Materialien für das Unterrichtsfach Deutsch
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Materialen für das Unterrichtsfach Deutsch im Fachgymnasium Baustein A Kommunikationstheorien und -modelle A2 Kommunikationspsychologie Seite A36 von 60 3. Beziehung (oder: Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen) Aus der Nachricht geht ferner hervor, wie der Sender zum Empfänger steht, was er von ihm hält. [...] Allgemein gesprochen: Eine Nachricht senden heißt auch immer, zu dem Angesprochenen eine bestimmte Art von Beziehung auszudrücken. Streng genommen ist dies natürlich ein spezieller Teil der Selbstoffenbarung. Jedoch wollen wir diesen Beziehungsaspekt als davon unterschiedlich behandeln, weil die psychologische Situation des Empfängers verschieden ist: Beim Empfang der Selbstoffenbarung ist er ein nicht selbst betroffener Diagnostiker (,,Was sagt mir deine Äußerung über dich aus?“), beim Empfang der Beziehungsseite ist er selbst ,,betroffen“ (oft im doppelten Sinn dieses Wortes). Genaugenommen sind auf der Beziehungsseite der Nachricht zwei Arten von Botschaften versammelt. Zum einem solche, aus denen hervorgeht, was der Sender vom Empfänger hält, wie er ihn sieht. In dem Beispiel gibt der Mann zu erkennen, daß er seine Frau für hilfebedürftig hält. - Zum anderen enthält die Beziehungsseite aber auch eine Botschaft darüber, wie der Sender die Beziehung zwischen sich und dem Empfänger sieht (,,so stehen wir zueinander“). Wenn jemand einen anderen fragt: ,,Na, und wie geht es in der Ehe?“ - dann enthält diese Sach-Frage implizit auch die Beziehungsbotschaft: ,,Wir stehen so zueinander, daß solche (intimen) Fragen durchaus möglich sind.“ - Freilich kann es sein, daß der Empfänger mit dieser Beziehungsdefinition nicht einverstanden ist, die Frage für deplaciert und zudringlich hält. Und so können wir nicht selten erleben, daß zwei Gesprächspartner ein kräftezehrendes Tauziehen um die Definition ihrer Beziehung veranstalten. Während also die Selbstoffenbarungsseite (vom Sender aus betrachtet) Ich- Botschaften enthält, enthält die Beziehungsseite einerseits Du-Botschaften und andererseits Wir-Botschaften. Was spielt sich jetzt, während Sie diesen Text lesen, auf der Beziehungsseite der Nachricht ab? Indem ich überhaupt diesen Beitrag geschrieben und veröffentlicht habe, gebe ich zu erkennen, daß ich Sie hinsichtlich unseres Themas für informationsbedürftig halte. Ich weise Ihnen die Rolle des Schülers zu. Indem Sie lesen (und weiterlesen), geben Sie zu erkennen, daß Sie eine solche Beziehung für den Augenblick akzeptieren. Es könnte aber auch sein, daß Sie sich durch meine Art der Entwicklung von Gedanken ,,geschulmeistert“ fühlen. Daß Sie bei sich denken: ,,Mag ja ganz richtig sein, was der da schreibt (Sachseite der Nachricht), aber die dozierende Art fällt mir auf den Wecker!“ [...] 4. Appell (oder: Wozu ich dich veranlassen möchte)
Materialen für das Unterrichtsfach Deutsch im Fachgymnasium Baustein A Kommunikationstheorien und -modelle A2 Kommunikationspsychologie Kaum etwas wird ,,nur so“ gesagt - fast alle Nachrichten haben die Funktion, auf den Empfänger Einfluß zu nehmen. In unserem Beispiel lautet der Appell vielleicht: ,,Gib ein bißchen Gas, dann schaffen wir es noch bei grün! « Die Nachricht dient also (auch) dazu, den Empfänger zu veranlassen, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen, zu denken oder zu fühlen. Dieser Versuch, Einfluß zu nehmen, kann mehr oder minder offen oder versteckt sein - im letzteren Falle sprechen wir von Manipulation. Der manipulierende Sender scheut sich nicht, auch die anderen drei Seiten der Nachricht in den Dienst der Appellwirkung zu stellen. Die Berichterstattung auf der Sachseite ist dann einseitig und tendenziös, die Selbstdarstellung ist darauf ausgerichtet, beim Empfänger bestimmte Wirkung zu erzielen (z. B. Gefühle der Bewunderung oder Hilfsbereitschaft); und auch die