Materialien für das Unterrichtsfach Deutsch
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Materialen für das Unterrichtsfach Deutsch im Fachgymnasium Baustein A Kommunikationstheorien und -modelle A1 Der Radikale Konstruktivismus Glossar zentraler Fachbegriffe Theorie/1 (Aus: Funkkolleg Medien und Kommunikation: Konstruktionen von Wirklichkeit. Weinheim und Basel 1990. Einführungsbrief S. 75ff) Kognition: In traditioneller Sicht meint Kognition die lnformationsverarbeitung im menschlichen Gehirn. Die konstrukti-vis-ische Erkenntnistheorie sieht Kogni-tion hingegen als Informationskonstruk- tion im Gehirn gemäß den internen Strukturen und Organisationsformen des menschlichen neuronalen Apparates. Das Gehirn ist mithin kein umweltoffenes Reflexsystem, es versteht nur ,,seine eigene Sprache‘‘. Durch die Eigentätigkeit des Gehirns werden aus unspezifischen Sinnesreizen bewußte Vorstellungen produziert. Diese Kognitionen sind durch stammesgeschichtliche Festlegungen und aktuelle Erfahrungen zugleich gesellschaftlich bestimmt. Durch Kognitionsprozesse werden Wirklichkeits-modelle erzeugt, welche die Grundlagen für unsere Handlungen bilden. Kognitionstheorie: Heute ein umfangreiches und schwer abzugrenzendes Forschungsgebiet. Thematische Schwerpunkte sind: Wahrnehmung, Verstehen, Wissen, Gedächtnis, Sprache und künstliche Intelligenz. Entsprechend unterscheidet man als wichtige Wissenschaftsdiszi-plinen: Neurowissenschaften, Kognitive Psycholo-gie, Erkenntnistheorie, Seite A16 von 60 Linguistik und Forschung zur künstlichen Intelligenz. Selbstreferenz: : Zustand eines Systems, das wesentlich durch das Zusammenwirken seiner Bestandteile und nicht so sehr durch die Beeinflussung durch die Umwelt bestimmt wird. Selbstreferentielle Systeme sind daher ihrer Umwelt gegenüber selbstbestimmt (autonom). Die Annahme selbstorganisie-render und selbstreferentieller Prozesse ist grundlegend für die konstruktivistische Erkenntnistheorie. Verstehen: Mit dem Begriff ,,Verstehen‘‘ beziehen wir uns auf zwei Sachverhalte: (a) auf den kognitiven Prozeß, in dem Gehirn und Bewußtsein einem Wahrneh-mungsangebot (vor allem Medienan-geboten wie Texten, Bildern usw.) eine zusammenhängende sinnvolle Deutung zuordnen; (b) auf den sozialen Prozeß der Entsprechung einer Orientierungs- erwartung. In Interaktion und Kommuni-kation erwartet ein Sprecher, daß ein Hörer das vom Sprecher gemeinte oder erwartete
Materialen für das Unterrichtsfach Deutsch im Fachgymnasium Baustein A Kommunikationstheorien u A1 Der Radikale Kon Verhalten zeigen soll. Der Sprecher schreibt dem Hörer immer dann Verstehen zu, wenn dieser ein sprachliches bzw. nichtsprachliches Verhalten zeigt, das vom Sprecher als Verstehen bewertet und mit entsprechen-den Anschlußhandlungen beantwortet wird. Wirklichkeit/ Wirklichkeitskonstruktion: Menschen konstruieren im Rahmen sozialer Systeme durch kognitive Leistungen Wirklichkeitsvorstellungen, die dann sozial verbindlich sind, wenn sie von den Mitgliedern einer Gesellschaft geteilt werden und als Bezugsrahmen für individuelles wie gemeinsames Handeln dienen. Wirklichkeitskonstrukte dienen als gesellschaftlich einklagbarer Entscheidungsrahmen dafür, was in einem sozialen System als wirklich oder unwirklich, als wertvoll oder wertlos gilt. Wirklichkeit ist kognitive Wirklichkeit. Dabei wird unterstellt, daß es ,,außer-halb‘‘ unserer kognitiven Wirklichkeit eine Realität gibt, die den Anlaß für unsere Wirklichkeitskonstruktionen bietet. Wie diese Realität ,,an sich‘‘ ist, entzieht sich unserer Erkenntnis, da wir nur die Wirklichkeit kennen, die wir wahrnehmen und in der wir handelnd und kommunizierend leben. Seite A17 von 60
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Baustein A Kommunikationstheorien u<br />
A1 Der Radikale Kon<br />
Verhalten zeigen soll. Der Sprecher<br />
schreibt dem Hörer immer dann<br />
Verstehen zu, wenn dieser ein<br />
sprachliches bzw. nichtsprachliches<br />
Verhalten zeigt, <strong>das</strong> vom Sprecher<br />
als Verstehen bewertet und mit<br />
entsprechen-den<br />
Anschlußhandlungen beantwortet<br />
wird.<br />
Wirklichkeit/<br />
Wirklichkeitskonstruktion:<br />
Menschen konstruieren im Rahmen<br />
sozialer Systeme durch kognitive<br />
Leistungen<br />
Wirklichkeitsvorstellungen, die dann<br />
sozial verbindlich sind, wenn sie von<br />
den Mitgliedern einer Gesellschaft<br />
geteilt werden und als<br />
Bezugsrahmen <strong>für</strong> individuelles wie<br />
gemeinsames Handeln dienen.<br />
Wirklichkeitskonstrukte dienen als<br />
gesellschaftlich einklagbarer<br />
Entscheidungsrahmen da<strong>für</strong>, was in<br />
einem sozialen System als wirklich<br />
oder unwirklich, als wertvoll oder<br />
wertlos gilt. Wirklichkeit ist<br />
kognitive Wirklichkeit. Dabei wird<br />
unterstellt, daß es ,,außer-halb‘‘<br />
unserer kognitiven Wirklichkeit eine<br />
Realität gibt, die den Anlaß <strong>für</strong><br />
unsere Wirklichkeitskonstruktionen<br />
bietet. Wie diese Realität ,,an sich‘‘<br />
ist, entzieht sich unserer Erkenntnis,<br />
da wir nur die Wirklichkeit kennen,<br />
die wir wahrnehmen und in der wir<br />
handelnd und kommunizierend<br />
leben.<br />
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