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Ludwig Scharingerpreis 2010 (pdf, 12 MB) - Raiffeisenlandesbank ...

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<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis für Studierende der Johannes Kepler Universität<br />

Förderpreis der <strong>Raiffeisenlandesbank</strong><br />

OÖ für bankspezifische Dissertationen,<br />

Diplom- und Bachelorarbeiten<br />

Als stärkste Regionalbank Österreichs<br />

investiert die <strong>Raiffeisenlandesbank</strong><br />

OÖ in den Erfolg ihrer Kunden<br />

und in die Zukunft des Landes.<br />

Signale dafür setzt sie auch mit dem<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis, der heuer<br />

bereits zum zehnten Mal für exzellente<br />

wissenschaftliche Arbeiten zu<br />

bank-, geld- oder kreditspezifischen<br />

Themen unter Berücksichtigung des<br />

Zukunftsaspekts verliehen wurde.<br />

Als Festredner bei der Preisverleihung<br />

im Raiffeisen Forum der <strong>Raiffeisenlandesbank</strong><br />

OÖ konnte Prof. Dr.<br />

Horst Teltschik, der ehemalige außen-<br />

und sicherheitspolitische Berater<br />

des deutschen Bundeskanzlers a. D.<br />

Helmut Kohl, gewonnen werden.<br />

Forschung und Entwicklung<br />

sind Erfolgsgaranten<br />

Zukunftsorientierung durch Forschung<br />

und Entwicklung, die rasche<br />

Umsetzung von wissenschaftlichen<br />

2<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis<br />

Erkenntnissen in die Praxis und die<br />

Ausbildung der Menschen sind dauerhafte<br />

Erfolgsfaktoren. Mit dem<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis setzt die<br />

<strong>Raiffeisenlandesbank</strong> Oberösterreich<br />

Aktiengesellschaft Akzente zur<br />

Förderung wissenschaftlicher Arbeit.<br />

Voraussetzung für die Einreichung ist<br />

die Inskription an einer der drei Fakultäten<br />

der Johannes Kepler Universität<br />

Linz:<br />

Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche<br />

Fakultät<br />

Technisch-Naturwissenschaftliche<br />

Fakultät<br />

Rechtswissenschaftliche Fakultät<br />

Eingereicht werden konnten alle Arbeiten,<br />

die mit „Sehr gut“ beurteilt<br />

und im aktuellen bzw. im vergangenen<br />

Semester approbiert wurden.<br />

Hochkarätige Jury<br />

Die von einer Jury ausgewählten<br />

Preisträger erhalten für prämierte<br />

Bachelorarbeiten 1.000 Euro, für Diplomarbeiten<br />

2.000 Euro, für Dissertationen<br />

3.000 Euro. Die Jury bildeten:<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. mult.<br />

Friedrich Schneider (Vorsitz),<br />

Rektor Univ.-Prof. DI Dr. Richard<br />

Hagelauer,<br />

Dekan Univ.-Prof. Dr. Markus<br />

Achatz,<br />

Dekan Univ.-Prof. Dr. Erich Peter<br />

Klement,<br />

Dekan Univ.-Prof. Dkfm. Dr. Gerhard<br />

Wührer,<br />

Univ.-Prof. Dr. Peter Oberndorfer,<br />

<strong>Raiffeisenlandesbank</strong> OÖ-Generaldirektor-Stellvertreter<br />

Dr. Hans<br />

Schilcher.<br />

31 Einreichungen<br />

Im Jahr <strong>2010</strong> wurden 31 hervorragende<br />

wissenschaftliche Arbeiten (21<br />

Diplomarbeiten, neun Dissertationen,<br />

eine Bachelorarbeit) eingereicht.<br />

Rektor Univ.-Prof. DI Dr. Richard Hagelauer (links) und Dr. <strong>Ludwig</strong> Scharinger, Generaldirektor der <strong>Raiffeisenlandesbank</strong> OÖ (rechts),<br />

mit den Preisträgern des <strong>Ludwig</strong> Scharinger Preises <strong>2010</strong> (von links): Mag. Dr. Harald Sippel, Mag. Dr. Edith Hofbauer, Mag. Harald<br />

Moshammer, Michaela Szölgyényi, Bakk. techn., Mag. Martin Oberndorfer, Mag. Michael Stiefmüller.


Dr. <strong>Ludwig</strong> Scharinger,<br />

Generaldirektor der<br />

<strong>Raiffeisenlandesbank</strong> OÖ:<br />

Preisträger<br />

sind Vorbilder<br />

Ich freue mich, dass es uns gelungen<br />

ist, Professor Dr. Horst Teltschik als<br />

Referenten zu gewinnen. Er ist ein<br />

Kämpfer für ein gemeinsames Europa<br />

und hat die Öffnung der Grenzen<br />

mitverhandelt. Österreich profitiert<br />

von diesen offenen Grenzen. Wir sollen<br />

daher froh darüber sein, dass es<br />

einen globalen Markt gibt. Nutzen wir<br />

die Chancen, die durch ihn entstanden<br />

sind!<br />

Das Gemeinsame in den<br />

Vordergrund stellen<br />

Vor mehr als 20 Jahren wurden in<br />

Europa Grenzbalken beseitigt. Daran<br />

haben wir weiterzubauen. Die<br />

europäische Architektur ist noch lange<br />

nicht fertig. Vielleicht wird sie nie<br />

ganz fertig sein. Aber bei diesem gesamten<br />

Entwicklungsprozess ist es<br />

außerordentlich wichtig, dass immer<br />

das Gemeinsame, das Verbindende<br />

in den Vordergrund gestellt wird.<br />

Anknüpfen an besondere<br />

Exporterfolge<br />

Österreich ist auf die Exporte unserer<br />

Unternehmen angewiesen. Ich<br />

bin davon überzeugt, dass wir 2011<br />

wieder an die besonderen Exporterfolge<br />

des Jahres 2007 anknüpfen<br />

werden können. Im Jahr 2009 war<br />

die Exportquote auf 49 Prozent gesunken.<br />

Für <strong>2010</strong> rechne ich mit 56<br />

Prozent und ich hoffe, dass wir 2011<br />

wieder auf 58 Prozent kommen. Ein<br />

Prozent mehr Exportquote würde in<br />

Österreich 2,9 Milliarden Euro zusätzliche<br />

Wertschöpfung bedeuten,<br />

41.400 Arbeitsplätze sichern und für<br />

1,3 Milliarden Euro zusätzliche Ein-<br />

Der <strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis wird von der <strong>Raiffeisenlandesbank</strong> Oberösterreich bereits<br />

seit 2001 ausgeschrieben.<br />

„Mit dem <strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis wollen<br />

wir die besten ‚rauchenden Köpfe’ an der<br />

Johannes Kepler Universität auszeichnen<br />

und vor den Vorhang holen“, betont Dr.<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger, Generaldirektor der<br />

