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Play Admont Stift Admont Museum - Regionale10

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<strong>Play</strong> <strong>Admont</strong><br />

<strong>Stift</strong> <strong>Admont</strong><br />

<strong>Museum</strong>


Thomas Baumann<br />

Johannes Deutsch<br />

Julius Deutschbauer<br />

Tim Etchells<br />

William Forsythe<br />

Peter Hanappe<br />

&<br />

Armin Linke<br />

reactable<br />

(Marcos Alonso,<br />

Günter Geiger,<br />

Sergi Jordà,<br />

Martin Kaltenbrunner)<br />

Hubert Machnik<br />

Hans Pollhammer<br />

Werner Reiterer<br />

robotlab<br />

(Matthias Gommel,<br />

Martina Haitz,<br />

Jan Zappe)<br />

Constanze Ruhm<br />

Richard Siegal/The Bakery<br />

Christa Sommerer<br />

&<br />

Laurent Mignonneau<br />

Martin Walde<br />

Hans Winkler<br />

Erwin Wurm<br />

<strong>Play</strong> <strong>Admont</strong><br />

3. Juni - 7. November 2010<br />

<strong>Stift</strong> <strong>Admont</strong><br />

<strong>Museum</strong>


Zur REGIONALE10-Ausstellung <strong>Play</strong> <strong>Admont</strong> darf ich Sie herzlich<br />

grüßen. Immer wieder stoßen Sie bei uns auf den hl. Benedikt,<br />

bzw. auf seine Lebensart. Dies gilt für die multimediale<br />

<strong>Stift</strong>spräsentation ebenso wie für die Präsentation der im<br />

Gottesdienst verwendeten Utensilien. Eine Besonderheit des<br />

<strong>Stift</strong>es <strong>Admont</strong> stellt gewiss die Auseinandersetzung mit der<br />

zeitgenössischen Kunst dar. Wir Benediktiner haben gerade<br />

dadurch den Dialog zwischen Kirche und Kunst aufgenommen.<br />

Dieser Dialog lässt immer wieder nach dem Hintergründigen<br />

fragen. Man verharrt nicht einfach bei dem, was<br />

man sehen, hören, angreifen und riechen kann, sondern<br />

möchte vielmehr auf den Grund dessen gehen, was einem<br />

im Leben begegnet. Woher kommt dies alles, wozu ist es da,<br />

was ist das eigentliche Ziel. Aber nicht nur in der Begegnung<br />

mit den zeitgenössischen Künstlern und deren Kunst steht die<br />

Frage nach dem Sinn der erfahrbaren Wirklichkeit im Hintergrund,<br />

sondern letztlich auch in allen Bereichen unserer<br />

Sammlungen. Selbstverständlich verweist auch die größte<br />

Klosterbibliothek der Welt, die sich in unserem <strong>Stift</strong> befindet<br />

und die vielfach als großartiges Weltwunder bezeichnet wird,<br />

auf die Tiefe menschlichen Fragens und die Suche nach Antwort.<br />

Wir Benediktiner haben uns mit der Botschaft des<br />

Evangeliums in der Lebensform einer klösterlichen Gemeinschaft<br />

auf die Gottsuche gemacht, wie es der hl. Benedikt in seiner<br />

Lebensordnung für Mönche schon im 6. Jahrhundert vorsieht.<br />

Faszinierend ist für unsere benediktinische Gemeinschaft von<br />

<strong>Admont</strong>, dass wir nun schon auf eine mehr als neunhundertjährige<br />

ununterbrochene Tradition zurückblicken können, uns<br />

in den vielen Begegnungen auf die Gegenwart einlassen<br />

möchten und mit christlicher Hoffnung in die Zukunft blicken.<br />

So dienen unsere Ausstellungen nicht nur der Bewunderung,<br />

sondern vor allem auch der Auseinandersetzung. Zugleich<br />

dürfen wir Sie zu stillen Stunden und zu den Gottesdiensten<br />

in unserer <strong>Stift</strong>skirche einladen. Lassen Sie einfach die Atmosphäre<br />

auf sich wirken. Sie kann zu einer Begegnung mit sich<br />

selbst und mit Gott führen. Martin Buber sagt ja in seinem<br />

Werk Ich und Du (1923): „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“<br />

<strong>Play</strong> <strong>Admont</strong>


Grußwort<br />

Bruno Hubl<br />

Abt von <strong>Admont</strong>


Inhalt


<strong>Play</strong> <strong>Admont</strong><br />

Grusswort<br />

Abt Bruno Hubl<br />

02<br />

<strong>Play</strong> <strong>Admont</strong><br />

Editorial<br />

Michael<br />

Braunsteiner<br />

&<br />

Christine<br />

Peters<br />

06<br />

Arbeiten<br />

16<br />

Biografien<br />

Künstler<br />

58<br />

Biografien<br />

Kuratoren<br />

62<br />

Impressum<br />

64


2007 haben kulturelle Initiativen aus der Region Liezen<br />

beschlossen, sich für die REGIONALE10, das zum zweiten<br />

Mal seit seiner Gründung stattfindende biennale Festival<br />

für zeitgenössische Kunst in der Steiermark, zu bewerben.<br />

Das Kernteam hat sich selbstkritisch mit allen Stärken und<br />

Schwächen als Region „In der Mitte am Rand“ erkannt, sich<br />

dank klarer Positionierung gegen zahlreiche Mitbewerber<br />

durchgesetzt und den Zuschlag bekommen. Heimisches<br />

sollte integriert, Internationales dialogisch in die Region<br />

eingebracht werden.<br />

Die Ausstellung <strong>Play</strong> <strong>Admont</strong> im Benediktinerstift <strong>Admont</strong><br />

stellt den Betrachter ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit und<br />

fordert seinen Gestaltungswillen als Erforscher, Spielpartner<br />

und Entdecker heraus. Durch die aktive Teilhabe, die Interaktion<br />

mit den künstlerischen Arbeiten und mit anderen<br />

Handelnden wird das Aktionsfeld einer erweiterten, sozialen<br />

Skulptur betreten und ein benutzerorientierter Kontext<br />

eröffnet, der unter Einbeziehung digitaler Technologien eine<br />

Vielfalt an Betätigungsfeldern und Ausdrucksformen bereitstellt:<br />

Choreographische Objekte, ortsspezifische Hörstationen,<br />

situative Rauminstallationen, interaktive Maschinen, performative<br />

Handlungsanweisungen, ephemere Versuchsanordnungen<br />

und wachsende Archive beziehen den Besucher in den Kunstprozess<br />

ein – erst durch die komplementären Elemente von<br />

Interaktion und Partizipation entfalten die gezeigten Werke<br />

ihr gesamtes Potential.<br />

Als Parallaxe (griech. Vertauschung, Abweichung) bezeichnet<br />

man die scheinbare Änderung der Position eines Objektes,<br />

wenn der Beobachter seine Position verschiebt. Diese Verschiebung<br />

ist einerseits als physische Bewegung, andererseits<br />

als sinnlicher Perspektivenwechsel – als Wahrnehmungs-<br />

Verschiebung – erlebbar. Hören, Sehen, Reflektieren, Denken,<br />

Agieren: Im Moment, im Akt der Wahrnehmung beeinflusst<br />

der Betrachter das Kunstwerk und schreibt es fort.<br />

Das Benediktinerstift <strong>Admont</strong>, das auf eine lange Sammlungstradition<br />

im Bereich der Naturkunde und der Kunstgeschichte<br />

zurückblickt, hat mit Eröffnung seines <strong>Museum</strong>s für Gegen-<br />

06<br />

<strong>Play</strong> <strong>Admont</strong>


wartskunst im Jahr 2003 seine Aktivitäten im Hinblick<br />

auf die zukünftige Mitgestaltung und Reflektion zeitgenössischer<br />

Kunst ausgeweitet. Der kuratorische Schwerpunkt<br />

der Sammlung lag bislang weitgehend auf der<br />

österreichischen Gegenwartskunst und der gezielten<br />

Förderung der künstlerischen Produktion durch die hauseigene<br />

Reihe MADE FOR ADMONT. Eine Besonderheit<br />

dieser seit dem Jahr 2000 bestehenden und kontinuierlich<br />

weiterentwickelten Produktionsreihe sind die grundsätzlich<br />

für blinde Menschen konzipierten Kunstwerke. Diese<br />

multimedialen Skulpturen vereinen Kunst und Information.<br />

Gleichermaßen für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung<br />

wie für Sehende erdacht, schaffen sie außerhalb<br />

der visuellen Erfahrungswelt sinnliche Begreifbarkeits-<br />

Ebenen. Ein Sehender sieht eine solche Station – zugleich<br />

auch immer ein sichtbares Kunstwerk – ganz anders, als<br />

ein blinder Mensch sie wahrnimmt. Für den einen kann<br />

der optische Charakter des Objektes dominieren, während<br />

für den anderen die haptischen oder akustischen Qualitäten<br />

im Vordergrund stehen. Durch die vielfältigen Wahrnehmungsmöglichkeiten<br />

lassen sich so neue Zugänge zur<br />

zeitgenössischen Kunst erschließen.<br />

<strong>Play</strong> <strong>Admont</strong> erweitert nunmehr die Perspektive auf<br />

die Gegenwartskunst durch internationale und virulente<br />

künstlerische Positionen im Bereich des Interaktiven und<br />

Partizipativen, deren temporärer und verspielter Charakter<br />

die Fragilität des Moments, das Veränderbare und Wechselhafte<br />

thematisieren. <strong>Play</strong> <strong>Admont</strong> ist darüber hinaus im<br />

Kontext der Sammlung, der weltgrößten Klosterbibliothek<br />

und aller stiftischen Kunstabteilungen konzipiert als<br />

Parcours, der Durchlässigkeit und Veränderung als zentrale<br />

Bestandteile von aktiver Zeitgenossenschaft und Gemeinschaftsbildung<br />

in den Vordergrund stellt und die Ordnungssysteme<br />

vergangener Zeugnisse und Zeiten im beweglichen<br />

Zugang mit den aktuellen Arbeiten konfrontiert.<br />

Die Fragilität, Brüchigkeit und Instabilität der Zeit sind<br />

Themen, die der deutsche Filmemacher und Autor Alexander<br />

Kluge in Chronik der Gefühle als „Unheimlichkeit der Zeit“<br />

beschrieb und das vergangene 20. Jahrhundert selbst als<br />

07<br />

Michael<br />

Braunsteiner<br />

&<br />

Christine<br />

Peters


„... eine gesellschaftliche Situation, in der das kollektive<br />

Lebensprogramm von Menschen schneller zerfällt, als die<br />

Menschen neue Lebensprogramme produzieren können.<br />

Sinnentzug. Hunger nach Sinn.“ (...) „Das natürliche Gefäß,<br />

in dem wir unsere Erfahrungen machen, heißt ‚Lebensläufe‘.<br />

Das Gefäß ist zerbrechlich.“<br />

Alexander Kluges Antwort auf dieses soziale Dilemma, das<br />

sein Nachdenken über Kunst und Geschichte bis heute prägt,<br />

ist sein Bekenntnis zum Prozessualen und Temporären als<br />

produktive und konstruktive Eigenschaften zur Bildung von<br />

lebendigen Archiven und zur Ausformulierung von differenzierten<br />

Geographien im Inneren der Menschen. – Eine<br />

Haltung, die von jedem einfordert, das Denken nicht abzugeben,<br />

sondern beweglich und geistesgegenwärtig zu bleiben<br />

und sich im Akt der Mitgestaltung und Einmischung, der<br />

Selbst- und Mitbestimmung zu vergegenwärtigen.<br />

<strong>Play</strong> <strong>Admont</strong> versammelt 24 Künstler sowie künstlerische<br />

Teams und zeigt 24 Arbeiten, die die Aufforderung zur Einmischung<br />

und zum Spiel wörtlich nehmen. Einige der Exponate<br />

wurden für MADE FOR ADMONT konzipiert, viele<br />

andere speziell für den Ausstellungskontext eingeladen bzw.<br />

eigens für den gewählten Ort produziert.<br />

Thomas Baumann fertigt seine Arbeiten<br />

vorwiegend aus mechanischem, technologischem und elektronischem<br />

Material. In Mothernaturemade, einer MADE FOR<br />

ADMONT-Arbeit, können zwei über ein Koffer-Objekt bedienbare<br />

Glasbilder begriffen und befühlt werden, um Frequenzen<br />

und Vibrationen von elektronischen Musikstücken wahrzunehmen.<br />

So wie Farben Frequenzen zugeordnet werden können<br />

und das Auge als erstes Organ Licht und Farbe wahrnimmt,<br />

verhalten sich Ohr und Körper zur Musik. Seine für <strong>Play</strong><br />

<strong>Admont</strong> konzipierte Arbeit Rope wiederum ist eine filigrane<br />

Skulptur und eine spielerische Übung in Sachen Gleichgewichtssinn:<br />

Der Besucher balanciert auf einem Seil und<br />

erfährt seine Grenzen und Fähigkeiten im Balanceakt.<br />

08


Der Medienkünstler Johannes Deutsch<br />

schuf in Kooperation mit dem blinden Wissenschaftler<br />

Björn Einecke und dem <strong>Stift</strong>sgärtner Karl Amon ein MADE<br />

FOR ADMONT-Kunstobjekt für den <strong>Museum</strong>sgarten, das<br />

mit der Tast-, Riech- und Hörerfahrung spielt. Der Besucher<br />

betritt den Unsichtbaren Garten mit verbundenen Augen<br />

und wird dabei von einem blinden Experten geführt. –<br />

Das Einlassen auf einen blinden Führer, sowie das sich<br />

Verlassen auf Gehör, Geruch und Tastsinn generiert<br />

sowohl eine andere Form von Zeit- als auch von Wahrnehmungserfahrung.<br />

Die Bibliothek ungelesener Bücher ist ein Langzeitprojekt<br />

des österreichischen bildenden Künstlers Julius<br />

Deutschbauer, das dieser seit 1997 als wachsendes<br />

Audio- und Bucharchiv führt. Im Interview mit<br />

seinen jeweiligen Gesprächspartnern befragt er sie zu<br />

ihren Vorstellungen über ein von ihnen noch nicht gelesenes<br />

Buch und zu den Gründen fürs Nicht-Lesen. Am<br />

Eröffnungswochenende von <strong>Play</strong> <strong>Admont</strong> steht Julius<br />

