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das ungarische medizinstudium des 18. jahrhunderts an der ...

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Tabelle 3 mit 24 Titulaturvergaben <strong>an</strong> <strong>ungarische</strong> Absolventen weist diese hallesche Vorzugsstellung<br />

mehr noch als zuvor aus. 62<br />

Auch jetzt hat Michael Alberti wie<strong>der</strong>um bei vielen Disputationen <strong>ungarische</strong>r<br />

Doktor<strong>an</strong>den präsidiert; bis 1743 führte er insgesamt 25 <strong>ungarische</strong> Absolventen <strong>an</strong> <strong>das</strong> Doktorat<br />

her<strong>an</strong>. Beson<strong>der</strong>s bemerkenswert mag dabei sein, daß 15 dieser Ungarn die Inauguraldissertation <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

eines eigenerarbeiteten M<strong>an</strong>uskripts durchführten. Das k<strong>an</strong>n mehrere Gründe gehabt haben. Ließ<br />

sich <strong>der</strong> Doktor<strong>an</strong>d von seinem Lehrer o<strong>der</strong> von einem so bezeichneten „Doktoratsfabrik<strong>an</strong>ten" eine<br />

d<strong>an</strong>n zu verteidigende Dissertation <strong>an</strong>fertigen — <strong>das</strong> war vielfach die Regel — d<strong>an</strong>n kostete <strong>das</strong> bei den<br />

ohnehin hohen Graduierungskosten zusätzlich viel Geld; dem einen o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ungarn mag es dar<strong>an</strong><br />

gem<strong>an</strong>gelt haben. Es könnte aber auch so gewesen sein, daß eine Reihe <strong>der</strong> <strong>ungarische</strong>n Absolventen<br />

ehrgeizig genug war, eine Eigenleistung zu bieten. Das traf in den gen<strong>an</strong>nten Fällen zu (1719 A. Herm<strong>an</strong>n,<br />

1721 St. A. Kochlatsch, 1722 A. Wachsm<strong>an</strong>n, 1724 J. J. Torkos, 1725 M. Knogler, 1726 J. G.<br />

Schüller, 1730 M. Institoris und G. Moller, 1733 J. Mährl, J. Chr. Hüberund M. N. Hierschel, 1734<br />

M. Foit, 1739 J. Chr. Peck und J. Lissoviny und 1742 S. Czern<strong>an</strong>szky). Eine <strong>der</strong>artige Differenzierung<br />

zwischen Fremd- und Eigenerstellung ist möglich, weil die von den zuständigen Ordinarien zusammengestellten<br />

Dissertationslisten mit Anmerkungen versehen sind, welche auf die jeweilige Autorschaft<br />

hinweisen.<br />

Es würde <strong>an</strong> dieser Stelle zu weit führen, wollte m<strong>an</strong> auf Leben und Werk aller <strong>der</strong>jenigen Doktor<strong>an</strong>den<br />

eingehen, die in Tabelle 3 verzeichnet sind. Einige seien herausgegriffen. Joh<strong>an</strong>nes Sch<strong>an</strong>ckeb<strong>an</strong>k<br />

(1707 o<strong>der</strong> 1708—1783) aus Brassó wurde Physikus in Bistritz; er soll sich dort auch <strong>der</strong> orts<strong>an</strong>sässigen<br />

Rumänen <strong>an</strong>genommen haben. 63<br />

Michael Nath<strong>an</strong> Hierschel aus Pozsony, Doktor<strong>an</strong>d von 1733,<br />

ist <strong>der</strong> erste aus dieser Gegend stammende Absolvent gente Judaeus; er hat l<strong>an</strong>gjährig in seiner Heimatgemeinde<br />

gewirkt. Der 1734 über den Wurmbefall disputierende Samuel de Drauth aus Brassó starb<br />

bereits 5 Jahre später; kurz vor seinem Ableben war er noch in die leopoldinische Akademie <strong>der</strong> Naturforscher<br />

berufen worden. Mehr noch als zuvor wurde in diesen Jahren Halle zum zentralen Anlaufpunkt<br />

