12 Herausforderung Kooperation im internationalen Infrastruktur-Bau
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<strong>12</strong>8 <strong>Herausforderung</strong> <strong>Kooperation</strong> <strong>im</strong> <strong>internationalen</strong> <strong>Infrastruktur</strong>-<strong>Bau</strong><br />
unsere unter Punkt 2 entwickelte Coverstory<br />
übersetzt, ergeben sich folgende Präferenzen:<br />
Tab. 4: Abwicklung einer geänderten Leistung als<br />
Assurancespiel<br />
Assurancespiel<br />
<strong>Bau</strong>unternehm<br />
en (Zeile) <br />
Rasches<br />
Handeln<br />
(Z1)<br />
FormaleAbsicherung<br />
(Z2)<br />
Auftraggeber (Spalte)<br />
Auskömmlicher<br />
Preis (S1)<br />
Unterdeckter<br />
Preis (S2)<br />
4 / 4 1 / 3<br />
3 / 1 2 / 2<br />
Die geänderten Präferenzen ergeben sich daraus,<br />
dass beide Spieler davon ausgehen,<br />
dass sie nur bei <strong>Kooperation</strong> für sich das Opt<strong>im</strong>um<br />
erreichen können.<br />
Der geübte Spieltheoretiker erkennt bei<br />
dieser Konstellation sofort, dass in diesem<br />
Spiel zwei Nash-Gleichgewichte vorliegen:<br />
Sowohl die wechselseitige <strong>Kooperation</strong> (Z1 /<br />
S1), als auch die wechselseitige Defektion<br />
(Z2 / S2) bietet keinem Spieler einen Anreiz<br />
abzuweichen. Allerdings erreicht die wechselseitige<br />
<strong>Kooperation</strong> in diesem Spiel die<br />
höchsten Präferenzränge für beide Spieler,<br />
während die wechselseitige Defektion wie<br />
<strong>im</strong> Gefangenendilemma nur <strong>im</strong> jeweils<br />
zweitschlechtesten Ergebnis mündet.<br />
Welche der beiden Gleichgewichtsstrategien<br />
in diesem Spiel tatsächlich gewählt<br />
werden wird, ist spieltheoretisch ein Koordinationsproblem.<br />
Übersetzt in den tatsächlichen <strong>Bau</strong>alltag<br />
wird daraus eine Vertrauensfrage. Wenn ein<br />
Vertragspartner jeweils Vertrauen haben<br />
darf, dass auch der andere Partner eine kooperative<br />
Strategie wählt, ist es unter den<br />
Bedingungen des Assurance-Spiels <strong>im</strong> Eigeninteresse<br />
geboten, selbst kooperativ vorzugehen.<br />
In diesem Zusammenhang wird auf<br />
die zahlreichen positiven Beispiele unter den<br />
erwähnten Fallbeispielen verwiesen, bei denen<br />
es für beide Vertragspartner lohnend<br />
war, kooperativ vorzugehen.<br />
Für die Unternehmensseite erscheint es<br />
kaum vorstellbar, dass die <strong>im</strong> Gefangenendilemma<br />
abgebildete konfrontative Strategie<br />
als Geschäftsmodell dauerhaft erfolgreich<br />
sein kann. Der vielfach als Doyen der Managementlehre<br />
bezeichnete Austro-Amerikaner<br />
Peter F. Drucker (*1909 † 2005) argumentiert<br />
wie folgt:<br />
“Die Erfolgschancen einer Unternehmensstrategie<br />
sind umso größer, je stärker<br />
sie die Anwender in den Mittelpunkt<br />
rückt, ihre Bedürfnisse und ihre Realität.<br />
Eine wirkliche Innovation führt zu einer<br />
Veränderung in einem Markt oder in einer<br />
Gesellschaft. Sie sollte für die Anwender<br />
nützlich sein und mehr Wohlstand<br />
schaffen. Der Prüfstein einer jeder Neuentwicklung<br />
ist daher <strong>im</strong>mer die Frage,<br />
was sie für den Anwender erreicht.”<br />
(Drucker 2009: Bd. 2 S. 205f)<br />
Es ist davon auszugehen, dass die Komplexität<br />
von Großbauvorhaben insbesondere aus<br />
den Umfeldbedingungen, wie laufend geänderter<br />
Gesetze und Normen, politischer Einflüsse<br />
und zunehmender Beeinflussung<br />
durch externe Interessensgruppen weiter zun<strong>im</strong>mt.<br />
Die eigentliche Leistung des <strong>Bau</strong>unternehmens<br />
wird dann <strong>im</strong>mer weniger in der<br />
reinen physischen <strong>Bau</strong>werkserrichtung und<br />
<strong>im</strong>mer mehr in der kooperativen Komplexitätsbewältigung<br />
liegen.<br />
Diese Kompetenz einem Leistungswettbewerb<br />
zuzuführen, ist aus Sicht des Autors<br />
die große <strong>Herausforderung</strong> für Praxis und<br />
Forschung der <strong>Bau</strong>wirtschaft.<br />
<strong>12</strong>.8. Zusammenfassung<br />
Beispiele zeigen, dass eine kooperative Projektabwicklung<br />
bei der Errichtung von <strong>internationalen</strong><br />
<strong>Infrastruktur</strong>-Großprojekten unter<br />
klassischen Vertrags- und Vergütungsformen<br />
erfolgreich möglich ist.<br />
<strong>Kooperation</strong> kann jedoch nicht ausschließlich<br />
durch einen Vertrag erzwungen<br />
werden, sondern bedarf Grundlagen auf der<br />
Ebene der beteiligten Organisationen, der<br />
gemeinsamen Projektorganisation und auf<br />
der sozialen Ebene der handelnden Personen.