Deutschbauer den Besuchern als Interviewpartner<br />

zur Verfügung und integriert diese Gespräche in seine stetig<br />

wachsende, öffentlich zugängliche Bibliothek.<br />

Der britische Autor, Regisseur und Künstler Tim<br />

Etchells hat sich in seiner Audioinstallation<br />

Unnatural History: A Reading of Spaces mit den im natur-<br />

kundlichen <strong>Museum</strong> ausgestellten Tierpräparaten beschäftigt.<br />

Ihn interessierte, ausgehend von den gegebenen Zuordnungen<br />

und Konstellationen der Präparate, die er arrangiert<br />

in den Vitrinen vorfand, die spekulative Frage: Was könnte<br />

zuvor passiert sein? Mit kriminologischem Gespür examiniert<br />

er seine Bildbeschreibungen in Form von fiktiven Kurzgeschichten.<br />

In der Neonarbeit G.O. wiederum spricht er den<br />

Besucher per Handlungsanweisung direkt an, und dieser<br />

muss sich fragen, ob und wie er diese für sich übersetzen<br />

soll.<br />

Mit seiner am klassischen Ballett orientierten, streng mathematischen,<br />

aber bildhaft-sinnlichen Tanzsprache zählt<br />

09


William Forsythe zu den weltweit wichtigsten<br />

Vertretern der Ballettmoderne. Forsythes choreogra-<br />

fisches Denken hat sich durch seine Auseinandersetzung mit<br />

den international richtungsweisenden Kunstströmungen der<br />

Gegenwart entwickelt und gleichzeitig zu ihnen beigetragen:<br />

von Performance und Bildender Kunst bis zu Architektur und<br />

interaktiven Multimedia-Arbeiten. Erstmalig in der Steiermark<br />

zu Gast, werden drei sehr unterschiedliche Arbeiten zu sehen<br />

sein: Der Kurzfilm Solo zeigt William Forsythe<br />

selbst in der tänzerischen Auseinandersetzung mit musikalischem<br />

Material des holländischen Komponisten Thom Willems.<br />

Die interaktive Installation City of Abstracts hingegen lenkt<br />

das Auge einer Kamera auf die Besucher und übersetzt deren<br />

Bewegungen in abstrakte Bilder. In seiner live Performance<br />

Monster Partitur für einen Tänzer und einen Musiker wiederum<br />

bewegt sich Forsythe zwischen Installation, Performance<br />

und Klang-Environment. Diese drei jeweils komplexen<br />

choreographischen Situationen verweisen auf Prozessualität<br />

und Transformation als wesentliche Faktoren seines künstlerischen<br />

Selbstverständnisses.<br />

Armin Linke arbeitet vorwiegend mit dem Medium<br />

Fotografie, kombiniert dabei verschiedene Medien, um<br />

die Grenzen der Wahrnehmung – von Fiktion und Realität<br />

– zu verwischen. Er erstellt ein fortlaufendes Archiv zu<br />

den Themen menschliche Aktivität sowie natürliche und von<br />

Menschenhand gemachte Landschaften. Die gemeinsam mit<br />

Peter Hanappe konzipierte Arbeit Phenotypes/<br />

Limited Forms ist als Buchmaschine Teil dieses wachsenden<br />

Archivs, das durch seine zusätzliche, partizipative Komponente<br />

den Besucher am Erstellen seiner persönlichen Konstruktion<br />

von Geschichte teilhaben lässt.<br />

Der Komponist und Musiker Hubert Machnik<br />

setzt sich in seiner speziell für den ehemaligen Musikpavillon<br />

konzipierten Soundinstallation Knitter Work mit der Architektur<br />

und den spezifischen Klangeigenschaften des Pavillons auseinander.<br />

Knitter verweist auf die Verfaltungen im akustischen<br />

Gewebe der Gesamtkomposition, die elektronische<br />

Sounds und elektromechanisch erzeugte Klänge miteinander<br />

verschränkt und visuell erlebbar macht. Darüber hinaus wird<br />

10


Hubert Machnik den Workshop REMIX<br />

<strong>Admont</strong> mit Schülern des ansässigen Musik-Gymnasiums<br />

leiten, dessen Ergebnisse als öffentliches Konzert in der<br />

Kirche des Benediktinerstifts aufgeführt werden.<br />

Hans Pollhammer wurde nicht nur als<br />

düster-witziger Schwarzweiß-Maler und Druckgrafiker<br />

bekannt, sondern mit der Künstlergruppe Büro Josef Böhm<br />

auch als Video- und Performancekünstler. In seiner augenzwinkernden<br />

cinematographischen Installation Kist‘n Nr. 1<br />

aus der MADE FOR ADMONT-Sammlung betritt der Besucher<br />

eine skurrile Behausung, in der er, durch eine Apparatur<br />

spähend, eine kleine, feine, ganz private Vorführung von<br />

Brigitte Bardot erlebt.<br />

Die Österreicher Martin Kaltenbrunner und Günter Geiger<br />

sowie die Spanier Sergi Jordà und Marcos Alonso entwickelten<br />

den reactable als elektronisches Instrument,<br />

ausgestattet mit einem komplexen Interface, das<br />

Ton, Rhythmus und Musik in eine greifbare und sichtbare<br />

Erfahrung verwandelt: Hier kann der Besucher selbst komponieren<br />

und mit anderen musizieren, indem er einfache<br />

Plexiglasobjekte auf der Tischoberfläche bewegt, dreht<br />

und miteinander verbindet. Die technische Komplexität<br />

tritt dabei hinter die sinnliche Spielerfahrung zurück und<br />

erlaubt eine spontane und effektvolle Aneignung des programmierten<br />

Materials.<br />

Die Basis des künstlerischen Schaffens von Werner<br />

Reiterer bildet die zeitlich nicht begrenzte Grafikserie<br />

der Gezeichneten Ausstellungen, einer Serie von<br />

jeweils 70 * 50 cm großen Bleistiftzeichnungen, die<br />

künstlerische Ideen im weitesten Sinn zum Thema hat<br />

und seit 1996 entsteht. Interventionen im öffentlichen<br />

Raum, Skulpturen, Fotografien und technisch aufwendige<br />

Installationen, die meistens den Betrachter aktiv in die<br />

Arbeit mit einbinden, gehen aus dieser Zeichenserie, die<br />

der Künstler als eine Art „Ideenpool“ bezeichnet, hervor.<br />

Da der gesamte künstlerische Ansatz Werner Reiterers<br />

sehr nahe am Menschen liegt, können seine Arbeiten<br />

11


auch oft sprechen oder atmen, fordern den Betrachter auf,<br />

bestimmte Handlungen auszuführen. Durch die sehr ausgeprägte<br />

interaktive Ebene der Arbeiten wird der Mensch<br />

nicht nur als „lebendes, skulpturales Material“ aktiv in die<br />

Konzeption und Umsetzung des Werks eingebunden, sondern<br />

ist auch ein wesentlicher Bestandteil des Werkes. In der<br />

partizipativen Installation Studie über Fliegenpilz sieht sich<br />

der Besucher einer elektronischen Skulptur in Form eines<br />

überdimensionalen Fliegenpilzes gegenüber, der seine weißen<br />

Punkte als Kügelchen in den Raum schießt – eine Art Ping-<br />

Pong Spiel zwischen Betrachter und Objekt entspinnt sich.<br />

Ohne Titel, für den <strong>Stift</strong>steich konzipiert, ist eine Handlungsanweisung,<br />

die dem Besucher mit einer Aufforderung zur<br />

körperlichen Aktion begegnet. Mit With a little Help from My<br />

Friends wiederum provoziert Reiterer ein subtiles Such- und<br />

Versteckspiel, in dem ein tragbares Objekt zur Zielscheibe für<br />

heimliche Obsessionen und nomadische Interventionen wird.<br />

Martina Haitz, Matthias Gommel und Jan Zappe haben sich<br />

als Künstlergruppe robotlab auf Installationen und<br />

Performances mit Industrierobotern spezialisiert. robotlab<br />

setzt die normalerweise in industriellen Produktionsprozessen<br />

verwendeten Roboter als Ready-mades in seinen Kunstprojekten<br />

ein. In der <strong>Admont</strong>er <strong>Stift</strong>sbibliothek wird der für die Installation<br />

bios [bible] entwickelte Industrieroboter mit Feder und<br />

Tinte den Text der Bibel handschriftlich auf eine Papierrolle<br />

übertragen. Neun Monate bräuchte der Computer, bei ununterbrochenem<br />

Arbeiten, um das Alte und Neue Testament zu<br />

bewältigen. In den fünf Monaten Ausstellungsdauer entsteht<br />

eine einzigartige <strong>Admont</strong>er Abschrift, die das Neue Testament<br />

enthält.<br />

Die Arbeiten von Constanze Ruhm – Videos,<br />

Installationen, Fotografien, Webprojekte, Texte/Publikationen<br />

– beschäftigen sich mit dem Verhältnis unterschiedlicher<br />

zeitbasierter Formen zwischen Kino und Neuen Medien,<br />

und konzentrieren sich auf Fragen zu (weiblicher) Identität,<br />

Repräsentation und Performativität. blindstorey aus der Reihe<br />

MADE FOR ADMONT ist eine Bild- und Hörskulptur, die in der<br />

<strong>Stift</strong>sbibliothek zu sehen sein wird. Sie erzählt vom Kino, von<br />

Geräusch und Stille, von Erinnerung und Blindheit, von filmi-<br />

12


schen und realen Räumen. Das Projekt untersucht Architektur<br />

und Ornamentik als veränderliche räumliche Programme,<br />

um diese in ein Verhältnis zu barocken und zeitgenössischen<br />

musikalischen Kompositionsformen, zu Raum<br />

und Wahrnehmung und zu den Begriffen von Thema<br />

und Variation unter besonderer Berücksichtigung digitaler<br />

audio-visueller Technologien zu setzen.<br />

Der amerikanische Tänzer und Choreograph Richard<br />

Siegal gründete 2005 The Bakery, eine<br />

Arbeitsplattform, die sich der Erforschung und Inszenierung<br />

von zeitgenössischer und interdisziplinärer Choreographie<br />

– im Spektrum von Musik bis Medienkunst – widmet. Auf<br />

der Basis seiner spielbasierten choreographischen Methode<br />

if/then entwickelte Siegal die interaktive Installation If/Then<br />

Installed, die den Besucher einlädt, sich tänzerisch zu<br />

betätigen und Bewegungen, die ein Tänzer von einer<br />

virtuell kontrollierten Videoleinwand vorschlägt, zu erproben.<br />

Zwischen den Bewegungen des „Vortänzers“ und dem sich<br />

bewegenden Besucher entsteht ein spielerischer Dialog,<br />

bei dem der Besucher seine Körperbewegungen erforscht<br />

und eine Vielfalt von Gesten kennenlernt, die Teil eines<br />

zeitgenössischen choreographischen Bewegungs-Repertoirs<br />

sind. Die aktiven Teilnehmer werden darüber hinaus Teil<br />

eines wachsenden, lebendigen Archivs: Auf einem zusätzlichen<br />

Bildschirm werden alle aktiven Besucher erfasst. Das<br />

Archiv enthält bereits bewegte Bilder von über 50.000<br />

Besuchern und wächst während <strong>Play</strong> <strong>Admont</strong> stetig weiter.<br />