<strong>der</strong> Ungarn. Am Beispiel <strong>der</strong> Doktor<strong>an</strong>den und Lizentiaten Raym<strong>an</strong>n und Hambach (1738 und<br />

1742) aus Eperjes läßt sich <strong>der</strong> Orientierungswechsel von Leiden nach Halle bzw. von Wittenberg nach<br />

Halle eindrücklich objektivieren. Raym<strong>an</strong>n sen. hatte sich in erster Linie noch als Boerhaave-Schüler<br />

gefühlt, seine Söhne schickte er aber nun nach Halle. 64<br />

Joh<strong>an</strong>nes Hambach (1681 o<strong>der</strong> 1682—1758)<br />

war Wittenberger Promotus von 1710 gewesen; sein Sohn Samuel Hambach (1719—1795) wurde 1742<br />

hallescher Lizentiat und erhielt 1745 <strong>das</strong> Doktordiplom. 65<br />

Die Vorzugsstellung <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät wurde alsbald strittig, als die Georgia Augusta in<br />

Göttingen ihre Pforten geöffnet hatte. Die Situation komplizierte sich zusätzlich, weil 1742 Hoffm<strong>an</strong>n,<br />

1744 Schulze und 1747 <strong>der</strong> Ungarn-Mäzen Schmeizel zu Grabe getragen wurden. Es war ein Glücksumst<strong>an</strong>d,<br />

daß mit Andreas Elias Büchner (1701—1769) ein Erfurter Ordinarius für Halle gewonnen werden<br />

konnte, <strong>der</strong> Seite <strong>an</strong> Seite mit Alberti und vor allem mit Juncker <strong>das</strong> Niveau <strong>der</strong> Vorperiode halten<br />

konnte und als Präses <strong>der</strong> Academia Naturae Curiosorum internationale Kontakte auch nach Ungarn<br />

hinein pflegte. 66<br />

Die Büchnersche Amtsperiode — die vierte Phase in dieser Aufstellung — wurde<br />

zum Auskl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> halleschen Gl<strong>an</strong>zepoche; sie war ohnehin in Frage gestellt, weil sich im Gefolge <strong>des</strong><br />

Siebenjährigen Krieges <strong>der</strong> wirtschaftliche Nie<strong>der</strong>g<strong>an</strong>g Halles abzeichnete. Wie groß aber dieser Nachkl<strong>an</strong>g<br />

war, verdeutlicht sich aus <strong>der</strong> Tatsache, daß unter Büchnerscher Regie noch einmal (bis 1769) insgesamt<br />

15 Ungarn <strong>das</strong> Disputationskathe<strong>der</strong> bestiegen (Tabelle 4), d. h. wesentlich mehr als im auf-<br />

6 2<br />

6 3<br />

6 4<br />

6 5<br />

6 6<br />

Kaiser, W.: „Ungarische Mediziner in Halle während <strong>der</strong> Gründungsphase <strong>der</strong> Academia Fri<strong>der</strong>ici<strong>an</strong>a" Comm.<br />

Hist. Art. Med. 105—106 (1984), S. 9-31<br />

Sotropa, V.: ,,Revoira districtului nasaude<strong>an</strong> 1755—1762" Archiva Somes<strong>an</strong>a (1937) S. 1—177<br />

Kaiser, W„ u. Piechocki, W. : „Die Arzt-Familie Raym<strong>an</strong>n aus Eperjes und ihre Beziehungen nach Halle"<br />

Comm. Hist. Art. Med. 60—61 (1971), S. 207—225<br />

Lazar, E.: „Die Arzt-Familie Hambach" Wiss. B. Univ. Halle 1987/23 (T 63), S. 107—110<br />

Kaiser, W„ u. Abe, H. R.: „Beiträge zum Leben und Werk von Andreas Elias Büchner (1701—1769)" Beitr.<br />

Gesch. Univ. Erfurt 18 (1975), S. 91-138

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