<strong>Raiffeisenlandesbank</strong> OÖ.<br />

nahmen bei Steuern und Abgaben<br />

sorgen.<br />

Export über „rauchende Köpfe“<br />

Man darf nicht vergessen, dass Österreich<br />

ein Hochlohnland ist und<br />

das auch bleiben wird. Damit wir uns<br />

unseren Lebensstandard und Wohlstand<br />

auch künftig leisten können,<br />

müssen wir viel mehr über sogenannte<br />

„rauchende Köpfe“ und nicht<br />

mehr so sehr über die rauchenden<br />

Schlote exportieren.<br />

Preisträger geben Orientierung<br />

Mit dem <strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis<br />

wollen wir die besten „rauchenden<br />

Köpfe“ an der Johannes Kepler Universität<br />

auszeichnen und vor den Vorhang<br />

holen. Die Preisträger sind Vorbilder.<br />

Und Vorbilder braucht nicht nur<br />

unsere Jugend, sondern brauchen wir<br />

alle. Zu viele Menschen sind verunsichert<br />

und haben vergessen, wieder<br />

Mut zu fassen. Die Preisträger zeigen<br />

mit ihren Leistungen auf und geben<br />

uns Orientierung. Daher brauchen wir<br />

diese rauchenden Köpfe.<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis 3


Prof. Dr. h.c. Horst M. Teltschik:<br />

Die Europäische Union hat<br />

weltweiten Modellcharakter<br />

Ich will für Europa werben und ich<br />

kämpfe für die europäische Idee,<br />

weil die Europäische Union eine einzigartige<br />

Erfolgsgeschichte ist, die<br />

wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen<br />

dürfen. „Die Idee, Europa zu einigen,<br />

ist die Antwort auf die blutigsten 100<br />

Jahre unserer Geschichte.“<br />

Neues Europa des Friedens<br />

und der Freiheit<br />

Am 19. September 1946 rief Winston<br />

Churchill in der Aula der Universität<br />

Zürich die Europäer auf, die Vereinigten<br />

Staaten von Europa zu schaffen.<br />

Das Glück wollte es, dass diese<br />

Vision eines vereinten Europas von<br />

Staatsmännern mit Weitsicht und<br />

Mut aufgegriffen wurde. Ein neues<br />

Europa sollte entstehen. Statt Krieg<br />

wollte man dauerhaften Frieden, statt<br />

Hass Versöhnung, statt faschistischer<br />

und kommunistischer Diktatur Freiheit<br />

und Demokratie, statt Rivalität<br />

Zusammenarbeit, statt Hunger und<br />

Armut Wohlstand und soziale Gerechtigkeit.<br />

Am 25. März 1957 unterzeichneten<br />

Frankreich, Italien, die drei<br />

Benelux-Staaten und Deutschland<br />

die Römischen Verträge über die Europäische<br />

Wirtschaftsgemeinschaft.<br />

Damit legten sie den Grundstein für<br />

ein neues Europa des Friedens, der<br />

Freiheit und des Wohlstandes.<br />

Krisen als Chance<br />

zur Verbesserung<br />

Die Geschichte der Europäischen<br />

Gemeinschaft ist bis zum heutigen<br />

Tag von Krisen geprägt, aber jede<br />

Krise hat zur Vertiefung der Inte-<br />

4<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis<br />

gration geführt. Ich bin deshalb ein<br />

Anhänger von Krisen in der Europäischen<br />

Union. Sie sind ein Motor<br />

der Integration. Wir brauchen diese<br />

Krisen, auch die aktuelle. Es gehört<br />

leider zur Lebenserfahrung, dass<br />

sich Menschen oft erst in der Krise<br />

bewegen. Das gilt übrigens auch für<br />

manche Unternehmen, auch wenn<br />

sie dafür in der Regel einen höheren<br />

Preis zu bezahlen haben. Ulrich<br />

Beck, ein großer Soziologe aus<br />

Deutschland, hat gerade in einem<br />

Artikel von einem Grundgesetz europäischer<br />

Politik gesprochen. Er sagte:<br />

„Lass eine Krise niemals ungenutzt<br />

verstreichen, denn sie ist eine<br />

Gelegenheit, Großes zu leisten, die<br />

politische Kooperation auszubauen<br />

und Europa zu stärken.“ Fürchten wir<br />

uns also nicht vor Krisen, sondern<br />

nutzen wir sie als Chance, um vieles<br />

besser zu machen.<br />

Stärkere Koordination der<br />

Finanz- und Wirtschaftspolitik<br />

In der gegenwärtigen Verschuldungskrise<br />

rächt es sich, dass die<br />

Europäische Union eine Währungsunion<br />

beschlossen hat, aber die<br />

Wirtschaftsunion nicht verwirklicht<br />

hat. Und dann haben Deutschland<br />

und Frankreich auch noch leichtfertig<br />

den Stabilitätspakt außer Kraft<br />

„Wir Europäer entscheiden selbst, ob wir ein Kontinent<br />

im Niedergang sein werden oder ein starker Spieler im<br />

internationalen Konzert.“<br />

gesetzt. Die Folge der eingetretenen<br />

Krise wird sein, dass zukünftig gerade<br />

unter Führung von Deutschland<br />

und Frankreich die Finanz- und Wirtschaftspolitik<br />

der Euroländer stärker<br />

koordiniert werden muss. Beide Regierungen<br />

beginnen bereits über eine<br />

Mit Prof. Dr. Horst Teltschik, dem ehemaligen<br />

Sicherheits- und Außenpolitikexperten des<br />

deutschen Bundeskanzlers a. D. Helmut Kohl,<br />

konnte für den <strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis ein<br />