Christa Sommerer & Laurent<br />

Mignonneau untersuchen seit Beginn der 90er<br />

Jahre im Bereich der Interaktiven Kunst die Mensch-Maschine<br />

Interaktion für künstlerische Interfacegestaltungen. Life<br />

Writer ist konzeptuell inspiriert von der Idee, künstliches<br />

Leben durch materialisierte Gedanken, die sich als Schrift<br />

äußern, zu erzeugen. Zu diesem Zweck hat Laurent<br />

Mignonneau eine antike Schreibmaschine in<br />

ein interaktives Computerinterface umgewandelt. Durch<br />

den Vorgang des Eintippens von Text durch den Besucher<br />

entstehen virtuelle kleine Spinnentiere, die sich auf dem<br />

Papier bewegen, sich fortpflanzen und wieder eliminiert<br />

13


werden. Dieses künstliche Leben ist ephemer und in ständigem<br />

Prozess, es kann nur bis zu einem gewissen Grad beeinflusst<br />

und gesteuert werden. Das Ephemere und Prozesshafte<br />

im Grenzbereich des Realen und Virtuellen wird durch die<br />

Aktion und textliche Intervention des Besuchers vergegenwärtigt.<br />

Martin Walde arbeitet mit Zeichnungen, Objekten,<br />

Installationen und Video. Alltägliche Gegenstände, instabile<br />

Materialien und normativ abweichende Einbrüche in alltägliche<br />

Ereignisse sind zentrale Bestandteile seiner Untersuchungen,<br />

die das sinnliche Erleben des Betrachters und dessen Interaktion<br />

in den Vordergrund stellen. The Web (Spider) ist eine<br />

faszinierende, filigrane Versuchsanordnung: Vertikal angeordnete<br />

Hohlstangen aus Carbon bilden ein stabiles Gerüst für den Bau<br />

eines Fadennetzes, das der Besucher selbst webt und das<br />

sich im Laufe der Ausstellung immer weiter verdichtet – eine<br />

körperliche und sportliche Herausforderung.<br />

Hans Winklers Arbeit bewegt sich im Bereich<br />

der sozialen Interaktion und untersucht die Wahrnehmungen<br />

von alltäglichen Symbolen und alltäglicher Realität. Als Künstler<br />

steht er in der Tradition von Interventionskunst und politischem<br />

Aktivismus. Dabei verlässt er gerne hin und wieder den konventionellen<br />

Kunstkontext, um einen veränderten Blick auf ein<br />

bestimmtes Thema zu provozieren. Im Gesäuse. Handbuch für<br />

Wilderer aus der Reihe MADE FOR ADMONT ist eine ortspezifische<br />

Hörstation auf dem <strong>Stift</strong>sgelände, die dem Besucher<br />

mit einer fiktiven Anleitung zum Wildern großes Kopfkino in<br />

einer spektakulären Naturlandschaft beschert.<br />

Erwin Wurm arbeitet hauptsächlich skulptural,<br />

sein Werk basiert auf Objekten, Installationen, Zeichnungen,<br />

Videos, Fotografien, Staubobjekten sowie den One Minute<br />

Sculptures, in denen er Menschen mit Alltagsgegenständen<br />

auf skurrile Art posieren lässt, um sie dann zu fotografieren.<br />

Auch die Besucher seiner Ausstellungen haben immer wieder<br />

Gelegenheit, sich als lebendige Skulpturen zu situieren: So<br />

lädt die Arbeit Adorno was wrong with his ideas about art<br />

14


den Besucher ein, sich selbst, im Dialog mit neun im<br />

Raum befindlichen beweglichen Objekten, spielerisch in<br />

Szene zu setzen.<br />

Wir danken dem Land Steiermark, dem Team der<br />

REGIONALE10 unter der künstlerischen Leitung von<br />

Dietmar Seiler, H. H. Abt Bruno Hubl und den <strong>Admont</strong>er<br />

Benediktinern, dem Team der Kulturabteilung des <strong>Stift</strong>es<br />

<strong>Admont</strong>, allen Sponsoren sowie allen vorder- und hintergründig<br />

an der Ausstellung Beteiligten. Unser besonderer<br />

Dank gilt Werner Reiterer für die Gestaltung<br />

des vorliegenden Künstlerbuchs. Wir danken auch jeder<br />

Besucherin und jedem Besucher, der die Kunstwerke dieser<br />

Ausstellung erst zu dem macht, was sie sind.<br />

<strong>Play</strong> <strong>Admont</strong>: „If you celebrate it, it’s art. If you don’t it<br />

isn’t“, sagte einmal der amerikanische Komponist John<br />

Cage. - Nennen wir es Kunst. Zelebrieren wir den Moment<br />

und wertschätzen seine Bedeutung.<br />

15


Arbeiten


Thomas Baumann<br />

Johannes Deutsch<br />

Julius Deutschbauer<br />

Tim Etchells<br />

William Forsythe<br />

Peter Hanappe<br />

&<br />

Armin Linke<br />

reactable<br />

(Marcos Alonso,<br />

Günter Geiger,<br />

Sergi Jordà,<br />

Martin Kaltenbrunner)<br />

Hubert Machnik<br />

Hans Pollhammer<br />

Werner Reiterer<br />

robotlab<br />

(Matthias Gommel,<br />

Martina Haitz,<br />

Jan Zappe)<br />

Constanze Ruhm<br />

Richard Siegal/The Bakery<br />

Christa Sommerer<br />

&<br />

Laurent Mignonneau<br />

Martin Walde<br />

Hans Winkler<br />

Erwin Wurm


Ausgehend von den Steingärten in China und Japan, eine Variante der Zengärten, bei denen im<br />

Boden eingelassene Kieselsteine als Fußreflexzonenmassage dienen, stellt Rope eine westliche<br />

industrielle Variante dieses Parcours dar. Eine Kombination diverser Knoten – wie die des Webers,<br />

des Fischers, etc. – stimuliert die Fußreflexzonen. Die Besucher sind aufgefordert, ihre Schuhe<br />

auszuziehen und über das Seil zu balancieren. Bisherige Erfahrungen haben gezeigt, daß dabei<br />

die Temperatur der Füße steigt und verschiedene Druckpunkte stimuliert werden.<br />

Rope is derived from the model of Chinese and Japanese rock gardens, also known as Zen gardens,<br />

in which pebbles embedded in the ground provide for reflexology, but Rope represents a<br />

westernised and industrialised version of this concept. A combination of various special<br />

knots, such as the weaver‘s knot and the fisherman‘s knot, are used to stimulate the foot<br />

reflex zones.<br />

18<br />

Thomas Baumann<br />

Rope, 2010<br />

<strong>Museum</strong> für Gegenwartskunst :Ort


Courtesy: Galerie Krobath, Wien; Galerie Nicolas Krupp, Basel; Galerie Eugen Lendl, Graz. Foto: Vbk und Bonner Kunstverein<br />

Thomas Baumann<br />

Rope, 2010<br />

Partizipative Installation


Was kann man einem blinden Menschen erzählen, wenn man über Farben spricht? Auf akustischer<br />

und auf textlicher Ebene werden zwei Tafelbilder aus Glas („Schwarzes Quadrat“ und „Rosarotes<br />

Fleisch“) zu Klangskulpturen. Sie werden gesteuert durch eine Schaltzentrale in Form eines<br />

Koffers mit einem aufgesetzten eiförmigen Objekt. Bedient der Besucher die Tasten des Objekts,<br />

erklingen einzelne Worte und/oder elektronische Klänge. Durch Anlehnen an die Tafelbilder<br />

werden Frequenzen im synästhetischen Sinne als Farbe nicht nur hörbar, sondern mittels<br />

Vibrationen auch spürbar. So wie Farben Frequenzen zugeordnet werden können und das Auge<br />

als erstes Organ Licht und Farbe wahrnimmt, verhalten sich Ohr und Körper zur Musik. Ein schwarzes<br />

Quadrat erzählt über die radikalste Form der Malerei, Fleisch ist zwar rosarot, für den blinden<br />

Menschen jedoch existiert keine Haut- bzw. Fleischfarbe. Mothernaturemade wird begleitet<br />

durch einen Text über Farben, mit einem Zitat von Georg Trakl. (In Blinden- und Reliefschrift,<br />

Englisch und Deutsch.)<br />

20<br />

Thomas Baumann<br />

Mothernaturemade, 2003<br />

Naturhistorisches <strong>Museum</strong> :Ort<br />

How is it possible to talk to a blind person about colours? Using an acoustic and textual<br />

concept, two panels made of glass (“Black Rectangle” and “Pink Flesh”) are converted into<br />

sound sculptures. These are operated from a control centre in the form of a case on which an<br />

egg-shaped object is mounted. Single words and/or electronic sounds are emitted when visitors<br />

manipulate this object. When the panels are touched, frequencies are produced that express<br />

the colours in terms of synaesthesia, i.e. in the form of both sounds and palpable vibrations.<br />

In analogy with the way that specific light waves are associated with each individual colour<br />

and the eye, as principal organ, detects light and colour, the ears and body react to music.<br />

The Black Rectangle represents the most radical concept in painting; skin can be pink, but as<br />

far as blind people are concerned, there are no skin or flesh tones. Mothernaturemade is<br />

complemented by a text on colour which contains a citation by the Austrian poet Georg Trakl.<br />

(Printed in Braille, relief, English and German.)


Courtesy: Galerie Krobath, Wien; Galerie Nicolas Krupp, Basel; Galerie Eugen Lendl, Graz. Foto: Ernst Kren<br />

Thomas Baumann<br />

Mothernaturemade, 2003<br />

Interaktive Installation


Die Tast-, Riech- und Hörinvasion von Johannes Deutsch versteht sich nicht als Garten für<br />

blinde Menschen, sondern vielmehr als Garten, in welchem blinde und sehende Menschen neue<br />

Sinneserfahrungen einbringen und in welchem sehende Menschen mit blinden Menschen in<br />

einen Erfahrungsaustausch treten können. Zu diesem Zweck verbindet sich jeder Besucher vor<br />

Betreten des Gartens die Augen und nimmt die Expertenführung eines blinden Führers durch den<br />

Garten in Anspruch.<br />

Der Garten ist dem Modell der virtuellen Welt, mit seiner Interaktion und Immersion nachgebildet<br />

und erschließt sich erst durch das gezielte Eintauchen, durch die gezielte Navigation. Nach außen<br />

hin wird er von einer blickdichten Einfassung aus Fichten hermetisch abgeschlossen. Im Inneren<br />

begeht man einen mit verschiedenen Jungbäumen aus der Region bepflanzten Weg und erfährt<br />

seine außervisuellen Sinne nach haptischen, olfaktorischen und akustischen Kriterien. Unsere<br />

Hände (wie auch unser Gehör und unser Geruchssinn) werden zum „Datenhandschuh“ und<br />

Navigator durch dieses ungewöhnliche Eintauchen in eine natürliche Umgebung.<br />

22<br />

Johannes Deutsch<br />

Der unsichtbare Garten, 2007<br />

<strong>Stift</strong>sgelände :Ort<br />

This garden is not simply a garden for blind people but rather one in which blind people can<br />

give the sighted new insight into sensory perceptions and where blind and sighted people can<br />

exchange experiences. For this purpose, every visitor must put on a blindfold before entering the<br />

garden and being led through it under the expert guidance of a blind person.<br />

The garden represents a model of the virtual world, and like the virtual world, interaction and<br />

immersion in it are possible, but this only becomes apparent to the visitor when being navigated<br />

through it. It is both visually and hermetically sealed from the outside world by a thicket-like<br />

hedge of pines. Within it the non-visual senses (touch, smell etc.) are exposed - along a predetermined<br />

route - to various young trees from the region which have been chosen for their<br />

tactile, olfactory and acoustic potential.


Foto: Johannes Deutsch<br />

Johannes Deutsch<br />

Der unsichtbare Garten, 2007<br />

Tast-, Riech- und Hörinvasion


Die Bibliothek ungelesener Bücher wurde im Jahre 1997 im <strong>Museum</strong>squartier gegründet, seit<br />

2000 ist sie immer wieder nomadisch. So war sie u.a. in der Kunsthalle Wien, in der Kunsthalle<br />

Baselland, in den Kammerspielen Hamburg, im Palais des Beaux Arts Brüssel, im Austrian Cultural<br />

Forum New York zu Gast. Seit 1997 haben sich ca. 600 Interviews zu ungelesenen Büchern<br />

in der Bibliothek angesammelt. Diese Interviews und Bücher – jeweils mit der Beschriftung<br />

„Dieses Buch hat Herr…/Frau… noch nicht gelesen“ versehen – sind in der Bibliothek ungelesener<br />

Bücher einsehbar bzw. über Mini-Disks abhörbar. Bis September 2010 ist die Bibliothek noch im<br />

Hotel Blaue Gans, Salzburg beheimatet. Einmal im Monat findet in der Bibliothek ungelesener<br />

Bücher unter dem Titel Lesen und Handarbeiten im Zirkel ein Lesezirkel und eine Dichterlesung<br />

statt. Für <strong>Play</strong> <strong>Admont</strong> wird Julius Deutschbauer am Eröffnungswochenende Besucher zu ihren<br />

ungelesenen Büchern interviewen. Diese Interviews werden anschliessend in einer Audiostation<br />

hörbar sein.<br />

24<br />

Julius Deutschbauer<br />

Bibliothek ungelesener Bücher, 1997 fortlaufend<br />

Live Interviews (Nomadisch) und Hörstation (Erdgeschoss) :Ort<br />

The Bibliothek ungelesener Bücher (Library of Unread Books) was founded by Julius Deutschbauer<br />

in 1997 and contains approximately 600 books and volumes which stand side by side<br />

on shelves, duly archived and labeled with the names of the non-readers, who have been<br />

questioned about their unread books by the artist. For <strong>Play</strong> <strong>Admont</strong> Julius Deutschbauer<br />

will interview visitors during the opening weekend. The interviews will afterwards be<br />

displayed in an audio installation.


