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Materialien für das Unterrichtsfach Deutsch

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Materialen <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Deutsch</strong> im Fachgymnasium<br />

Baustein A Kommunikationstheorien und -modelle<br />

A2 Kommunikationspsychologie<br />

- Die reifste Form der Streitdiskussion (wie Schüler sie in der Schule<br />

lernen<br />

sollten) ist eine Auseinandersetzung auf der Inhaltsebene, die die<br />

Beziehung nicht beeinträchtigt, was oft metakommunikative Bemer-<br />

kungen notwendig macht.<br />

„Versteh` mich nicht falsch, ich möchte dich nicht verletzen, aber ich bin in<br />

dieser Frage ganz anderer Meinung als du.“<br />

Die Eltern/Erzieher und Lehrer sollten eine Kongruenz von Inhalts- und<br />

Beziehungsaspekt in der Kommunikation anstreben. Besonders <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

Kleinkind ist eine solche Kongruenz wichtig, damit es ein stabiles<br />

Realitätsbewusstsein aufbauen kann. Eine Mutter, die ihr Kind lächelnd mit<br />

einem freundlichen ,,Komm nur her, mein Liebling!“ auf den Arm nimmt und<br />

es gleichzeitig schlägt, weil es etwas angestellt hat, stürzt <strong>das</strong> Kind in einen<br />

tiefen Zwiespalt; ebenso wenn sie <strong>das</strong> Kind liebkost (durch Streicheln und In-<br />

den-Arm-Nehmen), es aber gleichzeitig verbal ausschimpft ,,Du bist aber<br />

ganz schlimm, weil du deine Schwester geärgert hast.“<br />

Wenn Wahrnehmungen von Kindern durch wichtige Bezugspersonen in Frage<br />

gestellt werden, dann spricht Watzlawick von der Doppelbindung (,,double<br />

bind“). ,,Eine in einer Doppelbindung gefangene Person läuft also Gefahr, <strong>für</strong><br />

richtige Wahrnehmungen bestraft und darüber hinaus als böse oder verrückt<br />

bezeichnet zu werden, wenn sie es wagen sollte, zu behaupten, daß zwischen<br />

ihren tatsächlichen Wahrnehmungen und dem, was sie wahrnehmen sollte, ein<br />

wesentlicher Unterschied besteht. ,,(Watzlawick 1969, S. 196) Watzlawick<br />

führt als Beispiel Kinder an, die im Stande sind, den Zorn oder die<br />

Feindseligkeit eines Elternteils zu erkennen, der aber sofort seinen Zorn<br />

verneint und darauf beharrt, ,,daß auch <strong>das</strong> Kind ihn verneine, so <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Kind vor dem Dilemma stand, ob es den Eltern oder seinen eigenen<br />

Sinneswahrnehmungen glauben sollte. Wenn es seinen Sinnen vertraute,<br />

behielt es seinen sicheren Kontakt mit der Wirklichkeit; vertraute es dagegen<br />

dem Vater (bzw. der Mutter), so behielt es die notwendige Beziehung bei,<br />

verzerrte aber seine Wirklichkeitswahrnehmung.“ (Watzlawick 1969, S.<br />

196/97)<br />

In Familien, in denen eine paradoxe Kommunikation durchgängig üblich ist,<br />

könnte nach Watzlawick sogar Schizophrenie auftreten. Er formuliert<br />

vorsichtig und einschränkend:<br />

Wir sind daher der Ansicht, daß die Frage der pathogenen Folgen von<br />

Doppelbindungen nicht in den Begriffen von Ursache und Wirkung<br />

beantwortet werden kann, die <strong>für</strong> <strong>das</strong> medizinische Krankheitsmodell - z. B.<br />

die Beziehung zwischen Infektion und Entzündung - gelten. Die<br />

Doppelbindung verursacht nicht Schizophrenie. Man kann lediglich sagen,<br />

daß dort, wo Doppelbindungen zur vorherrschenden Beziehungsstruktur<br />

werden und wo sich die diagnostische Aufmerksamkeit auf den sichtlich am<br />

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