ganz besonderer Referent gefunden werden.<br />

Wirtschaftsregierung für das Kerneuropa<br />

der Eurozone zu sprechen.<br />

Wir sollten auch nicht übersehen,<br />

dass die G20-Staaten bereits ebenfalls<br />

auf globaler Ebene versuchen,<br />

eine ökonomische Koordination zu<br />

erreichen. Wenn man auf globaler<br />

Ebene eine verstärkte ökonomische<br />

Kooperation anstrebt, dann ist es<br />

erst recht in Europa erforderlich.


Rektor Univ.-Prof. DI Dr. Richard Hagelauer, Prof. Dr. h.c. Horst M. Teltschik, Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedrich Schneider,<br />

Dr. <strong>Ludwig</strong> Scharinger, Generaldirektor der <strong>Raiffeisenlandesbank</strong> OÖ<br />

Euro schaffte Zone der Stabilität<br />

„Der Euro ist heute die zweitwichtigste<br />

Reservewährung und eine<br />

der stabilsten Währungen der Welt.“<br />

Warum beginnen China und Japan<br />

europäische Anleihen, auch von<br />

Ländern wie Irland und Portugal, zu<br />

kaufen? China verfügt mit 2,85 Billionen<br />

Dollar über die größten Währungsreserven<br />

der Welt und will eine<br />

Alternative zum Dollar. Japans Währungsreserven<br />

betragen im Übrigen<br />

1,1 Billionen Dollar. Beide Länder<br />

vertrauen Europa, weil durch den<br />

Euro eine Zone der Stabilität in Europa<br />

geschaffen wurde. Die Inflationsrate<br />

war niedriger als es der D-Mark<br />

in ihrer 50-jährigen Geschichte vergönnt<br />

war. China und Japan vergrößern<br />

durch ihr Engagement jetzt ihren<br />

Einfluss in Europa. China hat eine<br />

Einkaufsinitiative in Europa gestartet<br />

und investiert in Hightech, Marken<br />

und Infrastruktur. Aus meiner Sicht<br />

ist das aus ihrer Interessenslage heraus<br />

eine sehr kluge Entscheidung.<br />

Es signalisiert auch das chinesische<br />

Interesse an einer starken Europäischen<br />

Union als politischen Partner<br />

und als Gegengewicht zu den USA.<br />

Außerdem ist die EU einer der wichtigsten<br />

Handelspartner Chinas. Die<br />

Europäische Union ist der größte<br />

Absatzmarkt für China. Und China<br />

will diesen Absatzmarkt natürlich<br />

nicht verlieren.<br />

Balkanstaaten vor der Tür<br />

Heute besteht die Europäische Union<br />

nicht mehr aus sechs, sondern<br />

aus 27 Mitgliedsstaaten mit rund<br />

500 Millionen Menschen. Vor der<br />

Tür stehen die sechs westlichen<br />

Balkanstaaten und die Türkei. Ich<br />

bin der Meinung, dass wir die Frage<br />

der Mitgliedschaft der Türkei offen<br />

lassen sollten. Denn wissen wir, ob<br />

wir nicht in zehn oder in 15 Jahren<br />

ein hautnahes, eigenes Interesse<br />

haben könnten, die Türkei aufzunehmen?<br />

16 Staaten im Osten und<br />

Südosten Europas und im Mittelmeerraum<br />

sind in die europäische<br />

Nachbarschaftspolitik einbezogen<br />

und zwischen Russland und der Europäischen<br />

Union besteht eine strategische<br />

Partnerschaft.<br />

Stabilste Friedensregion<br />

„Unser Europa könnte die größte<br />

und stabilste Friedensregion der<br />

Welt werden.“ Wir leben ja bereits<br />

mehr als 65 Jahre in der längsten<br />

Periode des Friedens und der Frei-<br />

„Seit 1991 entwickelt sich eine neue Weltordnung: von<br />

der Übergangsphase einer unipolaren Welt mit den USA<br />

in Richtung einer multipolaren Welt.“<br />

heit, die es je auf dem europäischen<br />

Kontinent gegeben hat. Und wenn<br />

wir das stabilisieren, wenn wir den<br />

Frieden in ganz Europa einschließlich<br />

Russland sichern können, dann<br />

leisten wir einen riesigen Beitrag<br />

zum Frieden in der ganzen Welt.<br />

Größter Binnenmarkt<br />

Eine andere Erfolgsgeschichte ist<br />

das 1985 beschlossene Schengener<br />

Abkommen. Ziel dieses Abkommens<br />

ist es, einen gemeinsamen<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis 5


Mehr als 550 Gäste bei der Preisverleihung im Raiffeisen Forum der <strong>Raiffeisenlandesbank</strong> OÖ<br />