Foto: Marlene Ropac<br />

Julius Deutschbauer<br />

Bibliothek ungelesener Bücher, 1997 fortlaufend<br />

Live Interviews (Nomadisch) und Hörstation


Angeregt durch das nach dem verheerenden Brand von 1865 neu aufgebaute naturhistorische<br />

<strong>Museum</strong> des <strong>Stift</strong>s <strong>Admont</strong> hat Tim Etchells eine ortsspezifische Audioarbeit für die Sammlung<br />

konzipiert. Etchells lenkt dabei die Aufmerksamkeit der Besucher auf bestimmte Ausstellungsstücke<br />

und einzelne präparierte Tiere. Durch seinen selektiven und idiosynkratischen Blick deutet<br />

Unnatural History: A Reading of Spaces die Institution <strong>Museum</strong> als fremdartige Landschaft und<br />

bietet den Besuchern unerwartete Deutungen und Bedeutungen der Ausstellungsstücke und<br />

Naturszenen an. Etchells macht die Besucher auf Einzelheiten der Sammlung aufmerksam – ein<br />

präparierter Keiler, der den Rücken eines kleinen Affen anstarrt, ein Adler mit eigenartigem<br />

Gesichtsausdruck und mehrere Skelette in einem Schaukasten mit „vollständigen“ Tieren.<br />

Indem er die Räume und Ausstellungsstücke fern von ihrem ursprünglichen Zweck oder ihrem<br />

Zusammenhang beschreibt, beobachtet und kartografiert Etchells insbesondere die Beziehung<br />

zwischen den präparierten Tieren und der künstlichen Umgebung aus Regalen, Schränken und<br />

Schildern, in denen sie sich befinden. Statt die Sammlung als besonders geordnete Abbildung der<br />

Natur zu erklären, besteht Etchells auf einer boshaften Beschreibung des <strong>Museum</strong>s, seiner Gestaltung<br />

und Dramaturgie als bloße Anordnung von Gegenständen in Räumen und Schränken.<br />

Responding to the Natural History <strong>Museum</strong> at <strong>Admont</strong>, reestablished after the devastating fire<br />

of 1865, Tim Etchells has created a new work in the form of an audio guide to the collection.<br />

Drawing the visitors’ attention to selected displays and to specific taxidermied or preserved<br />

creatures featured in them, Etchells playfully eschews a complete account in favour of a highly<br />

selective, partisan and idiosyncratic approach to the museum and its contents. Unnatural History:<br />

A Reading of Spaces reads the institution as an alien landscape – interpreting its displays<br />

and arrangements of wildlife for their significance and possible meaning in unexpected ways.<br />

Neben der Audioführung Unnatural History: A Reading of Spaces gehört zu Etchells neuer Arbeit<br />

für <strong>Play</strong> <strong>Admont</strong> auch die Textskulptur aus Neonschrift G.O., eine spielerisch ungezogene Anweisung<br />

an die Besucher.<br />

26<br />

Tim Etchells<br />

Unnatural History: A Reading of Spaces, 2010<br />

Naturkundliches <strong>Museum</strong> :Ort<br />

Tim Etchells<br />

G.O., 2010, Neonarbeit. (Keine Abbildung)<br />

<strong>Museum</strong> für Gegenwartskunst :Ort<br />

Alongside the audio tour Unnatural History: A Reading of Spaces, Etchells‘ new work for <strong>Play</strong><br />

<strong>Admont</strong> also includes a neon text-sculpture (G.O.) in the form of a playful ill-mannered<br />

instruction to gallery visitors.


Foto: Tim Etchells<br />

Tim Etchells<br />

Unnatural History: A Reading of Spaces, 2010<br />

Audio-Installation


Solo ist eine Performance für eine Kamera von und mit William Forsythe. Nahaufnahmen und<br />

schnelle Schnitte auf Forsythes virtuosen Körper kontrastieren mit Draufsichten, die seine<br />

Bewegungen quer durch einen grell beleuchteten Raum einfangen.<br />

28<br />

William Forsythe<br />

Solo, 1997<br />

Erdgeschoss :Ort<br />

Solo is a performance for the camera by choreographer William Forsythe. Close-ups and rapid<br />

cuts of Forsythe‘s twisting body contrast with overhead shots that capture his movements<br />

across a starkly-lit stage.<br />

Choreographie/Performance: William Forsythe<br />

Musik: Thom Willems, in Zusammenarbeit mit Maxime Franke<br />

Direktor: Thomas Lovell Balogh<br />

Kamera: Jess Hall<br />

Produktion: RD-Studio Productions, France 2, BBC TV, 1997<br />

Die Installation City of Abstracts des Choreografen William Forsythe lenkt das Auge einer<br />

Kamera auf die Besucher. Eine Projektionsfläche zeigt Bilder ihrer Bewegungen. Ihre Geschwindigkeiten<br />

und Richtungen, ihre Wege, gewunden oder geradeaus, werden zu einem Tanz spiralförmiger,<br />

gestreckter Körper, verschwindender und wieder erscheinender Köpfe. Die Bildsituation verwandelt<br />

sich in ein wallendes Tableau, das Besucher dazu einlädt, eigene Bewegungen anzubieten und<br />

gibt ihnen währenddessen die komplexe, unbemerkt gebliebene Choreografie zurück, deren Teil<br />

sie bereits sind.<br />

Video Software Entwicklung: Philip Bußmann<br />

Producer: Julian Gabriel Richter<br />

William Forsythe<br />

City of Abstracts, 2001, Choreographisches Objekt. (Keine Abbildung)<br />

Säulenhalle :Ort<br />

As visitors approach the interactive video installation City of Abstracts, their images are projected<br />

onto a screen, inviting interaction as their bodies are melded into a dance of stretched and<br />

spiralled forms.


Foto: The Forsythe Company<br />

William Forsythe<br />

Solo, 1997<br />

Film (Dauer: 6:52)


Plastische Konfigurationen – ähnlich und gegensätzlich, statisch und dynamisch, objekthaft und<br />

organisch – bilden das Spannungspotential von Monster Partitur. Grotesk empor wuchernde, filigrane<br />

Papiergebilde dienen als Partitur für die experimentelle, sich immer wieder neu artikulierende<br />

Auseinandersetzung zwischen einem Tänzer und einem Musiker. Die verfremdeten Atemgeräusche<br />

des Tänzers schaffen im interaktiven Zuspiel mit elektronischen Klängen eine dichte Bewegungsund<br />

Klangsituation. Improvisation, Assoziation und Synästhesie, das Zusammenspiel unterschiedlichster<br />

Sinneseindrücke formen auf diese Weise einen offenen Handlungskörper. Der Titel suggeriert<br />

eine komplexe Beziehungssituation und einen letztlich unkontrollierbaren Prozess der Transformation.<br />

Tanz: Alessio Silvestrin<br />

Live Elektronik: Hubert Machnik<br />

Sound Konzept: Dietrich Krüger/Niels Lanz<br />

Produktionsleitung: Marion Rossi<br />

Voice treatment/dsp Programmierung: Andreas Breitscheid/Manuel Poletti, in Zusammenarbeit<br />

mit dem Forum Neues Musiktheater, Staatsoper Stuttgart.<br />

Producer: Julian Gabriel Richter<br />

30<br />

William Forsythe<br />

Monster Partitur, 2006<br />

Erdgeschoss :Ort<br />

Sculptural configurations – corresponding and contrasting, static and dynamic, object-like and<br />

organic – form the creative tension of Monster Partitur. Grotesquely ascending filigree paper<br />

shapes serve as a score for the constantly renewed experimental dialogue between a dancer<br />

and a musician. Improvisation, association and synaesthesia (the interplay of different sensual<br />

impressions) provide an open-ended performance structure. The title suggests a complex<br />

relationship and ultimately uncontrollable process of transformation.<br />

The Forsythe Company wird gefördert durch die Landeshauptstadt Dresden und den Freistaat<br />

Sachsen sowie die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen. Sie ist Company-in-Residence<br />

im Festspielhaus Hellerau in Dresden und im Bockenheimer Depot in Frankfurt am Main.<br />

Mit besonderem Dank an Frau Susanne Klatten für die Unterstützung der Forsythe Company.


Foto: Julian Gabriel Richter<br />

William Forsythe<br />

Monster Partitur, 2006, Karton, Holzplatten, Graphitstangen, Halter, Metallklammern<br />

Choreographisches Objekt (nach: You made me a monster)


Armin Linkes Installation Phenotypes/Limited Forms, die er in enger Zusammenarbeit mit Peter<br />

Hanappe und dem Sony Computer Science Laboratory Paris entwickelte, setzt sich mit der<br />

öffentlichen Nutzbarmachung seines online-Fotoarchivs auseinander. Linkes online-Archiv enthält<br />

fotografische Aufnahmen von Orten in Nigeria, China, Zypern, vom G8-Gipfel in Genua, einem<br />

NASA-Stützpunkt in Kalifornien, der documenta, etc. Phenotypes/Limited Forms widersetzt sich<br />

dem im <strong>Museum</strong> üblichen „Nicht-berühren“, der auktorialen Position des Künstlers wie auch<br />

Kurators und der Fixierung des Kunstwerks als fertig produziertes Präsentationsobjekt. Der Besucher<br />

erhält freien Zugang zu Linkes 30.000 Fotos umfassender Sammlung, vor Ort kann er eine selbst<br />

erstellte Auswahl einscannen und schließlich als Leporello mitnehmen. Da jeder Besucher seine<br />

eigene Auswahl am Arbeitstisch treffen kann, wird er zum Kurator auf Zeit. Linke lässt die<br />

Besucher nicht konsumieren, sondern bewusst und aktiv selbst entscheiden.<br />

Architektur Installation: Samuel Korn, Gabriel Sierra<br />

Grafik Design: Alex Rich<br />

32<br />

Peter Hanappe<br />

&<br />

Armin Linke<br />

Phenotypes/Limited Forms, 2007<br />

<strong>Stift</strong>sbibliothek :Ort<br />

Phenotypes/Limited Forms enables visitors to make use of Linke’s online archive of photographs.<br />

This includes images of locations in Nigeria, China and Cyprus, of the G summit in Genoa, a<br />

NASA base in California and of the documenta exhibition. Phenotypes/Limited Forms eschews<br />

the usual “Please do not touch” approach of the museum and the authoritative stance adopted<br />

by artist and curator when they stipulate that an artwork is the completed and conclusive form<br />

in which it is to be presented. Because the visitor can make their own personal selection<br />

from the archive, they become, as it were, a temporary “curator”. Linke does not allow visitors<br />

to simply react to his work, but encourages these to actively and consciously make their own<br />

decisions.


Foto: Armin Linke<br />

Peter Hanappe & Armin Linke<br />

Phenotypes/Limited Forms, 2007<br />

Partizipative Installation


Der 1659 fertiggestellte Gartenpavillon – „ain lusthauß in den conventgarten erpaut mit beÿ<br />

leÿfiger schätzung pr. ... fl.7000“, so der damalige Abt Raimund – stellt den Rahmen für die<br />

Klanginstallation Knitter Work von Hubert Machnik. In der Kulisse der illusionistischen Wandund<br />

Deckenmalerei Apollon und die vier Jahreszeiten von Johann Lederwasch, die zu Ende des<br />

18. Jahrhunderts entstand, steht ein Ensemble aus Holzpaneelen und Lautsprechern. Die spezifischen<br />

Klangeigenschaften des Pavillons verfalten sich mit den konkreten und diskreten Klangereignissen,<br />

die dieses Instrumentarium hervorbringt. Neben den elektromechanisch angeschlagenen Holzpaneels<br />

werden elektronische Sounds und field recordings der Holzverarbeitenden Industrie <strong>Admont</strong>s<br />

verwendet. Ein Computer spinnt das Garn.<br />

Dank an: Vollrad Kutscher, Martina Spiegl<br />

34<br />

Hubert Machnik<br />

Knitter Work, 2010<br />

Pavillon auf dem <strong>Stift</strong>sgelände :Ort<br />

The garden pavilion completed in 1659 and described by the then Abbot of <strong>Admont</strong>, Raimund,<br />

as “a bower built in the convent garden, and at a cost they suppose at this present time to<br />

be some…7000 florins” is the setting for Hubert Machnik’s sound installation Knitter Work. A<br />

combination of wooden panels and loudspeakers have been erected against the background of<br />

the trompe l’oeil Apollo and the Four Seasons, painted on walls and ceiling by Johann Lederwasch<br />

towards the end of the 18th century. The concrete and restrained sounds produced by this system<br />

enable the visitor to appreciate the specific acoustic environment of the pavilion. In addition<br />

to the wooden panels that emit tones when electromechanically struck, there are electronic<br />

sounds and recordings of noises made by the wood processing industry taped on-site around<br />

<strong>Admont</strong>. A computer controls this ensemble.


Foto: Hubert Machnik<br />

Hubert Machnik<br />

Knitter Work, 2010<br />

Sound Installation


Bei der Kist‘n handelt es sich um die erste in einer Reihe von bisher 22 Arbeiten, die seit 2003<br />

entstanden sind. Im Spiel Raum (Kist‘n) im Raum (Installation) im Raum verhält sich diese<br />

Bretterbude zum <strong>Museum</strong> wie ein Kuckucksei im Nest. Wer hineinkriecht wie in eine Höhle,<br />

sieht im schummrigen Licht an den Wänden schäbige Kopien von Stars. Er entdeckt eine grob<br />

gezimmerte Kiste mit Gucklöchern. Zieht man an den Schnürchen und betätigt die Hebel,<br />

bewegen sich in Blaulicht getauchte Schiffsmodelle und es erklingt ein Lied von Brigitte Bardot.<br />

Das monotone Schwanken der Schiffe und die sich stetig wiederholende Musik verleihen dem<br />

Objekt einen fast meditativen Charakter. Man verliert sich, Zeit und Raum lösen sich auf. Dieses<br />

Kunstwerk kann als eine Gegenwelt zum Glanz und Glitter der internationalen Welt der Stars<br />

verstanden werden, zur gestylten Unterhaltungsindustrie und auch zur oftmals allzu glatten<br />

Ästhetik der Kunst. Hier ist Rückzug möglich. Wer sich auf den Zauber dieser Arbeit einlässt,<br />

der vergisst Hektik und Alltag. - Ahoi Kapitän!<br />

36<br />

Hans Pollhammer<br />

Kist‘n Nr. 1, 2003<br />

<strong>Museum</strong> für Gegenwartskunst, ab 2. September 2010 :Ort<br />

Hans Pollhammer has created a broken-down shack made of boards and plastic film within the<br />

otherwise neutral museum environment, where it has an effect not unlike that of a cuckoo’s<br />

egg. On entering (actually it is necessary to creep in, as into a cave), the visitor becomes aware<br />

in the poor light of ragged pictures of film stars on the walls. There is a roughly carpentered<br />

crate with peepholes over which the visitor may stumble. Inside this crate, model ships move<br />

against a background of blue light and a song sung by Brigitte Bardot can be heard when the<br />

strings and levers are operated. Nothing else happens. This work of art represents an antidote<br />

to the dazzle and glitter of the international movie scene, to the stylised entertainment industry<br />

and all too often assumed concept of the ”beautiful“ within art. It is possible to retreat here<br />

and those who are willing to surrender themselves to the magic of this work will be able to<br />

forget the stresses of daily life and drift off into a new awareness.


