkt<br />
nur geringfügig Lichteinflüssen ausgesetzt.<br />
20 Die Aufstrichmaterialien dieser und der vorherigen Probe I./3 werden in der Fachliteratur als stabil eingestuft, wobei leichte<br />
Vergilbungserscheinungen grundsätzlich nicht auszuschließen sind. Siehe HORIE 1999, S. 182f. u. DOWN 1996, S. 38 u.<br />
40f. - Da die Bindemittelkomponente der Modifikationen chemisch der Grundkomponente von Paraloid B72 entspricht, ist<br />
davon auszugehen, dass wahrscheinlich die photochemische Vergrauung auf die Beteiligung der weiteren Basiskomponenten<br />
wie Zuschlagstoffe oder Konservierungsmittel zurückzuführen ist.<br />
21 Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass das zur Aufbewahrung verwendete Behältnis nicht luftdicht zu verschließen<br />
war. Infolgedessen wurde, mit Bezugnahme auf die niedrige Verdunstungszahl des Acetons von 2,1, die ungewollte Verdunstung<br />
dieses Lösemittels befördert.<br />
22 Das hier verwendete Aufstrichmaterial weist ebenfalls eine hohe Alterungsbeständigkeit auf. Siehe HORIE 1999, S. 182.<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Nr. Maße<br />
in mm<br />
I./7<br />
I./8<br />
I./9<br />
Vorzustand Endzustand<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
15<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
273x274 2,94 272x272 2,75 273x274 2,93 272x272 2,74<br />
Für das vorliegende Aufstrichmaterial sind<br />
kaum optische Veränderungen oder eine<br />
Penetration feststellbar. Partielle Blasenbildungen<br />
bestehen durch die hohe Viskosität.<br />
Das Aufstrichmaterial ist spröde, jedoch stabil<br />
und hat ein Craquelenetz ausgebildet.<br />
Dieses Schadbild ist wahrscheinlich unabhängig<br />
von den Modifikationen zu werten.<br />
276x274 3,02 271x273 2,76 276x274 3,02 271x273 2,76<br />
Der Cyanacrylatkleber verhält sich ähnlich<br />
den Epoxidharzen. Die Gelbstichigkeit lässt<br />
sich auf die Eigenfarben des Aufstrichmaterials<br />
und ggf. der Massen zurückzuführen.<br />
Auch dieses Aufstrichmaterial hat ein leichtes<br />
Craquelenetz ausgebildet. Optisch auffällig<br />
ist die Vergrauung an der Modifikation<br />
Premio ® (1).<br />
270x270 2,90 270x277 2,64 270x270 2,88 23 270x277 2,64<br />
Es zeigt sich eine geringe Penetration des<br />
Aufstrichmaterials. Außer dem Brechungsindex,<br />
der Premio ® (1) gelblich erscheinen<br />
lässt, unterbleiben optische Veränderungen.<br />
Das vorliegende Ergebnis orientiert sich in<br />
ähnlicher Weise an den Proben I./3, I./4 und<br />
I./5. Premio ® (1) zeigt eine Vergrauung, wohingegen<br />
Pamio ® (2) stabil bleibt. 24<br />
23 Im Gegensatz zu dem, in Fußnote 19 beschriebenen Substanzverlust des Probanten, sind die Ursachen des vorliegenden<br />
Masseverlustes anderer Art. Vermutlich dürfte die Porosität der Modifikationen eine Rolle spielen. So können bspw.<br />
Massenverluste durch das Verdunsten von lösemittelhaltigen Stoffen der Aufstriche erklärt werden; obwohl anzumerken ist,<br />
dass die Probanten vor Versuchsbeginn eine Woche unter Werkstattbedingungen lagerten. Die Massenzunahmen sind<br />
vermutlich im Zusammenhang mit Poreneinlagerungen von absorbierten Lösemitteln oder in Gasphase befindlichem Wasser<br />
zu sehen. Auch die Massenverluste bzw. -zunahmen an anderer Stelle dürften in ähnlicher Weise einzuordnen sein. Siehe<br />
ergänzend im Teil I. die Fußnote 70 auf der Seite 14.<br />
24 Zwar kann die Vergilbung dieses Produktes eine Verringerung des Transmissionsgrades von 3% bis 6% bewirken, jedoch<br />
dürfte die Vergrauung ebenfalls auf Reaktionen mit der Modifikation Premio ® (1) zurückzuführen sein. Siehe die Fußnote 20<br />
auf der vorhergehenden Seite und zum beschriebenen Vergilbungsgrad WUEST 2000, S. 52.<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Nr. Maße<br />
in mm<br />
I./<br />
10<br />
I./<br />
11<br />
Vorzustand Endzustand<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
16<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
Maße<br />
in mm<br />
Masse<br />
in g<br />
270x271 2,89 271x275 2,71 270x271 2,89 271x275 2,71<br />
Das Aufstrichmaterial penetriert besonders<br />
stark an Pamio ® (2). 25 Optische Veränderungen<br />
wie sie bereits beschrieben wurden<br />
können nicht nachgewiesen werden.<br />
Die natürliche Eigenfarbe des Aufstrichmaterials<br />
ist verblichen. 26 Weitere Beeinträchtigungen<br />
sind an beiden Modifikationen nicht<br />
zu beobachten.<br />
277x267 2,61 275x269 2,80 277x267 2,61 275x269 2,80<br />
Auch hier ist eine starke Penetration des<br />
Aufstrichmaterials zu verzeichnen. Eine Optische<br />
Beeinflussung ergibt sich nur aus der<br />
gelblichen Eigenfarbe des Aufstriches.<br />
Optische und strukturelle Veränderungen<br />
des Aufstrichmaterials sind nicht feststellbar.<br />
27 Weiterhin fehlen Anhaltspunkte auf<br />
Reaktionen zwischen den Komponenten.<br />
25 Die Ursachen liegen auch hier in der Porosität des Untergrundes. Ist an Premio ® (1) eine offene Porosität von >66%<br />
nachweisbar, liegt diese mit
II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Abbildung 12 / Versuch I. Textverweis: I./ S. 22ff.<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
relative Luftfeuchte in %<br />
Phase 1 (45 %) Phase 2 (30 %) Phase 3 (45 %) Phase 4 (60 %) Phase 5 (45 %)<br />
1200 2400 3600 4800 6000 min<br />
17<br />
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Abbildung 13 / Versuch I. Textverweis: I./ S. 22ff.<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
19<br />
18<br />
17<br />
16<br />
15<br />
Temperatur in °C<br />
Phase 1 (20°C) Phase 2 (20°C) Phase 3 (20°C) Phase 4 (20°C) Phase 5 (20°C)<br />
1200 2400 3600 4800 6000 min<br />
18<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Abbildung 14 / Versuch I. Textverweis: I./ S. 22ff.<br />
105<br />
95<br />
85<br />
75<br />
65<br />
55<br />
45<br />
35<br />
25<br />
15<br />
Strahlungsintensität in %<br />
Phase 1 (100 %) Phase 2 (100 %) Phase 3 (100 %) Phase 4 (100 %) Phase 5 (100 %)<br />
1200 2400 3600 4800 6000 min<br />
19<br />
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Abbildung 15 / Versuch III. Textverweis: I./ S. 22ff.<br />
UV-VIS Spektroskopie an Pamio ® (2)<br />
20<br />
Probe III./2b vor der künstlichen Alterung<br />
Probe III./2b nach der künstlichen Alterung<br />
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Abbildung 16 / Versuch III. Textverweis: I./S. 22ff.<br />
UV-VIS Spektroskopie an Premio ® (1)<br />
21<br />
Probe III./1b vor der künstlichen Alterung<br />
Probe III./1b nach der künstlichen Alterung<br />
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Tabelle 10 / Versuch I. Textverweis: I./ S. 21ff.<br />
gesuchter Faktor Rechenfaktoren Berechnung<br />
Strahlungsintensität<br />
des Versuches<br />
x<br />
(in Wh/m 2 )<br />
Mittelwert der<br />
Sonneneinstrahlung<br />
eines Jahres<br />
_<br />
x<br />
(in Wh/m 2 )<br />
reeller Zeitfaktor<br />
des Versuches<br />
t<br />
(in Jahre)<br />
Leistung der Xenolampe<br />
bei 100%: 81,9 W/m 228<br />
Laufzeit des Versuches<br />
in Stunden: 500 h<br />
minimale Sonneneinstrahlung 29<br />
eines Jahres: 850 Wh/m 2<br />
maximale Sonneneinstrahlung<br />
eines Jahres: 1250 Wh/m 2<br />
durchschnittliche Sonneneinstrahlung<br />
30 eines Jahres:<br />
1175 Wh/m 2<br />
Strahlungsintensität:<br />
40950 Wh/m 2<br />
Mittelwert der durchschnittlichen<br />
Sonneneinstrahlung:<br />
1092 Wh/m 2<br />
22<br />
x = 81,9 W/m 2 × 500 h<br />
x = 40950 Wh/m 2<br />
_ x1 + x2 + x3<br />
x = -------------------------<br />
n<br />
_ 850 + 1175 + 1250<br />
x = ---------------------------------------<br />
3<br />
_<br />
x = 1091,66 ≈ 1092 Wh/m 2<br />
40950 Wh/m 2<br />
t = ---------------------------- = 37,5 Jahre<br />
1092 Wh/m 2<br />
28 Das Prüfgerät Xenotest ® 150S+ wurde am 22.06.2007 dem damaligen Fachbereich Konservierung und Restaurierung<br />
übergeben. Die damals im Gerät befindliche Xenolampe wies bereits eine Betriebsdauer von 23h auf und erzielte während<br />
einer Strahlungsleistung von 100% den Wert von 81,9 W/m 2 . Für die stattgefundene Untersuchung stand eine Xenolampe<br />
ohne vorherige Benutzung zur Verfügung. Da in beiden Fällen der IR7-Glasfilter eingesetzt wurde, ist von nahezu gleichwertigen<br />
Bedingungen auszugehen, weshalb die Berechnungen mit dem genannten Strahlungswert von 81,9 W/m 2 erfolgten.<br />
Siehe begleitend die Abbildungen 9 u. 26 auf den Seiten 25 sowie 51. Letztere in diesem Anhang befindlich.<br />
29 Der Minimal- und Maximalwert der Sonneneinstrahlung bezieht sich auf Messwerte innerhalb Deutschlands, binnen eines<br />
