13.01.2013 Aufrufe

Materialien für das Unterrichtsfach Deutsch

Materialien für das Unterrichtsfach Deutsch

Materialien für das Unterrichtsfach Deutsch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Materiale <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Deutsch</strong> im Fachgymnasium<br />

Baustein A Kommunikationstheorien und -modelle<br />

A4 Sprache, Denken und Wirklichkeit im Kontext eines<br />

nicht<br />

Seite A62 von 60<br />

humanistischen Menschenbildes<br />

überzeugen, daß es eine andere Richtigkeit der Worte gibt, als<br />

die sich auf Vertrag und Übereinkunft gründet." 1<br />

Bereits hier werden Zweifel an einem göttlich bestimmten und Natur<br />

gegebenen Zusammenhang zwischen Wort und Wirklichkeit diskutiert.<br />

Whorf untersuchte die Sprache der nordamerikanischen Hopis und zeigt<br />

eine enge Verbindung zwischen der Lebenswirklichkeit der Puebloindianer<br />

und ihrer Sprache. Whorf folgert, <strong>das</strong>s kein Individuum die Freiheit habe. Die<br />

Natur neutral und unparteilich zu beschreiben, da die Sprache abhänge von<br />

einem spezifischen linguistischen System in unserem Geist, von Abkommen,<br />

die <strong>für</strong> eine Sprachgemeinschaft gelten, und von besonderen<br />

Sprachstrukturen.<br />

Schaff greift die Frage auf, ob die Sprache unser Bild der Wirklichkeit schaffe<br />

oder die Wirklichkeit in der Sprache widergespiegelt werde; ob dem<br />

Menschen eine sprachschöpferische Rolle zukomme oder der<br />

Sprachvorgang lediglich einen Reproduktionsakt bedeute. Schaff bezieht<br />

sich auf verschiedene Begriffe <strong>für</strong> <strong>das</strong> Naturphänomen „Schnee" und kommt<br />

zu der Erkenntnis, <strong>das</strong>s schließlich nicht der Mensch die Unterschiede und<br />

Sorten von Schnee schaffe, sondern sie objektiv in der Natur vorhanden<br />

seien. Abhängig von der Lebenspraxis in einer Gemeinschaft entwickelt sich<br />

demnach eine Sprache historisch.<br />

Heisenberg wiederum gibt zu bedenken, <strong>das</strong>s die Erkenntnisse der<br />

modernen Physik in Bereiche der Natur vordrängen, denen ein sprachliches<br />

Äquivalent fehle. Bestehende Begriffe erwiesen sich oftmals als „stumpfe<br />

Werkzeuge." 2 Die Signifikanz der Wörter „oben" und „unten" offenbaren im<br />

Zeita1ter der Raumfahrt, <strong>das</strong>s Verhä1tnisse von Raum, Zeit, Ort und<br />

Geschwindigkeit im 20. Jahrhundert einen grundlegend neuen<br />

Bedeutungskontext erhalten haben.<br />

1 Platon: Kratylos. In: Ders.: Sämtliche Schriften. Bd. 2. Übers. v. Friedrich<br />

Schleiermacher. Hamburg 1975. S. 126 f.<br />

2 Werner Heisenberg: Sprache und Wirklichkeit in der modernen Physik. In:<br />

Ders.:<br />

Sprache und Wirklichkeit. Essays. München 1967. übern. aus: Verstehen und<br />

Gestalten.<br />

Bd. 2. 1997. S. 309f.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!