Foto: Konrad Rainer<br />

Hans Pollhammer<br />

Kist‘n Nr. 1, 2003<br />

Begehbare Skulptur


Der reactable wurde von einem Team von Wissenschaftlern und digitalen Musikinstrumenten-<br />

bauern – Marcos Alonso, Günter Geiger, Sergi Jordà und Martin Kaltenbrunner – an der Music<br />

Technology Group der Universität Pompeu Fabra in Barcelona entwickelt. Der reactable ist ein<br />

elektronisches Musikinstrument mit einem revolutionären Interface, das Ton, Rhythmus und<br />

Musik in eine greifbare und sichtbare Erfahrung verwandelt. Mehrere Personen können das<br />

Instrument gleichzeitig spielen: Acrylobjekte werden auf der Tischoberfläche bewegt, gedreht<br />

und miteinander verbunden und die Soundstrukturen und Parameter mit Hilfe der Multitouch-<br />

Oberfläche kontrolliert. Das musikalische Zusammenspiel wird auf der Oberfläche des Tisches<br />

sichtbar. High-Tech kombiniert mit intuitivem Design ermöglicht den Spielern mit Sound zu<br />

experimentieren und die eigene Kreativität auf direkte und natürliche Art auszuleben.<br />

Der reactable wurde mit internationalen Preisen wie dem Prix Ars Electronica Golden Nica, zwei<br />

D&AD Yellow Pencils und dem Preis der Stadt Barcelona ausgezeichnet.<br />

38<br />

reactable<br />

(Marcos Alonso,<br />

Günter Geiger,<br />

Sergi Jordà,<br />

Martin Kaltenbrunner)<br />

reactable, 2005<br />

<strong>Museum</strong> für Gegenwartskunst, bis 1. September 2010 :Ort<br />

reactable is an electronic musical instrument with a revolutionary interface that turns music<br />

into a tangible and visual experience. Several people can play the instrument simultaneously<br />

by moving different acrylic objects on its surface, turning them and combining them with each<br />

other. While the instrument is being played, these objects light up and the synthesised music<br />

becomes visible on the surface. The state-of-the-art technology combined with a simple and<br />

intuitive design enables the user to experiment with sound, change its structure, control its<br />

parameters and be creative in a very natural and direct way.


Foto: Xavier Sivecas<br />

reactable (Marcos Alonso, Günter Geiger, Sergi Jordà, Martin Kaltenbrunner)<br />

reactable, 2005<br />

Interaktives Musikinstrument


Tritt man an die Skulptur heran, beginnt der Pilz Tischtennisbälle quasi wie Sporen durch die<br />

Luft zu wirbeln. Das Szenario verwirrt den Betrachter visuell, ist es doch fast nicht mehr möglich<br />

aufgeklebte weiße Flecken auf der Skulptur von herumfliegenden Bällen zu unterscheiden.<br />

Psychedelische Eigenschaften des realen Pilzes werden in ein interaktives, skupturales Feld<br />

übersetzt. Hin und wieder fällt ein Ball aus der Skulptur auf den Boden und wird sogleich vom<br />

Besucher aufgenommen und wieder in den Pilzhut zurück geworfen. Er vollführt damit exakt<br />

die gleiche Handlung, wie beim Pilze Sammeln im Wald.<br />

40<br />

Werner Reiterer<br />

Studie über Fliegenpilz, 2003<br />

Kunsthistorisches <strong>Museum</strong> :Ort<br />

When a visitor approaches the sculpture, the mushroom begins to discharge ping-pong balls<br />

into the air like spores. The intention is to confuse the visitor visually – it is almost impossible<br />

to distinguish between the white spots attached to the surface of the sculpture and the airborne<br />

balls. The psychedelic properties of the fly agaric have here been translated into an interactive,<br />

sculptural situation. Now and again a ball will fall from the sculpture to the ground, from which<br />

the visitor can pick it up to throw it back into the cap of the mushroom, thus replicating the<br />

actions of someone gathering mushrooms in a forest.


Courtesy Galerie Ursula Krinzinger, Wien; Galerie Eugen Lendl, Graz. Foto: © VBK, Wien<br />

Werner Reiterer<br />

Studie über Fliegenpilz, 2003<br />

Interaktive Skulptur


„Stellen Sie mich wo anders wieder ab!“ lautet die textliche Aufforderung, welche an einem<br />

kleinen Koffer zu lesen ist. Bei Befolgung der Anweisung durch den Betrachter verwischen<br />

allerdings nicht nur die räumlichen und moralischen Grenzen – kann man den Koffer auch mit<br />

nach Hause nehmen? Ab wann handelt es sich um Diebstahl? – sondern ebenso die des<br />

Präsentationsrahmens. Wo ist das Kunstwerk derzeit eigentlich? Wer hat es zuletzt gesehen?<br />

Und vor allem: Wo?<br />

42<br />

Werner Reiterer<br />

With a Little Help from My Friends, 2010<br />

Alle <strong>Museum</strong>sräume des <strong>Stift</strong>es :Ort<br />

“Please put me somewhere else!” insists the text on a small suitcase. And assuming that visitors<br />

comply with this request, this will result not only in a blurring of the normal spatial (is one<br />

allowed to take the case home?) and moral (and what point does this become theft?) boundaries,<br />

but also in a breakdown of the conventional presentational context. Where is the artwork<br />

currently? Who saw it last? And, more importantly, where?<br />

Ein einfaches Holzschild am Ufer des Löschteiches des <strong>Stift</strong>es fordert in der Tradition des Glücksbrunnens<br />

den Betrachter auf, sich etwas zu wünschen und eine Münze über die Schulter zu<br />

werfen. Allein, das Schild ist in seiner Ausrichtung um 180° falsch montiert, sodass die geworfenen<br />

Münzen nicht – wie vorgesehen – im Wasser landen, sondern in der Wiese.<br />

Werner Reiterer<br />

Ohne Titel, 2010, Partizipative Installation. (Keine Abbildung)<br />

<strong>Stift</strong>steich :Ort<br />

A simple wooden sign located on the bank of the old fire protection pond in the monastery<br />

grounds plays with the concept of the wishing well. Visitors are instructed to make a wish<br />

and throw a coin over their shoulder. But the sign has been deliberately turned through 180°<br />

so that the coin does not land in the water as expected, but on the grass.


Courtesy Galerie Ursula Krinzinger, Wien; Galerie Eugen Lendl, Graz. Foto: © VBK, Wien<br />

Werner Reiterer<br />

With a Little Help from My Friends, 2010<br />

Nomadisches Objekt


In der Installation bios [bible] schreibt ein Industrieroboter mit einer Schreibfeder handschriftlich<br />

die Bibel auf Papierrollen nieder. Mit Präzision führt die Maschine die kalligrafischen Linien aus,<br />

und läßt so, wie ein Mönch im klösterlichen Scriptorium, nach und nach den Text entstehen.<br />

bios [bible] beschäftigt sich mit Fragen von Glauben und technischem Fortschritt. Die Anordnung<br />

setzt zwei für die westliche Gesellschaft grundlegende Systeme in Beziehung, die christliche<br />

Religion und den wissenschaftlichen Rationalismus. In diesem Zusammenhang spielt seit jeher<br />

das Medium Schrift eine besondere Rolle, als Heilige Schrift oder als formale Niederschrift von<br />

Wissen.<br />

Basic input output system (bios) bezeichnet in der Computertechnologie das Bauteil, das die<br />

Vermittlung zwischen Hard- und Software koordiniert, und somit die unverzichtbare, grundlegende<br />

Software beinhaltet, mit der jeder Computer erst starten und Informationen verarbeiten kann.<br />

Es beinhaltet demnach jenes erste Programm, jene erste ursächliche Schrift, worauf jedes weitere<br />

Programm aufbaut. bios [bible] produziert in fünf Monaten das Neue Testament.<br />

44<br />

robotlab<br />

(Matthias Gommel,<br />

Martina Haitz,<br />

Jan Zappe)<br />

bios [bible], 2007<br />

<strong>Stift</strong>sbibliothek :Ort<br />

The installation bios [bible] consists of an industrial robot, which writes down the bible on rolls<br />

of paper. The machine draws the calligraphic lines with high precision. Like a monk in the<br />

scriptorium it creates step by step the text. bios [bible] is focussing on the questions of faith<br />

and technical progress. The installation correlates two cultural systems which are fundamental<br />

for societies today – religion and scientific rationalism. In this context scripture has all times<br />

an elementary function, as holy scripture or as formal writing of knowledge. bios [bible] produces<br />

within five months the New Testament.


Foto: robotlab<br />

robotlab (Matthias Gommel, Martina Haitz, Jan Zappe)<br />

bios [bible], 2007<br />

Installation


lindstorey erzählt vom Kino, von der Stille, von Erinnerung und von Blindheit. Der deutsche<br />

Komponist Otto Kränzler entwickelte drei zeitgenössische Kompositionen aus gesampeltem<br />

Tonmaterial, das auf akustischen Rückständen und Geräusch-Atmosphären, auf klanglichen<br />

Zwischenräumen und Leerstellen, auf unterschiedlichsten Formen der Stille aus drei Filmen<br />

basiert, die sich auf die eine oder andere Weise mit dem Thema der Blindheit beschäftigen<br />

(Wait Until Dark [USA 1967, Terence Young], Night on Earth [USA 1991, Jim Jarmusch], Until the<br />

End of the World [USA 1991, Wim Wenders]). Diese Kompositionen stellen akustische Landkarten<br />

dar, um die vielfältigen Bewegungen von Stille, Auslassung, Unterbrechung, Geräusch und<br />

Atmosphäre, die in den Tonspuren der ausgewählten Filme enthalten sind, nachzuverfolgen, aufzuzeichnen<br />

und neu zu komponieren. Ein weiterer Fokus von blindstorey liegt auf der barocken<br />

Bibliothek des Klosters <strong>Stift</strong> <strong>Admont</strong>, in der sieben allegorische trompe l‘oeuil Deckenfresken<br />

des Malers Bartolomeo Altomonte aus den Jahren 1775/1776 zu sehen sind. Die blinde französische<br />

Autorin Claire Bartoli (bekannt geworden durch einen Begleittext zur Veröffentlichung des<br />

Soundtracks zu Jean-Luc Godards Film Nouvelle Vague [F/I 1993]) erzählt von ihrer Erfahrung als<br />

blinde Kinogängerin. Gesehene, erinnerte und (wieder)-erzählte Bild- und Tonfragmente durchziehen<br />

sieben kurze Texte, die von Licht und Dunkelheit, Erinnerung und Projektion, und den<br />

unterschiedlichen Sinneserfahrungen des Hörens und Sehens berichten.<br />

In Zusammenarbeit mit: Fareed Armaly und Otto Kränzler<br />

Textbeitrag: Claire Bartoli<br />

Virtuelle Modelle: Franz Schubert, 2003<br />

blindstorey enstand für die Produktionsreihe MADE FOR ADMONT.<br />

46<br />

Constanze Ruhm<br />

blindstorey, 2003<br />

<strong>Stift</strong>sbibliothek :Ort<br />

blindstorey is a project that explores distinctive forms of perception and representation. It draws<br />

on Baroque and Modernist concepts of architecture and their notions of ornamentation; it tells<br />

of cinema, silence, chronicles and of blindness. Dealing with visual versus aural forms of perception,<br />

sound versus silence in relationship with the musical concepts of theme and variation, it employs<br />

the techniques of digital audio sampling and 3D modelling programmes.


Foto: Constanze Ruhm<br />

Constanze Ruhm<br />

blindstorey, 2003<br />

Bild- und Hörskulptur


Richard Siegals If/Then Installed ist ein interaktives Medienkunstwerk, das den Betrachter einlädt,<br />

per Videoprojektion gezeigte Gesten nach Yvonne Rainer‘s Trio A zu wiederholen und virtuell<br />

zu kontrollieren. Trio A wurde erstmals 1966 von Rainer, Steve Paxton und David Gordon in der<br />

Judson Memorial Church in New York City aufgeführt. Der Betrachter übernimmt dabei die Rolle<br />

des Tänzers, indem er, wie vergleichweise bei der Ausführung einer Notation, unterschiedliche<br />

Bewegungen und ihre wechselseitigen Beziehungen interpretiert. In Echtzeit wird das Bild des<br />

Besuchers mit einer Kamera aufgenommen und analysiert, bis es dasjenige des Choreographen<br />

ersetzt. Somit wird ein kontinuierlich erweitertes Archiv von Gesten-Beispielen aufgebaut, das<br />

in einer zweiten Installation zu sehen ist. Seit 2005 verwendet Siegal die If/Then-Methode als<br />

Ausgangspunkt für seine Bühnenstücke und Installationen. If/Then definiert bestimmte Aktionen<br />

und Regeln, die zu Handlungseinheiten, den so genannten „Spielen“, zusammengefasst werden.<br />

Diese Einheiten sind untereinander verbunden, so dass an bestimmten Schnittstellen die Akteure<br />

in einen neuen Regelkreis wechseln können. Zur Erarbeitung, Visualisierung und Notation dieser<br />

Entscheidungswege werden Strukturmodelle herangezogen, wie sie aus der Informatik bekannt<br />

sind.<br />

Konzept: Richard Siegal, in Zusammenarbeit mit: Frédéric Bevilacqua, Florent Bérenger,<br />

Jean-Philippe Lambert und Hillary Goidell<br />

Richard Siegal/The Bakery<br />

48<br />

If/Then Installed, 2009<br />

<strong>Museum</strong> für Gegenwartskunst :Ort<br />

If/Then Installed is an interactive media art installation that invites spectators to physically<br />

imitate and virtually control a video projection of dancer-choreographer Richard Siegal performing<br />

gestures derived from Yvonne Rainer‘s Trio A. Trio A was first performed in 1966 by Rainer, Steve<br />

Paxton, and David Gordon at Judson Memorial Church in New York City; in 1968 it was presented<br />

as the first section of Rainer‘s The Mind Is a Muscle.<br />

The installation expands upon the If/then methodology developed by Siegal for his performances<br />

since 2005. The spectator’s image is captured in real time and analyzed, replacing that of the<br />

model and thereby enriching an ever-evolving gestural database.


