Mai 2008 - Der Monat
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14<br />
KOPF DES MONATS<br />
Anita Fischer<br />
Neue Mesmerin in Triesen<br />
<strong>Der</strong> Eintritt in die morgendliche<br />
Arbeitswelt kann, je nach Beruf und Arbeitsstätte,<br />
von sehr unterschiedlichen Gefühlsempfindungen<br />
begleitet sein. Wenn Anita Fischer am frühen<br />
Morgen die Triesner Kirche betritt,<br />
strahlt ihr Stille und Ruhe<br />
entgegen. Ihr Arbeitsplatz ist<br />
die Kirche, als neue Mesmerin<br />
hat sie ihre Stelle vor kurzer Zeit<br />
erst angetreten. Sie schätzt die<br />
Ausstrahlung von Ruhe und Stille,<br />
die sie beim Arbeitsantritt empfängt. Früher<br />
war das anders, da schallten fröhliche Kinderstimmen<br />
der Kleinkindererzieherin<br />
entgegen. «Ich übte meinen<br />
Beruf mit Liebe und Überzeugung<br />
aus», blickt sie auf diese<br />
Zeit zurück und fügt hinzu: «Ich<br />
hoffe, dass mir dies auch bei<br />
meinem neuen Beruf als Mesmerin<br />
gelingen wird.» Mesmerin<br />
ist ein eher seltener Beruf, noch<br />
Anita Fischer<br />
seltener für Frauen. Aber Anita<br />
Mesmerin in der Kirche Triesen Fischer wagte sich nicht unvorbereitet<br />
an ihre neue Aufgabe<br />
heran. Ihr Vater war viele Jahre Mesmer in Triesen<br />
und steht heute noch als Aushilfe zur Verfügung.<br />
Schon in ihren Kinder- und Jugendjahren lernte sie<br />
die Mesmer-Aufgaben kennen, wenn sie mit dem<br />
Vater die Kirche schmückte. In Erinnerung geblieben<br />
sind ihr insbesondere die festlichen Ereignisse<br />
des Kirchenjahres Weihnachten und Ostern, wenn<br />
die Kirche besonders eindrücklichen Schmuck<br />
trug, zahlreiche Kerzen warmes Licht verbreiteten<br />
und der feine Duft von Weihrauch in die Nase<br />
strömte.<br />
Nach zwanzig Jahren als Kleinkindererzieherin,<br />
die sie als «sehr schöne und bereichernde<br />
Zeit» beschreibt, zog es Anita Fischer in die<br />
Kirche zurück. An ihrem neuen Beruf fasziniert sie<br />
die Vielseitigkeit, die Abwechslung, das selbständige<br />
Arbeiten und der Umgang mit Menschen. Als<br />
sie die Mesmerin-Tätigkeit aufnahm, traf sie mitten<br />
MAI <strong>2008</strong><br />
Foto: Günther Meier<br />
Schon als Mädchen hat Anita Fischer ihrem Vater<br />
beim Schmücken der Kirche vor Festtagen wie Weihnachten<br />
oder Ostern geholfen<br />
in die Vorbereitungen für die Erstkommunion. Sie<br />
richtete die Kleider für die Erstkommunikanten,<br />
half bei den Proben, organisierte zusammen mit<br />
den Eltern das Schmücken der Kirche. <strong>Der</strong> feier -<br />
liche Gottesdienst, strahlende Kinder und zufriedene<br />
Eltern waren die Anerkennung für ihre Arbeit.<br />
Nicht immer läuft der Arbeitstag so spektakulär<br />
und feierlich ab, oft ist es nur eine schlichte Messe,<br />
nicht ein festliches Hochamt.<br />
Gegenseitige Offenheit,<br />
Achtung und Respekt<br />
Das Amt der Mesmerin bedeutet<br />
für Anita Fischer aber nicht nur Gottesdienst,<br />
die Vorbereitung für die Messe und das Abräumen<br />
des Altars. Zu ihren Aufgaben zählt auch<br />
der Gebäudeunterhalt, die Ordnung in der<br />
Umgebung und im Friedhof. Ein vielseitiges<br />
Arbeitsfeld, das sie zusammen mit den Aushilfen<br />
organisiert. In ihrem früheren Beruf als<br />
Kleinkindererzieherin kam sie an verschiedenen<br />
Arbeitsorten mit ganz verschiedenen Menschen<br />
zusammen. Es sei wie eine Reise durch die Welt<br />
mit gegenseitiger Offenheit, Achtung und Respekt<br />
gewesen, blickt sie zurück. Geprägt wurde<br />
diese «Weltreise» durch das Zusammentreffen mit<br />
der Montessori-Pädagogik, die den einzelnen<br />
Menschen in den Mittelpunkt des Handelns<br />
stellt. Den Eigenschaften Offenheit, Achtung<br />
und Respekt begegnet sie nun wieder, in anderer<br />
Form und in einer Atmosphäre von Ruhe und<br />
Geborgenheit. |