Raum der Freiheit, der Sicherheit<br />

und des Rechts zu schaffen. Der<br />

sichtbarste Nutzen dieses Abkom-<br />

mens war die Abschaffung aller<br />

Grenzkontrollen in inzwischen 25<br />

Staaten. Wer hätte das vor 25 Jahren<br />

für möglich gehalten?<br />

Wir haben heute mit 500 Millionen<br />

Menschen den größten Binnenmarkt<br />

der Welt. Ziel ist die volle Freizügigkeit<br />

für Personen, Waren, Kapital und<br />

Dienstleistungen. Ich weiß, es ist gerade<br />

im Bereich der Dienstleistungen<br />

noch einiges zu tun, um den Binnenmarkt<br />

zu vollenden. Aber im Prinzip<br />

können wir alle leben, arbeiten und<br />

wohnen, wo wir wollen.<br />

Mitglieder sollen weiter<br />

zusammenwachsen<br />

Von Beginn war es das gemeinsame<br />

Anliegen der Mitgliedsstaaten, bestehende<br />

wirtschaftliche Ungleichgewichte<br />

untereinander solidarisch<br />

einzuebnen. Im Zeitraum von 2007<br />

bis 2013 werden rund 35 Prozent des<br />

gesamten Haushalts der Europäischen<br />

Union – das sind 347 Milliarden<br />

Euro – für die sogenannte Politik<br />

der Kohäsion, des Zusammenwach-<br />

6<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis<br />

sens der Mitgliedsstaaten, eingesetzt.<br />

Das Geld fließt in Projekte wie<br />

Verkehrsinfrastruktur, in Umweltpro-<br />

„Unser Europa könnte die größte und stabilste<br />

Friedensregion der Welt werden.“<br />

jekte und andere strukturpolitische<br />

Maßnahmen. In diesem Sinne war<br />

die Europäische Union von Anfang<br />

an eine Transfer-Union.<br />

Ökonomische und politische<br />

Gründe für EU-Mitgliedschaft<br />

Angesichts der noch immer bestehenden<br />

Ungleichgewichte zwischen<br />

den Mitgliedsstaaten wird ständig die<br />

Frage diskutiert, ob die Erweiterung<br />

mit Ländern wie Griechenland oder<br />

den mittel- und südosteuropäischen<br />

Staaten nicht zu früh erfolgt sei.<br />

Die Frage einer Mitgliedschaft in der<br />

Europäischen Union durfte in der Vergangenheit<br />

nicht nur aus wirtschaftspolitischen<br />

Erwägungen getroffen<br />

werden. Griechenland, Spanien und<br />

Portugal waren junge Demokratien<br />

nach langen Jahren einer Militärdiktatur.<br />

Sie in die Europäische Union<br />

aufzunehmen, sollte ihnen helfen, ihre<br />

frisch gewonnenen freiheitlichen und<br />

demokratischen Rechte zu stabilisieren<br />

und zu sichern. Sie aufzunehmen,<br />

war eine politische und keine ökonomische<br />

Entscheidung.<br />

Vorteile durch<br />

Erweiterungsschritte<br />

Es war 2004 und 2007 eine historische<br />

Chance, die nord-, mittel-<br />

und südosteuropäischen Staaten<br />

aufzunehmen. Darunter befanden<br />

sich ehemalige Mitglieder des Warschauer<br />

Paktes und mit den Baltischen<br />

Staaten sogar ehemalige<br />

Republiken der Sowjetunion. Wer<br />

hätte sich das 1989 vorstellen können?<br />

Auf der Sonnenseite Europas<br />

lebend war es unsere moralische<br />

Pflicht, diese Länder auf dem Weg<br />

„Die Idee, Europa zu einigen, ist die Antwort auf die<br />

blutigsten 100 Jahre unserer Geschichte.“<br />

von der Diktatur zur Demokratie und<br />

von der Kommandowirtschaft zur<br />

Marktwirtschaft zu unterstützen. Wir<br />

alle haben davon politisch wie wirtschaftlich<br />

nur profitiert.<br />

EU hat Modellfunktion<br />

Die Europäische Union ist die größte<br />

Union rechtsstaatlicher Demokratie<br />

mit marktwirtschaftlicher Ordnung


in der Welt. Wir sollten stolz darauf<br />

sein. Gleichzeitig haben wir im internationalen<br />

Vergleich einen hohen<br />

Wohlstand und ein hohes Maß an<br />

sozialer Gerechtigkeit erreicht. Damit<br />

hat die Europäische Union weltweit<br />

eine Modellfunktion. Der Erfolg<br />

der Europäischen Gemeinschaft<br />

nach innen und außen hat maßgeblich<br />

zur Erosion des Warschauer<br />

Paktes und zum Ende der kommunistischen<br />

Systeme beigetragen.<br />

Wenn Sie sich heute in der Welt umsehen,<br />

gibt es eine große Vielfalt von<br />