Foto: Hillary Goidell/The Bakery, Paris<br />

Richard Siegal/The Bakery<br />

If/Then Installed, 2009<br />

Interaktive Installation


Der Life Writer ist eine zu einer Computerschnittstelle umgewandelte altmodische Schreibmaschine,<br />

deren normale Funktionen den Benutzer zur Interaktion einladen. Sie steht auf einem antiken<br />

Tisch, auf den von oben auf ein Blatt Papier Bilder projiziert werden. Dadurch verwandelt sich<br />

das Papier in der Wahrnehmung der Besucher in einen Computerbildschirm, da die Bewegung<br />

des Papierschachts der Schreibmaschine nahtlos mit der Bewegung des projizierten Bilds verbunden<br />

ist. Wenn ein Benutzer auf der Schreibmaschine tippt, verwandelt sich der Text in eine künstliche<br />

Lebensform, die so auf dem Papier erscheint, als ob sie direkt von der Schreibmaschine erzeugt<br />

würde. Spinnenähnliche Tiere suchen auf dem Papier hektisch nach essbarem Text. Wenn der<br />

Benutzer weitere Buchstaben tippt, fressen die Tiere diese schnell auf und vermehren sich,<br />

bis sie das Papier vollständig bedecken. Der Benutzer kann sie aber auch zum Verschwinden<br />

bringen. Die Tiere wurden mit Hilfe genetischer Algorithmen programmiert, so dass sie halb<br />

autonom sind und bei Stoffwechsel und Fortpflanzung ihren internen Gesetzen folgen. Durch<br />

das Schreiben auf dem Life Writer werden Gedanken lebendig und erhalten die Möglichkeit,<br />

sich zu entwickeln, zu befreien und zu verwandeln.<br />

Life Writer gehört zur Sammlung des Instituts ITAU Cultural in Sao Paulo, Brasilien. Das Werk<br />

wurde 2006 ursprünglich für die von Margo Crutchfield kuratierte Ausstellung All Digital im<br />

MOCA <strong>Museum</strong> für zeitgenössische Kunst in Cleveland entwickelt.<br />

50<br />

Christa Sommerer<br />

&<br />

Laurent Mignonneau<br />

Life Writer, 2006<br />

Erdgeschoss :Ort<br />

Life Writer is an old-fashioned typewriter that was transformed into a computer interface upon<br />

which users can interact using the normal functions of the machine. When a user writes text<br />

on this typewriter, the text transforms into artificial life forms that appear on the paper of the<br />

typewriter as if directly emerging from the machine. The creation and manipulation of fascinating<br />

visual images in an interactive environment where participants also engage in the act of creation<br />

raises fundamental questions about human interaction with increasingly “intelligent” machines<br />

and possible levels of human-machine symbiosis.


Collection of the ITAU Cultural, Sao Paulo. Foto: Christa Sommerer & Laurent Mignonneau<br />

Christa Sommerer & Laurent Mignonneau<br />

Life Writer, 2006<br />

Interaktive Installation


Aus einiger Entfernung betrachtet scheint The Web (Spider) eine stabile Konstruktion zu sein.<br />

Ein Gewirr von dünnen Fäden umgarnt und vernetzt das spinnenartige Gebilde. Die Anatomie<br />

ist aber höchst fragil. Die leichten Hohlstangen aus Carbon (Fischerangeln) sind durch Druckfedern<br />

verbunden, die allen Stabilisierungsversuchen entgegenwirken. Die Zahl der Elemente<br />

kann beliebig erweitert oder reduziert werden. Die Arbeit des Künstlers besteht darin, dieses<br />

schwingende und wabernde Grundgebilde mit ein paar Fäden zu stabilisieren. Dann überlässt<br />

er diese Grundkonstruktion mit einer Vielzahl von bunten Zwirnspulen dem Publikum. The<br />

Web (Spider) wächst im Laufe der Zeit und prägt seine spezifischen Strukturen erst langsam<br />

aus. Je länger das Gebilde an einem Ausstellungsort bleibt, desto komplexer und differenzierter<br />

sind die entstehenden Vernetzungen der Fäden. Auch das spinnenartige Gebilde der<br />

Stangen ist erweiterbar, und mit der Veränderung der Form transformiert sich auch das Begriffsfeld<br />

„Netz“ und „Spinne“.<br />

Seen from a distance, The Web (Spider) may appear to be a stable construction. But it<br />

is actually made up of a tangle of slender threads that enmesh and interconnect with a<br />

supportive framework that is reminiscent of a spider with its extremely fragile anatomy. The<br />

lightweight hollow carbon poles (actually fishing rods) are connected by means of compression<br />

springs that resist all attempts to stabilise the structure. The artist leaves the resultant basic<br />

structure, together with a supply of spools of colourful thread, to the whims and caprices of<br />

the public. The Web (Spider) thus grows over time and only gradually comes to assume its<br />

specific and individual form. The longer The Web (Spider) is left at one location, the more<br />

complex and distinctive the resultant latticework of threads becomes.<br />

52<br />

Martin Walde<br />

The Web (Spider), 2006<br />

Säulenhalle :Ort


Courtesy Galerie Ursula Krinzinger, Wien. Foto: Martin Walde<br />

Martin Walde<br />

The Web (Spider), 2006<br />

Partizipative Installation


In seiner Audioinstallation setzt Hans Winkler sich mit den Geschichten und Mythen über das<br />

Wildern auseinander, so z.B. mit jener über den legendären Schwarzen Peter. Nach wie vor erzählt<br />

man sich auf der Haindlkarhütte im Gesäuse diese Geschichten vom Schwarzen Peter, der<br />

sich in den Jahren 1870-1880 der Verfolgung durch die Jäger entzog, indem er sich in unüberwindlich<br />

scheinende Felsformationen wagte und immer wieder einen mysteriösen Fluchtweg<br />

fand, der später nach ihm Peternsteig benannt wurde. Der Schwarze Peter wurde nie gefasst,<br />

und seine Identität ist bis heute unbekannt. In Gesprächen mit Bauern und Hirten sammelte<br />

Winkler überdies Informationen zu einem seit Generationen mündlich überlieferten Regelwerk,<br />

einer Art Handbuch für Wilderer.<br />

Produktion: Steirischer Herbst 2004, in Kooperation mit MADE FOR ADMONT<br />

54<br />

Hans Winkler<br />

Im Gesäuse. Handbuch für Wilderer, 2004<br />

<strong>Stift</strong>sgelände :Ort<br />

In his audio installation, Hans Winkler explores the stories and myths of poaching, specifically<br />

those surrounding the legendary Schwarzer Peter or Black Peter. Even today in the Haindlkarhütte,<br />

an alpine refuge in the mountainous Gesäuse region, tales of his deeds still circulate. Over the<br />

period 1870 – 1880, Black Peter repeatedly managed to evade all who attempted to pursue him<br />

by climbing apparently insurmountable rock faces, locating a secret escape route that is still<br />

named after him – the Peternsteig. Black Peter was never caught and his identity remains shrouded<br />

in mystery. Winkler interviewed local farmers and shepherds to collect the traditional oral lore<br />

that has been handed down over generations – a kind of Handbook for Poachers.


Foto: Ernst Kren<br />

Hans Winkler<br />

Im Gesäuse. Handbuch für Wilderer, 2004<br />

Audioinstallation


Flüchtigkeit und Veränderlichkeit sind die Grundkonstanten in Wurms künstlerischem Werk. Adorno<br />

was wrong with his ideas about art erweitert diesen Aspekt ins Philosophische: Theodor W.<br />

Adorno hatte für die Nachkriegsgesellschaft einen neuen Begriff für das Hehre und Unabänderliche<br />

des Kunstwerkes festgelegt. Erwin Wurm begegnet diesem Theorem mit der ihm eigenen Skepsis<br />

und Ironie, indem er „Lehrgebäude“ in Platten zerlegt und zur Benützung der Bestandteile<br />

auffordert: „nichts ist für immer gültig, alles ist einem Wandel unterworfen“. 9 große rosafarbene<br />

Platten, zusammengefügt zu einem Ensemble, sind von den Besuchern wie eine begehbare<br />

Plastik zu benützen. Zeichnungen auf den Platten dirigieren die unmittelbar mögliche Kontaktaufnahme<br />

des <strong>Museum</strong>sbesuchers mit dem Kunstwerk. Eine kurzfristig gemeinsame Wechselwirkung<br />

von Kunstwerk und Besucher lässt sich derart herstellen. Die Installation ist eine ins<br />

Monumentale gesteigerte Variante der one minute sculptures, gleichzeitig eine Demontage des<br />

pathetischen Kunstbegriffs von Adorno, indem Wurm das veränderliche und spielerische Moment<br />

eines Kunstwerkes gleichsam dem Zugriff des Betrachters überantwortet.<br />

56<br />

Erwin Wurm<br />

Adorno was wrong with his ideas about art, 2005<br />

<strong>Museum</strong> für Gegenwartskunst :Ort<br />

Instability and mutability are the underlying constants in Wurm‘s artistic oeuvre. Adorno was<br />

wrong with his ideas about art extends these concepts into the world of philosophy. After the<br />

Second World War, Theodor W. Adorno‘s expounded new definitions of the sublime character<br />

and essentially permanent nature of artworks in his theory of aesthetics. Erwin Wurm counters<br />

these hypotheses with a scepticism and humour that is all his own by dismantling a ‚theoretical<br />

system‘ into separate plates and inviting visitors to use these individual elements: „Nothing is<br />

true for ever; everything is subject to change“. The nine large pink panels that together form<br />

the artwork are designed to be used by museum visitors as a form of accessible sculpture. There<br />

are instructional illustrations on the panels in order to provide these with guidance on how they<br />

can actually employ these objects. The result is transient interaction between artwork and<br />

visitors.