Jahres. Siehe URL: www.dena.de/fileadmin/user_upload/Download/Dokumente/Publikationen. 12.02.2009, 17.30Uhr.<br />
30 Die hier angegebene durchschnittliche Sonneneinstrahlung bezieht sich auf die Gebietsfläche Westeuropas und versteht<br />
sich als errechneter, jährlich festgestellter Wert und wurde der folgenden Quelle entnommen:<br />
URL: www.solaraccess.de/solarstrom/sonneneinstrahlung-und-ertrag. 12.02.2009, 17.32Uhr.<br />
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Tabelle 11a / Versuch II. Textverweis: I./ S. 26ff.<br />
PREMIO ® (1)<br />
Versuchsverlauf Zustand<br />
°C Beschreibung Beschreibung Abbildung<br />
150<br />
leichter Farbumschlag<br />
ins gelbbeige<br />
200 zunehmende<br />
Beigefärbung<br />
240<br />
250<br />
260<br />
270<br />
275<br />
280<br />
285<br />
300<br />
350<br />
380<br />
400<br />
partieller Farbumschlag<br />
der Spitzenbereiche ins<br />
Ockerfarbene<br />
vollständige<br />
Beigefärbung und vermehrte<br />
Ockerfärbung der<br />
Spitzenbereiche<br />
Umschlagen des<br />
Ockertones ins rötliche<br />
Zunahme der Verfärbungen<br />
der Spitzenbereiche<br />
merklich hellbraune<br />
Färbung der gesamten<br />
Substanz<br />
Verfärbung der Spitzenbereiche<br />
ins dunkelbraune<br />
partielle Verfärbung der<br />
Spitzenbereiche ins<br />
schwarzfarbene<br />
die Materialstruktur wirkt<br />
leicht verbacken<br />
partieller Zerfall der<br />
Materialstruktur in den<br />
schwarzfarbenen Spitzenbereichen<br />
zunehmende<br />
Braunfärbung der gesamten<br />
Materialsubstanz<br />
keine Zunahme der<br />
Schwarzfärbung in den<br />
Spitzenbereichen / spektraler<br />
Glanz bleibt trotz<br />
der Verbackung erhalten<br />
Vorzustand<br />
Endzustand<br />
makroskopisch<br />
mikroskopisch<br />
makroskopisch<br />
mikroskopisch<br />
Die Probensubstanz liegt<br />
zu Beginn der Untersuchung<br />
als weißfarbenes,<br />
lockeres und trockenes<br />
Pulver vor.<br />
Unter dem Mikroskop erscheint<br />
das Pulver in unterschiedlichenTeilchengrößen.<br />
Es zeigen sich<br />
Gebilde ähnlich dem gewachsener<br />
Kristalle. Vereinzelt<br />
lassen sich Teilchen<br />
mit transparentem<br />
Charakter erkennen. Diese<br />
dürften sich aus den<br />
acrylatischen Bindemitteln<br />
zusammensetzen.<br />
Nach dem Versuch lässt<br />
sich die Probensubstanz<br />
noch immer als ein lockeres<br />
und trockenes Pulver<br />
erkennen. Visuell ergeben<br />
sich Veränderungen<br />
der Eigenfarbe von weißfarben<br />
nach rotbraun. Der<br />
Grad der Verfärbung ist<br />
auf die erweiterte Temperung<br />
auf ca. 400°C zurückzuführen.<br />
Nachweisbar sind die<br />
Gründe für diese Farbigkeit<br />
unter dem Mikroskop.<br />
So zeigen die Teilchen<br />
beigebraune, bis braune<br />
Farbnuancen. Eine Verdunkelung<br />
dieser Verfärbung<br />
ergibt sich aus den<br />
schwarzfarbenen Spitzenbereichen.<br />
Diese sind<br />
bereits ein Zeichen des<br />
strukturellen Zerfalls der<br />
Substanz durch Wärme.<br />
23<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 11b / Versuch II. Textverweis: I./ S. 26ff.<br />
PAMIO ® (2)<br />
Versuchsverlauf Zustand<br />
°C Beschreibung Beschreibung Abbildung<br />
150<br />
200<br />
250<br />
260<br />
270<br />
280<br />
290<br />
300<br />
leichter Farbumschlag<br />
ins gelbbeige<br />
zunehmende Beigefärbung<br />
/ partieller Farbumschlag<br />
der Spitzenbereiche<br />
ins Ockerfarbene<br />
vollständige<br />
Beigefärbung und vermehrte<br />
Ockerfärbung der<br />
Spitzenbereiche<br />
Umschlagen des<br />
Ockertones ins rötliche<br />
merklich hellbraune<br />
Färbung der gesamten<br />
Substanz<br />
Verfärbung der Spitzenbereiche<br />
ins dunkelbraune<br />
partielle Verfärbung der<br />
Spitzenbereiche ins<br />
schwarzfarbene<br />
die Materialstruktur wirkt<br />
leicht verbacken<br />
Vorzustand<br />
Endzustand<br />
makroskopisch<br />
mikroskopisch<br />
makroskopisch<br />
mikroskopisch<br />
Im Unterschied zu Premio<br />
® (1) weißt die Probensubstanz<br />
Pamio ® (2)<br />
einen reineren Weißgrad<br />
auf und liegt ebenfalls in<br />
einem lockeren und trockenem<br />
Pulver vor.<br />
Ähnlich der Modifikation<br />
Premio ® (1) erscheint unter<br />
dem Mikroskop das<br />
Pulver durch unterschiedliche<br />
Teilchengrößen. Die<br />
kristallähnlichen Strukturen<br />
lassen vereinzelt Teilchen<br />
mit transparentem<br />
Charakter erkennen. Diese<br />
dürften sich aus den<br />
acrylatischen Bindemitteln<br />
zusammensetzen.<br />
Auch Pamio ® (2) lässt<br />
sich nach dem Versuch<br />
noch immer als ein lockeres<br />
und trockenes Pulver<br />
erkennen. Visuell ergeben<br />
sich Veränderungen<br />
der Eigenfarbe von weißfarben<br />
nach gelbbraun.<br />
Da die Probe lediglich auf<br />
300°C getempert wurde,<br />
ist die Verfärbung wesentlich<br />
heller.<br />
Die Gründe für diese Farbigkeit<br />
liegen auch hier in<br />
der Oxidation der Probensubstanz.<br />
So zeigen<br />
die Teilchen beigebraune<br />
bis braune Farbnuancen.<br />
Die Spitzenbereiche lassen<br />
schwarzfarbene Verdunkelung<br />
erkennen.<br />
Diese sind bereits Zeichen<br />
eines strukturellen<br />
Zerfalls.<br />
24<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 12a / Versuch IV. Textverweis: I./ S. 29ff.<br />
Vorzustand<br />
Endzustand<br />
Kupfer<br />
Blei<br />
Kupfer<br />
Blei<br />
Vorversuch ohne Beteiligung der Modifikationen<br />
Abbildung Beschreibung<br />
25<br />
Das Kupferblättchen wurde mit Micromesh<br />
® (Feingrad 2400) aufpoliert, um eine<br />
glatte und einheitliche Oberfläche zu<br />
erhalten. Damit boten sich den evt. auftretenden<br />
korrosiven Reaktionen gleichwertige<br />
Angriffsbedingungen über die gesamte<br />
Metalloberfläche.<br />
Aufgrund der geringen materialspezifischen<br />
Härte konnte die Bleioberfläche<br />
nicht wie beschrieben aufpoliert werden.<br />
Die Präparierung der Oberfläche erfolgte<br />
deshalb durch Abschaben mit einem feststehenden<br />
Skalpell, was eine oxidationsfreie<br />
Metalloberfläche gewährleistete.<br />
Auch ohne Beteiligung der beiden Modifikationen<br />
zeigte sich abschließend ein<br />
korrosives Erscheinungsbild, was auf atmosphärische<br />
Oxidationsreaktionen zurückzuführen<br />
ist. 31 So bildete sich eine<br />
vollflächige, hellbraune Anlaufpatina aus.<br />
Das Blei erhielt eine irisierend schillernde<br />
Oberfläche, dessen farbliches Spektrum<br />
an zentraler Stelle in gelb- bis braunfarbenen<br />
Nuancen überwog. 32 Die charakteristische<br />
graufarbene Anlaufschicht konnte<br />
dagegen nur partiell ermittelt werden.<br />
31 Für nähere Hinweise zu der beschriebenen Korrosionsstufe sei nochmals im Teil I. auf die Fußnote 142 auf der Seite 30f.<br />
verwiesen.<br />
32 Es bleibt an dieser Stelle nicht ausgeschlossen, dass sich während des Versuchszeitraumes bereits Schadstoffe unbekannter<br />
Provenienz im Prüfbehältnis befanden. Einen möglichen Emittenten stellt bspw. die verwendete Baumwollwatte dar.<br />
Weiterhin kann angenommen werden, dass ggf. die im Behältnis befindliche Luft mit Schadstoffen angereichert war, da das<br />
Experiment nicht in einer diesbezüglich günstigen Labor-, sondern in Werkstattatmosphäre stattfand.<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Tabelle 12b / Versuch IV. Textverweis: I./ S. 29ff.<br />
Vorzustand<br />
Endzustand<br />
Kupfer<br />
Blei<br />
Kupfer<br />
Blei<br />
Premio ® (1) Pamio ® (2)<br />
Die Vorbehandlung der Kupferoberflächen beider Metallblättchen erfolgte wie im Vorversuch<br />
beschrieben mit Micro-mesh ® (Feingrad 2400). Somit boten sich auch hier<br />
gleichwertige Angriffsbedingungen für auftretende Korrosionsreaktionen. 33<br />
Auch für den Versuch mit den beiden Modifikationen wurde die Bleioberfläche lediglich<br />
mit einem feststehenden Skalpell aufbereitet, um möglichst eine oxidationsfreie<br />
Metalloberfläche zu erhalten.<br />
Unter Beteiligung der beiden Modifikationen konnten zwei charakteristische Korrosionsstufen<br />
des Kupfers festgestellt werden. Es bildete sich eine rötliche gefolgt von<br />
einer braun- bis schwarzfarbene Schicht heraus. 34 Zwar sind diese Korrosionsstufen<br />
bereits durch oxidative Reaktionen erreichbar, jedoch lässt die Intensität der vorliegenden<br />
Schichten auf weitere Reaktionskomponenten schließen. Deren Art und Umfang<br />
bleibt hypothetisch, da sich aus der visuellen Betrachtung der Korrosionsschichten<br />
keine weiteren Schlüsse ziehen lassen. 35<br />
Der im Vorversuch festgestellte irisierende Charakter ist einer vollflächigen Vergrauung<br />