regionalen Freihandelszonen, die<br />

durch den Erfolg der Europäischen<br />

Gemeinschaft ermutigt wurden: die<br />

Prof. Dr. Horst Teltschik hielt ein Plädoyer für<br />

die europäische Idee.<br />

zehn ASEAN-Staaten Südostasiens,<br />

die NAFTA in Nordamerika, APEC<br />

(Nordamerika plus Asien), Mercosur<br />

in Lateinamerika, SARC im südindischen<br />

Bereich, GCC in den Golfstaaten<br />

und andere mehr.<br />

EU ist Motor für freien Welthandel<br />

Die Europäische Union ist zuständig<br />

für die Außenhandelspolitik der Mitgliedsländer<br />

sowie ein wichtiger Faktor<br />

und Motor für die Entwicklung eines<br />

freien Welthandels und zwar auf<br />

drei Ebenen:<br />

multilaterale Ebene im Rahmen<br />

der Welthandelsorganisation,<br />

regionale Ebene durch die Intensivierung<br />

der Zusammenarbeit<br />

mit den regionalen Wirtschaftspakten<br />

und<br />

bilaterale Ebene durch zahlreiche<br />

Freihandelsvereinbarungen wie<br />

zuletzt mit Südkorea, Indien, Mexiko<br />

oder mit der Schweiz.<br />

Diese Politik der Europäischen Union<br />

hat zu den wirtschaftlichen Erfolgen<br />

in allen unseren Ländern beigetragen.<br />

Multipolare Weltordnung<br />

Das bipolare Weltsystem zweier<br />

Weltmächte mit ihren jeweiligen Allianzen<br />

– auf der einen Seite Washington<br />

mit der Allianz NATO, auf<br />

der anderen Seite Moskau mit dem<br />

Warschauer Pakt – gibt es nicht mehr.<br />

„Seit 1991 entwickelt sich eine neue<br />

Weltordnung: von der Übergangsphase<br />

einer unipolaren Welt mit den<br />

USA in Richtung einer multipolaren<br />

Welt.“ Wer werden die Weltmächte<br />

von morgen sein? Sicherlich weiterhin<br />

die USA, China, Indien, Brasilien,<br />

Russland und eventuell auch Japan.<br />

Damit verlagert sich auch der Interessensschwerpunkt<br />

der USA weg<br />

vom atlantischen Raum und damit<br />

weg von Europa. Doch wo bleiben wir<br />

Europäer in diesem Spiel? Die Europäische<br />

Union mit fast 500 Millionen<br />

Menschen hat das Potenzial eines<br />

Pols. Wir müssten nur endlich in der<br />

Lage sein, mit einer Stimme zu sprechen<br />

und unsere Interessen weltweit<br />

gemeinsam einzubringen, um nicht<br />

zum Spielball der Interessen anderer<br />

zu werden.<br />

Europa der unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten<br />

Wir sollten uns Gedanken darüber<br />

machen, welches Ziel wir mit der Europäischen<br />

Union erreichen wollen.<br />

Sollen wir mit der Vertiefung der Integration<br />

vorangehen oder das Erreichte<br />

konsolidieren? Sollen die, die eine föderative<br />

Union oder eine Konföderation<br />

wollen, vorangehen dürfen, aber<br />

offen bleiben für alle anderen, sollten<br />

diese sich zu einem späteren Zeitpunkt<br />

anschließen wollen? Sollten wir<br />

also mit einem Europa unterschiedlicher<br />

Geschwindigkeiten weiter vorangehen,<br />

wie es mit der Einführung<br />

des Euro oder beim Schengener Abkommen<br />

bereits geschehen ist? Eine<br />

gemeinsame Wirtschaftsregierung in<br />

der Eurozone wäre ein weiterer Schritt<br />

in diese Richtung. Ein Teil geht voran,<br />

ein anderer Teil mag zurückbleiben<br />

und sich später anschließen.<br />

Gemeinsame Sicherheits-<br />

und Verteidigungspolitik<br />

Unser Ziel muss eine Europäische<br />

Union sein, die nach außen in der Sicherheits-<br />

und Verteidigungspolitik<br />

mit einer Stimme spricht. Warum sind<br />

wir nicht in der Lage, eine gemeinsame<br />

Verteidigungspolitik mit verteilten<br />

Aufgaben und gemeinsamer Rüstungsproduktion<br />

zu entwickeln? Wir<br />

müssten alleine schon in diesen Fragen<br />

der Außen- und Sicherheitspolitik<br />

mit einer Stimme sprechen, wenn<br />

Sie sich nur die Konflikte in der Peripherie<br />

von Europa vor Augen führen.<br />

Wir haben zum Beispiel die Diktatur<br />

in Weißrussland, die Konfliktherde<br />

Republik Moldau mit Transnistrien<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis 7


