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PDF-Testbericht Convergent JL-2 - BOLD High End Vertrieb

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54 Test <strong>End</strong>verstärker <strong>Convergent</strong> <strong>JL</strong>-2 Signature MKII<br />

Wenn es eine passende<br />

Gelegenheit gibt, den Begriff<br />

„Dinosaurier“ in Zusammenhang<br />

mit einem HiFi-Gerät zu<br />

gebrauchen, dann hier: Diese<br />

<strong>End</strong>stufe dürfte es eigentlich<br />

gar nicht mehr geben<br />

Darf`s ein bisschen<br />

<strong>Convergent</strong> Audio Technology – nicht<br />

eben der geläufi gste Name auf der<br />

highendigen Landkarte, zweifellos aber<br />

einer der wohlklingendsten. Und das liegt<br />

vermutlich auch daran, dass die Produkte<br />

aus Rush im Staate New York nicht an jeder<br />

Straßenecke herumstehen, sondern<br />

sich ihren legendären Ruf via Mundpropaganda<br />

im Laufe von mittlerweile über 25<br />

Jahren auf die harte Tour erworben haben.<br />

Firmengründer Ken Stevens hatte zehn<br />

Jahre lang – von 1985 bis 1995 – nur ein<br />

einziges Produkt im Portfolio, nämlich die<br />

Vorstufe SL-1. Sie wird bis zum heutigen<br />

Tage gebaut, immer wieder modellgepfl egt,<br />

die letzte Inkarnation heißt, wenn ich richtig<br />

informiert bin, „SL-1 Signature MK II“.<br />

Im englischen Sprachraum wird das Gerät<br />

ehrfurchtsvoll nur „The Cat“ genannt<br />

und gilt als eine der besten Vorstufen<br />

überhaupt. Übrigens verfügt sie über ein<br />

eigebautes Phonoteil, dem wahre Wunderdinge<br />

nachgesagt werden, was eine redaktionelle<br />

Beschäftigung in der Zukunft nicht<br />

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mehr sein?<br />

so ganz unwahrscheinlich erscheinen lässt.<br />

<strong>Convergent</strong> Audio Technology ist eine<br />

kleine Firma; der Deutschlandvertrieb<br />

redet grundsätzlich von „ihm“, meint damit<br />

Ken Stevens, und tatsächlich würde es<br />

mich gar nicht wundern, wenn der Mann<br />

sein Ding weitgehend allein durchziehen<br />

würde. Das würde dann vielleicht auch<br />

den Umstand erklären, warum das Unternehmen<br />

auch im Jahre 2010 keine eigene<br />

Webseite betreibt – man kann ja nicht alles<br />

selber machen. Jedenfalls würde mich interessieren,<br />

wie er, so er denn tatsächlich<br />

allein am Werk ist, ein Dickschiff wie seine<br />

Stereoendstufe <strong>JL</strong>-2 Signature MKII überhaupt<br />

zusammengebaut und transportiert<br />

bekommt. Die Maschine wiegt nämlich<br />

stramme 82 Kilogramm und passt beim<br />

besten Willen in kein normales Rack; eine<br />

Gehäusetiefe von knapp 70 Zentimetern<br />

erfordert bei der Unterbringung ein wenig<br />

Kreativität. Abgesehen davon ist die Platzierung<br />

in einem „Gerätestapel“ auch wenig<br />

empfehlenswert: Dieses Tier von einem<br />

Verstärker strahlt im günstigsten Falle gut<br />

420 Watt Wärme ab; der Class-A-Betrieb<br />

mit 16 Beam-Power-Tetroden vom Typ<br />

6550 fordert in dieser Hinsicht unbarmherzig<br />

seinen Tribut. Ihre Befürchtung,<br />

dass es solcherlei Kompromisslosigkeit<br />

nicht im Tausch gegen ein Butterbrot gibt,<br />

ist berechtigt: Derzeit kostet das Gerät bei<br />

