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das ungarische medizinstudium des 18. jahrhunderts an der ...

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Steph<strong>an</strong> Anton Kochlatsch hat 1721 in Halle eine bemerkenswerte Dissertation über die Bergbaukr<strong>an</strong>kheiten<br />

vorgelegt. 51<br />

In einer Nachbetrachtung jüngeren Datums heißt es zu diesem Beitrag:<br />

,,Kochlatsch <strong>an</strong>alysierte in seiner Studie jene Umstände, die bei den Bergarbeitern und den Metallarbeitern<br />

die Erkr<strong>an</strong>kung auslösten; er machte die allgemeine Auffassung jener Zeit bek<strong>an</strong>nt und bediente<br />

sich <strong>der</strong> Fachausdrücke, die m<strong>an</strong> im nie<strong>der</strong><strong>ungarische</strong>n Bergbaugebiet benutzte. Kochlatsch betonte,<br />

daß mit einer richtigen Luftzirkulation in den Lungen und damit im gesamten Körper Unheil auszuschalten<br />

sei; von den Metallen beurteilte er <strong>das</strong> Blei als <strong>das</strong> gefährlichste. Unter den Schemnitzer Bergleuten<br />

tauchte immer wie<strong>der</strong> eine Erkr<strong>an</strong>kung <strong>der</strong> Nasen- bzw. <strong>der</strong> Zungenschleimhaut auf. Durch die<br />

beschädigte Lunge käme es häufig zu Erstickungs<strong>an</strong>fällen, starker Speichelbildung und zum Blutspucken.<br />

.. Kochlatsch mißt bei <strong>der</strong> Beh<strong>an</strong>dlung dieser Erkr<strong>an</strong>kungen <strong>der</strong> Prophylaxe eine große Bedeutung<br />

zu und betont, daß es wichtig sei, die Gruben und Hüttenwerke richtig zu lüften. Den Arbeitern<br />

empfiehlt er eine gesunde Lebensweise bei mäßigem Genuß von gutem Wein, mit dem m<strong>an</strong> d<strong>an</strong><br />

schlechte Wasser umgehen könne und <strong>der</strong> zudem eine roborierende Wirkung habe. ' ' 52<br />

Während seiner halleschen Zeit ist Kochlatsch, <strong>der</strong> später in Kremnitz und in Pozsony wirkte, zum<br />

engagierten Pietisten geworden. Als er in seine Heimat zurückkehrte, führte er pietistisches Schrifttum<br />

mit: 53<br />

aus habsburgischer Sicht heraus war <strong>das</strong> B<strong>an</strong>nware und für Kochlatsch sicher nicht g<strong>an</strong>z ungefährlich.<br />

Nächst Herm<strong>an</strong>n und Kochlatsch delegierte Moller in diesen Jahren Matthias Institoris (1708—1763)<br />

sowie den eigenen Sohn nach Halle. Institoris wurde nach <strong>der</strong> Promotion von 1730 Physikus von Lőcse<br />

und Szepes, war Hausarzt <strong>der</strong> Familie Csáky und Konsiliarius in polnischen Diensten. Gottfried Moller<br />

legte im gleichen Jahre die Inauguralschrift De aere fodinarum metallicarum noxio mit dem deutschen<br />

Untertitel Vom unterirdischen bösen Wetter vor, knüpfte also <strong>an</strong> die Kochlatsch-Problematik<br />

<strong>an</strong>. 54<br />

In <strong>der</strong> halleschen Tagespresse wurde zu diesem Beitrag ausgeführt, es sei darin ,,<strong>der</strong> Ursprung,<br />

Art und schädliche Würckung solcher bösen Witterung, die m<strong>an</strong>nigfaltigen Kr<strong>an</strong>ckheiten, so daher entstehen,<br />

samt ihrer Cur" notiert. Bemerkenswert mag sein, daß <strong>der</strong> chemisch-pharmazeutische bereits<br />

vorgebildete Gottfried Moller die Universität Halle nicht auf dem Direktweg bezog, son<strong>der</strong>n den Umweg<br />

über <strong>das</strong> Laboratorium chymicum im sächsischen Freiberg wählte, <strong>das</strong> in diesen Jahren dort durch<br />

den Arzt-Chemiker Joh<strong>an</strong>n Friedrich Henckel (1679—1744) aufgebaut worden war. 55<br />

Es ging also um<br />

ein Ausbildungsoptimum, für <strong>das</strong> auf dem chemisch-mineralogischen Sektor Freiberg wichtiger als<br />

Halle erschien. Ähnliches galt für die M<strong>an</strong>ualchirurgie, die in Halle trotz aller Bemühungen von Heinrich<br />

Bass <strong>das</strong> Niveau <strong>des</strong> Collegium medico-chirurgicum von Berlin nicht erreichen konnte; so nimmt<br />

es nicht wun<strong>der</strong>, daß auch einige <strong>der</strong> <strong>ungarische</strong>n Jünger <strong>der</strong> Heilkunde namentlich in den Berliner<br />

Immatrikulationslisten auftauchen. Das waren allerdings Interimsaufenthalte, denn <strong>das</strong> Collegium<br />

medico-chirurgicum hatte kein Promotionsrecht. So kennte m<strong>an</strong>, wenn es um die Graduierungsformalitäten<br />

ging, im allgemeinen wie<strong>der</strong> nach Halle zurück. Üblicherweise ging es dabei um den Doktortitel,<br />

<strong>des</strong>sen Erwerb recht kostenaufwendig war; <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e beschied sich daher mit <strong>der</strong> Lizentiatur<br />

und kam erst später um die volle Titulatur ein. Letzteres traf auf Elias Tr<strong>an</strong>gus aus Szeben zu,<br />

<strong>der</strong> als in Eperjes nie<strong>der</strong>gelassener Arzt in die Familie Raym<strong>an</strong>n einheiratete und damit in eine Ärztedynastie,<br />

die durch Joh<strong>an</strong>n Adam Raym<strong>an</strong>n (1690—1770) überregionale Bedeutung gew<strong>an</strong>n, hatte dieser<br />

doch für Ost- und Südosteuropa die Wichtigkeit <strong>der</strong> Pockenschutzimpfung (Variolisation) herausgestellt.<br />

56<br />

Elias Tr<strong>an</strong>gus ging jedenfalls 1731 unpromoviert aus Halle ab; <strong>das</strong> Doktordiplom hat m<strong>an</strong> ihm<br />

ers 1754 nach Eperjes nachgereicht.<br />

51<br />

5 2<br />

53<br />

Bugyi, B.: ,,Az első magyarországi bánya- és kohóegészségügyi könyvről" Bányászati és Kohászati Lapok H. 7,<br />

1972<br />

Szállási, A.: „Ungarische Mont<strong>an</strong>medizin im <strong>18.</strong> Jahrhun<strong>der</strong>t" Wiss. B. Univ. Halle 1987/23 (T 63), S. 155—157<br />

Winter, E.: a. a. O. (Lit.-Stelle 17), S. 227 u. 229

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