der Metalloberfläche gewichen. Diese dürfte nicht nur unter dem Aspekt einer<br />
atmosphärischen Oxidation durch Sauerstoff zu betrachten sein. Vielmehr lässt die<br />
Oberfläche einen Angriff schädigender Exhalate erkennen. Auch hier bleibt eine nähere<br />
Betrachtungsweise spekulativ, da der gebildeten Korrosionsschicht unterschiedliche<br />
Ursachen zugrunde liegen können. Möglich wäre u.a. das Auftreten organischer<br />
Säuren, da insbesondere Blei empfindlich auf derlei Einwirkungen reagiert. 36 Die in<br />
den Randbereichen partiell auftretenden weißfarbenen Ausblühungen dürften dagegen<br />
auf materialeigene Verunreinigungen des Metallgefüges zurückzuführen sein. 37<br />
33 Die textliche Beschreibung der Prüfmodifikationen wurde in dieser Tabelle jeweils zusammengefasst, da die gewonnenen<br />
Ergebnisse als ident angesehen werden können.<br />
34 Siehe dazu nochmals im Teil I. die Fußnote 142 auf der Seite 30 u. 31.<br />
35 Detailreichere Angaben sind nur durch technisch auswertbare Analysen möglich. Diese waren weder Basis noch Bestandteil<br />
der Zielsetzung für den vorgenommenen Versuch. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass Acryl- und Methacrylsäureesther,<br />
welche als Bindemittel eine Basiskomponente von <strong>Premioro</strong> ® bilden, im Bezug auf Schadstoffemissionen als<br />
unproblematisch gelten (Vgl. HILBERT 2002, S.257 u. DOWN 1996, S. 29f.). Demnach wären weitere, an dieser Stelle noch<br />
nicht genannte, Schadstoffemittenten von ausschlaggebender Bedeutung.<br />
36 STAMBOLOV 1988, S. 8; vgl. WALLER 2010 o.S.<br />
37 Siehe dazu nochmals im Teil I. die Fußnote 143 auf der Seite 31.<br />
26<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
3. Begleitende Referenzrestaurierungen<br />
Um die gesammelten Erkenntnisse der vorangegangenen Untersuchungen auf einen<br />
praktischen Nutzwert hin zu prüfen, wurde eine restauratorische Umsetzung an zwei ke-<br />
ramischen Erzeugnissen angestrebt. Dementsprechend bestand die Aufgabenstellung<br />
nicht nur in der Bewältigung restauratorischer Problematiken und deren Umsetzung an<br />
den Objekten, sondern auch in der Betrachtung von Verhaltensweisen des keramischen<br />
Materials gegenüber der Form- und Gießmasse. Aus diesem Grund wurde eine kategori-<br />
sche Auswahl vorgenommen, die sowohl poröse Keramiken, vertreten durch ein Objekt<br />
aus Feinsteingut, als auch gesinterte Keramiken in Form eines Hartporzellans einschloss.<br />
Als Ergänzungsmedium fand, bedingt durch seine positiv in Erscheinung getretenen Ei-<br />
genschaften, jeweils die Modifikation Pamio ® (2) Verwendung.<br />
Auf ausführliche Angaben, im Sinne einer umfassenden Objektdokumentation, wurde<br />
an dieser Stelle verzichtet. Nachfolgend sind deshalb lediglich die durchgeführten Maß-<br />
nahmen bezüglich der Ergänzungen in tabellarischer Form aufgeführt und in aller Kürze<br />
textlich erläutert.<br />
3.1 Ergänzung an Feinsteingut<br />
Aufgrund seiner Zusammensetzung und Endbrandtemperatur weist Steingut einen gewis-<br />
sen Grad an Porosität auf. Bedingt durch diese Eigenschaft bewahrt sich das Material eine<br />
entsprechende Wasserdurchlässigkeit, verbunden mit einer physikalischen Bruchanfällig-<br />
keit. Als Schadursachen ließen sich diese Charakteristiken in Form von Teil- und Vollver-<br />
lusten auch am vorliegenden Objekt einer Pferdegruppe feststellen. 38<br />
Die Ausführung der Ergänzungen geschah nach praktischen Erwägungen der Effizienz.<br />
Demnach wurde differenziert zwischen einer direkten Applizierung der gießfähigen Dis-<br />
persion bzw. einer Vormodellage des plastifizierten Ergänzungsmaterials und dessen an-<br />
schließende Anschlickerung. Letzterer Arbeitsschritt und die direkte Applizierung erschie-<br />
nen aufgrund der Wasseraufnahme des Scherbens als durchführbar. Im Fall der Ergän-<br />
zung per Anschlickerung reichten jedoch die Adhäsionskräfte nicht aus, so dass eine an-<br />
schließende Klebung unvermeidlich war. Die abrasive Oberflächenbearbeitung der Ergän-<br />
zungen stellte jeweils kein Problem dar, da sie in noch feuchtem Zustand als auch nach<br />
abgeschlossener Trocknung möglich blieb. Ein erneutes Anlösen und Bearbeiten der O-<br />
berfläche mit Wasser wirkt sich daneben ebenso hilfreich aus wie der positiv zu bewerten-<br />
de Umstand einer jederzeit durchführbaren schadfreien Abnahme.<br />
38 Der Vor- und Endzustand des Objektes ist fotografisch durch die Abbildung 29 auf der Seite 53 im Anhang A dokumen-<br />
tiert.<br />
27<br />
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Tabelle 13a / Referenzrestaurierung (Feinsteingut) Pferdegruppe<br />
Arbeitsbereich: Rechtes Ohr des Hengstes<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Vorzustand<br />
der Fehlstelle<br />
Modellierung des<br />
Ohres<br />
Anfügen<br />
des Formlings<br />
Ankleben<br />
der Ergänzung<br />
Die Fehlstelle zeigt die freigelegte<br />
keramische Substanz. Aufgrund ihrer<br />
Porosität kann Feuchtigkeit eindringen<br />
und das Gleichgewicht des<br />
keramischen Feuchtehaushaltes<br />
nachhaltig beeinflussen. Eine Maßnahme<br />
restauratorischer Art kann<br />
auch gleichzeitig als konservatorischer<br />
Eingriff angesehen werden.<br />
Um die Form des Ohres zu modellieren,<br />
wurde Pamio ® (2) in plastischer<br />
Konsistenz, ähnlich der eines<br />
Modelliertones verwendet. Nach<br />
grober Vorformung erfolgte das Ansetzen<br />
des Formlings und ein weiters<br />
Ausarbeiten mit einem Modellierholz.<br />
Nachdem die Masse etwas<br />
anziehen 39 konnte, gestaltete sich<br />
die Nachbearbeitung als besonders<br />
effektiv.<br />
Pamio ® (2) in gießfähiger Form half<br />
den Formling an die betreffende<br />
Fehlstelle anzuschlickern. Nach<br />
dem Antrag wurde die Nahtstelle<br />
mit der Gießmasse retuschiert und<br />
anschließend mit einem Modellierholz<br />
verputzt. Die Nachbearbeitung<br />
der Formlingsoberfläche erfolgte<br />
mit einem Korundstift und Sandpapier<br />
von 180iger Körnung, nach einer<br />
24stündigen Trocknungsphase.<br />
Durch die Bearbeitung der Oberfläche<br />
hielt die Anschlickerung nicht<br />
stand, weshalb sich die Ergänzung<br />
wieder vom Objekt löste. Archäocoll<br />
® mittels Pinsel auf beide Klebeflächen<br />
aufgetragen, schuf eine erneute<br />
Verbindung. Das Verputzen<br />
der Nahtstelle war wiederum nötig,<br />
wofür die betreffenden Bereiche<br />
der Ergänzung mit einem Pinsel<br />
angefeuchtet werden mussten.<br />
39 Gemeint ist damit der einsetzende Feuchtigkeitsentzug durch Lufttrocknung.<br />
28<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Arbeitsbereich: Rechtes Ohr des Hengstes<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Retouche<br />
der Ergänzung<br />
Auftrag des Kunstharzüberzuges<br />
Nach der neuerlichen Trocknungsphase<br />
von 24 Stunden 40 wurde die<br />
Oberfläche der Ergänzung abgesperrt,<br />
um die Farbretouche durchführen<br />
zu können. Als Absperrlösung<br />
fand Paraloid B72 zu 5% in<br />
Aceton Verwendung. Die anschließende<br />
Retouche erfolgte mittels<br />
Acrylfarben der Marke Daler Rowney<br />
in mehreren abgestuften Farblagen.<br />
Um die Oberfläche der Ergänzung<br />
zu versiegeln und parallel den visuellen<br />
Eigenschaften der Glasur<br />
zu entsprechen, wurde ein Kunstharzüberzug<br />
aufgetragen. Die Applizierung<br />
erfolgte einmalig mittels<br />
Fehhaarpinsel. Mit der 24stündigen<br />
Härtung des verwendeten Kunstharzes<br />
Torlife ®41 endeten die restauratorischen<br />
Maßnahmen.<br />
Tabelle 13b / Referenzrestaurierung (Feinsteingut) Pferdegruppe<br />
Arbeitsbereich: Linker Vorderlauf der Stute<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Vorzustand<br />
des Vorderlaufes<br />
Auch an der vorliegenden Extremität,<br />
einen Vorderlauf darstellend,<br />
liegt durch Absplitterungen die keramische<br />
Substanz frei. Im Folgenden<br />
sollen die Fehlstellen mit Pamio<br />
® (2) ergänzt und das Teilstück<br />
wieder mit dem Gesamtkomplex<br />
verbunden werden.<br />
40 Die Trocknungsphase bezieht sich in diesem Fall auf die Anschlickerung sowie den Antrag von Masse an der Nahtstelle.<br />
Aufgrund der geringen Mengen an feuchter Masse ist eine 24stündige Durchtrocknung nicht notwendig. Das Zeitfenster<br />
wurde aus Kontinuitätsgründen gewählt und in gleicher Weise für ähnliche Arbeitsbezüge verwendet.<br />
41 WUEST 2000, Seite 71: Die Torlife ® -Kunstharzglasur gehört zu der Gruppe der Polyurethanlacke und wurde speziell für<br />