uns 21.000 Euro.<br />

Das <strong>End</strong>e der Fahnenstange ist damit übrigens<br />

noch nicht erreicht: Es gibt das Ganze<br />

auch noch in einer Mono-Ausführung, bei<br />

der man dann Platz für zwei dieser Schätzchen<br />

freischlagen muss.<br />

Ich muss gestehen – ich habe lange kein<br />

so „amerikanihsches“ HiFi-Gerät mehr in<br />

den Händen gehabt. Eines, dem man sofort<br />

ansieht, dass es in unmittelbarer Nähe<br />

der Schwerindustrie von Pennsylvania<br />

entstanden ist; dort, wo Amerika aus Blut<br />

und Schweiß besteht – oder zumindest<br />

noch bis vor Kurzem bestand. Die <strong>Convergent</strong><br />

riecht nach Stahl – und das meine<br />

ich durchaus wortwörtlich, daraus besteht<br />

sie nämlich auch. Und tatsächlich war<br />

beim Einbringen der Verstrebungen auf<br />

den großformatigen Blechen ein Schweißgerät<br />

am Werk, und das verbreitet einen<br />

ganz eigenen Geruch, der immer noch da<br />

ist. Zwei gewaltige, T-förmig angeordnete<br />

Abdeckhauben beherbergen das bei einer<br />

Röhrenendstufe obligatorische Eisen: Unter<br />

dem mittleren Deckel sitzen die beiden<br />

(vergossenen) Ausgangsübertrager, unter<br />

dem hinteren das Netzteil. Letzteres habe<br />

ich mich getraut von seiner Verpackug zu<br />

befreien und staunte nicht schlecht: Der<br />

Natztrafo zählt zu den fettesten Blechpaketen,<br />

die mir je untergekommen sind.<br />

Und der Sixpack dicker Siebelkos ist auch<br />

nichts, was einem bei einer Röhrenendstufe<br />

öfter über den Weg läuft.<br />

Das Interessante ist, dass all das keineswegs<br />

dazu dient, gewaltige Leistungsfl uten<br />

loszutreten; die <strong>Convergent</strong> leistet<br />

stattliche, aber nicht außergewöhnliche<br />

100 Watt; Messergebnisse und Herstellerangaben<br />

decken sich hier übrigens in<br />

erfreulich hohem Maße. Mit vier Pärchen<br />

6550 pro Kanal 100 Watt zu erzeugen, ist<br />

eine reichlich luxuriöse Herangehensweise<br />

ans Thema Leistungsverstärkung; dafür<br />

würde bequem die Hälfte der Glaskolben<br />

ausreichen. Jene sind übrigens selektierte<br />

Exemplare vom russischen Hersteller Svet-<br />

16 <strong>End</strong>röhren, über<br />

80 Kilogramm Gewicht<br />

– so baut man <strong>End</strong>stufen<br />

<strong>End</strong>verstärker Test 55<br />

Mitspieler<br />

Plattenspieler / Tonarme:<br />

· Clearaudio Innovation compact/<br />

Unify<br />

· Transrotor Fat Bob/<br />

TW-Acustic Raven 10.5<br />

Tonabnehmer:<br />

· Benz LP-S<br />

· Clearaudio Talismann 2<br />

Phonovorstufen:<br />

· Pass XP-15<br />

Vorverstärker:<br />

· MalValve preamp three line<br />

Lautsprecher:<br />

· Lumen White Artisan<br />

· K+T Prototyp<br />

Zubehör:<br />

· Netzversorung von Silent Wire<br />

· NF-Kabel von Van den Hul<br />

· Phonokabel von Van den Hul<br />

· Lautsprecherkabel von Intertechnik<br />

· Rack von Creaktiv<br />

· Plattenwaschmaschine<br />

von Clearaudio<br />

Gegenspieler<br />

<strong>End</strong>verstärker:<br />

· SymAsym<br />

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56 Test <strong>End</strong>verstärker <strong>Convergent</strong> <strong>JL</strong>-2 Signature MKII<br />

