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das ungarische medizinstudium des 18. jahrhunderts an der ...

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tig wurde, 38<br />

blieb Joh<strong>an</strong>n Adam Hoffsteter nach <strong>der</strong> 1695 unter Friedrich Hoffm<strong>an</strong>n erfolgten Graduierung<br />

noch zeitweilig in Halle und wirkte hier als Doctor legens; später ging er als Praktiker nach Sopron. 39<br />

2. Grenzt m<strong>an</strong> von <strong>der</strong> etwa 25 Jahre umfassenden Aufbauphase <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät eine<br />

zweite Periode mit einem Endpunkt um 1730 ab, d<strong>an</strong>n zeigt sich, daß in dieser relativ kurzen Zeit<br />

grundlegende institutionelle Komplettierungen eintraten. Die wichtigste war <strong>der</strong> Aufbau eines Collegium<br />

clinicum mit praxisnahen Unterweisungen am Kr<strong>an</strong>kenbett und in <strong>der</strong> poliklinischen Sprechstunde.<br />

Dieses von dem Fr<strong>an</strong>ckeschen Anstaltsarzt Joh<strong>an</strong>n Juncker (1679—1759) aufgebaute Collegium<br />

clinicum — für die deutschen Universitäten eine tiefgreifende Studienreform 40<br />

— f<strong>an</strong>d sein Domizil in<br />

<strong>der</strong> Fr<strong>an</strong>ckeschen Schulstadt ,,auf dem Waisenhause". Es war eine extrauniversitäre Einrichtung, die<br />

aber von <strong>der</strong> Universität genutzt werden konnte, zumal Juncker <strong>der</strong> Status eines Hochschuldozenten<br />

und später eines Professors zugebilligt wurde. Wie sehr gerade eine <strong>der</strong>artige Institution bis dahin vermißt<br />

wurde, zeigt sich <strong>an</strong> den zwischen 1717/18 und 1729/30 erheblich <strong>an</strong>steigenden Immatrikulationen<br />

<strong>an</strong>gehen<strong>der</strong> Mediziner. Bezeichnend sein mag auch die Tatsache, daß in dieser nur 12 Jahre umfassenden<br />

2. Periode fast ebensoviele Doktor<strong>an</strong>den zur Verteidigung ihrer Dissertation <strong>an</strong>traten wie vorher<br />

in einem knappen Vierteljahrhun<strong>der</strong>t. Auch die M<strong>an</strong>ualchirurgie erhielt durch den entsprechend vorgebildeten<br />

Heinrich Bass (1690—1754) Auftrieb; 41<br />

sein Büchlein über Verb<strong>an</strong>dslehre wurde zum St<strong>an</strong>dardwerk<br />

seiner Zeit. 42<br />

Schließlich kam es 1727 zum Bau eines Theatrum <strong>an</strong>atomicum. 43<br />

Auch hierbei<br />

setzte die individuelle Aktivität Zeichen, denn <strong>das</strong> Theatrum <strong>an</strong>atomicum wurde aus privaten Mitteln<br />

<strong>des</strong> Hochschullehrers Georg D<strong>an</strong>iel Coschwitz (1679—1729) erbaut; es st<strong>an</strong>d aber — im Gegensatz zum<br />

Junckerschen Collegium clinicum — unter <strong>der</strong> Jurisdiktion <strong>der</strong> Universität. 44<br />

Fortschritte gab es auch<br />

im Bereich <strong>der</strong> Experimentalchemie, für die Joh<strong>an</strong>n Juncker einen Conspectus Chemiae methodo Stahli<strong>an</strong>a<br />

conscriptus verfaßte; in <strong>der</strong> Erstausgabe von 1730 nahm er im übrigen auch zu den Arbeiten <strong>des</strong><br />