Foto: Studio Wurm<br />

Erwin Wurm<br />

Adorno was wrong with his ideas about art, 2005<br />

Partizipative Installation


Thomas<br />

Baumann<br />

Geboren 1967 in Altenmarkt, lebt<br />

und arbeitet in Wien. Studium an<br />

der Akademie der bildenden Künste<br />

Wien. Zahlreiche Ausstellungen im<br />

In- und Ausland. u.a.: Kunsthalle,<br />

Wien; Secession, Wien; Wien <strong>Museum</strong><br />

Karlsplatz; Kunsthaus Graz; <strong>Museum</strong><br />

Tinguely, Basel; Kunsthalle Basel;<br />

Kunstverein Bonn; <strong>Museum</strong> Bochum;<br />

Palazzo delle Arti, Neapel; MOCA,<br />

Taipeh; Haus Konstruktiv, Zürch;<br />

Kunstverein Ludwigsburg; <strong>Museum</strong><br />

<strong>Stift</strong> <strong>Admont</strong>; Lentos, Linz; Kunsthaus<br />

Basel Land; Slought Foundation,<br />

Philadelphia; Offenes Kulturhaus,<br />

Linz; Georg Kolbe <strong>Museum</strong>, Berlin.<br />

www.thomasbaumann.net<br />

Biografien<br />

Künstler<br />

Johannes<br />

Deutsch<br />

Johannes Deutsch begann mit der<br />

computergestützten Begegnung von<br />

Malerei und Fotografie und der<br />

grundsätzlichen Frage, wie Technologie,<br />

Wissenschaft und Kunst zu<br />

einem Ganzen verbunden werden<br />

können. Die Theorien S. Freuds<br />

führten ihn zum Computer als<br />

künstlerischem Medium. Auf seinem<br />

Weg zur interaktiven Kunst- und<br />

Mediengestaltung beschäftigte er<br />

sich mit den Grundlagen der Neuro-<br />

und Kognitionswissenschaften.<br />

Soloausstellungen u.a.: <strong>Museum</strong><br />

Moderner Kunst Wien 1992, Kunstmuseum<br />

Bonn, Frankfurter Kunstverein<br />

1998; Beteiligungen u.a.:<br />

<strong>Museum</strong> Ludwig, Köln 2000; <strong>Museum</strong><br />

d. Moderne Salzburg 2006; Projekte<br />

u.a.: Gesichtsraum, Ars Electronica<br />

Linz 2002; Rheingold Visualized,<br />

Brucknerfest Linz 2004; Vision Mahler,<br />

WDR Köln 2006.<br />

www.johannes-deutsch.at<br />

Julius<br />

Deutschbauer<br />

Geboren 1961 in Klagenfurt, lebt<br />

als Künstler in Wien. 2000-2007<br />

Zusammenarbeit mit Gerhard<br />

Spring. 2008 Gründung der Performancegruppe<br />

Theater des Verhinderns.<br />

Das Zentrum seiner Arbeit bilden<br />

die inzwischen über 130 Plakate.<br />

Jüngste Ausstellungen: Alles nur<br />

Theater, Galerie Steinek, Wien; One<br />

Shot, P.B.S.22, Charleroi; Printed<br />

matter, Fotomuseum Winterthur;<br />

Nur 100 Plakate im MAK, Wien.<br />

Jüngste theatralische Arbeiten:<br />

Theater des Verhinderns, donaufestival<br />

10; Halbsterntheater, brut wien; Heuno,<br />

imagetanz; Suche das unpolitischste<br />

Kunstwerk Münchens, Spielart<br />

München. Jüngste Filmarbeiten:<br />

Sound of Migration (apap VI, Szene<br />

Salzburg), gezeigt bei Festivals in<br />

Berlin, Brüssel, Zagreb und Kortrjik.<br />

Das Filmplakat wurde mit dem<br />

Preis für das beste Kulturplakat des<br />

Landes Salzburg ausgezeichnet. (zus.<br />

mit G. S.) Bücher: u. a. 6 Künstler-<br />

Künstler-Reden, edition selene, Wien<br />

2003; Politisch für Künstler, Triton,<br />

Wien 2003; Zwialoge, Czernin Verlag,<br />

Wien 2006; Figur ohne Grund, Passagen-Verlag,<br />

Wien 2008 (zus. mit<br />

G. S.) Julius Deutschbauer betreibt<br />

58<br />

seit 1997 die Bibliothek ungelesener<br />

Bücher.<br />

www.bibliothek-ungelesenerbuecher.com<br />

Tim<br />

Etchells<br />

Der Künstler und Schriftsteller Tim<br />

Etchells (*1962) lebt in Sheffield. Er<br />

ist künstlerischer Leiter der weltberühmten<br />

Performance-Gruppe<br />

Forced Entertainment und arbeitet<br />

in vielen künstlerischen Zusammenhängen.<br />

Etchells hat mit einer Vielzahl<br />

bildender Künstler, Choreografen<br />

und Fotografen zusammengearbeitet<br />

und sein Werk umfasst<br />

Performances, Videos, Fotografie,<br />

Textprojekte, Installationen und<br />

literarische Werke. Etchells veröffentlichte<br />

das Buch Certain<br />

Fragments (Routledge, 1999) und<br />

im Jahr 2008 seinen ersten<br />

Roman The Broken World (Heinemann).<br />

Seine Arbeiten wurden<br />

weltweit ausgestellt, z. B. im<br />

MACBA in Barcelona (2009), bei<br />

der Göteborg Biennial (2009),<br />

der Art Sheffield (2008) und der<br />

Manifesta 7 (2008). Er ist derzeit<br />

Träger des von der Tate Research<br />

and Live Art Development Agency<br />

gestifteten Preises Legacy: Thinker<br />

in Residence.<br />

www.timetchells.com<br />

William<br />

Forsythe<br />

Gilt als einer der führenden Choreografen<br />

weltweit. Seine Werke sind<br />

dafür bekannt, die Praxis des Balletts


aus der Identifikation mit dem klas-<br />

sischen Repertoire gelöst und zu<br />

einer dynamischen Kunstform des<br />

21. Jahrhunderts geführt zu haben.<br />

Forsythes tiefgreifendes Interesse in<br />

organisatorischen Grundprinzipien<br />

hat es ihm ermöglicht, ein breites<br />

Spektrum von Projekten zu realisieren,<br />

wie Installationen, Filme und<br />

Internet-basierte Wissensentwicklung.<br />

www.theforsythecompany.com<br />

Peter<br />

Hanappe<br />

Studierte Elektronik an der Universität<br />

von Gent, Belgien. Begann mit<br />

der Forschung von Computer Musik<br />

am IPEM (Institut für Psychoakustik<br />

und Elektronische Musik). 1994 zog<br />

er nach Paris, wo er seine Doktorarbeit<br />

im Centre George Pompidou/<br />

IRCAM (Institut de Recherche et<br />

Coordination Acoustique/Musique)<br />

abschloss. Seit 2002 arbeitet er am<br />

Sony Computer Science Laboratory,<br />

Paris. Seine Interessen umfassen<br />

alles, was mit Computer und Netzwerken<br />

zu tun hat: Von content<br />

distribution, innovativer Energie<br />

Verteilung bis zum verteilten<br />

Rechnen.<br />

http://www.csl.sony.fr/staff/<br />

member/?username=hanappe<br />

Armin<br />

Linke<br />

Geboren 1966, lebt in Mailand und<br />

Berlin. Er arbeitet vorwiegend mit<br />

dem Medium Fotografie, kombiniert<br />

dabei verschiedene Medien, um die<br />

Grenzen der Wahrnehmung – von<br />

Fiktion und Realität – zu verwischen.<br />

Arbeitet an einem fortlaufenden<br />

Archiv zu den Themen menschliche<br />

Aktivität sowie natürliche und von<br />

Menschenhand gemachte Landschaften.<br />

Linkes multimediale<br />

Installation über die zeitgenössische<br />

alpine Landschaft gewann einen<br />

Preis bei der 9. Architekturbiennale<br />

in Venedig sowie beim Grazer<br />

Architektur Filmfestival. Linke ist<br />

Gastprofessor an der HfG Karlsruhe,<br />

an der IUAV Arts and Design<br />

University Venedig, sowie am MIT<br />

Visual Arts Program in Cambridge.<br />

www.arminlinke.com<br />

Hubert<br />

Machnik<br />

Komponist und Gitarrist. Spielte in<br />

verschiedenen Ensembles und Orchestern,<br />

vorwiegend Neue Musik.<br />

Mitglied im Ensemble Modern 1981-89.<br />

Komponiert Klavier- und Kammermusik,<br />

Musik für Bühne, Tanz, Film<br />

und audiovisuelle Installationen,<br />

Computermusik, elektronische Musik<br />

und Radiostücke. Aufführungen in<br />

Tokyo, New York, Montreal, Toronto,<br />

Sao Paulo und in vielen Städten<br />

Europas. Zuletzt: Gastprofessur an<br />

der Universität Giessen (Computermusik/Multi<br />

Media Anwendungen),<br />

Humboldt/Pym-Travelogue &<br />

Prospektion (Lefkada & Thessaloniki,<br />

National Theatre of Greece), Zusammenarbeit<br />

mit Heiner Goebbels<br />

(Genf/Lausanne/London, u.a.), den<br />

Berliner Philharmonikern (Education<br />

Dept., Berlin/New York), Blindman<br />

Saxophonquartett (Brüssel), Deufert/<br />

Plischke (Wien/Graz/Antwerpen/<br />

Brüssel, u.a.), Anouk van Dijk Dance<br />

Company (Amsterdam/Rotterdam/<br />

Den Haag, u.a.), Richard Siegal<br />

59<br />

(Berlin/Essen/Weimar), Arto Lindsay<br />

(Rio de Janeiro) und der William<br />

Forsythe Company (Frankfurt /<br />

Stuttgart /München / New York /<br />

Columbus /Basel).<br />

www.hmach.com<br />

Hans<br />

Pollhammer<br />

Geboren 1967 in Wels. Pollhammer<br />

arbeitet seit vielen Jahren konsequent<br />

an einem Werk, das sich aus Malerei,<br />

Filmen, Aktionen und kinetischen<br />

Skulpturen zusammensetzt und damit<br />

ein sehr eigenwilliges Gesamtkunstwerk<br />

ergibt, erweitert um seine<br />

Zugehörigkeit bei der legendären<br />

Performance Gruppe Josef Böhm.<br />

Seit 2008 künstlerische Leitung des<br />

Symposiums ORTung in Strobl, Land<br />

Salzburg. 2009/10 Auslandsstipedium<br />

in Paris. Lebt und arbeitet im<br />

österreichischen Siezenheim.<br />

www.137.at/pollhammer<br />

reactable<br />

(Marcos Alonso,<br />

Günter Geiger,<br />

Sergi Jordà,<br />

Martin Kaltenbrunner)<br />

Der reactable wurde von Marcos<br />

Alonso (ES), Günter Geiger (AT),<br />

Sergi Jordà (ES) und Martin Kaltenbrunner<br />

(AT) an der Universität<br />

Pompeu Fabra in Barcelona entwickelt.<br />

Seit 2009 wird das Instrument<br />

von Marcos Alonso und Günter<br />

Geiger im Rahmen des Spin-Off<br />

Unternehmens Reactable Systems<br />

in Barcelona weiterentwickelt. Sergi<br />

Jordà ist Koordinator des Interactive<br />

Systems Teams der Pompeu Fabra<br />

Universität Barcelona, wo er auch in


der Lehre und Forschung tätig ist.<br />

Seine musikalische Karriere als freier<br />

Improvisator von experimenteller<br />

elektronischer Musik begann in den<br />

80er Jahren. Martin Kaltenbrunner<br />

ist zur Zeit supplierender Professor<br />

für Interface Culture an der Kunstuniversität<br />

Linz. Seine Forschungsgebiete<br />

sind Tangible User Interfaces<br />

und die Entwicklung neuer<br />

Interaktionskonzepte unter Verwendung<br />

freier Software. Die<br />

Erfinder wurden für dieses Werk<br />

mit internationalen Preisen wie der<br />

Goldenen Nica (Prix Ars Electronica<br />

2008), zwei D&AD Yellow Pencils<br />

und dem Preis der Stadt Barcelona<br />

2007 ausgezeichnet.<br />

www.reactable.com<br />

Werner<br />

Reiterer<br />

Geboren 1964, lebt und arbeitet in<br />

Wien. Reiterer arbeitet in verschiedenen<br />

Medien. Es gelingt ihm, mit<br />

konspirativen Methoden skulpturale<br />

Komponenten in den Raum zu<br />

implantieren, die durch eine konsequente<br />

künstlerische Verschiebung<br />

tradierter Parameter ungeahnte Eindrücke<br />

hinterlassen. In seinen Interventionen<br />

fordert er das Publikum<br />

auf, sich über sozio-kulturell erlernte<br />

Verhaltensregeln aktiv hinwegzusetzen.<br />

Seine interaktiven Installationen<br />

fungieren als skulpturale<br />

Katalysatoren, die das Publikum wie<br />

auch das <strong>Museum</strong> als Institution und<br />

Architektur spielerisch hinterfragen.<br />

Projekte im öffentlichen Raum, u.a.:<br />

2009-2010 Skulpturenpark, Rosenheim.<br />

2009-2012 U-Bahnstation Heumarkt,<br />

Köln. Einzelausstellungen,<br />

u.a.: Kunstverein Hannover; Kunsthaus<br />

Basel Land, Basel; Overbeck<br />

Gesellschaft, Lübeck; NÖ Landesmuseum,<br />

St.Pölten; Kunsthaus, Graz;<br />

The Speed Art <strong>Museum</strong>, Louisville/<br />

USA; The Contemporary Art <strong>Museum</strong>,<br />

Tampa/USA, Oberösterreichische Landesgalerie,<br />

Linz; Belevedere, Wien.<br />

robotlab<br />

(Matthias Gommel,<br />

Martina Haitz,<br />

Jan Zappe)<br />

wurde 2000 von Matthias Gommel,<br />

Martina Haitz und Jan Zappe gegründet.<br />

Die freie Künstlergruppe<br />

ist assoziiert an das Institut für<br />

Bildmedien im ZKM – Zentrum<br />

für Kunst und Medientechnologie<br />

Karlsruhe. robotlab arbeitet mit<br />

Industrierobotern im öffentlichen<br />

Raum und setzt sich im Rahmen<br />

von Installationen und Performances<br />

mit Mensch-Maschine-Beziehungen<br />

auseinander. robotlab stellt in Ausstellungen<br />

experimentelle Situationen<br />

her, in denen die Öffentlichkeit ihre<br />

Beziehung zu Robotern überprüfen<br />

kann. Die massive Erscheinung des<br />

Roboters, seine Bewegungen und<br />

Geräusche wirken auf den Betrachter,<br />

werden individuell interpretiert<br />

und evozieren Ideen, die sowohl im<br />

Bereich des unmittelbar praktisch<br />

Umsetzbaren als auch der Utopie<br />

einer möglichen Mensch-Maschine<br />

Kultur liegen können.<br />

www.robotlab.de<br />

Constanze<br />

Ruhm<br />

ist Künstlerin, Autorin und Kuratorin,<br />

lebt in Wien und Berlin. In<br />

ihrer Arbeit entwickelt sie eine<br />