Retouchearbeiten an Keramiken entwickelt. Neben Produkten wie SpiesHecker ® 8040 hat sich Torlife ® in Versuchen hinsichtlich<br />
des Verarbeitungs- und Alterungsverhaltens behaupten können, weshalb es an dieser Stelle zum Einsatz kam. Siehe<br />
dementsprechend die Ergebnisse der Lichtalterung in der Tabelle 9 auf der Seite 15 im Anhang A - Bereits vor der Vorlage<br />
dieser <strong>Belegarbeit</strong> war die Torlife ® -Kunstharzglasur im Handel nicht mehr erhältlich.<br />
29<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Arbeitsbereich: Linker Vorderlauf der Stute<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Aufbau<br />
der Ergänzung<br />
Oberflächenbearbeitung<br />
der Ergänzung<br />
Retouche<br />
der Ergänzung<br />
Auftrag des Kunstharzüberzuges<br />
Der Bereich der Fehlstelle sollte mit<br />
der Gießmasse tropfenförmig aufgebaut<br />
werden. Unter Zuhilfenahme<br />
eines Pinsels erfolgte die Applizierung<br />
in mehreren Schichten bis<br />
zum Erhalt einer entsprechenden<br />
Höhe.<br />
Nach einer 24stündigen Lufttrocknung<br />
war die Masse ausgehärtet<br />
und konnte eine Nacharbeitung erfahren.<br />
Ein mit Wasser befeuchtetes<br />
Wattestäbchen reaktivierte die<br />
Masse und half die Ergänzung in<br />
Form zu bringen und analog dazu<br />
die Oberfläche zu glätten.<br />
Die leicht unter Niveau gehaltene<br />
Ergänzung wurde nach einer neuerlichen<br />
Trocknungsphase mit Paraloid<br />
B72 zu 5% gelöst in Aceton<br />
abgesperrt. Dem schloss sich die<br />
Retouche in Trattegiomanier an. In<br />
mehreren lasierenden Strichlagen<br />
erfolgte mit Acrylfarben der Marke<br />
Daler Rowney der Farbauftrag bis<br />
zu einer entsprechenden Verdichtung.<br />
Auch in diesem Bereich sollte die<br />
Ergänzung mit einem entsprechenden<br />
Überzug an die Glasur des keramischen<br />
Materials angepasst<br />
werden. Aus diesem Grund wurde<br />
ebenfalls das Kunstharz Torlife ®<br />
verwendet und in entsprechender<br />
Weise mit einem Fehhaarpinsel<br />
appliziert.<br />
30<br />
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3.2 Ergänzung an Hartporzellan<br />
Im Gegensatz zu Steingut ist die Gruppe der Porzellane dicht gesintert und auf diese Wei-<br />
se auch ohne einen Glasurüberzug wasserundurchlässig. Dies ist vor allem auf die hohen<br />
Brenntemperaturen zurückzuführen, die für Hartporzellan bis zu 1460°C betragen können.<br />
Ein weiterer Vorteil dieser brenntechnischen Besonderheit liegt in einem gewissen Grad<br />
an chemischer und mechanischer Beständigkeit. Letztere beruht auf einen hohen Härte-<br />
grad 42 durch den das Material einer bestimmten Sprödigkeit unterliegt. Dadurch splittern<br />
Brüche an der Substanz oftmals kleinteilig und muschelig aus. Besonders deutlich ließ<br />
sich dieses Schadbild am Objekt des Durchbruchkorbes feststellen, der aufgrund physika-<br />
lischer Einwirkungen in einem fragmentarischen Zustand vorlag. 43<br />
Im Vordergrund der durchgeführten Maßnahmen stand für dieses Objekt weniger die<br />
visuell erlebbare Ergänzung mit der Form- und Gießmasse. Als Hauptbestandteil des Ver-<br />
suches VIII. 44 bestand die Aufgabe vielmehr darin die reversiblen Eigenschaften des Mate-<br />
rials nutzbringend in die restauratorische Arbeit einfließen zu lassen. Aus oberflächenäs-<br />
thetischen Erwägungen heraus finden Ergänzungen im Bereich der Porzellanrestaurierung<br />
primär ihre Ausführung durch Kunststoffe wie Epoxidharze. Deren Reversibilität kann ge-<br />
rade an feingliedrigen Objekten Probleme bereiten. Um eine spätere Abnahme zu erleich-<br />
tern, wurde deshalb mittels Pamio ® (2) ein Grundgerüst der zu ergänzenden Bereiche er-<br />
stellt, mit der Maßgabe ohne zusätzliche Klebstoffe auszukommen. Darauf folgte nach ei-<br />
ner isolierenden Sperrschicht eine Ummantelung mit einem Zweikomponenten-<br />
Epoxidharz, welches die eigentliche Ergänzung bildete. Infolgedessen blieb der ästheti-<br />
sche Ausdruck der Ergänzung gewahrt mit einer parallelen Verbesserung der reversiblen<br />
Voraussetzungen. In vorgenannter Ausführung ließe sich die Abnahme der Kunststoffum-<br />
mantelung erleichtern, indem diese durch vereinzelte Bohrungen aufgebrochen und an-<br />
schließend die Gerüstkonstruktion durch Wasserzufuhr reaktiviert wird. Die Grundlage<br />
dieser theoretischen Überlegungen basiert auf den praktisch ermittelten Erfolg, welcher<br />
sich im Versuch XI. zeigte. 45<br />
42 FRIEDL 1993, S. 12: Nach Mohs ist die Härte von Hartporzellan mit einem Wert von 8 einstufbar.<br />
43 Der Vor- und Endzustand des Objektes ist fotografisch durch die Abbildung 28 auf der Seite 52 im Anhang A dokumen-<br />
tiert.<br />
44 Das Resultat der Voruntersuchungen ist in der Abbildung 27 auf der Seite 52 im Anhang A festgehalten.<br />
45 Die Ergebnisse des Versuches XI. liegen fotografisch vertreten durch die Abbildung 23 auf der Seite 50 im Anhang A vor.<br />
31<br />
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Tabelle 14a / Versuch VIII. - Referenzrestaurierung (Hartporzellan) Durchbruchkorb<br />
Arbeitsbereich: Flechtwerk<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Zustand<br />
vor den Ergäzungsmaßnahmen<br />
Herstellung<br />
der Querstege<br />
Herstellung<br />
der Längsstege<br />
Bearbeitung der<br />
Ergänzungsstücke<br />
Noch nach der Klebung des zerscherbten<br />
Objektes lag es aufgrund<br />
der vielfachen Substanzverluste in<br />
einem fragmentarischen Zustand<br />
vor. Zwar war der Korb durch sein<br />
repetitives Flechtwerk in seiner potenziellen<br />
Einheit erlebbar, jedoch<br />
sollten aus Substanzprotektion und<br />
ästhetischen Gründen Ergänzungen<br />
vorgenommen werden.<br />
Für die Herstellung der Querstege<br />
boten sich zwei effektive Möglichkeiten<br />
an. Einerseits ließ sich Pamio<br />
® (2) in plastifizierter Form auf<br />
eine Gipsplatte flachdrücken. Andererseits<br />
konnte die Dispersion<br />
flächig auf die Platte aufgegossen<br />
werden. In beiden Fällen geschah<br />
anschließend die Unterteilung der<br />
Stegbreiten mittels Skalpell.<br />
Pamio ® (2) in plastifizierter Form,<br />
fand auch für die Herstellung der<br />
Längsstege Verwendung, da diese<br />
eine höhere Stärke gegenüber den<br />
Querstegen aufweisen mussten.<br />
Zunächst wurde die Masse wulstartig<br />
ausgeformt, anschließend mit<br />
einem Modellierholz flachgedrückt<br />
und danach zum Trocknen auf der<br />
Gipsplatte belassen.<br />
Nach der 24stündigen Trocknung<br />
erfolgte jeweils die Präparation der<br />
Längs- und Querstege in Form und<br />
Größe. Dafür wurde die Oberfläche<br />
mit einem feststehenden Skalpell<br />
angeritzt und nachfolgend die Stege<br />
mit einer Kneifzange durchtrennt.<br />
Die entsprechende Anpassung<br />
an die Fehlstelle und das nötige<br />
Handling geschah mittels einer<br />
Pinzette.<br />
32<br />
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Arbeitsbereich: Flechtwerk<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Einsetzen der Stege<br />
Oberflächenbearbeitung<br />
der Ergänzungen<br />
Absperren der<br />
Grundkonstruktion<br />
und<br />
Applizierung des<br />
Ergänzungsmantels<br />
Grobschliff des<br />
Ergänzungsmantels<br />
Die Enden der Stege wurden punktuell<br />
mit flüssigem Pamio ® (2) versehen,<br />
um sie mit der keramischen<br />
Substanz zu verbinden. Die während<br />
der Trocknung einsetzende<br />
Längenschwindung führte partiell<br />
zum Lösen der geschaffenen Verbindungen.<br />
Die so entstandenen<br />
Schwundrisse fanden durch eine<br />
neuerliche Applizierung der flüssigen<br />
Disperison eine Schließung.<br />
Um die Oberfläche verfüllter Fehlstellen<br />
zu glätten, wurden diese<br />
nach einer 24stündigen Lufttrocknung<br />
mit einem Wattestäbchen bearbeitet.<br />
Möglich wurde dies durch<br />
die Anfeuchtung mit Wasser, was<br />
eine Reaktivierung der Ergänzungsmasse<br />
zur Folge hatte.<br />
Nach der Trocknung 46 der aus Pamio<br />
® (2) bestehenden Grundkonstruktion,<br />
folgte das Absperren der<br />
Oberfläche mit Paraloid B72, zu<br />
20% gelöst in Aceton. 47 Dies sollte<br />
einen direkten Kontakt zwischen<br />
dem Erfindungsmaterial und dem<br />
aufzutragenden Kunststoffmantel<br />
vermeiden. 48<br />
Nach dem schichtweisen Auftrag<br />
und der vollständigen Aushärtung<br />
des Epoxidharzes EPO-TEK ® 301-<br />
2 war die formale Angleichung der<br />
Stege notwendig. Dies geschah mit<br />
einer biegsamen Welle sowie adäquaten<br />
Aufsätzen.<br />
46<br />