und Probleme in Georgien. Wir haben<br />

die Krisenzone Zentralasien, der<br />

Balkan ist alles andere als befriedet<br />

und wir haben den Albtraum Mittelmeerraum.<br />

Gerade die jüngsten Ereignisse<br />

in Tunesien haben gezeigt,<br />

wie ideen- und kraftlos die Europäische<br />

Union agiert. Und das angesichts<br />

der Tatsache, dass ganz Nordafrika<br />

von Marokko bis Ägypten ein<br />

potenzielles Pulverfass ist. Ganz zu<br />

schweigen vom Nahen und Mittleren<br />

Osten bis zu Afghanistan.<br />

Integration von Russland<br />

Unser gemeinsames Interesse<br />

müsste sich vorrangig auf Russland<br />

richten. Die Europäische Union<br />

und Deutschland sprechen von<br />

einer künftigen strategischen Partnerschaft,<br />

von einer Modernisierungspartnerschaft<br />

mit Russland.<br />

Das sind bisher inhaltslose Formeln<br />

geblieben. Die Europäische Union<br />

verhandelt gegenwärtig einen neuen<br />

Vertrag über Partnerschaft und Zusammenarbeit<br />

mit Russland.<br />

Russland versteht sich als ein Teil<br />

Europas. Wir müssen uns die Frage<br />

stellen, wie wir Russland integrieren<br />

und wie wir die vorhandenen Strukturen<br />

nutzen können, um Russland<br />

einzubinden.<br />

Friedliches „Gesamteuropa“ von<br />

Vancouver bis Wladiwostok<br />

Immerhin wurde im April der bilaterale<br />

Vertrag über die weitere Reduzierung<br />

strategischer Nuklearwaffen<br />

zwischen den USA und Russland<br />

unterschrieben und kürzlich ratifiziert.<br />

Und auf den NATO-Gipfel im<br />

November vergangenen Jahres war<br />

8<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis<br />

Medwedjew als erster russischer<br />

Präsident eingeladen. Es wurde<br />

vereinbart, eine gemeinsame Raketenabwehr<br />

zwischen der NATO und<br />

Russland als ebenbürtiger Partner zu<br />

prüfen. Käme sie zustande, könnte<br />

sie eine neue sicherheitspolitische<br />

Ära in Gesamteuropa und vielleicht<br />

sogar global einleiten. Ein stabiles<br />

und friedliches „Gesamteuropa“ von<br />

Vancouver bis Wladiwostok wäre die<br />

erfolgreichste Vorsorge vor den Gefahren,<br />

die sich vor allem aus der Region<br />

des größeren Mittleren Ostens<br />

und weltweit für uns und für die ganze<br />

Welt entwickeln.<br />

Noch mehr global denken<br />

und handeln<br />

Wir haben von der Geschichte in den<br />

vergangenen 20 Jahren Chancen<br />

erhalten, von denen die Generati-<br />

„Der Euro ist heute die zweitwichtigste Reservewährung<br />

und eine der stabilsten Währungen der Welt.“<br />

onen vor uns nur träumen konnten.<br />

„Wir Europäer entscheiden selbst,<br />

ob wir ein Kontinent im Niedergang<br />

sein werden oder ein starker Spieler<br />

im internationalen Konzert.“ Wer<br />

die Renationalisierung fordert, will<br />

uns international in die Machtlosigkeit<br />

und in die Bedeutungslosigkeit<br />

führen. Wir müssen viel mehr global<br />

denken und strategisch handeln<br />

in und mit Europa. Wir haben unsere<br />

Zukunft selbst in der Hand, aber<br />

nicht als einzelnes Land, sondern nur<br />

gemeinsam in einer prosperierenden<br />

Europäischen Union.<br />

Ich vertraue auf die Kreativität und<br />

den Mut der Bürger in Europa, dass<br />

sie Krisen überwinden und an einem<br />

wirtschaftlich stabilen und friedlichen<br />

Europa weiterbauen. Das wäre unser<br />

größter Beitrag für Frieden und Freiheit<br />

in der ganzen Welt.<br />

Prof. Dr. h.c.<br />

Horst M. Teltschik<br />

Geboren am 14. Juni 1940 in<br />

Klantendorf, Sudetenland<br />

Der promovierte Politologe Horst<br />

Teltschik wurde als außen- und<br />

sicherheitspolitischer Berater<br />

von Helmut Kohl bekannt. Die<br />

politische Laufbahn Teltschiks<br />

war gekrönt von der deutschen<br />

Wiedervereinigung. In der Phase<br />

der Entspannung zwischen<br />

Ost und West gehörte er zu den<br />

Motoren dieser Entwicklung und<br />

überzeugte durch seinen offenen,<br />

kompetenten und vertrauensbildenden<br />

Verhandlungsstil.<br />

Im Anschluss an seine Tätigkeit<br />

für die Bundesregierung wurde<br />

Horst Teltschik 1993 Vorstand<br />

der BMW AG. Von 2003 bis Juni<br />

2006 fungierte er als Präsident<br />

bei Boeing Deutschland.<br />

Für sein Engagement für Frieden<br />

im Nahen Osten wurde Horst<br />

Teltschik 2005 mit dem Scopus-<br />

Preis der Hebräischen Universität<br />

Jerusalem ausgezeichnet. Seit<br />

November 2002 ist er Präsident<br />

der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung<br />

(DIW).<br />

Horst Teltschik erhielt mehrere<br />

Ehrendoktorwürden sowie diverse<br />

weitere Auszeichnungen und<br />

Orden. Darüber hinaus ist er seit<br />

1996 Lehrbeauftragter an der Fakultät<br />

der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

an der TU<br />

München. Wie kaum ein anderer<br />

verkörpert Teltschik den Brückenschlag<br />

zwischen Wirtschaft und<br />

Politik.


Die Preisträger des<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preises <strong>2010</strong><br />

Dr. Edith Hofbauer – Gramastetten<br />

Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät<br />

Dissertation: „Kapitalkosten bei der Unternehmensbewertung<br />

in den Emerging Markets Europas“<br />

Österreichische Unternehmen erkannten nach der politischen und wirtschaftlichen<br />

Öffnung früh das enorme Marktpotential der Wachstumsmärkte in Mittel-,<br />

Ost- und Südosteuropa. Diese so genannten Emerging Markets stellen<br />

nunmehr wichtige Auslandsmärkte für Österreich sowie die gesamte westeuropäische<br />

Wirtschaft dar. Die steigende Anzahl an Investitionen in diese Märkte<br />

macht dies deutlich. Wie hoch der Wert eines Unternehmens ist und wie eine<br />

Unternehmensbewertung vorgenommen werden soll, sind vor allem bei grenzüberschreitenden<br />

Unternehmenskäufen wichtige Fragen. Diese Arbeit setzte<br />

es sich daher zum Ziel, den Bereich der „Kapitalkosten bei der Unternehmensbewertung<br />

in Emerging Markets Europas“ zu analysieren.<br />

Bisher hat die Forschung zur Unternehmensbewertung in Emerging Markets vorrangig die Anwendung des so genannten<br />

Discounted-Cashflow-Verfahrens empfohlen. Insbesondere bei der Eigenkapitalkostenberechnung treten hier aber<br />

Probleme bei der Ermittlung der Parameter des Capital Asset Pricing Model (CAPM) auf. Die Preisträgerin hat daher<br />

diese Probleme und Risikofaktoren aufgezeigt sowie analysiert. Daraus wurden Gestaltungsempfehlungen abgeleitet,<br />

die in der Praxis als Hilfestellung dienen sollen. Damit sollen Probleme, die bei der Durchführung von Unternehmensbewertungen<br />

in Emerging Markets auftreten, gelöst werden.<br />

Dr. Mag. Harald Sippel, <strong>MB</strong>A – Fohnsdorf<br />

Rechtswissenschaftliche Fakultät<br />

Dissertation: „A Critical View on Cross-Border Mergers<br />

and Acquisitions in North-East Asia: Lone Star’s<br />

Acquisition of KEB or the Story of a Deal Gone Sour“<br />

Die Dissertation soll wissenschaftliche Arbeit und Ratgeber für die Praxis zugleich<br />

sein. Der Verfasser will mit seiner Arbeit westliche Unternehmen vor<br />

einem überhasteten Asienengagement, insbesondere vor Firmenübernahmen,<br />

warnen. Obwohl der Gang nach Ostasien für viele westliche Unternehmen einen<br />

wichtigen Schritt darstellt, stehen Fehlinvestments – eben „deals gone<br />

sour“ – dennoch an der Tagesordnung.<br />

In dieser Arbeit werden die Gründe aufgezeigt, warum viele Expansionen nicht<br />

immer reibungslos funktionieren. Problematisch sind nicht nur, wie man annehmen<br />

könnte, die kulturellen Unterschiede, sondern vor allem auch die Übernahmegesetze der drei untersuchten<br />

Staaten China, Japan und Korea, die ausländische Firmen häufig benachteiligen.<br />

Dr. Harald Sippel stellt in seiner Dissertation anhand vieler Beispiele und auch eigener Erfahrungen fest, dass ausländische<br />

Investoren oft auch nach erfolgreich abgeschlossener Übernahme mit den Behörden vor Ort „zu kämpfen haben“.<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis 9


