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Materialien für das Unterrichtsfach Deutsch

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Materialen <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Deutsch</strong> im Fachgymnasium<br />

Baustein A Kommunikationstheorien und -modelle<br />

A2 Kommunikationspsychologie<br />

wütend auf Sie ist und (aus irgendeinem Grund) im Moment nichts mit Ihnen<br />

zu tun haben möchte oder auch, <strong>das</strong>s er Sie einfach übersehen hat.<br />

Sie aber müssen sein Verhalten deuten. Der erfahrene Lehrer weiß meistens<br />

sehr gut, <strong>das</strong>s er z. B. einen Schüler durch Nichtbeachtung besonders strafen<br />

kann. Dieses Axiom korrespondiert natürlich auch mit dem Distanzverhalten<br />

(siehe S. 63 f.).<br />

Wenn sich eine Person in einem größeren Raum befindet und eine zweite (der<br />

ersten unbekannte) Person diesen betritt, wird die Wahl des Platzes sehr viel<br />

darüber aussagen, wie diese zweite Person ihr Verhalten zur ersten Person<br />

definiert. Für <strong>das</strong> gewünschte Verhältnis der Personen zueinander ist die<br />

räumliche Distanz, die gewählt wird, entscheidend. Setzt man sich direkt<br />

neben die erste Person, dann möchte man Kontakt aufnehmen, setzt man sich<br />

weit weg, möchte man wohl möglichst in Ruhe gelassen werden [...]. Aber in<br />

jedem Fall begibt man sich in eine Relation zur ersten Person.<br />

2. Axiom: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen<br />

Beziehungsaspekt, derart, daß letzterer den ersteren bestimmt und daher eine<br />

Metakommunikation ist. (Watzlawick 1969, S. 56)<br />

Mit jedem Inhalt, der übermittelt wird, wird in der mündlichen<br />

Kommunikation gleichzeitig auch die Beziehung bestimmt. Dabei definiert der<br />

Beziehungsaspekt, wie der Inhalt verstanden werden soll. Ein Lehrer, der in<br />

eine tobende Klasse kommt und feststellt ,,Ihr seid mir eine schöne Klasse“,<br />

meint mit seiner Aussage genau <strong>das</strong> Gegenteil dessen, was er inhaltlich<br />

ausdrückt. Es handelt sich hier um <strong>das</strong> Stilmittel der Ironie, wobei in einem<br />

solchen Fall Inhalts- und Beziehungsaspekt eines kommunikativen Aktes<br />

nicht kongruent (deckungsgleich) sind. Ein Bekannter, der zu Ihnen sagt<br />

,,Heute ist aber ein schönes Wetter“, kann damit Unterschiedliches auf der<br />

Beziehungsebene andeuten. Es ist <strong>für</strong> ihn/sie eine Verlegenheitsfloskel, er/sie<br />

will nichts weiter von Ihnen, oder es beinhaltet eine Aufforderung, mit ihm/ihr<br />

spazieren zu gehen, sich ins Schwimmbad zu begeben usw.<br />

Auch wenn wir scheinbar Sachverhalte vermitteln (etwa in einem Referat),<br />

deuten wir unseren Zuhörern (durch Gestik, Mimik, Körperhaltung) an, ob wir<br />

sie schätzen, lieben, verachten, ob sie uns gleichgültig sind.<br />

Häufig werden Auseinandersetzungen (oft in Paarbeziehungen) auf der<br />

Inhaltsebene ausgetragen, die ihre Ursachen in der Beziehungsebene haben.<br />

- Ein Paar streitet sich vor Freunden, wann es gestern nach Hause<br />

gekommen sei; die Differenz der Auffassung beträgt lediglich 15<br />

Minuten und ist <strong>für</strong> die Mitteilung unwichtig. Sehr häufig verbirgt sich<br />

hinter einer derartigen Diskussion ein tiefsitzender Beziehungskonflikt.<br />

- Meist aber bleibt ein solcher Streit nicht auf die Inhaltsebene<br />

beschränkt,<br />

mich<br />

sondern eskaliert auf der Beziehungsebene: ,,Immer verbesserst du<br />

vor Freunden. Du bist ekelhaft.“<br />

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