Das vollständige Entweichen der Restfeuchte war von Bedeutung, da diese die Aushärtung des Epoxidharzes negativ<br />
beeinflussen kann. Vgl. WITTIG 1984, S. 30.<br />
47<br />
Die genannte Konzentration der Absperrlösung folgt damit der Präparation des Probanten 3. im Versuch I. Zusätzlich sollte<br />
einer genügenden Isolierschicht entsprochen werden, um Reaktionen zwischen Pamio ® und dem Epoxidharz minimieren<br />
oder im besten Falle ausschließen zu können. Ähnliche Absperrmedien wie Mowital ® reagieren möglicherweise mit dem<br />
Zweikomponenten-Epoxidharz und führen zu unerwünschten Reaktionen. Vgl. die Produktinformationen zu Mowital ® im Anhang<br />
B.<br />
48<br />
Siehe dazu auch die betreffenden Ergebnisse des Versuches I. der Tabelle 9 auf der Seite 13ff. im Anhang A.<br />
33<br />
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II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Arbeitsbereich: Flechtwerk<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Feinschliff des<br />
Ergänzungsmantels<br />
Auftrag des Kunstharzüberzuges<br />
Um die Oberflächen der ergänzten<br />
Bereiche dem keramischen Material<br />
anzupassen, mussten zunächst<br />
die Bearbeitungsspuren des vorhergehenden<br />
Grobschliffes entfernt<br />
werden. Die Durchführung dieses<br />
Arbeitsschrittes geschah durch eine<br />
weitere Abrasion des Kunststoffmantels<br />
mittels Flachfeilen und<br />
einem Skalpell.<br />
Für die Angleichung der unter Niveau<br />
gehaltenen Ergänzungen an<br />
die Glasur des Hartporzellans erfolgte<br />
ein Auftrag in Form eines Polyurethanlackes.<br />
Die dafür verwendete<br />
Kunstharzglasur Torlife ® wurde<br />
mit einem Fehhaarpinsel in bis<br />
zu zwei Arbeitsgängen appliziert.<br />
Tabelle 13b / Versuch VIII. - Referenzrestaurierung (Hartporzellan) Durchbruchkorb<br />
Arbeitsbereich: Astwerk<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Zustand<br />
vor den Ergäzungsmaßnahmen<br />
Herstellung der<br />
Grundkonstruktion<br />
Die Blütenbeläge des Korbes sollten<br />
nicht ergänzt werden. Lediglich<br />
drei der vier, an den beiden Henkeln<br />
befindlichen Seitenäste, fanden<br />
zur Beruhigung des formalen<br />
Gesamteindruckes eine Ergänzung.<br />
Der reversible Aspekt stand<br />
auch hier im Vordergrund, weshalb<br />
ebenfalls eine Grundkonstruktion<br />
mit Pamio ® (2) in Betracht gezogen<br />
wurde.<br />
Für die feingliedrige Grundkonstruktion<br />
musste die Masse einen<br />
hohen Grad an Bildsamkeit aufweisen.<br />
Dies war nur mit einer guten<br />
Durchfeuchtung möglich. Anschließend<br />
wurde die Masse auf einer<br />
Gipsplatte per Hand ausgewalzt,<br />
die Enden mit Gießmasse versehen<br />
und auf diese Weise an der keramischen<br />
Substanz befestigt.<br />
34<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
Fach: <strong>Naturwissenschaftliche</strong>s Arbeiten Student: Sandro Welsch
II. Teil, Anhang A Ergänzende Angaben<br />
Arbeitsbereich: Astwerk<br />
Arbeitsschritt Beschreibung Abbildung<br />
Applizierung des<br />
Ergänzungsmantels<br />
Oberflächenbearbeitung<br />
des<br />
Ergänzungsmantels<br />
Retouche<br />
der Ergänzung<br />
Auftrag des Kunstharzüberzuges<br />
Auch an dieser Stelle folgte nach<br />
der vollständigen Durchtrocknung<br />
der Grundkonstruktion das Absperren<br />
der Oberfläche mit Paraloid<br />
B72 zu 20% in Aceton gelöst. Danach<br />
schloss sich die Applizierung<br />
des Kunststoffmantels mit dem Epoxidharz<br />
EPO-TEK ® 301-2 an.<br />
Nach dem schichtweisen Auftrag<br />
und der vollständigen Aushärtung<br />
des Epoxidharzes erschien es notwendig,<br />
die partiell unebene Oberfläche<br />
der Ergänzungen zu glätten.<br />
Aufgrund der Feingliedrigkeit war<br />
dies lediglich mit der Skalpellklinge<br />
möglich.<br />
Zunächst wurde die Epoxidharzoberfläche<br />
mit Paraloid B72 zu 5%<br />
gelöst in Aceton abgesperrt. Dem<br />
schloss sich eine Vollretouche in<br />
lasierender Form an. In Schichtlagen<br />
erfolgte der Farbauftrag mit<br />
Acrylfarben der Marke Daler Rowney.<br />
Mehrere Farblagen führten zu<br />
einer Verdichtung und schufen auf<br />
diese Weise partiell dunklere Partien.<br />
Auch für diesen Arbeitsgang erfolgte<br />
eine Angleichung der Ergänzungen<br />
an die Glasur des Hartporzellans<br />
durch einen Auftrag mit Polyurethanlack.<br />
Die dafür verwendete<br />
Kunstharzglasur Torlife ® wurde mit<br />
einem Fehhaarpinsel bis zu zweimal<br />
appliziert.<br />
35<br />
Fachhochschule Erfurt <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong><br />
Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
Fach: <strong>Naturwissenschaftliche</strong>s Arbeiten Student: Sandro Welsch
II. Teil, Anhang A Literaturverzeichnis<br />
ANDRÉ 1976<br />
Literaturverzeichnis<br />
André, Jean-Michel:<br />
Keramik und Glas. Ratschläge und Informationen für Sammler und Restauratoren,<br />
Berlin West 1976 (in der Übersetzung aus dem Französischen von Werner Kramer)<br />
BANIK 1989<br />
Banik, Gerhard u. Gabriela Krist: Lösungsmittel in der Restaurierung, überarbeitete Auflage,<br />
Wien 1989 3 [= Schriftenreihe Restaurierung - Konservierung - Technologie Bd. 1,<br />
Gerhard Banik und Gabriela Krist (Hrsg.)]<br />
BINDER 1955<br />
Binder, Paul; Fritz Schaumann u. Meinhard Hass u.a.:<br />
Stukkateur Handbuch. Die Gipserfibel, überarbeitete Auflage, o.O. 1955 3<br />
(Faksimile - Nachdruck der Ausgabe von 1955 3 , Hannover 1985)<br />
BROZIO 2007<br />
Brozio, Patricia: Kunstwerkfälschung. Urheberpersönlichkeitsrecht und Restaurierung,<br />
in: Restauro, Zeitschrift für Kunsttechniken, Restaurierung und Museumsfragen,<br />
100 (2007) 7, Seiten 422-425<br />
BRUNNER 2003<br />
Brunner, Anette: Renaissancen. Antikenrezeption in der Angewandten Kunst des 15. bis 19.<br />
Jahrhunderts, Ausstellungskatalog, Hannover, Kestner - Museum, 03.04.-20.07.2003,<br />
herausgegeben vom Kestner - Museum, Hannover 2003<br />
D´ALBIS 2000<br />
D´Albis, Antoine: Herstellungsverfahren von Porzellan in Frankreich<br />
im späten 17. und beginnenden 18. Jahrhundert, in: Keramos, Zeitschrift<br />
der Gesellschaft der Keramikfreunde e.V. Düsseldorf, (2000) 167/168, Seiten 175-188<br />
DENNINGER 1986<br />
Denninger, Edgar: Keramik und Porzellan,<br />
in: Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken, (1986) 3, Seiten 69-133<br />
DOWN 1996<br />
Down, Jane L.; Maureen A. MacDonald u. Jean Tétreault u.a.: Adhesive Testing<br />
at the Canadian Conservation Institute. An Evaluation of selected Poly(vinylacetate) and<br />
Acrylic Adhesives, in: Studies in Conservation, 41 (1996) 1, Seiten 19-44<br />
ERBRECHT 2002<br />
Erbrecht, Rüdiger; Hubert König u. Karlheinz Martin u.a.:<br />
Das Tafelwerk. Formelsammlung für die Sekundarstufe I und II., Berlin 2002<br />
FRIEDL 1993<br />
Friedl, Hans:<br />
Warum? Weshalb? Wieso?. 100 Fragen über Porzellan, unveränderte Auflage, Selb 1993 15<br />
GURTNER 2006<br />
Gurtner, Christian u. Martina Ruttin:<br />
Die Konservierung und Restaurierung der Terrakottabozzeti Giovanni Giulianis aus dem Bestand<br />
des Museums in Stift Heiligenkreuz. Erkenntnisse und Ergebnisse, in: Restauro. Zeitschrift<br />
für Kunsttechniken, Restaurierung und Museumsfragen, (2006) 7, Seiten 440-450<br />
36<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
Fach: <strong>Naturwissenschaftliche</strong>s Arbeiten Student: Sandro Welsch
II. Teil, Anhang A Literaturverzeichnis<br />
HERING 2000<br />
Hering, M.H. Bernd: Weiße Farbmittel, Fürth 2000<br />
HEROLD 1990<br />
Herold, Karl:<br />
Konservierung von archäologischen Bodenfunden. Metall - Keramik - Glas, Wien 1990<br />
HEUSCHKEL 1990<br />
Heuschkel, Hermann; Gisela Heuschkel u. Klaus Muche:<br />
ABC Keramik, stark überarbeitete Auflage, Leipzig 1990 2<br />
HILBERT 2002<br />
Hilbert, Günther S.: Sammlungsgut in Sicherheit, vollständig überarbeitete und erweiterte<br />
Auflage, Berlin 2002 3 [= Publikationsreihe Berliner Schriften zur Museumskunde Bd. 1, Institut<br />
für Museumskunde Berlin, Staatliche Museen zu Berlin- Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.)]<br />
HOMOLKA 1989<br />
Homolka, Elisabeth: Die Glaskrankheit. Ursachen und Wirkungen von Abbauprozessen<br />
an historischen Glasobjekten und Möglichkeiten zur Restaurierung und Konservierung,<br />
Wien1989 (Diplomarbeit, Kopie der Meisterschule für Restaurierung und Konservierung der<br />
Akademie der Bildenden Künste Wien)<br />
HORIE 1999<br />
Horie, Charles Velson: Materials of Conservation. Organic consolidants<br />
adhesives and coatings, überarbeitete Auflage, Oxford - Auckland - Boston 1999 9<br />