Eric Bibb – Rainbow People<br />

Gespieltes<br />

Eric Bibb<br />

Rainbow People<br />

Neil Diamond<br />

Home Before Dark<br />

Miles Davis<br />

Bitches Brew<br />

Rickie Lee Jones<br />

Pirates<br />

Hinten an der Wand sieh man<br />

den Grund für die unorthodoxe<br />

Montage der Eingangsbuchen:<br />

minimale Signalwege<br />

lana und genießen in Kennerkreisen einen<br />

ausgezeichneten Ruf. Interessant wird diese<br />

Art der Überdimensionierung, wenn<br />

man sich Betriebsart und Ruhestrom ansieht:<br />

Die Röhren arbeiten im Triodenbetrieb<br />

in Class-A-Einstellung, und da macht<br />

die stattliche Anzahl schon Sinn. Zur<br />

Schaltungstechnik kann ich mangels entsprechender<br />

Informationen wenig sagen,<br />

aber wenn man den verfügbaren Quellen<br />

Glauben schenken darf, dann versucht Ken<br />

Stevens gar nicht erst, seinen Verstärker<br />

mit sensationellen neuen Topologien zu<br />

schmücken; das Gerät ist eine Gegentaktendstufe<br />

nach alter Väter Sitte mit einer<br />

Eingangsstufe der aufwendigeren Art. Jeder<br />

Kanal arbeitet mit drei Doppeltrioden<br />

vom Typ ECC82, ECC83 und 6922; allesamt<br />

aus gutem Hause. Ein paar konstruktive<br />

Details der <strong>End</strong>stufe sind etwas, sagen<br />

wir mal, speziell; zum Beispiel die Anordnung<br />

der Anschlussbuchsen. Die einzige,<br />

die ordnungsgemäß auf der Rückseite ihren<br />

Platz gefunden hat, ist die Netzbuchse.<br />

Die Lautsprecherterminals sitzen seitlich<br />

neben den <strong>End</strong>röhren, womit es sich<br />

noch halbwegs kommod leben lässt; bei<br />

den Cinch-Eingangsbuchsen weit vorn auf<br />

den Seitenwänden allerdings hört der Spaß<br />

so langsam auf. Klar, kurze Signalwege,<br />

verstehe ich, aber das ist erstens reichlich<br />

unpraktisch und sieht zudem echt unvorteilhaft<br />

aus. Okay – ein bisschen was Schräges<br />

muss wohl sein bei einem Produkt wie<br />

diesem. Weit angenehmer nimmt sich da<br />

der Umstand aus, dass Ken Stevens den<br />

Ruhestromabgleich und die Symmetrieeinstellung<br />

der <strong>End</strong>stufe recht komfortabel<br />

So richtig schön<br />

ist der Aufbau<br />

der <strong>Convergent</strong><br />

nicht; das Ergebnis<br />

heiligt aber auch<br />

hier die Mittel<br />

Mit dem LCD-Anzeigeinstrument und dem<br />

Drehschalter lassen sich alle Ruheströme und<br />

die Symmetrie der <strong>End</strong>stufenhälften messen<br />

gestaltet hat. Es gibt ein kleines LCD-Anzeigeinstrument<br />

und einen Drehschalter<br />

mit reichlich vielen Positionen, und damit<br />

lassen sich der Ruhestrom jeder Röhre anzeigen,<br />

mit dem dazugehörigen Potentiometer<br />

im Bedarfsfalle auch korrigieren.<br />

Im Geräteinneren herrscht weitgehend<br />

Freiverdrahtung vor. Dabei steht die Funktionalität<br />

ganz klar vor den ästhetischen<br />

Gesichtspunkten, denn eine Augenweide<br />

ist das in dieser Form nicht. Zweifellos<br />

aber hat Ken Stevens sich viele Gedanken<br />

über seine Masse- und Stromversorgungsführung<br />

gemacht, denn die diesbezügliche<br />

Leitungsführung zeugt von Sachkenntnis.<br />

Per notgedrungen seitlich angedockten<br />

Cinchkabeln mit unserer MalValve-Vorstufe<br />

verbandelt – Ken Stevens hält nicht<br />

viel von Symmetrie und legt seine Geräte<br />

deshalb ausschließlich konventionell aus<br />

– war denn auch akustisch deutlich zu<br />

vernehmen, dass die <strong>JL</strong>-2 MK II Signature<br />

ein exemplarisch ruhiger Verstärker ist.<br />

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Gemessenes<br />

Messtechnik-Kommentar<br />