zeitgenössische Form künstlerischer<br />

60<br />

Praxis, die sich mit dem Verhältnis<br />

von Kino und Neuen Medien<br />

beschäftigt, und dabei Fragen von<br />

(weiblicher) Identität, Repräsentation<br />

und (Medien-) Architektur in<br />

den Blick nimmt. Die Produktionen<br />

entstehen an der Schnittstelle von<br />

Installation, Film, Video, web-basierten<br />

Projekten und Publikationen. Sie<br />

war u.a. von 1999-2006 Vorstandsmitglied<br />

der Wiener Secession,<br />

Vizepräsidentin von 1999-2001.<br />

Kuratorin der Ausstellung Fate of<br />

Alien Modes, Secession Wien 2003.<br />

Seit 2000 kuratorische Projekte im<br />

Rahmen des haus.0 Programms im<br />

Künstlerhaus Stuttgart (mit Fareed<br />

Armaly), im ZKM Karlsruhe und an<br />

der Neuen Galerie Graz. 2005-2006<br />

Professorin für Film und Video an<br />

der Merz Akademie in Stuttgart.<br />

Seit 2006 Professorin für Kunst und<br />

Medien an der Akademie der<br />

Bildenden Künste Wien. Ab 2008<br />

Adjunct Professor am Art Institute<br />

Boston/Lesley University.<br />

www.constanzeruhm.net<br />

Richard<br />

Siegal<br />

Geboren 1968 in North Carolina, ist<br />

Tänzer und Choreograph. 2005<br />

gründete er The Bakery, Paris-<br />

Berlin, eine Plattform für internationale<br />

und interdisziplinäre<br />

künstlerische Zusammenarbeiten<br />

im Bereich der zeitgenössischen<br />

Kunst. Zahlreiche internationale<br />

Auftragsarbeiten und Gastspiele<br />

im Bereich der Choreographie und<br />

der Neuen Medien, u.a.: Festival<br />

d‘Automne Paris, Ircam Paris, ZKM<br />

Karlsruhe, Centre Pompidou Paris,<br />

YCAM Japan, Tanz im August Berlin,<br />

Ballett Frankfurt. Siegal war Artist-


in-Residence am Bennington College<br />

Vermont, am ZKM Karlsruhe, am<br />

Baryshnikov Arts Center New York<br />

und am Muffatwerk, München. Für<br />

das American Dance Festival in New<br />

York kuratiert er das jährliche<br />

Forsythe Festival. Wurde mit zahlreichen<br />

Preisen, so dem ‘Bessie<br />

Award‘, dem S.A.C.D. Preis, dem<br />

Beaumarchais Preis und dem<br />

Mouson Award ausgezeichnet.<br />

www.thebakery.org<br />

Christa<br />

Sommerer<br />

&<br />

Laurent<br />

Mignonneau<br />

Die Medienkünstler und Forscher<br />

Christa Sommerer und Laurent<br />

Mignonneau haben gemeinsam ca.<br />

20 interaktive Kunstwerke geschaffen,<br />

die weltweit in rund 200 Ausstellungen<br />

gezeigt wurden, unter<br />

anderem im Van Gogh <strong>Museum</strong><br />

in Amsterdam, im <strong>Museum</strong> für<br />

Wissenschaft und Technik in<br />

Tokyo, im Zentrum für Kunst und<br />

Medientechnologie in Karlsruhe,<br />

in der Cartier-<strong>Stift</strong>ung in Paris,<br />

im Ars Electronica Center in Linz,<br />

im NTT-ICC <strong>Museum</strong> in Tokyo, im<br />

NTT Plan-Net in Nagoya, Japan,<br />

im Shiroishi Multimedia Art Center<br />

in Shiroishi, Japan, im HOUSE-OF-<br />

SHISEIDO in Tokyo und in der ITAU<br />

CULTURAL Foundation in Sao Paulo.<br />

Mignonneau und Sommerer haben<br />

Artikel zu den Themen künstliches<br />

Leben, Komplexität, Interaktion und<br />

Schnittstellendesign veröffentlicht<br />

und sie halten zahlreiche Vorträge<br />

in Universitäten, internationalen<br />

Konferenzen und Symposien. Ihnen<br />

wurden wichtige internationale<br />

Medienpreise verliehen, unter anderem<br />

1994 die Goldene Nica, sowie<br />

der Prix Ars Electronica für Interaktive<br />

Kunst (Linz, Österreich).<br />

www.interface.ufg.ac.at/christa-laurent<br />

Martin<br />

Walde<br />

Martin Walde (*1957) ist einer der<br />

vielfältigsten Gegenwartskünstler,<br />

der gleichermaßen systematisch und<br />

subtil die Bedingungen skulpturaler<br />

Prozesse erkundet und deren Möglichkeiten<br />

konsequent weiter entwickelt.<br />

Er überführt diese in seinen<br />

Ausstellungen von der reinen<br />

Präsentation in eine Art Entwicklungsplattform,<br />

wie ein frei zugängliches<br />

Labor, an dem BesucherInnen – abhängig<br />

von ihrem jeweiligen Interesse<br />

– teilhaben können. Zahlreiche Ausstellungen<br />

im In- und Ausland, u.a.:<br />

1986 Biennale di Venezia/IT.; Chambres<br />

d’Amis, <strong>Museum</strong> van Hedendaagse<br />

Kunst/BE. 1989 Istanbul<br />

Biennale. 1997 Documenta X/DE. 1998<br />

Biennale de Montréal/CA. 2001<br />

Biennale di Venezia/IT. 2008 The<br />

Hayward Gallery/UK.; BIACS 3,<br />

Sevilla/ES. Einzelausstellungen u.a.:<br />

1984 <strong>Museum</strong> van Hedendaagse<br />

Kunst/BE. 1989 Generali Foundation/AT,<br />

1996 Wiener Secession/AT,<br />

1999 Tokyo Opera City Art Gallery/<br />

JP. 2001 Fuchu Art <strong>Museum</strong>, Tokyo/<br />

JP. 2003 Villa Arson/FR. 2006 Kunsthaus<br />

Baselland/CH. 2009 ZKM Karlsruhe/DE.<br />

2010 MARTa Herford/DE.<br />

www.martinwalde.at<br />

Hans<br />

Winkler<br />

Geboren 1955 in Rott am Inn, lebt<br />

61<br />

in Berlin und New York. Das Hauptinteresse<br />

seiner künstlerischen Arbeit<br />

– seit 1982 – gilt dem öffentlichen<br />

Raum. Seine Interventionen,<br />

Aktionen und Projekte sind meist<br />

temporär und stehen im Bezug zur<br />

Umgebung. 1988-2000 arbeitete er<br />

zusammen mit Stefan Micheel unter<br />

dem Namen: p.t.t.red (paint the<br />

town red). 1999-2007 unterrichtete<br />

er public art und Interventionen im<br />

San Francisco Art Institute, Kalifornien.<br />

www.hswinkler.de<br />

Erwin<br />

Wurm<br />

Geboren 1954 in Bruck an der Mur,<br />

Steiermark, bewegt sich in seinem<br />

Werk zwischen performativen, interaktiven<br />

Handlungsformen und<br />

plastischen Formulierungen, die auf<br />

eine Verkörperung/Materialisierung<br />

des Immateriellen zielen und dabei<br />

zugleich mit der Paradoxie einer still<br />

gestellten Bewegung spielen. Für<br />

seine performativen Skulpturen<br />

macht er den Betrachter zum Mitspieler<br />

in einem Spiel, dessen<br />

Regeln der Künstler, im Sinne einer<br />

rigorosen, diktatorischen Subjektivität,<br />

alleine aufstellt. Seit 2002 ist Wurm<br />

Professor an der Universität für<br />

Angewandte Kunst, Wien. Lebt und<br />

arbeitet in Wien und Limberg,<br />

Österreich. Auszeichnungen: Künstler<br />

des Jahres 2007, gewählt von der<br />

Zeitschrift KUNSTJAHR 2007 – Die<br />

Zeitschrift die Bilanz zieht. Nr. 7,<br />

Lindinger & Schmid, Regensburg,<br />

Deutschland. Wichtige Werkgruppen:<br />

One Minute Sculptures, Fat House,<br />

Fat Car, House Attack.<br />

www.erwinwurm.at


Michael<br />

Braunsteiner<br />

geboren 1959 in Graz, lebt und<br />

arbeitet in Graz und <strong>Admont</strong>.<br />

Während und nach dem Studium<br />

der Kunstgeschichte und Deutschen<br />

Philologie in Graz tätig in der<br />

Werbung, im Kunst- und Antiquitätenhandel<br />

sowie für Wilfried<br />

Skreiner und Peter Weibel in der<br />

Neuen Galerie Graz. 1994-1995<br />

arbeitete er im Bundesdenkmalamt<br />

Linz. 1995 übernahm er die Leitung<br />

der Kulturabteilung des <strong>Stift</strong>es<br />

<strong>Admont</strong>. Baut dort seit 1997 die<br />

Sammlung für Gegenwartskunst<br />

auf. War 1998-2003 im Kernteam<br />

für das Großprojekt Umbau, Neubau<br />

und Konzeption des neuen <strong>Museum</strong>s<br />

im <strong>Stift</strong> <strong>Admont</strong> mitverantwortlich.<br />

Seit 2000 betreibt er die hauseigene<br />

Produktionsserie MADE FOR ADMONT.<br />

2003-2007 hatte er die künstlerische<br />

Leitung des <strong>Museum</strong>s im <strong>Stift</strong><br />

<strong>Admont</strong> inne; seit 2007 Kurator<br />

des <strong>Stift</strong>es <strong>Admont</strong>, freier Autor<br />

und Art Consulter.<br />

Publikationen (Auswahl): famosus<br />

statuarius Josef Stammel (1695-1765),<br />

Barockbildhauer im Auftrag des<br />

Benediktinerstiftes <strong>Admont</strong>, Hg.:<br />

M. Braunsteiner, <strong>Admont</strong> 1996;<br />

Barockbildhauer Josef Stammel,<br />

Spurensuche, Hg.: M. Braunsteiner,<br />

<strong>Admont</strong> 1997; Lois Renner im<br />

<strong>Stift</strong> <strong>Admont</strong>/Lois Renner’s work<br />

for <strong>Admont</strong>, <strong>Stift</strong> <strong>Admont</strong>, Hg.<br />

Michael Braunsteiner, <strong>Admont</strong> 2001;<br />

<strong>Admont</strong>, Ein Fotoporträt von Rudi<br />

Molacek, hrsg. v. Abt Bruno Hubl<br />

und Michael Braunsteiner, <strong>Admont</strong><br />

2003. Ausgestopfte Tiere bewegen<br />

sich, Ein Film von Norbert Trummer,<br />

Hg.: Michael Braunsteiner, <strong>Admont</strong><br />

2006. Michael Kienzer, Tobias Pils,<br />

Markus Wilfling, Hg.: Michael<br />

Braunsteiner, <strong>Admont</strong> 2007.<br />

Christine<br />

Peters<br />

Nach dem Studium der Anglistik,<br />

Romanistik, Theater-, Film- und<br />

Medienwissenschaft war sie von<br />

1992-98 Projektleiterin und von<br />

1998-2003 Künstlerische Leiterin<br />

am Künstlerhaus Mousonturm,<br />

Frankfurt/Main. Seit 2004 freie<br />

Kuratorin für zeitgenössische Kunst<br />

und Performance, u.a. für: Festival<br />

Theater der Welt, Stuttgart 2005<br />

und Essen/Mülheim 2010, Festival<br />

Steirischer Herbst, Graz 2006<br />

(kuratierte gemeinsam mit Adam<br />

Budak die Gruppenausstellung<br />

Protections am Kunsthaus Graz).<br />

War künstlerische Beraterin für das<br />

Initiativprojekt der Kulturstiftung<br />

des Bundes zum Thema Tanz/Kuratieren<br />

zwischen Theorie und Praxis<br />

(Tanzplan Deutschland, 2008-2009).<br />

2005-2009 unterrichtete sie Kuratieren<br />

im interdisziplinären Kontext<br />

am Institut für Theater- Film- und<br />

Medienwissenschaft der Johann<br />

Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main.<br />

Lebt und arbeitet in<br />

Frankfurt/Main. Jüngste Publikationsbeiträge<br />

(Auswahl): Stuttgarter<br />

Gespräche, anlässlich des Interview<br />

Marathons von Hans Ulrich Obrist<br />

(in: Interview Marathon, Akademie<br />

der Bildenden Künste Stuttgart,<br />

2006), That resistance, forced upon<br />

us by reality (Shakespeare Magazine,<br />

Bergen/N, 2007), P is different (On<br />

Difference Württembergischer<br />

Kunstverein Stuttgart, 2008),<br />

Schmooze My Restlessness, (Tanz-<br />

62<br />

quartier Wien, Vlg. Theater der<br />

Zeit, 2009), Über Stille. Flüchtigkeit<br />

in Aspik, sphärisierte Echtzeit,<br />

anlässlich der documenta 12 (über:<br />

Ferran Adrià, elBulli Books, 2009),<br />

Tanz/Kuratieren zwischen Theorie<br />

und Praxis, (Tanzplan Deutschland,<br />

2009), Slow Production (PerfoMap,<br />

2010). Als Mit-Hrsg.: DVD If/Then<br />

Dialogues, Richard Siegal/The<br />

Bakery (Vlg. Hatje Cantz, 2010),<br />

Katalog Theater der Welt 2010<br />

(Vlg. Theater der Zeit, 2010).


Biografien<br />

Kuratoren<br />

63


Anlässlich der Ausstellung<br />

<strong>Play</strong> <strong>Admont</strong><br />

3. Juni - 7. November 2010 im Benediktinerstift <strong>Admont</strong> – Bibliothek & <strong>Museum</strong><br />

A-8911 <strong>Admont</strong>, im Rahmen des Kulturfestivals REGIONALE10<br />

Weiterführende Informationen zur Ausstellung finden Sie unter: www.stiftadmont.at<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Benediktinerstift <strong>Admont</strong>, Michael Braunsteiner, Christine Peters<br />

Redaktion<br />

Michael Braunsteiner, Regina Huber, Christine Peters<br />

Übersetzung<br />

Tilti Systems GmbH, Wien<br />

Grafisches Konzept<br />

Werner Reiterer<br />

Grafische Realisierung<br />

Bastian Brandstötter<br />

Copyright<br />

© 2010 Benediktinerstift <strong>Admont</strong>, Verlag Bibliothek der Provinz und die Autoren<br />

Alle Rechte vorbehalten!<br />

ISBN NUMMER<br />

978-3-900000-97-4<br />

Verlag<br />

Bibliothek der Provinz<br />

A-3970 Weitra<br />

Telefon: +43-2856-3794<br />

www.bibliothekderprovinz.at<br />

Druck<br />

Janetschek GmbH, Austria<br />

Gleichheitsgrundsatz<br />

Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit der Texte wurde auf die Verwendung von<br />

geschlechtsspezifischen Formulierungen verzichtet. Es wird jedoch darauf hingewiesen,<br />

dass die verwendeten maskulinen Bezeichnungen für beide Geschlechter zu verstehen sind.<br />

64


REGIONALE10<br />

Verlag Bibliothek der Provinz

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