HUCKE 1990<br />
Hucke, Joachim u. Rolf-Dieter Bleck: Chemikalien und Rezepte,<br />
ergänzte Auflage, Weimar 1990 4 [= Publikationsreihe Restaurierung und Museumstechnik<br />
Bd. 3, Museum für Ur- und Frühgeschichte, Rudolf Feustel (Hrsg.)]<br />
HUBER 2007<br />
Huber, Alfons: Kann man >objektiv< richtig restaurieren?, in: Restauro, Zeitschrift für Kunsttechniken,<br />
Restaurierung und Museumsfragen, 100 (2007) 2, Seiten 118-124<br />
KOCH 1990<br />
Koch, Wilfried:<br />
Baustilkunde. Europäische Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart, München 1990<br />
KORNTEUER-WARDAK 2004<br />
Kornteuer-Wardak, Tania: Nichtkeramische Reliefapplikationen auf japanischen Imari-Vasen<br />
aus der Dresdner Porzellansammlung. Untersuchungen zur Herstellungstechnik,<br />
in: Zeitschrift für Kunsttechnik und Konservierung, 18 (2004) 2, Seiten 215-224<br />
KUEHN 1981<br />
Kühn, Hermann: Erhaltung und Pflege von Kunstwerken und Antiquitäten.<br />
Mit Materialkunde und Einführung in künstlerische Techniken,<br />
Bd. 2, überarbeitete und revidierte Auflage, München 1988 2<br />
LATSCHA 1994<br />
Latscha, Hans Peter u. Helmut Alfons Klein:<br />
Chemie - Basiswissen. Anorganische Chemie - Organische Chemie - Analytische Chemie,<br />
überarbeitete und revidierte Auflage, Berlin - Heidelberg 1994 6<br />
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Fachhochschule Erfurt <strong>Naturwissenschaftliche</strong> <strong>Belegarbeit</strong><br />
Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
Fach: <strong>Naturwissenschaftliche</strong>s Arbeiten Student: Sandro Welsch
II. Teil, Anhang A Literaturverzeichnis<br />
LEITHNER 2004<br />
Leithner, Hans-Joachim: Wissensspeicher für Restauratoren. Keramik,<br />
Weimar 2004 (vervielfältigt, Kopie im Archiv des Verfassers)<br />
LEITHNER 2007<br />
Leithner, Hans-Joachim: Wissensspeicher für Restauratoren.<br />
Formenbau und Gusstechniken, Weimar 2007 (vervielfältigt, Kopie im Archiv des Verfassers)<br />
LUIDL 1990<br />
Luidl, Philipp u. Helmut Huber:<br />
Ornamente. Ornaments, durchgesehene Auflage, München 1990 3<br />
MONTENEGRO 1997<br />
Montenegro, Riccardo:<br />
Enzyklopädie der Wohnkultur. Von der Antike bis zur Gegenwart, Köln 1997<br />
NEUMUELLER 2003<br />
Neumüller, Otto-Albrecht:<br />
Duden - Das Wörterbuch chemischer Fachausdrücke, Mannheim 2003<br />
NIENSTEDT 1998<br />
Nienstedt, Silke: Untersuchung und Konservierung einer überfassten<br />
chinesischen Porzellanvase des Gewerbemuseums der Landesgewerbeanstalt<br />
im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Erfurt 1998 (Praxissemesterarbeit,<br />
Kopie des Fachbereiches Konservierung und Restaurierung der Fachhochschule Erfurt)<br />
O.V. 1994/1995<br />
o.V.: Chardin. Der Künstler,<br />
in: Maler. Leben, Werk und ihre Zeit, 3 (1994/1995) 70, Seiten 2210-2215<br />
RICHTER 2006<br />
Götter Helden und Grotesken. Das goldene Zeitalter der Majolika, Ausstellungskatalog,<br />
Pillnitz, Schloss Pillnitz, 17.06.-31.10.2006, herausgegeben im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen<br />
Dresden - Kunstgewerbemuseum durch Rainer G. Richter, München 2006<br />
ROTTLAENDER 1995<br />
Archäometrie und Denkmalpflege, Zusammenfassung der Vorträge und Poster der Gemeinschaftstagung<br />
der Arbeitskreise „Archäometrie und Denkmalpflege“ der Deutschen Mineralogischen<br />
Gesellschaft und „Archäometrie“ der Gesellschaft Deutscher Chemiker, Bochum,<br />
Deutsches Bergbau-Museum, 27.-29.09.1995, herausgegeben im Auftrag der Deutschen Mineralogischen<br />
Gesellschaft und der Gesellschaft Deutscher Chemiker, Bochum 1995<br />
SANDNER 1990<br />
Sandner, Ingo; Bernd Bünsche u. Gisela Meier u.a.:<br />
Konservierung von Gemälden und Holzskulpturen, Berlin 1990<br />
SAUTER 2004<br />
Sauter, Eve: Konsolidierung matter pudernder Malschichten mit Aerosolen,<br />
Erfurt 2004 (<strong>Belegarbeit</strong> <strong>Naturwissenschaftliche</strong> Untersuchungen,<br />
Kopie des Fachbereiches für Konservierung und Restaurierung der Fachhochschule Erfurt)<br />
SCHRAMM 1995<br />
Schramm, Hans-Peter u. Bernd Hering:<br />
Historische Malmaterialien und ihre Identifizierung, Stuttgart 1995<br />
38<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
Fach: <strong>Naturwissenschaftliche</strong>s Arbeiten Student: Sandro Welsch
II. Teil, Anhang A Literaturverzeichnis<br />
STAMBOLOV 1988<br />
Stambolov, Todor; Rolf-Dieter Bleck u. Norbert Eichelmann:<br />
Korrosion und Konservierung von Kunst- und Kulturgut aus Metall, Bd. 2,<br />
Weimar 1988 [= Publikationsreihe Restaurierung und Museumstechnik Bd. 9,<br />
Museum für Ur- und Frühgeschichte, Rudolf Feustel (Hrsg.)]<br />
STAMBOLOV 1990<br />
Stambolov, Todor; Rolf-Dieter Bleck u. Norbert Eichelmann:<br />
Korrosion und Konservierung von Kunst- und Kulturgut aus Metall, Bd. 1, ergänzte Auflage,<br />
Weimar 1990 2 [= Publikationsreihe Restaurierung und Museumstechnik Bd. 8,<br />
Museum für Ur- und Frühgeschichte, Rudolf Feustel (Hrsg.)]<br />
STAPPEL 2001<br />
Stappel, Matthias:<br />
Schellack. Eigenschaften - Verwendung - Untersuchungsmethoden, in: Restauro,<br />
Zeitschrift für Kunsttechniken, Restaurierung und Museumsfragen, (2001) 8, Seiten 596-603<br />
TOMANN 2004<br />
Tomann, Rolf u.a.:<br />
Die Kunst der Romanik. Architektur - Skulptur - Malerei, Königswinter 2004<br />
WALLER 2010<br />
Waller, Christoph: URL: www.c.waller.de/fr_didaktik.htm. 01.01.2010, 11:00 Uhr.<br />
WEISS 1970<br />
Weiß, Gustav: Ullstein Fayencenbuch. Eine Kunst- und Technikgeschichte der Fayencen mit<br />
Markenverzeichnis, Frankfurt (Main) - Berlin - Wien 1970<br />
WELSCH 2008<br />
Welsch, Sandro: Von schlechtem Stand. Eine Majolika-Prunkvase des Historismus und ihre<br />
Geschichte, Erfurt 2008 (Praxissemesterarbeit des Fachbereiches für Konservierung und<br />
Restaurierung der Fachhochschule Erfurt, im Besitz des Verfassers)<br />
WELSCH 2009<br />
Welsch, Sandro: Die Wertschätzung des »Weißen Goldes« im Kontext von<br />
Restaurierungspraxis und -ethik, in: Thüringer Museumshefte, 18 (2009) 2, Seiten 62-67<br />
WIHR 1977<br />
Wihr, Rolf:<br />
Restaurieren von Keramik und Glas. Entwicklung - Erhaltung - Nachbildung, München 1977<br />
WINKLER 1996<br />
Winkler, Hubert Chryspolitus: Ehemalige Hofsilber & Tafelkammer.<br />
Silber - Bronzen - Porzellan - Glas, Wien - Köln - Weimar 1996 [= Publikationsreihe<br />
der Museen des Mobiliendepots Bd.1, Ilsebill Barta-Fliedl u. Peter Parenzan (Hrsg.)]<br />
WITTIG 1984<br />
Wittig, Ralf: Moderne Kunstharze in der Keramikrestaurierung, Wien 1984<br />
(Diplomarbeit, Kopie der Meisterschule für Restaurierung und Konservierung der<br />
Akademie der Bildenden Künste Wien)<br />
WUEST 2000<br />
Wüst, Kathrin: Retusche glasierter Keramik. Untersuchung von transparenten Lacken auf ihre<br />
Eignung, Stuttgart 2000 (Diplomarbeit, Kopie des Institutes für Technologie der Malerei an<br />
der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart)<br />
39<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
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II. Teil, Anhang A Abkürzungsverzeichnis<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
Abb. Abbildung S. Seite<br />
bspw. beispielsweise u. und<br />
bzw. beziehungsweise u.a. unter anderem<br />
ca. circa v. Chr. vor Christus<br />
Dr. Doktor vgl. vergleiche<br />
etc. et cetera z.B. zum Beispiel<br />
e.V. eingetragener Verein<br />
evt. eventuell<br />
f. folgende Seite<br />
ff. folgende Seiten<br />
franz. französisch<br />
ggf. gegebenenfalls<br />
Hrsg. Herausgeber<br />
Jh. Jahrhundert<br />
K.u.K. Kaiserlich und Königlich<br />
lfd. laufend(e)<br />
Nr. Nummer<br />
o. oder<br />
o.A. ohne Angabe<br />
o.D. ohne Datierung<br />
o.O. ohne Ort<br />
o.S. ohne Seitenangabe<br />
o.V. ohne Verfasser<br />
Prof. Professor<br />
Die Kürzel mathematischer und physikalischer Größen bzw. Einheiten blieben für das vor-<br />
liegende Abkürzungsverzeichnis unberücksichtigt.<br />
40<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
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II. Teil, Anhang A Versuchsverzeichnis<br />
Versuchsverzeichnis<br />
lfd. Nummerierung und Bezeichnung Art der Auswertung Teil & Seite<br />
Versuch I.<br />
Lichtalterung schriftlich, I. Teil, 22ff.<br />
tabellarisch u. grafisch II. Teil/ A, 13ff.<br />
Versuch II.<br />
Wärmeempfindlichkeit schriftlich I. Teil, 26ff.<br />
u. tabellarisch II. Teil/ A, 23f.<br />
Versuch III.<br />
Farbveränderungen schriftlich I. Teil, 22ff.<br />
u. grafisch II. Teil/ A, 20f.<br />
Versuch IV.<br />