<strong>ungarische</strong>n Alchemisten Antal Forgách Stellung. 45<br />

Einen <strong>ungarische</strong>n Doctor legens hat es in dieser<br />

zweiten Phase in Halle allerdings nicht gegeben. Friedrich Hoffm<strong>an</strong>n wäre interessiert gewesen, den<br />

aus Pozsony stammenden und zu dieser Zeit in Jena tätigen Joh<strong>an</strong>n Andreas Segner (1704—1777) für<br />

die Academia Fri<strong>der</strong>ici<strong>an</strong>a zu gewinnen; dieses Vorhaben scheiterte, weil die Leitungsebene <strong>der</strong> halleschen<br />

Universität unterstellte, Segner bewege sich zu sehr in den Spuren <strong>des</strong> aus <strong>der</strong> Saalestadt vertriebenen<br />

Aufklärungsphilosophen Christi<strong>an</strong> Wolff (1619—1754). ,,Eine Cabale hintertrieb es für dieses<br />

mal" heißt es dazu in einer späteren Segner-Biographie. 46<br />

3 8<br />

3 9<br />

4 0<br />

41<br />

4 2<br />

4 3<br />

4 4<br />

45<br />

4 6<br />

Kapronczay, K.: „Ungarische Mediziner <strong>der</strong> Schulze-Ära in Halle und Wittenberg" Wiss. B. Univ. Halle<br />

1988/40 (T 68), S. 175-179<br />

Kaiser, W. : „Die Universität Halle-Wittenberg und die Ärzteschaft von Sopron im <strong>18.</strong> Jahrhun<strong>der</strong>t" Wiss. B.<br />

Univ. Halle 1977/16 (T 14) (Halle 1977)<br />

Kaiser, W„ Krosch, K.-H. u. Piechocki, W.: „Collegium clinicum Haiense" Wiss. B. Univ. Halle 1967/3 (R 2),<br />

S. 9—76; Kaiser, W„ Krosch, K.-H. u. Piechocki, W.: „Klinische und poliklinische Studentenausbildung <strong>des</strong><br />

<strong>18.</strong> Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>an</strong><strong>der</strong> Universität Halle" Wiss. Z. Univ. Berlin (Math.-naturw. R.) XVII (1968), S. 817—820;<br />

Kaiser, W.: „Die medizinische Studienreform <strong>des</strong> frühen <strong>18.</strong> Jahrhun<strong>der</strong>ts. Zur 300. Wie<strong>der</strong>kehr <strong>des</strong> Geburtstages<br />

von Joh<strong>an</strong>n Juncker (1679—1759)" Z. gesamte Inn. Med. 34 (1979), S. 340—348<br />

Kaiser, W.: „Die Anatomen Heinrich Bass (1690 bis 1754) und Joh<strong>an</strong>n Friedrich Cassebohm (1699 bis 1743)"<br />

Zahn-, Mund- u. Kieferheilkd. 63 (1975), S. 374-384<br />

Steudel, J. : „Der Verb<strong>an</strong>dsstoff in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Medizin" in: Jubiläumsschrift Fa. Degen und Kuth. (Düren,<br />

o. J.)<br />

Kaiser, W. : „250 Jahre Theatrum Anatomicum Haiense" Wiss. Z. Univ. Halle (Math.-naturw. R.) XXVII (1978),<br />

H. 1, S. 123—141<br />

Kaiser, W: „Medizinisches Grundlagenstudium im frühen <strong>18.</strong> Jahrhun<strong>der</strong>t. Zur 300. Wie<strong>der</strong>kehr <strong>der</strong> Geburtstages<br />

von Georg D<strong>an</strong>iel Coschwitz (1679—1729)" Z. gesamte Inn. Med. 34 (1979), S. 419—428<br />

Szőkefalvi-Nagy, Z.: „Der <strong>ungarische</strong> Alchemist Antal Forgách in <strong>der</strong> Junkerschen Darstellung" Wiss. B. Univ.<br />

Halle 1979/29 (T 31), S. 54-56<br />

Thunm<strong>an</strong>n, J.: „Nachrichten von dem Leben <strong>des</strong> seligen Herrn Geheimen Raths Joh<strong>an</strong>n Andreas von Segner"<br />

Wöchentliche Hallische Anzeigen Nr. XLV (1772), Sp. 705—710

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