Mag. Harald Moshammer, LL.M. – Leonding<br />

Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät<br />

10 <strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis<br />

Diplomarbeit: „Die steuerliche Vorteilhaftigkeit der<br />

österreichischen, eigennützigen, außerbetrieblichen<br />

Privatstiftung nach dem Schenkungsmeldegesetz 2008“<br />

Bislang stellte die Errichtung einer Privatstiftung eine steuergünstige Gestaltungsform<br />

zur Veranlagung und Übertragung von Vermögen dar. Vor allem<br />

durch die Aufhebung der Grundtatbestände des Erbschafts- und Schenkungssteuergesetzes<br />

wurden die Vorteile einer Privatstiftung gravierend beeinflusst.<br />

In dieser Arbeit wurde die steuerliche Behandlung einer Privatstiftung untersucht,<br />

um daraus ableiten zu können, welche Besteuerungsvorteile der Stiftung<br />

im Vergleich zur natürlichen Person noch bleiben. Darüber hinaus wurde<br />

der theoretisch ermittelte Vorteil anhand eines dynamischen Steuerbelastungsvergleiches<br />

aufgezeigt.<br />

Die theoretische Ausarbeitung ergab, dass die Aufhebung der Grundtatbestände der Erbschafts- und Schenkungssteuer<br />

zu einem deutlichen Attraktivitätsverlust der Privatstiftung führen. Die quantitative Analyse hingegen ergab, dass<br />

dennoch steuerliche Vorteile durch die Errichtung einer Privatstiftung erzielt werden können.<br />

Mag. Martin Oberndorfer – Gunskirchen<br />

Rechtswissenschaftliche Fakultät<br />

Diplomarbeit: „Die Unvereinbarkeitsbestimmungen<br />

im Privatstiftungsrecht“<br />

Die Privatstiftung erfuhr in letzter Zeit viel mediale Aufmerksamkeit. Einerseits<br />

wird die österreichische Privatstiftung vor allem durch die nun umgesetzte<br />

stärkere Besteuerung zusehends unattraktiver, gleichzeitig präsentiert sich die<br />

liechtensteinische Privatstiftung seit ihrer Novelle als interessante Alternative<br />

für potentielle Stifter.<br />

Nach einem kurzen Rechtsvergleich mit der liechtensteinischen Stiftung liegt<br />

der Schwerpunkt der Arbeit auf den Unvereinbarkeitsbestimmungen des Privatstiftungsgesetzes<br />

(PSG). Diese sollen eine ausreichende Unabhängigkeit<br />

der Privatstiftung von Einflussnahmen durch die Begünstigten sichern. Die<br />

aktuelle Rechtssprechung erweitert den bisherigen Anwendungsbereich und<br />

führt damit dazu, dass die Interessen der Begünstigten weiter zurückgedrängt werden.<br />

Mag. Martin Oberndorfer analysierte in seiner Arbeit kritisch diese Rechtssprechung sowie dazu vorhandene Meinungen<br />

in der Literatur.


Mag. Michael Stiefmüller – Oberndorf bei Schwanenstadt<br />

Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät<br />

Diplomarbeit: „Die Rettungs- und Konjunkturpakete im<br />

Rahmen der Finanzkrise. Ein internationaler Überblick“<br />

Angesichts der Finanzkrise sahen sich viele Staaten gezwungen, beispiellose<br />

Gegenmaßnahmen einzuleiten, um dauerhafte wirtschaftliche Schäden abzuwenden.<br />

In dieser Diplomarbeit wurden die geschnürten Rettungs- und Konjunkturpakete<br />

von 23 der wirtschaftlich bedeutendsten Staaten analysiert und<br />

systematisiert.<br />

Basierend auf den Untersuchungen der enormen staatlichen Rettungspakete<br />

gegen den Zusammenbruch des Finanzsektors lassen sich drei wesentliche<br />

Maßnahmen erkennen: Fremdkapitalgarantien, Rekapitalisierungen und Garantien<br />

bzw. Ankauf von Aktiva.<br />

Aufgrund der mäßigen Wirksamkeit der Rettungsprogramme auf kurze Sicht und der steigenden Rezessionsängste<br />

verabschiedeten die Staaten umfangreiche Konjunkturpakete. Die getroffenen Maßnahmen wurden größtenteils in<br />

Form von Infrastrukturinvestitionen, Sozial- und Beschäftigungszuschüssen sowie Steuererleichterungen in die Wirtschaft<br />

eingespeist. Eine Analyse der Effektivität der Konjunkturpakete ergab einen allgemein langsamen Konjunkturaufschwung<br />

sowie einen massiven Anstieg der Staatsschulden.<br />

Michaela Szölgyényi, Bakk. techn. – Linz<br />

Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät<br />

Bachelorarbeit: „Barrier Options – Bewertung im Black<br />

Scholes Modell“<br />

Diese Bachelorarbeit beschäftigt sich mit so genannten Barrier Options. Darunter<br />

versteht man derivative Finanzprodukte, deren Auszahlungen davon<br />

abhängen, ob der zugrundeliegende Kurs (z.B. einer Aktie) im Beobachtungszeitraum<br />

eine gewisse im Vorhinein vereinbarte Schranke erreicht. Ziel dieser<br />

Arbeit ist es, den fairen Preis anhand des Black Scholes Modells zu berechnen.<br />

Es handelt sich dabei um ein finanzmathematisches Modell zur Bewertung von<br />

Finanzoptionen.<br />

Dabei wurde besonders auf Barrier Options eingegangen sowie verschiedene,<br />

in der Realität vorkommende Produkte beschrieben. Unter den Annahmen des<br />

Black Scholes Modells kann eine analytische Formel für den fairen Preis hergeleitet<br />

werden. Weitere zwei Methoden – Lösen der so genannten Black-Scholes partiellen Differentialgleichung und<br />

die Monte Carlo Simulation – wurden ebenfalls herangezogen.<br />

Das Ergebnis der Arbeit zeigt, dass die analytische Formel aufgrund ihrer Exaktheit, aber auch weil sie in der Berechnung<br />

am schnellsten ist, den anderen vorzuziehen ist. Für komplexere Finanzprodukte steht eine solche Formel allerdings nur<br />

in den wenigsten Fällen zur Verfügung, weshalb die Bedeutung der anderen Methoden ebenso hoch einzustufen ist.<br />