Schadstoffemission schriftlich I. Teil, 29ff.<br />
u. tabellarisch II. Teil/ A, 25f.<br />
Versuch V.<br />
pH-Werte schriftlich I. Teil, 19ff.<br />
Versuch VI.<br />
Reversibilität schriftlich I. Teil, 13ff.<br />
u. tabellarisch II. Teil/ A, 10<br />
Versuch VII.<br />
Pamio ® als Isoliermaterial Abbildung 24 II. Teil/ A, 50<br />
Versuch VIII.<br />
Pamio ® als Basismaterial<br />
im Materialverbund<br />
tabellarisch<br />
u. Abbildung 27<br />
41<br />
II. Teil/ A, 31ff.<br />
u. 52<br />
Versuch IX.<br />
Einfärbung von Pamio ® schriftlich I. Teil, 10ff.<br />
u. tabellarisch II. Teil/ A, 6f.<br />
Versuch X.<br />
Wiederverwendung von Pamio ® tabellarisch II. Teil/ A, 8f.<br />
Versuch XI.<br />
Reaktivierung von Pamio ®<br />
im Materialverbund<br />
Abbildung 23 II. Teil/ A, 50<br />
Versuch XII.<br />
Härtegrad schriftlich I. Teil, 16ff.<br />
u. tabellarisch II. Teil/ A, 12<br />
Versuch XIII.<br />
Druckfestigkeit entfiel aus technischen Gründen<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
Fach: <strong>Naturwissenschaftliche</strong>s Arbeiten Student: Sandro Welsch
II. Teil, Anhang A Tabellenverzeichnis<br />
Tabellenverzeichnis<br />
lfd. Nummerierung und Inhalt Teil & Seite<br />
Tabelle 1 II. Teil/ A, 4f.<br />
Die Herstellung von Testkörpern im Gießverfahren.<br />
Tabelle 2 II. Teil/ A, 6<br />
Versuchsreihe IX.,<br />
Die Herstellung eingefärbter Probekörper im Gießverfahren.<br />
Tabelle 3 II. Teil/ A, 7<br />
Versuchsreihe IX.,<br />
Die Färbung und Verteilung der Pigmente.<br />
Tabelle 4 II. Teil/ A, 8f.<br />
Versuchsreihe X.,<br />
Die Wiederverwendung von Pamio ® .<br />
Tabelle 5 II. Teil/ A, 10<br />
Versuchsreihe VI.,<br />
Die Stadien von <strong>Premioro</strong> ® vor und nach der Behandlung mit Wasser.<br />
Tabelle 6 II. Teil/ A, 11<br />
Versuchsreihe VI.,<br />
Berechnung der Rohdichte und der offenen Porosität der <strong>Premioro</strong> ® -Modifikationen.<br />
Tabelle 7 II. Teil/ A, 11<br />
Die Härtegradskala nach Mohs,<br />
aus HERING 2000, S. 18.<br />
Tabelle 8 II. Teil/ A, 12<br />
Versuchsreihe XII.,<br />
Untersuchung des Härtegrades an den einzelnen Modifikationen.<br />
Tabelle 9 II. Teil/ A, 13ff.<br />
Versuchsreihe I., Die künstliche Lichtalterung der <strong>Premioro</strong> ® -Modifikationen,<br />
in Verbindung mit gebräuchlichen Klebstoff- und Überzugsmaterialien.<br />
Tabelle 10 II. Teil/ A, 22<br />
Versuchsreihe I.,<br />
Umrechnung der technischen Versuchdauer in einen realen Zeitfaktor.<br />
Tabelle 11 a/b II. Teil/ A, 23f.<br />
Versuchsreihe II.,<br />
Die Wärmeempfindlichkeit der <strong>Premioro</strong> ® -Modifikationen.<br />
Tabelle 12 a/b II. Teil/ A, 25f.<br />
Versuchsreihe IV.,<br />
Untersuchung von Schadstoffemissionen der <strong>Premioro</strong> ® -Modifikationen.<br />
Tabelle 13 a/b II. Teil/ A, 28ff.<br />
Referenzrestaurierung an Feinsteingut mit Pamio ® .<br />
Tabelle 14 a/b II. Teil/ A, 32ff.<br />
Versuchsreihe XIII.,<br />
Referenzrestaurierung an Hartporzellan mit Pamio ® .<br />
Tabelle 15 II. Teil/ A, 46<br />
Foto- und Ausleuchtungstechnik<br />
42<br />
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II. Teil, Anhang A Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
lfd. Nummerierung und Nachweis Teil & Seite<br />
Abbildung 1 I. Teil, 4<br />
Porträt der Marchesa Gentili Boccapaduli von Laurent Pércheux, Gemälde,<br />
1777, Privatsammlung, MONTENEGRO 1997, S. 175.<br />
Abbildung 2 I. Teil, 5<br />
Brustbildnis einer Dame, Majolika-Schüssel,<br />
15 Jh., Leipzig, Grassi - Museum für angewandte Kunst,<br />
Links: Aufnahme des Verfassers / Rechts: Historische Aufnahme.<br />
Abbildung 3 I. Teil, 7<br />
Die Zusammensetzung von <strong>Premioro</strong> ® ,<br />
Grafik des Verfassers.<br />
Abbildung 4 I. Teil, 9<br />
Dünnwandigkeit, Formenguss und Schwindung von <strong>Premioro</strong> ® ,<br />
Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 5 I. Teil, 12<br />
Versuch IX.: Oberflächenverbesserung und Untersuchung<br />
der Probanten durch Schleifen an Pamio ® (2), Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 6 I. Teil, 15<br />
Versuch VI.: Die Reaktivierung von bereits ausgeformten Probanten<br />
mittels Wasser an <strong>Premioro</strong> ® , Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 7 I. Teil, 18<br />
Versuch XII.: Die Auswirkungen von Wasser und Pigmentierung<br />
auf den Härtegrad an Pamio ® (2), Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 8 I. Teil, 21<br />
Versuch V.: Die pH-Werte der einzelnen Massenmodifikationen,<br />
Aufnahme des Verfassers.<br />
Abbildung 9 I. Teil, 25<br />
Versuch I.: Der Xenotester 150S+ und seine Anwendung,<br />
Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 10 I. Teil, 28<br />
Versuch II.: Die Versuchsanordnung und Auswirkungen von Wärme<br />
an Pamio ® , Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 11 I. Teil, 31<br />
Versuch IV.: Der Versuchsaufbau des Oddy-Tests für die <strong>Premioro</strong> ® -Modifikationen,<br />
Grafik überarbeitet nach HILBERT 2002, S. 249; Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 12 II. Teil/ A, 17<br />
Versuch I.: Verlauf der relativen Luftfeuchte in %<br />
während des Versuches, Grafik des Verfassers.<br />
Abbildung 13 II. Teil/ A, 18<br />
Versuch I.: Verlauf der Temperatur in °C<br />
während des Versuches, Grafik des Verfassers.<br />
Abbildung 14 II. Teil/ A, 19<br />
Versuch I.: Verlauf der Strahlungsintensität in %<br />
während des Versuches, Grafik des Verfassers.<br />
43<br />
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II. Teil, Anhang A Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 15 II. Teil/ A, 20<br />
Versuch III.: Farbliche Veränderungen durch künstliche Alterung<br />
an Pamio ® (2), Grafik des Verfassers.<br />
Abbildung 16 II. Teil/ A, 21<br />
Versuch III.: Farbliche Veränderungen durch künstliche Alterung<br />
an Premio ® (1), Grafik des Verfassers.<br />
Abbildung 17 II. Teil/ A, 47<br />
Triumph der Galatea von Raffael Santi, Fresko,<br />
1512, Rom, Villa Farnesina, BECK 1999, S. 397.<br />
Putto auf Delfin, Majolika-Teller,<br />
o.D., Privatsammlung, GLASER (Hrsg.) 2004, S.157.<br />
Abbildung 18 II. Teil/ A, 47<br />
Henkeltopf, Keramik,<br />
o.D., Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, ULMANN (Hrsg.) 2004, S. 159.<br />
Biedermeiertasse / Pflanzkübel, Detailansichten, Porzellan,<br />
o.D., Leipzig, Grassi - Museum für angewandte Kunst, Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 19 II. Teil/ A, 48<br />
Tafelaufsatz in Form eines Tritons, Detailansichten, Fayence,<br />
zwischen 1760-1775, Leipzig, Grassi - Museum für angewandte Kunst,<br />
Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 20 II. Teil/ A, 48<br />
Pferd von Reiko Groß, Premio ® (1),<br />
2008, Privatbesitz, Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 21 II. Teil/ A, 49<br />
Brustbildnis einer Dame, Detailansicht, Majolika-Schüssel,<br />
15 Jh., Leipzig, Grassi - Museum für angewandte Kunst, Aufnahme des Verfassers.<br />
Farbproben mit Ceracell ® für die Restaurierung des obigen Objektes,<br />
Aufnahme des Verfassers.<br />
Abbildung 22 II. Teil/ A, 49<br />
Versuch IX.: Der mechanische Abrieb der eingefärbten<br />
Pamio ® -Modifikation (2), Aufnahme des Verfassers.<br />
Abbildung 23 II. Teil/ A, 50<br />
Versuch XI.: Die Reaktivierung von Pamio ® (2) im Materialverbund mittels<br />
zweier Hartporzellan-Blättchen und Epoxidharz, Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 24 II. Teil/ A, 50<br />
Versuch VII.: Die Möglichkeit von Pamio ® (2) als Isoliermaterial,<br />
vorgestellt an einem Wandleuchterarm, Unterweissbacher Werkstätten für Porzellankunst,<br />
letztes Drittel des 20.Jh., Privatbesitz, Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 25 II. Teil/ A, 51<br />
Versuch I.: Die Reihenfolge der Längenmessungen an den einzelnen<br />
Probanten vor und nach dem Versuch, Aufnahme des Verfassers.<br />
Abbildung 26 II. Teil/ A, 51<br />
Versuch I.: Der Prüfraum des Xenotester ® s 150S+<br />
und seiner Einzelelemente IR-Filterlaterne und Probenträger,<br />
Grafik überarbeitet nach der Betriebsanleitung von Atlas, Abb. 12, S. 24.<br />
Abbildung 27 II. Teil/ A, 52<br />
Versuch VIII.: Die Präparation von Pamio ® (2) mit einer Kunststoffbeschichtung<br />
für die Porzellanrestaurierung, Aufnahmen des Verfassers.<br />
44<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
Fach: <strong>Naturwissenschaftliche</strong>s Arbeiten Student: Sandro Welsch
II. Teil, Anhang A Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 28 II. Teil/ A, 52<br />