Botschaften auf der Beziehungsseite mögen von dem heimlichen Ziel bestimmt sein, den anderen ,,bei Laune zu halten“ (etwa durch unterwürfiges Verhalten oder durch Komplimente). Wenn Sach-, Selbstoffenbarungs- und Beziehungsseite auf die Wirkungsverbesserung der Appellseite ausgerichtet werden, werden sie funktionalisiert, d. h. spiegeln nicht wider, was ist, sondern werden zum Mittel der Zielerreichung. [...] Aufgaben/Übungen/1 Aufgabenstellung: 1. Entwerfen Sie zum Text „Die vier Seiten einer Nachricht oder Beziehungsbotschaft“ ein Mind-Map, das die Hauptaussagen des Kommunikationsmodelles strukturiert darstellt. 2. Präsentieren Sie anschließend Ihr Arbeitsergebnis. Übung (Zu zweit): A und B sitzen einander gegenüber. In der ersten Runde äußert A eine Minute lang nur Wahrnehmungen von B (z. B. „Ich sehe, wie deine Augen nach unten gerichtet sind.“ Nicht aber: „Ich sehe, wie du traurig guckst.“) – Danach kommt B dran, ebenfalls eine Minute. In der zweiten Runde äußert A Wahrnehmungen und Interpretationen (z. B. „Ich sehe, du lachst – und ich vermute, du bist ein bisschen verlegen.“); danach B, beide jeweils wieder etwa eine Minute. In der dritten Runde folgt der Dreierschritt: Wahrnehmung – Interpretation – eigene Reaktion darauf (z. B. „ich sehe deinen geraden Scheitel – ich vermute, Seite A37 von 60
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Baustein A Kommunikationstheorien und -modelle<br />
A2 Kommunikationspsychologie<br />
Kaum etwas wird ,,nur so“ gesagt - fast alle Nachrichten haben die Funktion,<br />
auf den Empfänger Einfluß zu nehmen. In unserem Beispiel lautet der Appell<br />
vielleicht: ,,Gib ein bißchen Gas, dann schaffen wir es noch bei grün! «<br />
Die Nachricht dient also (auch) dazu, den Empfänger zu veranlassen,<br />
bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen, zu denken oder zu fühlen.<br />
Dieser Versuch, Einfluß zu nehmen, kann mehr oder minder offen oder<br />
versteckt sein - im letzteren Falle sprechen wir von Manipulation. Der<br />
manipulierende Sender scheut sich nicht, auch die anderen drei Seiten der<br />
Nachricht in den Dienst der Appellwirkung zu stellen. Die Berichterstattung<br />
auf der Sachseite ist dann einseitig und tendenziös, die Selbstdarstellung ist<br />
darauf ausgerichtet, beim Empfänger bestimmte Wirkung zu erzielen (z. B.<br />
Gefühle der Bewunderung oder Hilfsbereitschaft); und auch die Botschaften<br />
auf der Beziehungsseite mögen von dem heimlichen Ziel bestimmt sein, den<br />
anderen ,,bei Laune zu halten“ (etwa durch unterwürfiges Verhalten oder<br />
durch Komplimente). Wenn Sach-, Selbstoffenbarungs- und Beziehungsseite<br />
auf die Wirkungsverbesserung der Appellseite ausgerichtet werden, werden<br />
sie funktionalisiert, d. h. spiegeln nicht wider, was ist, sondern werden zum<br />
Mittel der Zielerreichung. [...]<br />
Aufgaben/Übungen/1<br />
Aufgabenstellung:<br />
1. Entwerfen Sie zum Text „Die vier Seiten einer Nachricht oder<br />
Beziehungsbotschaft“ ein Mind-Map, <strong>das</strong> die Hauptaussagen des<br />
Kommunikationsmodelles strukturiert darstellt.<br />
2. Präsentieren Sie anschließend Ihr Arbeitsergebnis.<br />
Übung<br />
(Zu zweit): A und B sitzen einander gegenüber. In der ersten Runde äußert A<br />
eine Minute lang nur Wahrnehmungen von B (z. B. „Ich sehe, wie deine Augen<br />
nach unten gerichtet sind.“ Nicht aber: „Ich sehe, wie du traurig guckst.“) –<br />
Danach kommt B dran, ebenfalls eine Minute.<br />
In der zweiten Runde äußert A Wahrnehmungen und Interpretationen (z. B. „Ich<br />
sehe, du lachst – und ich vermute, du bist ein bisschen verlegen.“); danach B,<br />
beide jeweils wieder etwa eine Minute.<br />
In der dritten Runde folgt der Dreierschritt: Wahrnehmung – Interpretation –<br />
eigene Reaktion darauf (z. B. „ich sehe deinen geraden Scheitel – ich vermute,<br />
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