Überhaupt kein Problem, im Gegenteil: Der<br />

Frequenzgangschrieb offenbart für eine Röhrenendstufe<br />

diesen Kalibers hervorragende<br />

Linearität. Keinerlei Abfall zu tiefen Frequenzen,<br />

nach oben ist erst jenseits von 65 Kilohertz<br />

Schluss – das sind mal Ausgangsübertrager.<br />

Die <strong>Convergent</strong> leistet 86/30 Watt an<br />

8/4 Ohm – wenn man die transistortypische<br />

Verzerrungsgrenze von 0,7 Prozent zugrunde<br />

legt. Erhöht man auf 3 Prozent, sieht die Sache<br />

schon anders aus: 100/126 Watt bei 8/4<br />

Ohm. Es gibt nur einen Übetragerabgriff für<br />

Acht-Ohm-Lautsprecher, aber Sie dürfen ruhig<br />

Vier-Ohm-Lasten da anklemmen. Klirr ist<br />

auch kein Thema: 0,14/0,23 Prozent bei 5Watt<br />

an 8/4 Ohm, erst kurz vor Vollaussteuerung<br />

wird’s mehr. Der Signal-/Rauschabstand<br />

von 72 Dezibel(A) ist gut, die Kanaltrennung<br />

von 66 Dezibel auch. Der Preis des schönen<br />

Scheins: der Stromverbrauch. 421 Watt im<br />

Leerlauf und bei kleinen Lasten, 635 Watt<br />

bei Vollaussteuerung. So ist das Leben – von<br />

nichts kommt nichts.<br />

Aus den Lautsprechern ist ein leises Rauschen<br />

zu vernehmen, aber keine Spur von<br />

Brummen oder Sirren, und das ist bei einer<br />

Röhrenendstufe dieser Gewichtsklasse<br />

mal gar nicht so selbstverständlich. Das,<br />

was unmittelbar danach gen Zuhörer katapultiert<br />

wird, im Übrigen auch nicht, ganz<br />

im Gegenteil. Die <strong>Convergent</strong> ist einer der<br />

ganz seltenen Fälle, wo typische Tugenden<br />

der Röhrentechnik in all ihrer Schönheit<br />

zu Gehör gebracht werden, ohne im Gegenzug<br />

mit einer Latte von Kompromissen<br />

leben zu müssen. Die <strong>Convergent</strong> ist<br />

nicht nur eine wunderbar wohlig-warme<br />

Charme-Maschine mit einem strahlenden<br />

Mittenberiech, der jedes Ereignis zu einem<br />

Erlebnis macht, sie ist auch im Bass eine<br />

echte Hausnummer: überaus stabil, bestens<br />

konturiert, aber nicht mit übermäßiger<br />

Härte und staubtrockener Kompromisslosigkeit.<br />

Vielmehr lässt sie gerade unten<br />

herum Klangfarben fühlbar werden, Dif-<br />

Unterm Blech wird geklotzt: Das Netzteil<br />

der <strong>Convergent</strong> ist so ziemlich das<br />

größte, das uns je untergekommen ist<br />

ferenzierungen zur<br />

Gewissheit werden,<br />

die sonst völlig in einem<br />

simplen Ton verschwinden.<br />

Ich kenne vielleicht zwei, drei<br />

Verstärker, die das auch in diesem<br />

Maß können, aber das war’s dann auch<br />

schon. Die Kombination mit dieser Lebendigkeit<br />

und Strahlkraft bis ans obere <strong>End</strong>e<br />

des Spektrums, das ist schon außergewöhnlich.<br />

Manchmal hilft viel einfach viel<br />

– was kaum ein Verstärker so nachdrücklich<br />

beweist wie dieses Schwergewicht.<br />

Holger Barske<br />

<strong>Convergent</strong> Audio Technology<br />

<strong>JL</strong> 2 MK II Signature<br />

· Preis 21.000 Euro<br />

· <strong>Vertrieb</strong> Bold <strong>High</strong> <strong>End</strong>, Bad Kreuznach<br />

· Telefon 0671 79656579<br />

· Internet www.bold-highend.de<br />

· Garantie 5 Jahre, 1/2 Jahr auf die Röhren<br />

Unterm Strich …<br />

» 100 Class-A-Röhrenwatt, im Triodenbetrieb<br />

erzeugt. Wer das nicht mal selbst gehört<br />

hat, der wird kaum glauben, was mit diesem<br />

eigentlich ganz simplen Rezept<br />

möglich ist: Wie Ken Stevens nachdrücklich<br />

beweist, baut man genau<br />

so eine der besten <strong>End</strong>stufen überhaupt.<br />

<strong>End</strong>verstärker Test 57<br />

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