Versuch VIII. (Referenzrestaurierung): Pamio ® (2) als Basismaterial im Materialverbund,<br />
Durchbruchkorb aus dem ersten Potsdam´schen Service für Friedrich II. von Preussen,<br />
Porzellanmanufaktur KPM Berlin, Mitte 18.Jh., Privatbesitz,<br />
Vor- und Endzustand, Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 29 II. Teil/ A, 53<br />
Referenzrestaurierung: Die Anwendungsmöglichkeiten von Pamio ® (2) an Steingut,<br />
Pferdegruppe, Porzellanfabrik Hertwig & Co Katzhütte, 1.Hälfte 20.Jh., Privatbesitz,<br />
Vor- und Endzustand, Aufnahmen des Verfassers.<br />
Abbildung 30 II. Teil/ A, 53<br />
Die Verwendung von Premio ® (1) als Ergänzungs- und Kreidegrund-Ersatz,<br />
Aufnahmen des Verfassers.<br />
Alle an dieser Stelle nicht aufgeführten Abbildungen stammen, wenn nicht weiter vermerkt,<br />
vom Verfasser.<br />
45<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
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II. Teil, Anhang A Fotoanhang<br />
Fotoanhang<br />
Ergänzendes Bildmaterial der vorangegangenen Kapitel und Versuche ist Gegenstand<br />
des Fotoanhanges. Aufgrund der zahlreichen Aufnahmen ist das kommende Bildmaterial<br />
auf einen relevanten Teil reduziert. Die fortlaufende Nummerierung ergibt sich aus der im<br />
Abbildungsverzeichnis getroffenen Zahlenfolge.<br />
Die verwendete Foto- und Ausleuchtungstechnik ist in der nachstehenden Tabelle zu-<br />
sammengefasst:<br />
Tabelle 15 Fotoanhang<br />
Ausleuchtungstechnik<br />
großflächige<br />
Beleuchtung<br />
punktuelle<br />
Beleuchtung<br />
Kamera<br />
Atelierfotos Arbeitsfotos<br />
Camedia C-740 Ultra Zoom;<br />
Olympus; 3,2 Megapixel; Auflösung: HQ 2048x1536<br />
Leuchtmittel Tageslicht<br />
Hilfsmittel Styroporplatten<br />
Leuchtmittel Halogenreflektorlampe, 150W<br />
Hilfsmittel<br />
digitale<br />
Bearbeitungsprogramme<br />
Kaltlichtleuchte von Zeiss/ Schott<br />
mit zweiarmigen Schwanenhals-Lichtleitern,<br />
Modell KL 1500<br />
Adobe Photoshop CS, Adobe Systems Incorporated<br />
Corel Draw 12, Corel Cooperation<br />
46<br />
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II. Teil, Anhang A Fotoanhang<br />
Abbildung 17 1.2 Die Entstehungsgeschichte der Keramikrestaurierung<br />
Das vorliegende Beispiel zeigt die Auswirkungen, den die von der Antike beeinflussten Werke<br />
Raffael Santi´s auf die italienische Majolikakunst ausübten. Der Putto seines Freskos Triumph der<br />
Galatea, diente einem Majolikamaler als Vorlage für die Gestaltung eines Ziertellers.<br />
Abbildung 18 1.2 Die Entstehungsgeschichte der Keramikrestaurierung<br />
Bereits in der Antike war das „Flicken“ von Gebrauchskeramiken mit Hilfe von Bleidrähten und -<br />
klammern bekannt. Allgemein bot die Verwendung von Metallen eine kostengünstige und praktikable<br />
Alternative, um der Forderung von Gebrauchsfähigkeit und Stabilität Rechnung zu tragen.<br />
47<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
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II. Teil, Anhang A Fotoanhang<br />
Abbildung 19 1.3 Die Ergänzung zwischen Ethik und Ästhetik<br />
Einen nicht unwesentlichen Teil von Ergänzungen stellen abschließende Retouchen dar. Deren<br />
Bestimmung lag neben dem Zweck einer Angleichung oftmals in der Vortäuschung eines intakten<br />
Objektes. Ein Beispiel dafür ist die großflächige, nun gealterte Retouche dieses Tafelaufsatzes.<br />
Abbildung 20 2. Die Spezifikation von <strong>Premioro</strong> ®<br />
Mit <strong>Premioro</strong> ® hergestellte Objekte lassen sich durch entsprechende Maßnahmen auch witterungsbeständig<br />
gestalten. Ein Beispiel dafür ist diese Plastik, welche durch einen Auftrag von Acrylfarbe<br />
in Airbrush-Technik veredelt und parallel dazu wasserunempfindlich gestaltet wurde.<br />
48<br />
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II. Teil, Anhang A Fotoanhang<br />
Abbildung 21 2.2 Die Verarbeitung / 2.3 Die Einfärbung<br />
Auch andere modifizierte Ergänzungsmassen, wie das hier gezeigte Ceracell ® , neigen während<br />
der Trocknungsphase zu Rissbildungen. Ein Kriterium dafür könnte der zugesetzte Pigmentanteil<br />
sein. Positiv sind die guten Einfärbungsergebnisse von Ceracell ® , die bis zu 20% reichen.<br />
Abbildung 22 2.3 Die Einfärbung<br />
Haptisch konnte an den, mit Pigmenten versetzten Probanten, kein Abrieb festgestellt werden.<br />
Anders war dies durch einen leicht ausgeübten Druck, woraufhin die Kanten erkennbare Linien auf<br />
Papier hinterließen. Ab einem Pigmentzuschlag von 20% nimmt dieser Abrieb merklich zu.<br />
49<br />
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II. Teil, Anhang A Fotoanhang<br />
Abbildung 23 Versuch XI.<br />
In dem Versuch wurde Pamio ® Basis für eine Zusammenfügung von Porzellanblättchen, welche<br />
abschließend mit Epoxidharz ummantelt wurde (a). Bohrungen ermöglichten das Eindringen von<br />
Wasser (b), weshalb Pamio ® erweichen konnte und die Ergänzung sich leichter ablösen ließ (c/d).<br />
Abbildung 24 Versuch VII.<br />
Keramische Montagen werden zumeist irreversibel oder schwer lösbar gestaltet. Durch die Auflage<br />
einer Trennschicht aus Pamio ® (b), konnte die Originalsubstanz erfolgreich vom Montagekleber<br />
isoliert werden (a/c). Trotz allem entstand eine äußerst stabile Verbindung der Porzellanteile (d).<br />
50<br />
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II. Teil, Anhang A Fotoanhang<br />
Abbildung 25 3.2.1 Die Lichtalterung<br />
Um vor und nach dem Versuchsgang im Xenotester ® 150S+ evt. auftretende Dilatationserscheinungen<br />
nachprüfen zu können, wurden Längenmessungen an allen Probanten durchgeführt. Diese<br />
erfolgten an jeweils zwei Außenkanten in oben vorgestellter Reihenfolge.<br />
Abbildung 26 3.2.1 Die Lichtalterung<br />
Die obige Grafik zeigt den Prüfraum des Xenotester ® s 150S+ mit seinen wesentlichen Elementen.<br />
Während des Versuches zirkulierten die Probenträger nicht wie vorgegeben um die eigene Achse,<br />
sondern waren stets der IR-Filterlaterne und somit der Bestrahlung zugewandt.<br />
51<br />
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II. Teil, Anhang A Fotoanhang<br />
Abbildung 27 Versuch VIII.<br />
Als Ergänzungsmaterial für Porzellan eignen sich die <strong>Premioro</strong> ® -Modifikationen aufgrund ihrer<br />
oberflächenästhetischen Eigenschaften nur wenig. Der Versuch sollte die Nutzungsmöglichkeiten<br />
der Masse als Träger für die in der Porzellanrestaurierung verwendeten Kunststoffe aufzeigen.<br />
Abbildung 28 Referenzrestaurierung (Hartporzellan): Durchbruchkorb - Vor- und Endzustand<br />
Aufgrund der optimalen oberflächenästhetischen Eigenschaften werden in der Porzellanrestaurierung<br />
meist Epoxidharze für die Fehlstellenergänzung eingesetzt. Der hier am Objekt praktizierte<br />
Einsatz von Pamio ® für eine Grundkonstruktion gewährleistet eine verbesserte Reversibilität.<br />
52<br />
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II. Teil, Anhang A Fotoanhang<br />
Abbildung 29 Referenzrestaurierung (Steingut): Pferdegruppe - Vor- und Endzustand<br />
Gegenüber dem Gesamtkomplex wirkten sich an diesem Objekt störend ein fehlendes Ohr sowie<br />
ein abgebrochenes Bein aus (a). Durch die Schließung der Fehlstellen vermittelt sich dem Betrachter<br />
erneut die künstlerische Intension einer natürlich lebhaften Tierplastik (b).<br />
Abbildung 30 4. Schlussbetrachtung<br />
Mit der Anfertigung einer Übungstafel zu Retouchen, ergaben sich an den Randzonen Fehlstellen<br />
in der Kreidegrund-Kittung (a/b). Diese konnten durch einen Antrag mit Premio ® geschlossen werden.<br />
Leicht gelbliche Verfärbungen ergaben sich vermutlich aus der Eigenfarbe der Masse (c).<br />
53<br />
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Fachrichtung: Konservierung/ Restaurierung Fachprofessor: Prof. Landmann<br />
Fach: <strong>Naturwissenschaftliche</strong>s Arbeiten Student: Sandro Welsch
Die digitale Erstellung und anschließende Drucklegung dieser <strong>Naturwissenschaftliche</strong>n<br />
<strong>Belegarbeit</strong> wurde mit folgenden Hilfsmitteln realisiert:<br />
Programme: Windows Word Professional 2003<br />
Firma: Microsoft<br />
Windows Excel 2003<br />
Firma: Microsoft<br />
UV WinLab 1995<br />
Firma: Perkin Elmer<br />
analySIS Pro 3.0<br />
Firma: Soft Imaging System GmbH<br />
Adobe Photoshop CS<br />
Firma: Adobe Systems Incorporated<br />
Corel Draw 12<br />
Firma: Corel Corporation<br />
Drucker: Farb-Laserdrucker CLP-310<br />
Firma: Samsung Electronics Co., Ltd.<br />
Papier: Double A Premium, 80 g/m 2<br />
Firma: Advance Agro Public Co., Ltd