<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis 11


<strong>Ludwig</strong> Scharinger Preis <strong>2010</strong><br />

Anerkennungspreisträger<br />

Diplomarbeiten<br />

Mag. Raphael Baumberger<br />

IT-Sicherheit und IT-Organisation in der Praxis – Eine Analyse<br />

von Unternehmen im Banken- und Industriesektor<br />

Mag. Anton Binder<br />

Der Einsatz von Hybridanleihen in der Unternehmensfinanzierung<br />

Mag. Ramon Dawari Dehkordi<br />

Zinsverbote aus historischer Perspektive unter besonderer<br />

Berücksichtigung des Islam und des Instrumentariums<br />

des Islamic Banking<br />

Mag. Bernhard Grabner und Mag. Cornelia Stögmüller<br />

Impact of Working for a Junior Enterprise on Entrepreneurship<br />

and Intrapreneurship<br />

Mag. David Mathias Kemethofer<br />

Berichterstattung von Kriminalität und antisozialem Verhalten<br />

– eine Inhaltsanalyse ausgewählter Printmedien<br />

des Landes Oberösterreich<br />

Mag. Sandra Leitner<br />

Qualität der Zwischenlageberichte – eine empirische<br />

Analyse österreichischer Halbjahreslageberichte der<br />

Jahre 2006 – 2008<br />

Mag. Sebastian Mayrhofer<br />

Unbare Zahlungsmittel – Eine Darstellung des bargeldlosen<br />

Geldtransfers im österreichischen Strafrecht. Ausgewählte<br />

Bereiche, aktuelle Tendenzen und künftiger Paradigmenwechsel<br />

MMag. Christoph Pernsteiner<br />

EU-Bankenhilfspakete: Eine Analyse mit besonderem<br />

Fokus auf Österreich und Deutschland<br />

Mag. Maria Plasser<br />

Banker und die Krise: Eine diskursanalytische Rekonstruktion<br />

von Fremdbildern<br />

Mag. Martin Plöckinger<br />

Residual Income Valuation – Alternative Konzepte der<br />

Unternehmensbewertung auf Basis von Rechnungslegungsgrößen<br />

unter besonderer Berücksichtigung des<br />

Feltham/Ohlson-Modells<br />

Mag. Lidija Pocedulic<br />

Ressourcenbeschaffung in sozialen Organisationen insbesondere<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen mit Fallbeispielen<br />

von Waldkindergärten<br />

Mag. Claudia Priesner<br />

Markenbewertung<br />

Mag. Daniela Schausberger<br />

Beurteilung der Einbezugskriterien von Unternehmen in<br />

den Konzernabschluss entsprechend ED 10 des IASB<br />

Mag. Wolfgang Sigl und Mag. David Wimleitner<br />

Spitzensport und Unternehmensgründung – Hemmende<br />

und fördernde Faktoren für eine Unternehmensgründung<br />

durch ehemalige Spitzensportler<br />

Mag. Michael Stöger<br />

Sustainability Reporting mit besonderem Augenmerk auf<br />

die Global Reporting Initiative inkl. einem Vergleich von<br />

Berichten aus Europa und Südamerika<br />

Mag. Birgit Wimmer-Wurm<br />

Strategisches Kompetenzmanagement in der Gründungsphase<br />

– eine empirische Analyse der Einflussfaktoren<br />

auf den Wachstumsprozess von Kleinunternehmen<br />

Mag. Magdalena Wirtl<br />

Mergers & Acquisitions in Emerging Markets<br />

Mag. Gustav Maximilian Wurm<br />

Die ertragssteuerliche Behandlung von Erträgen aus in-<br />

und ausländischen Investmentfondsanteilen bei betrieblichen<br />

Anlegern nach dem Budgetbegleitgesetz 2009<br />

und der Investmentfondsgesetz-Novelle 2008<br />

Dissertationen<br />

MMag. Dr. Catharina-Elisabeth Gaigg<br />

Die Entwicklung der Privatverschuldung in Österreich<br />

seit der Einführung des EURO im Jahr 2002<br />

Mag. Dr. Thomas Haas<br />

State-of-the-Art des Controllings in international tätigen<br />

Familienunternehmen. Systemtheoretische Konzeption<br />

und empirische Studie<br />

MMag. Dr. Anita Rossdorfer<br />

Gerichtliche Unternehmenssanierung – Ein Vergleich<br />

zwischen Österreich und den USA unter besonderer Berücksichtigung<br />

von Klein- und Mittelunternehmen und<br />

der geplanten Insolvenzrechtsreform<br />

Mag. Dr. Vera Sophie Schiemer<br />

Das Property Rights Equity Concept – Vorschlag eines<br />

Eigenkapitalabgrenzungskonzepts im Kontext der internationalen<br />

Rechnungslegung<br />

MMag. Dr. Peter Gottfried Weixelbaumer<br />

Die aktive Imagepolitik als ein zentraler Erfolgsfaktor einer<br />

Organisation<br />

Dipl.-Ing. (FH) Dr. Gerald Madlmayr<br />

Eine mobile Service Architektur für ein sicheres NFC<br />

Ökosystem<br />

Dipl.-Ing. Dr. Martin Staudecker<br />

Regelung einer elastischen mechanischen Struktur am<br />

Beispiel eines Regalbediengeräts für Hochregallager<br />

IMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber:<br />

<strong>Raiffeisenlandesbank</strong> OÖ, Redaktion: Harald Wetzelsberger, Mag. Romana Manhartsgruber. Fotos: <strong>Raiffeisenlandesbank</strong> OÖ,<br />

Strobl. Layout: GDL-Grafik, Verlags- und Herstellungsort: Linz.

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